Petition gegen Bildungsplan BaWü zur sexuellen Vielfalt als Unterrichtsthema

  • Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, zwischen unguten und guten Ideologien zu unterscheiden - verräterisch nicht, neleabels?


    Ungute Ideologien sind Faschismus, Kommunismus, Fundamentalismus. Gute Ideologien sind Pluralismus, Demokratie, Freiheit. Es ist deiner Meinung nach sinnlos und verräterisch da zu differenzieren? Interessant. Könntest du das bitte näher erklären?


    Zitat

    Ich habe auch keine sogenannten Ressentiments gegen wen auch immer.


    Dann ist absolut unverständlich, inwiefern du den Kontakt mit der Realität von Homosexualität für Kinder "überfordernd" hältst, bzw. für etwas, dass Grundschüler nicht wissen brauchen.


    Zitat

    Was wir aber brauchen ist ein offene Diskussion darüber,


    Eine offene Diskussion begänne damit, dass die Beteiligten offen ihre Position darlegen und begründen. Darum würde ich dich doch jetzt schon etwas dringlicher bitten - wo sind denn für dich jetzt die konkreten, praktischen Gründen, dass das Wissen schädlich ist für Kinder, dass Männer Männer lieben und Frauen Frauen. Dass Männer Frauen lieben, dürfen die Kinder doch auch schon im Kindergarten wissen.


    Um ehrlich zu sein, finde ich es zunehmend interessanter, dass du so hartnäckig eine klare Aussage verweigerst. Ein böswilliger Leser könnte jetzt schon fast auf den Gedanken kommen, dass du dich scheust, deine Beweggründe offen zu vertreten. Oder dass da vielleicht nichts ist als ein unreflektiertes Gefühlrumoren. Aber das will ich nicht glauben.


    Zitat

    ohne zwischen sogenannten "guten" und "unguten" Ideologien zu unterscheiden. Ideologien brauchen wir finde ich gar keine.


    Ähm. Du bist nicht anscheinend nicht über die Bedeutung des Begriffs "Ideologie" im wissenschaftlichen Gebrauch und der Unmöglichkeit von Ideologiefreiheit in der Auseinandersetzung mit menschlichem Sein informiert?


    Nele

  • Neleabels wie kannst Du als erwachsener Mann denn sicher ausschließen, dass die Begenung mit der Realität von Homosexualtät nicht doch verstörend auf jüngere Kinder wirken kann?


    Vorstellen kann ich mir sehr viel: wenn man, wie die meisten der Gegner des Bildungsplanes - fälschlich Sexualpraktik mit alltäglicher Lebenspraktik vermengt, dann kann ich mir z.B. vorstellen, dass die leidenschaftliche sexuelle Vereinigung von Mann und Frau mit ihren für KIndern unverständlichen Geräuschen, Gerüchen und Handlungen schwer verstörend wirken kann. Das ist sicherlich ganz genau so bei der Sexualität zwischen Mann und Mann oder zwischen Frau und Frau. Dann wiederum ist natürlich allen intelligenten Betrachtern dieser Diskussion klar, dass so eine fälschliche Gleichsetzung nichts weiter als der plumpe Versuch ist, Scheinargumente gegen eine tolerantere Betrachtung von Lebensweisen auch in der Schule zu sammeln, nicht wahr?


    Ein weiterer Grund, warum eine Begegnung mit Homosexualität verstörend für Kinder sein kann ist der, dass sie schon von klein auf systematisch mit Ressentiments und Abneigung konditioniert worden sind, weil das ideologisch gefordert wurde, z.B. durch den Glauben, und institutionell, z.B. im Religionsunterricht oder in der Kirche, praktisch umgesetzt wurde. Es hat schon seinen Grund, dass die Initiatoren der Petition einen streng christlichen Hintergrund haben. Es ist natürlich bedauerlich, wenn der Verstand von Kindern schon in so jungen Jahren vergiftet wird, und es wird viel Arbeit und Geduld benötigen, dem durch Bildung und Aufklärung später zu begegnen. Dem begegnet man überall in der Welt, aber überall auf der Welt gibt es auch immer wieder Anlass zu Hoffnung und Optimismus, wenn der Kontakt mit freiem Denken ohne Angst und Scheuklappen den Geist öffnet und wachsen lässt!


    Nele

  • Chapeau, Nele. Der Punkt geht an dich, du hast dich im Rahmen deines Studiums vielleicht eingehender mit dem Ideologiebegriff befasst, vielleicht sogar einen Doktortitel? Soweit ich weiß ist aber Demokratie keine Ideologie, aber du kannst mich gern eines Besseren belehren.



    Aber du solltest mir nicht Ressentiments unterstellen wo keine sind. Das lass ich mir auch nicht einreden.


    Ich bleibe dabei, jüngere Kinder müssen nicht mit verschiedenen Lebensformen konfrontiert werden. Im Kindergarten reicht tatsächlich noch Mama -Papa- Kind. Es mag wenige Ausnahmen geben.
    Das mag für dich jetzt spießig klingen, aber es ist für die Kinder sicher nicht schlecht und hat sich doch im Großen und Ganzen auch bewährt. Aber das ist auch nur eine Meinung von vielen.
    Ich versuche deine Meinung übrigens zu respektieren, auch wenn es nicht immer leicht für mich ist.

  • Aber selbst wenn es nur um die Frage nach "ethischen/moralischen Beurteilungen" ginge, stehst Du leider außerhalb des Konsenses dieser Gesellschaft. Der - knapp gesagt - darin besteht, dass es nicht akzeptabel ist, Menschen aufgrund von Aspekten ihres Menschseins abzulehnen oder verächtlich zu machen.


    Sind Sie der Ansicht, daß jeder Bürger dieser Gesellschaft uneingeschränkt alle existierenden sexuellen Verhaltensweisen, Lebensentwürfe oder Neigungen für "gut" und "richtig" erachten muß? Oder gestehen sie allen Bürgern dieser Gesellschaft das Recht zu, sich eine eigene Meinung darüber zu bilden und ggf. auch zu dem Standpunkt zu gelangen, daß man persönlich die eine oder andere sexuelle Erscheinungsform für unethisch/unmoralisch hält?

  • Ein weiterer Grund, warum eine Begegnung mit Homosexualität verstörend für Kinder sein kann ist der, dass sie schon von klein auf systematisch mit Ressentiments und Abneigung konditioniert worden sind, weil das ideologisch gefordert wurde, z.B. durch den Glauben, und institutionell, z.B. im Religionsunterricht oder in der Kirche, praktisch umgesetzt wurde. Es hat schon seinen Grund, dass die Initiatoren der Petition einen streng christlichen Hintergrund haben.


    Ich habe ehrlich gesagt noch nie gehört, daß christliche Elternhäuser oder Kirchen ihre Kinder auf Abneigung gegen Homosexualität konditionieren. Vielmehr kommen solche Phänomene wie Homosexualität in christlichen Elternhäusern überhaupt nicht vor. Die Kinder wachsen ganz normal mit der natürlichen Familie von Mama, Papa, Kind auf.


    Ich frage mich gerade, bei all ihren Anfeigunden gegen Christen, welche Toleranz Sie z.B. einem katholischen Jungendlichen entgegenbringen würden, der über ein christliches Leitbild und Wertefundament verfügt und aus seinem Glauben heraus im Rahmen einer Unterrichtseinheit zum Thema "Homosexualität" den Standpunkt seiner Glaubensgemeinschaft vertritt. Ich vermute mal, mit viel Toleranz für seinen Standpunkt hätte der Schüler Ihrerseits nicht zu erwarten.

  • Chapeau, Nele. Der Punkt geht an dich


    Es geht mir überhaupt nicht darum, irgendwelche Punkte zu machen. Über diese Schwierigkeit war ich authentisch verwundert, da der wertfreie Ideologiebegriff eigentlich schon seit Anfang der 60er verwendet wird. Und ja, natürlich ist Demokratie auch eine ideologisch begründete Staatsform. *)


    Zitat

    Aber du solltest mir nicht Ressentiments unterstellen wo keine sind. Das lass ich mir auch nicht einreden.


    Man kann Menschen nicht hinter den Kopf gucken - deshalb kann man Haltungen nur daran messen, was jemand sagt oder tut. Es ist nicht nötig, dass jemand freimütig eine Haltung einräumt; es ist nicht einmal nötig, dass jemandem eine Haltung überhaupt bewusst ist. Ich nehme einfach mal folgende Aussage:


    Zitat

    Ich bleibe dabei, jüngere Kinder müssen nicht mit verschiedenen Lebensformen konfrontiert werden. Im Kindergarten reicht tatsächlich noch Mama -Papa- Kind. Es mag wenige Ausnahmen geben.


    Du vertrittst die Haltung, dass die Form von Liebesbeziehung, die den Kindern zuvorderst als Realität zu zeigen ist, die heterosexuelle Kernfamilie ist. In deinen Worten stellst du darüber hinaus implizit fest, dass Homosexualität für Kinder unangemessen sei ("überfordernd") und dass man Grundschüler eigentlich davon fernhalten solle ("muss das ein Grundschüler wirklich wissen?") Diese Gegenüberstellung ist klar wertend. Heterosexualität ist anzustreben, Homosexualität prinzipiell abzulehnen - denn warum sonst sollte man Kinder davor bewahren? Eine Begründung dafür gibst du nicht an - ich denke, ich darf an diesem Punkt annehmen, dass deine Haltung auf nichts als ein unreflektiertes emotionales Rühren zurückzuführen ist.


    Es tut mir leid, das alles zusammen ist das, was man eine dauernde Abneigung nennt oder eben auch ein Ressentiment. Die Begriffe bedeuten nun einmal, was sie bedeuten.


    Zitat

    Das mag für dich jetzt spießig klingen, aber es ist für die Kinder sicher nicht schlecht und hat sich doch im Großen und Ganzen auch bewährt.


    Ich denke, ich darf davon ausgehen, dass du eine entsprechende Erziehung und religiöse Prägung durchlaufen hast. Ich stelle bei dir fest, dass das bei dir dazu geführt hat, dass du beifällig einer Diskriminierung zustimmst, ohne dass dir überhaupt der diskriminatorische Charakter der Petition bewusst ist. Ich sehe, dass "schwul" ein alltägliches Schimpfwort unter Jugendlichen ist. Ich sehe, dass eine gesellschaftliche Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben überhaupt erst seit zweieinhalb Jahrzehnten Fuß zu fassen beginnt. Ich sehe das Leid und die Schäden, die ältere Schwule und Lesben in meiner Bekanntschaft durchlitten haben, die alltäglichen kleinen Gemeinsamkeiten und Abwertungen, die jüngere Schwule und Lesben immer noch alltäglich durchleben. Ich sehe den Hass und die Verachtung, die Schwule und Lesben in religiöse dominierten Gesellschaften, wie z.B. in den christlichen USA oder der muslimischen Türkei erleben. Von Uganda oder dem Iran (du weißt doch, so hoffe ich inständig, was da vor sich geht?) fange ich gar nicht erst an.


    Und du sagst hier in allem Ernst, eine Schulbildung, die die Ausgrenzung von Schwulen und Lesben grundsätzlich mitträgt, habe sich bewährt? Wirklich?


    Zitat

    Aber das ist auch nur eine Meinung von vielen.
    Ich versuche deine Meinung übrigens zu respektieren, auch wenn es nicht immer leicht für mich ist.


    Wie kommst du darauf, dass Meinungen gleichberechtigt nebeneinander stehen und per se Anspruch auf Respekt hätten? Ob du meine Meinung respektierst oder nicht, ist mir gleichgültig. Deine Meinung halte ich für wertlos, da sie völlig unbegründet, ausschließlich durch Erziehung und Konditionierung gestützt und bei näherer Betrachtung völlig unhaltbar ist. Wie soll ich so einer Meinung gegenüber Respekt zeigen?


    Nele


    *) Im Hinterkopf schwebt mir eine wunderbare, allgemeingültige Metapher von Ideologie im herum, die ich jetzt leider nicht mit einem konkreten Namen verknüpfen kann: "Ideology is what you think is normal."

  • Ich habe ehrlich gesagt noch nie gehört, daß christliche Elternhäuser oder Kirchen ihre Kinder auf Abneigung gegen Homosexualität konditionieren. Vielmehr kommen solche Phänomene wie Homosexualität in christlichen Elternhäusern überhaupt nicht vor. Die Kinder wachsen ganz normal mit der natürlichen Familie von Mama, Papa, Kind auf.


    Dieser Satz enthüllt ein derartiges Maß von unbehebbarer menschlicher Grunddummheit und Ignoranz, dass ich den Beitrag nicht mit einer Antwort würdigen werde. Eine solche fiele sowieso ungebremst durch die Leere zwischen Wandersmanns Ohren.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Mir graut jedes Mal, wenn diese "christlichen Elternhäuser" in Gestalt wohlgekleideter Zeugen Jehovas an meiner Tür klingeln und mich von ihrer Ideologiefreiheit überzeugen wollen.
    Wandersmann - du bist angehender Gymnasiallehrer? Ich wünsche dir, dass du im Verlauf deines Studiums noch zu einigen guten Erkenntnissen gelangst.


    Wenn derzeit ein Schüler der Grundschule einen anderen Schüler als "Schwule Sau" tituliert und ich den Unterricht daraufhin unterbreche, um den Kindern zu erklären, was 'schwul sein' eigentlich bedeutet, ist es gut möglich, dass am nächsten Vormittag wohlgekleidete christliche Eltern beim Schulleiter stehen und monieren, dass ich das laut Bildungsplan nicht darf- weil das kein Unterrichtsinhalt sei. Und der gibt den Eltern eventuell Recht - und mir eins auf die Mütze.
    Nach dem neuen Bildungsplan kann der Schulleiter diesen Eltern erklären, dass ich nur meiner Pflicht als Pädagoge nachgekommen bin. Und das ist dann gut so.


    Was habt ihr für eine "German Angst" vor der Aufklärung? Back to the Middle Age or what? Kopfschüttelnd


    Zitat

    Ich frage mich gerade, bei all ihren Anfeigunden gegen Christen, welche Toleranz Sie z.B. einem katholischen Jungendlichen entgegenbringen würden, der über ein christliches Leitbild und Wertefundament verfügt und aus seinem Glauben heraus im Rahmen einer Unterrichtseinheit zum Thema "Homosexualität" den Standpunkt seiner Glaubensgemeinschaft vertritt. Ich vermute mal, mit viel Toleranz für seinen Standpunkt hätte der Schüler Ihrerseits nicht zu erwarten.


    Falls der Schüler seinen Mitschülern erklären will, dass Homosexualität ansteckend, teuflich-satanisch oder anerziehbar sei - würde ich inhaltlich auf Null-Toleranz schalten - für den Unterhaltungswert seiner Ausführungen könnte er ein paar Punkte einheimsen...


    Und noch etwas. Ich bin Christ. Auch das ist gut so. Und genau aus diesem Glauben heraus geht mir diese Homophobie sowas auf'n Senkel...

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()


  • Wie bitte?!?!? Das steht in einzelnen Schulgesetzen??


    Schulgesetz NRW:

    Zitat

    (2) Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken, ist vornehmstes Ziel der Erziehung


    Übrigens kein uraltes Relikt, sondern 2006 eingefügt. Nicht gewusst?


    Die Macht der Kirchen und der religiösen Lobbygruppen ist ungeheuer groß. Und das ändert sich auch nicht, weil die allermeisten Leute mit völliger Gleichgültigkeit durch die Gegend laufen und zu faul sind, sich auch nur über das mindeste zu informieren. (Bis sie dann plötzlich entsetzt feststellen, dass z.B. die liebe Kindergärtnerin entlassen worden ist, weil sie erneut geheiratet hat.) Naja, die kulleräugige Freude am schönen Babyfest der Taufe oder die weiße Traumhochzeit in der Kirche sind da eben wichtiger und die kirchlichen Märchen von ihren unverzichtbaren Sozialleistungen hören sich so schön an. Kann man eben nichts dran machen... :wacko:


    Was passiert, wenn die Maske fällt, sehen wir ja gerade hier.


    Nele


    Dass sich auch die ach so moderaten etablierten Kirchen, weder Protestanten noch Katholiken, nicht von der Petition der durchgeknallten Pietisten distanzieren wollen, ist bekannt? Naja, wohl eher nicht.

  • Was habt ihr für eine "German Angst" vor der Aufklärung? Back to the Middle Age or what? Kopfschüttelnd


    Ich bin der Meinung, daß es nicht Aufgabe der Schule ist Grundschulkinder über "sexuelle Vielfalt" aufzuklären. Und ich sehe überhaupt nicht die Notwendigkeit. Wenn die Kinder in diesem Alter ihre natürliche Familie mit Mutter, Vater, Kind kennen, dann ist das absolut ausreichend. Daß es in dieser Welt da draußen noch so einige spezielle, andersartige Lebensformen oder Neigungen gibt, muß ein 7Jähriger nun wirklich nicht zwingend wissen.


    Es gibt doch diverse Themen, die gesellschaftlich aktuell sehr kontrovers diskutiert werden, z.B. "Homo-Ehe". Das könnte man doch dann in einer 10. Klasse mit den Schüler in einer Unterrichtseinheit aufgreifen, wo alle Standpunkte und Argumente Pro und Contra neutral und unvoreingenommen vorgebracht werden, wo dann im Klassenverband diskutiert und erörtert werden kann und Schule eine Plattform des offenen und freien Meinungsbildungsprozeßes darstellt.

  • Doch, ist bekannt, und ich schätze gerade die liberalen Bistümer in BW dafür, dass sie hier einmal nicht dem Zeitgeist hinterher rennen, sondern Position beziehen.


    Überhaupt gelesen, was "die Kirchen" geäußert haben? Die Bildungsdezernenten der 4 Glaubensgemeinschaften Landeskirchen in Ba-Wü hatten sich zusammengesetzt und ein Papier ausgebrütet. Viele in der Kirche sind über die mediale Aufmerksamkeit für dieses Papier der Sachbearbeiter nicht sehr glücklich.


    Die Kirchen beziehen jedoch nicht so eindeutig Position, wie manche das hier darstellen oder gerne hätten:
    http://www.elk-wue.de/arbeitsf…im-interview/werner-baur/


    Hier ist die Überschrift zwar reißerisch- der Artikel selbst gibt sich jedoch sehr moderat.
    http://www.elk-wue.de/aktuell/…essemitteilung/?tx_ttnews[tt_news]=50809&no_cache=1


    Auch der Landesbischof vetritt nicht die Position der Bildungsplangegner:
    http://www.elk-wue.de/arbeitsf…rview/frank-otfried-july/


    edit: Bezeichnung "Glaubensgemeinschaften in "Landeskirchen"geändert.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Ich habe ehrlich gesagt noch nie gehört, daß christliche Elternhäuser oder Kirchen ihre Kinder auf Abneigung gegen Homosexualität konditionieren. Vielmehr kommen solche Phänomene wie Homosexualität in christlichen Elternhäusern überhaupt nicht vor. Die Kinder wachsen ganz normal mit der natürlichen Familie von Mama, Papa, Kind auf.

    Ach, ich kann mir schon vorstellen, wenn Gott ein christliches Elternhaus prüfen will, dass er ihm ein homosexuelles Kind schickt. So kommt das Phänomen doch dorthin - eben zur Prüfung, ob dann auch genug gesundgebetet wird. Das ist kein Vorwurf an die Eltern; Hiob soll ja auch ein untadeliger Mann gewesen sein.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat Wandersmann :

    Zitat

    Ich bin der Meinung, daß es nicht Aufgabe der Schule ist Grundschulkinder über "sexuelle Vielfalt" aufzuklären. Und ich sehe überhaupt nicht die Notwendigkeit. Wenn die Kinder in diesem Alter ihre natürliche Familie mit Mutter, Vater, Kind kennen, dann ist das absolut ausreichend. Daß es in dieser Welt da draußen noch so einige spezielle, andersartige Lebensformen oder Neigungen gibt, muß ein 7Jähriger nun wirklich nicht zwingend wissen.

    Dem stimme ich voll zu !


    Und ich frage mich sowieso, ob einige KollegInnen, die sich von der sexuellen Vielfalt in unserer Gesellschaft so betroffen fühlen und an nichts anderes mehr zu denken scheinen, überhaupt noch normalen Unterricht halten. Dabei gibt es für Grundschüler so viel anderes und wichtigeres zu lernen, wie z.B. Lesen, Schreiben, Rechnen, Malen, Musik etc., damit sie ausnahmsweise mal nicht als Quasie-Analphabeten zu uns in die 5. Klassen kommen.


    Liebe KollegInnen, lebt die Toleranz vor und gut ist !


    Man muss nicht alles in der Schule zum Thema machen, was gesellschaftlich abläuft. Wir können nicht alle erreichen, weil unsere Gesellschaft sich angesichts der kulturellen Vielfalt und an Wertevorstellungen immer mehr diversifiziert.


    Nicht, dass ich ein Pessimist bin, aber etliche Migranten, wie z.B. Muslime oder Russlanddeutsche mit christlich fundamentalem Hintergrund, Zeugen Jehovas etc. erreicht man sowieso nicht, weil sie etliche Werte unserer Gesellschaft eher gering schätzen und sich mehr abschotten, je mehr wir unsere Werte vermitteln wollen.


    Wer es nicht glaubt, wünsche ich viel Spaß z.B. bei einer Diskussion mit etlichen Freikirchlern. Einige russlanddeutsche Eltern mit freikirchlichem Background teilen uns ganz offen mit, dass sie von unserer Gesellschaft nicht viel halten, auch nicht von etlichen unserer Werte. -Aber sonst kann man denen nichts vorwerfen. Sie gehen fleißig ihrer Arbeit nach und bezahlen Steuern (Soziale Hängematte ist bei den Russlanddeutschen absolut verpönt). Ihre Kinder sind gut erzogen, strebsam, freundlich und immer hilfsbereit, im Gegensatz zu etlichen aufgeklärteren Schülern. Die gleichen Wahrnehmungen habe ich bei den Zeugen Jehovas. -Es ist natürlich klar, dass sie andere sexuelle Orientierungen und Lebensgemeinschaften als Werk des Teufels betrachten.

    Zitat

    Es gibt doch diverse Themen, die gesellschaftlich aktuell sehr kontrovers diskutiert werden, z.B. "Homo-Ehe". Das könnte man doch dann in einer 10. Klasse mit den Schüler in einer Unterrichtseinheit aufgreifen, wo alle Standpunkte und Argumente Pro und Contra neutral und unvoreingenommen vorgebracht werden, wo dann im Klassenverband diskutiert und erörtert werden kann und Schule eine Plattform des offenen und freien Meinungsbildungsprozeßes darstellt.

    Genauso sehe ich das auch ! Mehr kann man als Schule auch nicht machen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe ehrlich gesagt noch nie gehört, daß christliche Elternhäuser oder Kirchen ihre Kinder auf Abneigung gegen Homosexualität konditionieren. Vielmehr kommen solche Phänomene wie Homosexualität in christlichen Elternhäusern überhaupt nicht vor.


    Sag mal in welcher Enklave von Ignoranz lebst du denn?


    Ich berate andauernd homosexuelle Jugendliche, deren Homosexualität im Kontrast zum strikten christlichen oder muslimischen Elternhaus ihnen Riesenprobleme bereitet - ich berichtige: nicht die Homosexualität bereitet ihnen Probleme,, sondern die Angst vor den Eltern, das Isoliertsein, das Wissen, als Mensch mit allem, was dazu gehört, nicht angenommen zuwerden in der eigenen Familie. Diese Jugendlichen leiden ausschließlich wegen der Unverrückbarkeit der Doktrinen ihrer Eltern/Familie, die ihnen einreden, sie seien eine Schande, eine Aberration, nicht gottgefällig und im Prinzip vedammt. Und den Zorn, den ich auf Eltern empfinde, die den Begriff der bedingungslosen Liebe gerne vor sich hertragen, sie ihren eigenen Kindern gegenüber aber nicht mal im Ansatz aufrecht erhalten können, sondern bereit sind, es zum Wohl des eigenen Weltbildes kaputtzubiegen oder aus der Familie auszuschließen oder gar zu quälen... na ich spare mir das Weitere.


    Und in den vielen Beratungsstellen, mit denen ich zusammen arbeite, wird mir dasselbe zurück gemeldet: die homosexuellen Jugendlichen leiden, deren Eltern - meist aus Glaubensgründen - sie nicht in ihrem ganzen menschlichen So-sein akzeptieren und lieben können - was für lieblose Kleingeister diese Eltern sind. DAS sind dann auch die Jugendlichen, die depressiv werden, sich selbst verletzten, Suizid begehen. NICHt die, deren Eltern die sie mit ihrer sexuellen Identität lieben, annehmen und supporten.


    Und deine Einstellung ist tatsächlich so, dass man dich eigentlich bitten muss, nicht auf Lehramt zu studieren. Ich kann nicht sehen, wie du es auch nur annähernd schaffen kannst, mit einer derartigen aggressiven Intoleranz und Ignoranz offen auf Kinder jeder Art zuzugehen und sie so zu nehmen, wie sie sind.

  • Nun hab ich mich durch diesen Faden gelesen und möchte meine Sicht als offen homosexuell lebender Mann, der seit 19 Jahren (mehr als die Hälfte meines Lebensalters) in einer Beziehung mit dem gleichen Mann (ein Klassenkamerad) lebt und "verpartnert" ist, darlegen.


    Diskussion, ob biologische Eigenschaft, anerzogen oder sonstwas:


    Die neuesten Forschungsergebnisse kommen zum Schluss (natürlich nur bis sie widerlegt werden), dass der Grund für Homosexualität in der Vererbung (Epigenetik) liegt. Auch die meisten älteren Ergebnisse kommen zu diesem Schluss, wenn auch über andere Erklärungsmodelle.


    http://www.zeit.de/2013/11/Homosexualitaet
    http://www.welt.de/wissenschaf…-der-Homosexualitaet.html


    Davon abgesehen ist eine allein auf Anerziehung gestützte Erklärung, schon aufgrund der etwa gleichen Rate an homosexuellen Tieren, quer durch alle Tierarten, hinfällig. Zudem
    müsste es doch eigentlich egal sein, warum manche Menschen homosexuell sind und andere nicht: Wichtig ist doch einzig und allein, das die Menschen mit ihrer jeweils unterschiedlichen Lebenspartnerwahl glücklich sind und niemand geschädigt oder ausgenutzt wird. Genau betrachtet ist auch die, bei dieser Thematik, meist propagierte und als schützenswert dargestellte Familie aus Mutter, Vater und Kind(er) und die geschlechtertypischen Rollenbilder nichts anderes als ein menschliches Konstrukt (ebenso wie der Begriff Familie an sich). Zumindest wüsste ich nicht, das Familie - überhaupt und im traditionellen Sinne - eine biologische Eigenschaft ist. Die Fähigkeit miteinander Kinder zu zeugen ist natürlich zwischen Frau und Mann gegeben und nicht zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren - wobei, falls jemand dies noch nicht weiß, auch ein homosexueller Mann ist fähig ein Kind zu zeugen und eine homosexuelle Frau eines auszutragen. Kommt bei Kinderwunsch auch nicht selten vor.


    Es ist in den westlichen aufgeklärten Länder (zum Glück) bereits Konsens, dass keine Wahlmöglichkeit besteht. Und ja, zur Demokratie gehört auch einen solchen Konsens zumindest zu tolerieren.


    Zudem wird hier immer mal wieder angesprochen, dass es nur so wenige dieser LSBTTIQ-Menschen gäbe und/oder das die Diskriminierungsrate klein ausfällt. In der Fachliteratur wird von einer Quote von 3-10% allein an homosexuellen Menschen ausgegangen. Nimmt man alle Spielarten hinzu (homosexuelle, bisexuelle, transexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen), so kann man davon ausgehen, dass in jeder Klasse mindestens einer diese Menschen sitzt. Die Diskriminierungsrate ist aller Wahrscheinlichkeit deshalb relativ gering, weil sich kaum einer dieser Menschen traut, sich während der Schulzeit zu "outen" (meine These, nicht wissenschaftlich gestützt). Wobei auch das Schimpfwort "schwul" bereits diskriminierend ist. Schließlich bedeutet es, dass ich als Schwuler wohl so abartig bin, dass man mich als Schimpfwort benutzen kann. So gesehen kann die Rate so klein nicht sein!


    Der Bildungsplan:


    Es geht es doch gar nicht darum diese Lebensformen als besonders anstrebenswert oder besser als andere darzustellen. Es geht darum, sie einfach hin und wieder im Unterricht vorkommen zu lassen (sei es in Matheaufgaben, in Texten, in Schulbüchern usw.). Dadurch soll erreicht werden, dass Kinder einfach wissen, es gibt neben der traditionellen Familie auch weitere Lebensformen.


    Weshalb ich dies gut finde:


    In der Regel ist Homosexualität etwas, dass nicht irgendwann passiert, sondern, sobald ein Kind anfängt sich mit seiner Sexualität auseinanderzusetzen, bereits vorhanden ist. Ist dem Kind zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass dies einfach vorkommt und in Ordnung ist, fängt es an sich selbst als nicht in Ordnung zu sehen. Aus eigener Erfahrung (und der von vielen anderen) ist dieser Zustand extrem belastend.


    Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Klassenkameraden/innen bereits ihre ersten Beziehungen führen und darüber sowie über körperliche Sexualität reden, kommt es ebenfalls zu einer Belastungssituation. Nur als kleines Beispiel nenne ich Fragen wie: "Warum hast du noch keine Freundin?", oder "Findest du die Susi nicht auch scharf?" Was soll man dann antworten? Man verleugnet sich und den evtl. bereits vorhandenen Freund/die Freundin vor Angst nicht verstanden und ausgegrenzt zu werden. Dies verstärkt das Gefühl, das die eigene Lebensart nicht in Ordnung ist!


    Warum spricht aus meiner Sicht nichts dagegen LSBTTIQ Lebensarten bereits in der Grundschule bzw. auch schon im Kindergarten vorkommen zu lassen bzw. zu thematisieren:


    Kinder sehen jeden Tag die Lebensform "Mann und Frau". Dabei denken sie, solange sie noch keinen eigenen Bezug zu körperlicher Sexualität entwickelt haben, ganz unschuldig an Liebe und Zusammenleben. Weshalb bitte, sollten sie an körperliche Sexualität denken, wenn es darum geht, dass auch Mann und Mann oder Frau und Frau sich lieben können? Weshalb sollten sie es tun, wenn sie erfahren, das es Frauen gibt, die sich als Mann fühlen, oder Männer, die sich als Frau fühlen? Aus diesem Grund finde ich es wichtig, alternative Lebensformen bereits so früh wie möglich in den Horizont von Kindern zu bringen. Auf jeden Fall, bevor sie sich ihrer eigenen Sexualität bewusst werden! Dann haben sie damit und mit der Pubertät genug zu tun.


    Nochmals zur Erinnerung: Es gibt keine Wahlmöglichkeit ob man hetero- oder homosexuell, bisexuell, transgender, transsexuell, queer ist. Es ist also nicht möglich, dass mittels Wissen "Es gibt noch Weiteres als Heterosexualität" jemand in eine LSBTTIQ-Lebensweise getrieben wird. Im Gegenteil, es erleichtert diejenigen, die so empfinden und so sind, dies als in Ordnung zu erleben!


    Mir und vielen die ich kenne, hätte es viel Kummer, Selbstverleugnung, Unsicherheit und Selbsthass erspart, wenn es klar gewesen wäre, dass es sowas gibt, ich nichts dafür kann und es in Ordnung ist.


    Ich weiss also nicht genau, wo jetzt der Schaden für weiterhin heterosexuell oder gerne auch "der Norm entsprechende" Kinder liegen soll.


    Danke fürs Lesen und verzeiht eventuelle Rechtschreib- und Interpunktionsfehler, aber es fällt nicht immer leicht sich selbst einer solchen Diskussion auszusetzen.


    P.S. Nur noch kurz zu ICD-10 Transsexualität: Ja, diese ist als Geschlechterrollenstörung deklariert, aber unter anderem vor dem Hintergrund daraus erwachsender psychischer Störungen aus dem Gefühl, dem falschen Geschlecht anzugehören. Auch die empfohlenen Therapien (Verzögerung der Pubertät, psychologische Betreuung und Geschlechtsangleichung) lassen nicht den Schluss zu, dass dies rückgängig zu machen oder zu verhindern sei, sondern, dass die Lösung in der Angleichung des Körpers an die psychische Empfindung zu finden ist. Das bedeutet, dass auch wenn es als Erkrankung gesehen wird, nicht die Lebensweise (fühlt sich dem anderen Geschlecht zugehörig), sondern der körperliche Missstand (Körper hat das falsche Geschlecht) die eigentliche Krankheitsursache darstellt.

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