Petition gegen Bildungsplan BaWü zur sexuellen Vielfalt als Unterrichtsthema

    • Offizieller Beitrag

    Mich persönlich erbost ja das hier sehr:


    http://www.sueddeutsche.de/bil…er-die-toleranz-1.1859429

    Zitat

    Darin propagiert Initiator Gabriel Stängle, der auch Leiter des Referats Erziehung, Bildung und Schulpolitik im baden-württembergischen Realschullehrerverband ist, ganz offen homophobes Gedankengut. So kritisiert er unter anderem, dass laut Bildungsplan im Unterricht künftig "verschiedene Formen des Zusammenlebens von/mit Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Transsexuellen und Intersexullen (LSBTTI)" thematisiert werden sollten, wobei die "negativen Begleiterscheinungen eines LSBTTIQ-Lebensstils" (das Q steht noch zusätzlich für das englische "queer") vernachlässigt würden. Als solche benennt der Lehrer beispielsweise eine "höhere Suizidgefährdung unter homosexuellen Jugendlichen" und eine "erhöhte Anfälligkeit für Alkohol und Drogen".


    Menschen zu diskriminieren, so dass diese sich an den Rand gedrängt und isoliert fühlen, und so folgerichtig eher zu Depressionen usw neigen, um DANN zu sagen, das sei ja ein "riskanter Lebensstil mit erhöhter Suizidgefahr", ist schon arg, arg unverschämt und verdreht.


    Für manche Kollegen schäm ich mich ....


    Und die Menge der Unterzeichner - Lehrer, Eltern... beängstigt mich.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    2 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Stimme dir zu 100% zu. Diese Behauptungen sind für mich das gleiche, was viele gerade in Russland kritisieren. Sexuelle Orientierung wird sicherlich nicht durch "Propaganda" oder "Indoktrination" geschaffen. Man könnte nur den Eindruck gewinnen, dass durch eine offene Haltung der Gesellschaft mehr Menschen homosexuell sind. Es wird aber eher daran liegen, dass sich in einer offenen Gesellschaft mehr Menschen trauen, ihre Homosexualität preiszugeben. Vielleicht hätten sie sich vorher in eine hetrosexuelle Partnerschaft begeben und wären dort sehr unglücklich.


    Manchmal (in letzter Zeit leider sehr oft) könnte ich mich nur noch übergeben über manche Meinungen in unserer Gesellschaft.

  • Ich verfolge das ja auch schon seit ein paar Tagen in den Medien und finde das auch alles ziemlich daneben. Da kommt mir dann auch wieder die "Diskussion" im Forum zum Thema Homosexualität im Kinderbuch hoch. Und manchmal, wenn ich so wütend bin, fehlen mir einfach die Worte, um mich noch weiter darüber auszulassen. Homophobie und Rassismus sind zwei dieser Themen, bei denen es mir immer so geht.

    • Offizieller Beitrag

    Müssen sie ja nicht. Aber warum sollen sie nicht wisen, dass es Menschen gibt, die lieber Jungs/Mädchen wären? Man muss ja nicht alles zuende diskutieren. Fast jeden Kind denkt doch mal über das andere Geschlecht nach und redet darüber.Unddie meisten Erwachsenen kriegen eine halbwegs kinderkompatible Konversation dazu hin.
    Ich denke, dass man vor allem dann wirklich tolerant und offen Menschen gegeübersteht, die "anders" sind als man selbst, wenn man das von klein auf als Realität erlebt. Da reicht es schon, nicht in Absoluta zu sprechen "Alle Jungs sind..." . Die Kinder bis zum 15. Lebensjahr im Glauben zu lassen, es gäbe im Prinzip nur gesunde, heteroexuelle Mutter/Vater/Kinder-Konstellationen und dann plötzlich zu sagen "Überraschung! Es gibt da noch mehr!" und zu hoffen, dass das dann als gleichwertig akzeptiert wird, halte ich für nicht gut machbar.
    Ich bin übrigens der Meinung, dass man jedes Thema kindgerecht erklären kann und auch können muss. Die Frage nach so grausigen Konzepten wie Krieg müssen wir ihnen ja auch so beantworten können, dass sie nachts noch schlafen können. Und was das heißt, dass die Oma tot ist. Oder der Opa Krebs hat. Und man redet doch schon instinktiv nicht über jedes Detail oder den vollen Umfang der diversen Facetten menchlicher Natur mit kleineren Kindern, auch nicht im heterosexuellen Bereich bei der Frage wo die Babies herkommen. Warum sollte das bei anderen Themen nicht in gut vedaubaren Häppchen gehen?

  • Naja, Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil der SuS-Bildung und da gehören natürlich die Spielarten der menschlichen Sexualität hinein. Die Altersabstufungen sind vielleicht etwas unglücklich, das kann ich nicht abschätzen, da müssen erfahrenere Leute heran, um das beurteilen zu können. Aber: Wenn die Kinder früh genug wissen, dass es auch anders geht, als die von den meisten Eltern vorgelebte Heterosexualität, nimmt es ihnen auch die Angst, nicht "normal" zu sein. Zumindest wissen sie dann, dass ihre Vorlieben nicht gehäuft auftreten, aber durchaus mit einem gewissen Anteild er Bevölkerung übereinstimmen. Das wiederum mindert das Risiko, dass sich wegen der sexuellen Orientierung psychische Probleme einstellen. Es verringert Vorurteile und sorgt dafür, dass unsere Gesellschaft toleranter wird. So gesehen, kann man nicht früh genug damit anfangen.


    Selbstverständlich ist auch die Toleranz gegenüber anderen "Rand"gruppen wichtig in der Erziehung. Aber man kann nicht alles auf einmal machen und die Einordnung in das Thema Sexualität passt nun mal perfekt, während ich anderen kulturellen Background eher in Erdkunde oder PoWi/Gl/Politik/Erdkunde sehe und Behinderungen würde ich obigen Fächern minus Erdkunde + Bio und vielleicht Sport einsortieren. Und so weiter. Habe zuwenig Ahnung von den Fächern, dass ich es wirklich gut zuordnen könnte. ;)


    Abgesehen davon, dass man als Lehrer bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, als Vorbild voran gehen sollte.

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Vielleicht etwas unsachlich, aber als ich Gabriel Stängle gestern in den Tagesthemen sah und hörte, habe ich mich gefragt wie viele Kinderpornos vorzugsweise von kleinen Jungs er wohl auf seinem Rechner hat...

  • Vielleicht hätten sie sich vorher in eine hetrosexuelle Partnerschaft begeben und wären dort sehr unglücklich.


    Hast du dafür eine belastbare Quelle? Ich kenne das aus dem Bekanntenkreis eher umgekehrt.

    ...die Spielarten der menschlichen Sexualität...


    Homosexualität halte ich nicht für eine Spielart. Das impliziert, dass man auch etwas anderes "spielen" könnte, es sich also aussuchen kann. Es ist aber Teil der persönlichen Identität.

    Selbstverständlich ist auch die Toleranz gegenüber anderen "Rand"gruppen wichtig in der Erziehung.


    Nö. Toleranz heißt, etwas zu dulden, zu ertragen. D.h. das geht nur, wenn man davon auch betroffen ist. Da wäre als erstes zu erklären inwieweit ein heterosexueller Mensch davon betroffen ist, das es Homosexuelle gibt und auch die auch ihr Leben leben und nicht diskriminiert werden wollen. Gleiches wäre für die Gesellschaft als ganzes zu klären. Und ich denke, da wird das Eis sehr dünn.
    Zum anderen halte ich Toleranz für ein Almosen. Wenn es politisch korrekt ist, dann ist man ja sooooooo tolerant, wenn es nicht mehr oppertun ist, ist man halt nicht mehr so tolerant.
    Ich will Akzeptanz!


    Ja, der (erz-)konservative Roll-back ist in vollem Gange.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Tröstlich pragmatisch die entspannten Meinungen der Schüler hier http://www.tagesschau.de/sendung/tagesthemen/index.html - allerdings weiß ich aus langjähriger Beratungslehrerpraxis, dass auch in gymnasialen Oberstufen noch genügend diskriminierende Vorfälle der übelsten Art an der Tagesordnung und die Schüler, die da in den Tagesthemen interviewt wurden, leider nicht die Norm sind und Aufklärung aber sowas von Not tut....

    • Offizieller Beitrag

    SteffdA, stimmt. Ich verwende das Wort Toleranz hier auch viell. unbedacht. Alternative ---?


    Zitat

    Vielleicht hätten sie sich vorher in eine hetrosexuelle Partnerschaft begeben und wären dort sehr unglücklich.


    Das könnte sich z.B. dann ausweiten, wenn solche absurden gay transformation Zentren, die es u.a. in den USA zu Hauf gibt, auch hier als Geschäfts- und Ideologiemodell ansiedeln. Ist ja nicht so, dass das in Deutschland alle weit von sich weisen würden! ...


  • Alternative ---?


    Mir fällt da nur die 100%-Lösung ein, Akzeptanz. Gibt es eigentlich dazu auch ein Adjektiv? Also im Sinne: ich bin tolerant - ich bin akzeptant?


    Ich habe mir gerade mal den Link von Meike angeschaut. Der Lehrer hat anscheinend nicht begriffen, dass Homosexualität keine Weltanschauung ist.


    Grüße
    Steffen

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    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Die Gegenpetition hatte heute früh knapp über 29.000 Unterstützer.
    Momentan steht der Zähler bei 32,256


    Lehrerforen wirkt :victory:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll


  • Man kann es auch übertreiben mit der Wortklauberei. Wenn es dir besser passt, ersetze Spielarten durch Varianten und meinetwegen Toleranz durch Akzeptanz. Aber: Akzeptanz ist etwas, für das der einzelne sich freiwillig entscheiden muss, Toleranz kann man schon verlangen.
    Ich persönlich akzeptiere nicht alles, toleriere aber, dass andere es ganz toll finden, solange es nicht anderen schadet oder mich bekehren soll.* Und für manche Leute, die halt große Probleme mit Homosexualität oder anderen Dingen haben, ist Toleranz das beste, was sie hinbekommen. Auch dass muss man akzeptieren, dass sie Probleme damit haben. Verzeihung, ich meinte natürlich tolerieren. Ich wette, dass es eine Menge Leute gibt, die sich bei dieser Diskussion sehr unbehaglich fühlen, aber wissen, sie sollten nicht dagegen posaunen, weil es nicht richtig wäre.


    *Und hiermit meine ich wirklich offensives Werben, kein bloßes Belabern aus Begeisterung heraus oder sachliches Vertreten der eigenen Ansichten.

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    • Offizieller Beitrag

    Ich wette, dass es eine Menge Leute gibt, die sich bei dieser Diskussion sehr unbehaglich fühlen, aber wissen, sie sollten nicht dagegen posaunen, weil es nicht richtig wäre.


    Glaube ich auch, frage mich aber: wenn ich weiß, dass es nicht richtig ist, "dagegen zu posaunen", wieso überdenke ich dann nicht die Position, mit der ich mich so unbehaglich fühle, oder stelle sie zumindestens diskursiv dar? Warum hat man denn Angst vor dieser Diskussion?


    Vielleicht macht es Sinn, der Quelle dieses "Unbehagens" - auch Politiker haben ja bei der Homoehe zB lieber mit "mein Bauchgefühl sagt mir" und "ich glaube halt einfach" argumentiert, als mit Argumenten - mal auf den Grund zu gehen? Vielleicht kann man dem Unbehagen ja mit etwas Klarheit entgegenwirken... ?

  • Zitat

    Meines Erachtens muss man sich durchaus fragen, warum der Bildungsplan das Thema 'Sexualität' so in den Mittelpunkt rückt.


    Um die Pubertät herum und bis ins frühe Erwachsenenalter sind Identitätsfragen nun einmal wesentlich Sexualitätsfragen.


    Abgesehen davon hat Stefan Niggemeier einmal schön erklärt, weshalb Homosexualität das Recht auf Öffentlichkeit hat und nicht bloß "Privatsache" ist:



    Und noch einmal zur Wichtigkeit von Sexualität:


    Zitat

    Sie haben Sexualität wieder mit Sex verwechselt. Sexualität bestimmt aber nicht nur, mit wem sie »10 Minuten täglich oder wöchentlich im Dunkeln in einer Kleingruppe« sind, sondern mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch, mit wem Sie morgens am Frühstückstisch sitzen und mit wem Sie in den Urlaub fahren. Es bestimmt, wem Sie auf der Straße hinterherschauen, woran Sie denken, wenn Sie George Clooney sehen, und vermutlich hat es Ihre Jugend entscheidend geprägt, wenn Sie gemerkt haben, dass Sie nicht sind, wie die anderen.


    Man kann es nicht oft genug sagen: Sexualität ≠ Sex.


    http://www.stefan-niggemeier.d…ensur-der-taz/#more-13674


    (Kommentare 67 und 106)

  • Auch ist fraglich, ob wirklich schon Vor- und Grundschulkinder wissen müssen ...

    Der Taufpate meiner Tochter ist schwul. Die Kinder sind jetzt im Grundschul- und Kindergartenalter. Der Pate, seit vielen Jahren mit einem sehr lieben Mann verheiratet, verbringt gemeinsam mit seinem Mann selbstverständlich viel Zeit mit uns und den Kindern. Die Tatsache, dass ein Mann einen anderen Mann lieben kann und mit ihm zusammenlebt, hat es so ganz selbstverständlich in das Weltbild unserer Kinder geschafft, trotz der Heile-Welt-Dauerbeschallung aus allen Conny-Medien ;)


    Kinder haben keine Vorurteile, die übernehmen sie aus ihrem Umfeld...


    Achja, und eins noch. Für viele schwule und lesbische Menschen, mit denen ich mich unterhalten habe, war die Schulzeit kein besonderer Spaß. Ein höheres Maß an Aufmerksamkeit und Sensibilisierung gegenüber sexueller Identität würde Schule auf jeden Fall nicht schaden. Ob man das allerdings von oben verordnen kann, ist sowieso fraglich.


    Der Petent Stängle ist übrigends Referatsleiter beim Realschullehrerverband in BW. Der Verband hat sich zwar von der Petition, nicht aber von Stängle distanziert. Wer Zeit und Lust hat, kann denen das ja auch noch per Mail nahelegen, dass das ein empfehlenswerter Schritt wäre.

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