seltsame Lehrergewerkschaft...

  • Bin gerade - so als frisch anstehende Lehrkraft - dabei zu evaluieren, ob und in welche Gewerkschaft ich eintrete. Da sie keinen Tarifvertrag haben, streiken die angestellten Berliner Lehrer ab und zu um diesen zu bekommen. Zu Beginn verdienen sie zudem etwas mehr als Beamte (Netto), auf 35 Jahre hochgerechnet aber laut Berechnungen des Lehrerbündnisses "Bildet Berlin" bis zu 230.000 Euro weniger (da sind die Pensionsansprüche und Zuschläge der Beamten noch nicht mit drin). Ich bin nun gerade auf folgende Perle des VBE gestoßen:


    http://www.vbe-berlin.de/index.php?link=detail&id=333


    sinngemäß: Streiks der angestellten Lehrer um die Einkommen an Beamte anzuheben sind ein Unding und gehören nicht unterstützt 8| - wessen Interessen vertritt diese Gewerkschaft bitte schön? Sind dort vor allem Erzieher Mitglied, die nicht verstehen, dass studiertes Personal das sich z.T. durch theoretische Physikkurse gekämpft hat (und von denen es eben nur eine Hand voll gibt) besser als sie bezahlt wird?


    seltsame Dinge gehen vor sich... nehm vorr. die GEW

    • Offizieller Beitrag

    die GEW ist nicht die Gewerkschaft für Absolventen des höheren Lehramts speziell, sondern versteht sich als Gewerkschaft für alle Erziehenden: Erzieher, Sozialpädagogen, Lehrer anderer Lehrämter.
    Über den Sinn oder Unsinn unterschiedlicher Besoldung dieser Gruppen lasse ich mich nicht aus, das führt nur zu einer Endlos-Dauerschleife *in memoriam @Silicium*

  • Tjo... nichts gegen die GEW. Das der VBE aber dazu aufruft, einen Streik für bessere Bezahlung (also eigentlich eine ureigene Aufgabe der Gewerkschaft) zu boykottieren erscheint mir als ein seltsames vorgehen... Neid auf die GEW?

  • ind dort vor allem Erzieher Mitglied, die nicht verstehen, dass studiertes Personal das sich z.T. durch theoretische Physikkurse gekämpft hat (und von denen es eben nur eine Hand voll gibt) besser als sie bezahlt wird?


    seltsame Dinge gehen vor sich... nehm vorr. die GEW


    Du erhoffst dir eine Interessenvertretung als "studierter" Lehrer, der sich durch "theoretische Physikkurse gekämpft" hat ausgerechnet von der GEW? Guter Witz. GEW ist doch die Gewerkschaft, die de facto die gleiche Bezahlung für Kita-Erzieherinnen (nichts gegen diesen wichtigen Beruf!) und Gymnasiallehrer fordert.


    Selbstverständlich hat die GEW auch eine Gymnasiallehrer-Fraktion mit regelmäßigen bunten Flugblättern... aber deren realer Einfluss im Moloch GEW tendiert doch eher gegen null.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • GEW ist doch die Gewerkschaft, die de facto die gleiche Bezahlung für Kita-Erzieherinnen (nichts gegen diesen wichtigen Beruf!) und Gymnasiallehrer fordert.


    Was verzapfst du da für Humbug? Die Quelle für deine Behauptung hätte ich gerne gelesen - poste aber bitte keine VBE-Mitteilung, sondern die Originalquelle der GEW....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Das ist nur die offzielle Position der GEW konsequent zu Ende gedacht:
    - Die GEW fordert die gleiche Bezahlung für alle Lehrkräfte, unabhängig von der Schulart und den Anforderungen des Studiums
    . Die GEW fordert, dass Erzieher u.a. in "Teams" mit Lehrkräften an Schulen zusammenarbeiten
    - DIe GEW fordert "gleichen Lohn für gleiche Arbeit", unabhängig von der "Schuhgröße der Kinder"


    Warum sollte ein Erzieher dann aus Sicht der GEW dann anders bezahlt werden als eine Gymnasiallehrkraft?


    Das sieht der GEW-Vorstand übrigens genauso:

    Zitat

    Hier [im öffentlichen Dienst] werden Tätigkeiten, die mit ´typisch weiblichen Eigenschaften` verbunden sind, immer noch schlechter bezahlt als Arbeiten, denen eher ´männliche Attribute` zugeschrieben werden", sagte Ilse Schaad, Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Angestellten- und Beamtenpolitik, am Montag in Frankfurt a.M.


    "Lehrkräfte an Grund- und Hauptschulen sind ein bis zwei Gehaltsgruppen schlechter eingeordnet als alle anderen Beschäftigten mit akademischem Abschluss - obwohl ihre Tätigkeit auch in der Vergangenheit schon – wie bei den Juristen - zwei Staatsexamen und heute einen Master-Abschluss erfordert. An diesen Schularten unterrichten über 80 Prozent Frauen. Noch deutlich schlechter bezahlt werden Erzieherinnen an Kitas. Hier arbeiten zu 97 Prozent Frauen", unterstrich Schaad. In Schulleitungen großer Gymnasien seien dagegen nur noch gut 20 Prozent Frauen beschäftigt. "Die besoldungs- und tarifrechtliche Bewertung gleichwertiger Tätigkeiten nach dem Motto: kleine Kinder – kleines Gehalt, große Kinder – großes Gehalt ist ein Anachronismus, der endlich überwunden werden muss."

    http://www.erzieherin.de/gleic…-von-frauen-gefordert.php


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • erzieherin.de ist keine offizielle GEW-Adresse.


    Bleib redlich und poste eine offizielle Stellungnahme. Deine "Zu-Ende-Denke" ist irrelevant.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Was verstehst du an "Leiterin des GEW-Vorstandsbereichs Angestellten- und Beamtenpolitik" nicht?


    So dumm, diese Aussage auf die GEW-Internetseite zu stellen und damit die letzten gutgläubigen Gymnasiallehrkräfte zu verprellen, die noch daran glauben, dass die GEW ihre Interessen vertritt, ist selbst die GEW nicht.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    So viel ich weiß, ist die GEW die einzige Gewerkschaft, die bisher überhaupt irgendetwas erreichen konnte im Moloch Bildungssystem (Arbeitszimmerabsetzung usw. ). Wenn auch zum Teil gegen die Trägheit und die reflexartige Duckhaltung der betroffenen Kollegen, die nicht zu den Demos gehen, die Streiks boykottieren, die Petitionen nicht unterschreiben und lieber jammern und jammern und jammern und jammern. Am besten noch mit "Und was macht die Gewerkschaft??") *stöhn*


    Ich als gymnasiale Oberstufenlehrerin liege inhaltlich mit einigem in meiner Gewerkschaft quer, mit anderem nicht, es wird da kontrovers diskutiert und auch immer mal wieder umgedacht, wie jetzt bei der "Inklusion", die ich und viele andere schon immer (in der Umsetzung) kritisch gesehen haben. Eine Gewerkschaft ist ihre Mitglieder und immer im Prozess (hoffentlich!). Und die bestimmen auch den Ton. Wem's nicht passt, der soll eintreten und mitdiskutieren. Diskussionen werden nämlich zugelassen!
    Fakt ist: ich lasse mir von niemandem, der sich gar nicht organisiert und/oder einbringt, erzählen, was ihm an (m)einer Gewerkschaft nicht passt.
    So wie meine Fußball- Bezirksligavereinsjungs keinen Bock auf Kommentare von der Couch haben. ;)


    Wer sich organisiert, egal wo, macht schonmal was richtig. Noch besser macht er es, wenn er/sie selbst was zur Arbeit in der Gewrkschaft beiträgt. Als Personalrat, als Obmann/frau, als Mensch, der sich in den Arbeitsgruppen und Gremien engagiert. Am Inhalt meckern und inhaltlich selbst nichts beitragen halte ich für ignorierbar. Siehe hier , u.a.


    Der VBE ist mir persönlich suspekt gewesen, weil ich nie so recht erkennen konnte, worfür der steht. Und was der aktiv macht. Ich weiß, dass der Verband hier in der Gegend auf fast alle GEW Aktionen draufspringt: nachdem unsere Juristen das geprüft und unsere Arbeitsgemeinschaften die Konzepte ausgearbeitet haben.... :) Mit mehr ist er mir noch nicht aufgefallen.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Mikael:


    ich kann nur die Aktionen der GEW in Berlin beurteilen. Die sind diejenigen, die hier die Streiks organisieren und sich für eine Angleichung zumindest der Bezahlung der fest angestellten (Gymnasial-)Lehrer an die jeweiligen verbeamteten Kollegen einsetzen (zusätzliche Dinge wie Beamtenzulagen, Pensionen, Krankheitsversorgung etc. anzugleichen sind rechtlich ja nicht möglich).


    Der VBE ruft dagegen mit dem "Argument", dass die (unverheirateten, kinderlosen) angestellten Lehrer in Berlin in den ersten paar Berufsjahren ja etwas mehr verdienen als (unverheiratete, kinderlose) Beamte dazu auf, diese Streiks zu boykottieren. Dabei beziehen sie sich auch auf "andere Angestellte", was bei ihnen im Grunde vor allem die Erzieher sein dürften, die keine Zulage bekommen. wohl gemerkt, bei neu angestellten Lehrern würde ohne die volle Erfahrungszulage das Anfangsgehalt drastisch unter dem der Beamten mit je gleicher Erfahrungsstufe liegen - das Gesamtnettoeinkommen nach vielen Jahren ist ohnehin deutlich geringer.



    Schöne Gewerkschaft ist das.

  • @ Nettmensch


    Als VBE- Mitglied bin ich auch gerade etwas irritiert über die Berliner. Wenn wir Angestellten hier höhere Gehälter erstreiken sollen, ist das in Ordnung. Wenn ich es wage, darauf hinzuweisen, dass die gleiche Prozentzahl vom Brutto- ein höheres Nettogehalt für die Beamten ergibt, und für die Angestellten doch ein wenig mehr fordere, bekomme ich das Stichwort "Neiddebatte" nicht nur hier im Forum um die Ohren gehauen. Nun sind die verbeamteten VBE-ler in Berlin also neidisch auf die höheren Anfangsgehälter der Angestellten, mit denen Berlin versucht, die Lehrerabwanderung zu stoppen?


    Gerechtigkeit ist wirklich schwer herzustellen, wenn wir uns nicht einmal einig sind, was denn eigentlich gerecht wäre.


    Die Angestellte

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