Inklusion-Totgeburt,genesend oder pädagogisch-fit?

  • Hallo!
    Ich bin neu hier u möchte mich kurz vorstellen: Bin seit April fertig mit dem Ref u bekleide seit August eine Stelle an einer Oberschule. Unterrichte Deutsch u Englisch. In meiner 5. Klasse sind 4 Kinder mit Unterstützungsbedarf Lernen u ein Junge mit Down Syndom,somit GE. Die anderen Schüler haben eine Hauptschul- bzw. Realschulempfehlung.
    Anfangs war ich dem Thema "Inklusion"sehr offen u positiv gestimmt. Gemeinsam lernen,niemanden ausschließen,soziales Lernen von u miteinander...das klang gut. Nun hat mich der praktische Alltag erreicht u damit auch die vielen Tücken. In Deutsch werden die I- Kids von einem Förderschullehrer extern beschult. Der Schüler mit Down Syndrom bleibt mit seiner I-Helferin in der Klasse u arbeitet so gut er kann an seinen Sachen. ABER in Englisch gibt es keinerlei Förderung u alle Schüler sitzen in meinem Unterricht. Und mittlerweile empfinde ich das als Hohn u Spot. Eine Schülerin LE legt in fast allen Englischstunden den Kopf auf den Tisch u schläft, nachdem sie ausgiebig am Daumen genuckelt hat. Weckversuche sind gescheitert,sie ist total verwirrt. Der Junge mit Down Syndrom ist in Deutsch auf dem Niveau eines 1.Klässlers u soll nun an meinem Englischunterricht teilnehmen. Die anderen 3 I- Kids sind ebenfalls völlig überfordert. Teils brauchen sie fast eine Std., um Vokabeln abzuschreiben. Normale Vokabeltests u Arbeiten können sie nicht im entferntesten bewältigen. Da gabs bisher extra Tests von mir mit Bildern,eine andere Arbeit mit Mini-Niveau.
    Und da sind trotz aller Inklusionsschritte noch 13 SuS, die einen Haupt- u Realschulabschluss anstreben. Also müssen sie dort hingeführt werden u es muss ein dazu passendes Niveau gehalten werden. Aber wie zum Kuckuck???
    Ich bin nach wenigen Monaten praktischer Inklusion,frustriert u ratlos. Den Kollegen geht es ähnlich. Uns wird ein "bunter Strauß" SuS in den Klassenraum gesetzt und nun können wir sehen, dass wir sie zum "blühen"bringen oder jenes erhalten. Keinerlei sonderpädagogische Ausbildung, keine Förderschulstunden,kein extra Material,nichts...nichts und nochmal nichts.
    Nun geht es zu den ersten Zeugnissen. Es sollen SuS bewertet werden, die sich praktisch nicht beteiligen (können).


    Daher befürchte ich, d eine derart übers Knie gebrochene Inklusion eine Totgeburt ist.
    Der anfängliche Optimismus ist gänzlich verflogen.


    Welche Erfahrungen habt ihr bisher gemacht? Wie läuft Inklusion bei Euch?
    Gehts jemandem ähnlich ?


    LG,Füllerfuxi

  • Hallo!
    Bin neu hier und hab nicht groß geguckt,sondern losgeschrieben. ;) Wird den in den anderen Theras noch aktiv geschrieben? Oder sind die schon geschlossen? Gehe mal stöbern.


    LG

  • :)


    Was du schilderst deckt sich vielfach mit dem, was in den Threads besprochen wurde und wird. Stöbere da mal durch. Das Inklusionstagebuch von Rotherstein ist sehr interessant. Rotherstein ist erfahrene FS-Kollegin und zeigt sehr anschaulich, wie das ganze von dieser Seite aussieht. Ich habe viel gelernt aus ihren Berichten.


    Du wirst etwas Zeit brauchen, um die Threads zu durchforsten. Einige Unterhaltungen kann man auch kursiv lesen. :) Insgesamt spielt sich aber das wieder, was du erlebst. Man möchte, ist aber hoffnungslos dieser Inklusion ausgeliefert, die so nicht funktionieren kann. Da, wo anderes berichtet wird, ist die Personaldecke vorhanden sowie Stunden und Material etc. gegeben.


    Lass dich nicht zu sehr frustieren. :)

  • Weiß jemand ob das Inklusionstagebuchteitergeführt wird. Irgendwie bricht es ab März 2013 plötzlich ab?

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Soweit ich mich erinnere wurde Rotherhaus krankgeschrieben und hatte eine Auszeit bitter nötig. Zudem kommen immer wieder Formulierungen vor, die nahelegen, dass sie einfach nicht die Zeit und Kraft hat aufzuschreiben. Schade eigentlich.

  • Hallo,


    werden denn die I-Kinder zielgleich oder zieldifferent unterrichtet? Ich würde doch denken: zieldifferent (zumindest im Moment - beim Förderschwerpunkt Lernen hofft man ja manchmal durchaus, dass im letzten Schuljahr der Förderschwerpunkt aufgehoben und ein Hauptschulabschluss erlangt werden kann). Insofern ist das mit der Bewertung (und den Zeugnissen) doch auch ganz anders zu sehen. Z.B. für das Kind mit Down-Syndrom bietet sich ein Berichtszeugnis (also in Textform, ohne Noten, nur mit Darstellung der absolvierten Unterrichtsinhalte und der darin gezeigten Motivation, Ausdauer, Leistung etc.) an.


    Bzgl. der Unterrichtsinhalte etc.: Dort würde ich zieldifferentes Arbeiten vermuten, insofern ließe sich (gerade in Englisch) die Verwendung eines anderen Lehrwerks (Grundschullehrwerk, und dabei die Förder-/ Differenzierungsmaterialien) überlegen - falls das nicht schon zu anspruchsvoll ist (zumindest für das GE-Kind könnte das so sein).
    Ansonsten habe ich als "Quellen" für Unterrichtsmaterial diese gefunden (Auswahl... "reine" Grundschulseiten können oftmals auch brauchbares/anpassbares Material haben):
    http://vs-material.wegerer.at
    http://www.zaubereinmaleins.de/
    http://www.lern-kiste.de/
    http://www.gpaed.de/
    http://www.persen.de/


    Und für die SuS, die nur langsam oder gar nicht lesen: Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte... http://sclera.be/en/vzw/home ; http://www.do2learn.com/picturecards/printcards/index.htm )


    Bei uns kommt ja in der 6. Klasse für die Regelschüler noch die zweite Fremdsprache hinzu - insgesamt werden die Fremdsprachenstunden häufig verwendet, um mit Therapeuten zu arbeiten, lebenspraktische Fähigkeiten (wie kochen, gehen, Toilettengang, ...) zu erwerben etc. - Vielleicht (zumindest langfristig für das GE-Kind) ebenfalls eine Option?


    Ihr erhaltet übrigens vom Schulträger für die I-Kinder zusätzliche Gelder, um Materialien anschaffen zu können (immer berechnet auf der Grundlage der (Schul-)-Vorjahres-I-Kinder-Anzahl - falls ihr im ersten Durchgang seid, fehlt das Geld, dennoch sollte eure SL für Materialien Gelder finden können).

  • Zitat Raket-O-Katz :

    Zitat

    Soweit ich mich erinnere wurde Rotherhaus krankgeschrieben und hatte eine Auszeit bitter nötig. Zudem kommen immer wieder Formulierungen vor, die nahelegen, dass sie einfach nicht die Zeit und Kraft hat aufzuschreiben. Schade eigentlich.

    Das im Zusammenhang mit der Inklusion Bände spricht ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich arbeite nicht in Deutschland, weshalb es fuer mich ziemlich normal ist einen "bunten Strauss" an Schuelern vor mir zu haben. :rose: Bear hat dir ja schon ein paar Tipps gegeben.



    Eine Schülerin LE legt in fast allen Englischstunden den Kopf auf den Tisch u schläft, nachdem sie ausgiebig am Daumen genuckelt hat. Weckversuche sind gescheitert,sie ist total verwirrt. Der Junge mit Down Syndrom ist in Deutsch auf dem Niveau eines 1.Klässlers u soll nun an meinem Englischunterricht teilnehmen. Die anderen 3 I- Kids sind ebenfalls völlig überfordert.


    Das ist jetzt vielleicht ne dumme Frage, aber...warum ist denn bei euch die Erwartung, dass diese Kinder am gleichen Unterricht teilnehmen? Muss man sich das jetzt so vorstellen, dass du deinen "ganz normalen" Unterricht machst und diese Kinder dann eben irgendwie mitkommen sollen?
    Ich unterrichte mehrheitlich in (Klein-)Gruppen, weil es unsinnig waere meine Klasse staendig als Ganze zu unterrichten. Die Leistungsspanne dieses Jahr ist nicht ganz so heftig (denn ich hab nur wenige Foerderkinder in dieser Klasse...hatte aber schon wesentlich mehr, allerdings hab ich ein paar sehr starke Schueler und die wollen schliesslich auch gefordert werden), und geht von ca 2. Klasse bis 7./8. Klasse. Vor allem meine Staerkeren unterrichte ich mehrheitlich nach Zielvorgaben fuer die 6./7. Klasse, mit meinen Staerksten in Mathe eher im Bereich der 8. Klasse. Meine Schwaechsten sind mit meinen Mittleren zusammen, weil es nichts bringt sie alle kollektiv als 'Schwarzes Loch des Unwissens' zusammen an einem Tisch zu haben. Gelegentlich nehme ich sie dann aber doch als Kleingruppe nochmal raus und arbeite mit ihnen gezielt an bestimmten Sachen, besonders wenn ihnen ne praktische Anwendung besser liegen wuerde. So unterrichte ich meist zwei verschiedene Gruppen - und damit Stunden - pro Unterrichtsstunde,...und gelegentlich dann eben auch mal drei. Meine Klasse ist das aber gewohnt und die arbeiten dann auch ruhig und alleine, wenn sie was zu tun haben und ich mit ner anderen Gruppe arbeite.
    Bei mir wuerde aber auch niemand einfach den Kopf auf den Tisch legen und einschlafen,...ob nun ueber- oder unterfordert. Selbst meinen Foerderkindern ist klar, dass ich sie fuer ihren Leistungsfortschritt verantwortlich mache.


    Teils brauchen sie fast eine Std., um Vokabeln abzuschreiben. Normale Vokabeltests u Arbeiten können sie nicht im entferntesten bewältigen. Da gabs bisher extra Tests von mir mit Bildern,eine andere Arbeit mit Mini-Niveau.


    Wenn dies der Fall ist, warum laesst du sie denn dann Vokabeln abschreiben? Ich hab zwei Schueler, die mit Handschreiben ziemliche Probleme haben. Sie schreiben noch alles in sehr grossen Druckbuchstaben und finden Wortgrenzen immernoch etwas schwierig. Ausmalen oder ausschneiden ist fuer sie ne ziemlich anstrengende Sache und mein Neffe hat das schon mit 5 besser hinbekommen. Laengere Texte gebe ich ihnen deswegen als Ausdruck zum Einkleben. Allerdings schreiben wir generell wenig ab. Zur Not diktieren sie und ich schreiben fuer sie, oder ich setze sie eben an den Computer. Wir haben auch ein Programm, das fuer sie am Computer schreiben kann, wenn sie den Text vorsprechen. (Gleichzeitig ueben wir natuerlich Handschreiben, damit sie sich darin verbessern koennen.)
    Waere es denn nicht ein Moeglichkeit sie mit anderen Zielen zu unterrichten? Vor allem in Englisch kann man doch viel mit Spielen, praktischen Materialien und dergleichen machen. Ich wuerde mich aufs Hoeren und Sprechen konzentrieren, wenn das Schreiben noch nicht da ist.



    Ich bin nach wenigen Monaten praktischer Inklusion,frustriert u ratlos. Den Kollegen geht es ähnlich. Uns wird ein "bunter Strauß" SuS in den Klassenraum gesetzt und nun können wir sehen, dass wir sie zum "blühen"bringen oder jenes erhalten. Keinerlei sonderpädagogische Ausbildung, keine Förderschulstunden,kein extra Material,nichts...nichts und nochmal nichts.


    Wir sind damit wohl besser ausgestattet,...da es bei uns eigentlich relativ normal ist (und man fuer Kinder mit sehr hohem Foerderbedarf Geld und Personal bekommt). Material hab ich massenweise,...meine Schule ebenfalls.


    Waere es moeglich mal mit deiner SL darueber zu reden, was eigentlich von diesen Schuelern erwartet wird? Meine 'Foerderkinder' machen Lernfortschritte,...allerdings in anderem Rahmen als meine anderen Schueler. Zielvorstellungen sind von Kind zu Kind unterschiedlich. (Das soll sich aber wohl mit unserem neuen Lehrplan aendern,...ach, ich freu mich ja schon so.)

  • Ohne entsprechende Unterstützung der Lehrkräfte, ordentliche Fortbildungen und Hilfestellungen ist das Ganze für mich eine Totgeburt.
    Wenn ich mir vorstelle (Nein, das will ich eigentlich nicht….), was da die nächsten Jahre noch auf uns zu kommt, wird es mir ganz anders. Ich hoffe, dass den Eltern der Kinder mit speziellem Förderbedarf klar ist, dass zumindest ich das nicht leisten kann. Und da bin ich den Eltern gegenüber auch äußerst offen und mache ihnen das unverblümt klar. Ich bin darauf weder vorbereitet noch ordentlich ausgebildet. Und wenn sie meinen, sie müssen ihre Kinder trotzdem in meinen Unterricht reinsetzen, übernehme ich definitiv NICHT die Verantwortung dafür, dass diese Kinder (trotz meine Bemühungen versteht sich) nicht lesen und schreiben lernen.


    Solange es sich unser Staat so einfach macht, übernehme ich die Verantwortung auch nicht.
    Basta

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Meine Klasse ist das aber gewohnt und die arbeiten dann auch ruhig und alleine, wenn sie was zu tun haben und ich mit ner anderen Gruppe arbeite.
    Bei mir wuerde aber auch niemand einfach den Kopf auf den Tisch legen und einschlafen,...ob nun ueber- oder unterfordert. Selbst meinen Foerderkindern ist klar, dass ich sie fuer ihren Leistungsfortschritt verantwortlich mache.


    Ich würde mich schon freuen, wenn die Regelschulklassen ohne I-Kinder in Gruppen ruhig und alleine arbeiten würden.... Wenn's nicht klappt ist der Lehrer schuld, weil Material schlecht ausgewählt, Methode nicht passend blabla. Bekommt man hier schon im Ref. eingebläut.


    ich setze sie eben an den Computer


    Welcher Computer? Für 1300 SuS haben wir 5 Räume mit PCs. Je Raum stehen 22 PCs, bei Klassenstärken von 30+ Schülern. Von den 22 PCs gehen meist 5 nicht und wenn alle im Internet unterwegs sind geben bis auf 5 alle Rechner den Geist auf.


    Ich wünsche mir manchmal das Klassenlehrer-Raum-Prinzip, wie ich es in den Niederlanden kennen gelernt habe. Wie mein Raum aussehen und ausgestattet wäre, wüsste ich jetzt schon. Da wir aber nur minimalen, individuellen Stauraum, keine Arbeitsplätze (5 PCs für 120 Kollegen) und eben von den Schülern "bewohnte" Klassenräume haben, wird das nichts. Die niederländischen Kollegen hatten (Neid---) alle mögliche Materialien, Arbeitsblätter, Bücher, Anschauungsobjekte sowie sogar 1 - 2 PCs in ihren Räumen. Klassen mit maxial 20 SuS. Keine Inklusion. Ich träume mal weiter. :)

  • Weiß jemand ob das Inklusionstagebuch weitergeführt wird. Irgendwie bricht es ab März 2013 plötzlich ab?


    Ja das ist richtig, dass ich das Tagebuch nicht weiter fortgeführt habe, weil ich mit einem Burn out für viele Wochen krank war.Habe wohl mein" Das Kritikmaul" zu weit aufgerissen und war den Anforderungen nicht mehr gewachsen. . Nun bin ich wieder im Dient, habe inzwischen einen Behindertenschein mit 50% und bin vorerst aus den sinnlosen Inklusionsversuchen raus und nur noch an meiner Stammschule. Allerdings weiß ich nicht wie lange wir noch existieren werden.Bin für diesen Fall nach einem neuen Betätigungsfeld. Ich will und kann mich nicht in diesen sinnlosen und strukturlosen Sparmaßnahmen der Politik auf Kosten meiner Gesundheit vor die Wand fahren lassen. Ich sehe aber täglich was meinen Kolleginnen und Kollegen im Regelschulsystem widerfährt. Nach meiner Meinung ist Inklusion nicht möglich. Selbst wenn die Kids einen I Helfer haben, bringt das wenig. Sie haben immer einen Erwachsenen im Schlepptau und können nicht auf Augenhöhe mit ihren Mitschülern kommunizieren. Was ich im Regelschulsystem erlebt habe war zum Teil eine wahnsinnige Verschwendung an Ressourcen ( 2 I-Helfer, 2 Sonderpädagogen und die Klassenlehrerin) Das größte Problem; viel zu viele Personen im Sek.1 Bereich involviert, Absprachen kaum möglich. Die Regelschullehrer durchaus bemüht, aber angesichts der vielen Anforderungen und fehlenden Rahmenbedingugen, die an sie gestellt werden, hoffnungslos überfordert. Und ich ein Spielball der jeweiligen Teamkollegen: Mal ein willkommenen Nachhilfelehrer, mal eher lästig, mal ein Besserwisser, selten willkommen, heimatlos und stets auf Reisen. Das ist nicht der Beruf, den ich gelernt, geliebt und gelebt habe. Die Realität der Inklusion hat mit krank gemacht. :( Vielleicht gelingt es mir noch meine Arbeit als reine Sicherung meiner finanziellen Existenz zu sehen. Nur dann hätte ich eine Chance in diesem Chaos zu überleben. Aber dafür müsste ich meine Persönlichkeit völlig ändern. Ich glaube kaum, dass mir das gelingen wird.

  • Allerdings weiß ich nicht wie lange wir noch existieren werden.Bin für diesen Fall nach einem neuen Betätigungsfeld. Ich will und kann mich nicht in diesen sinnlosen und strukturlosen Sparmaßnahmen der Politik auf Kosten meiner Gesundheit vor die Wand fahren lassen. Vielleicht gelingt es mir noch meine Arbeit als reine Sicherung meiner finanziellen Existenz zu sehen. Nur dann hätte ich eine Chance in diesem Chaos zu überleben. Aber dafür müsste ich meine Persönlichkeit völlig ändern. Ich glaube kaum, dass mir das gelingen wird.

    Das klingt nicht gut. Was soll man dazu sagen ?


    Ich kann dir nur ganz viel Kraft wünschen.

  • Ich würde mich schon freuen, wenn die Regelschulklassen ohne I-Kinder in Gruppen ruhig und alleine arbeiten würden.... Wenn's nicht klappt ist der Lehrer schuld, weil Material schlecht ausgewählt, Methode nicht passend blabla. Bekommt man hier schon im Ref. eingebläut.


    Aehm,...meine sind das so gewohnt und sind auch dementsprechend "trainiert". Anders geht's gar nicht. Allerdings hab ich meine Klasse auch fuer fast alle Stunden.
    Das mit 'der Lehrer ist Schuld' und die Materialien sind nicht gut genug gewaehlt und die Stunde ist nicht interessant genug, wird uns auch schon an der Uni erzaehlt. Von wegen: 'Wenn die Stunde nur aufregend genug und auf zwoelf Levels differenziert ist, dann lernen auch alle Kinder was und keiner benimmt sich daneben.' Absoluter Unsinn, sowas.



    Welcher Computer? Für 1300 SuS haben wir 5 Räume mit PCs. Je Raum stehen 22 PCs, bei Klassenstärken von 30+ Schülern. Von den 22 PCs gehen meist 5 nicht und wenn alle im Internet unterwegs sind geben bis auf 5 alle Rechner den Geist auf.


    Wir haben gar keinen Computerraum mehr, da wir eine neue Klasse schaffen mussten (dadurch haben wir aber auch etwas Geld bekommen um neue Geraete anzuschaffen). Wir haben derzeit 30 Laptops, von denen 5 funktionieren, und vier Computer in der Bibliothek. Allerdings bekommen wir im Januar zwei neue Laptopsets und 20 weitere iPads (wir haben dann also 30). Ich bin aber an einer einzuegigen Grundschule. Wir haben nur ca. 230 Schueler in 8 Klassen. ;)

  • Hallo, bear!


    Bin ja platt über die rege Teilnahme und möchte mich auf einige gerne beziehen bzw Fragen beantworten.


    Also, die I-Kids werden eigentlich zieldifferent unterrichtet. Können sie dem normalen Unterricht folgen, dann können/sollen sie mitmachen.
    Das ist z.B. bei meinem Kollegen in Mathe der Fall. 2-3 der I-Kids können- zwar auf schwachem Niveau- bei ihm am Matheunterricht teilnehmen.
    In Englisch ist das aber ganz und gar nicht der Fall. Grammatik...aktives Anwenden...das können sie nicht.
    Es gibt keinen Förderschullehrer, der für diese Kinder in Englisch zuständig ist, oder überhaupt für Englisch. Die Fö-Lehrer betreuen bei uns nur einen Teil des D und M-Unterrichts. Und das auch nur stundenweise. So ist es z.B. so dass sie in 4 von 6 Deutschstunden beim Fö-Lehrer sind und in 2 Stunden einfach in meinen Unterricht gesetzt werden. Die I-Kids arbeiten in D mit dem Fö-Lehrer an ganz anderen Sachen wie ich mit den "Regelschülern" und nun sitzen sie 2 Stunden mit drin sozusagen als "Gasthörer". Ich versuche sie so gut es geht mitmachen zu lassen. Ich weiss ja auch nicht, was sie genau bei ihm machen. Es ist ein großes Durcheinander....der GE Schüler wird an zwei Stunden pro Woche von einem Fö-Lehrer betreeut. Das ist zufällig Englisch, weil es anders nicht passt. Da sitzt der Fö-Lehrer mit der I-Helferin neben ihm. Die anderen 4 I-Kids mit LE werden von einem anderen Fö-Lehrer in Deutsch u Mathe stundenweise betreeut, weil nicht mehr Fö-Stunden drin sind,
    Da "wurschteln" also 3 Lehrer rum, die sich teils nur 2 mal die Woche sehen. Absrpachen sind schwierig.
    Schwierig ist für mich auch das Binnendifferenzieren. Ich bin eigentlich keine Fachkraft für Engl. Es war im Abi mein LK, aber studiert habe ich es nicht. Folglich habe ich alle Hände voll zu tun, didaktisch mit den "Regelschülern" auf der Spur zu bleiben und den Stoff zu vermitteln. Von Fö-Schülern habe ich keine Ahnung. Ich weiss nicht, was sie können, können müssten und können sollten am Ende des Halb-/Jahres. Und ich kann/ schaffe es auch nicht jede Stunde so zu differenzieren, dass der
    -Realschüler stark/schwach,
    -Hauptschüler stark /schwach,
    -LE-Schüler und
    -GE-Schüler entsprechend gefördert werden.
    Im Prinzip wäre das ja auch Aufgabe einer Fö-Kraft, die ja nicht da ist. Ich bin- wie meine Kollegen- Regelschullehrer und bekommen das alles vorgesetzt.
    Es ist nicht so, dass ich nicht möchte....ich kann einfach irgendwie nicht alle erreichen.


    Die GS-Seiten kenne ich. Besonders wegerer ist toll, da suche ich mir oft auch was aus. Aber das sind eben auch thematisch ganz andere Sachen. Folglich ist eine Ergebnissicherung nicht möglich. Es sieht eigentlich so aus:
    Entweder die I-Kinder bekommen einen anderen thematischen Arbeitsauftrag, bearbeiten das während die Regelschüler ihre Aufgaben machen. Ergebnissicherung können sie nicht teilnehmen, weil sie ja was völlig anderes hatten. Sie sind mit englischen Inhalten irgndwie beschäftigt (Zahlen, Farben oder so)
    Oder sie machen das, was wir machen wie Vokabeln aufschreiben und brauchen dafür ewig. Manchmal setze ich mich dazu und helfe. Aber das geht eben nicht bei jeder Aufgabe. Denn die Regelschüler haben auch Fragen und brauchen Unterstützung.
    Unterm Strich ist es dann so, dass ich die I-Kids fast völlig aus den Augen verliere. Sie sind da, nehmen aber im Prinzip nur teilweise teil. Das soll so nicht, aber ich sehe mir ein Loch in den Kopf wie es anders geht ohne zweite Kraft. :(


    LG

  • Hallo, dejana!


    Also, Kleingruppe mache ich gar nicht. Denn ich kann den Raum nicht verlassen, da auch die "Regelschüler'" Fragen haben und Hilfe brauchen. Ich selbst bin sowohl im Fach wie in der Schulform(Sek 1) und im Thema Inklusion neu und nach wenigen Monaten stehe ich ratlos da und zucke die Schultern. Mir fällt Erfahrung, ergänzendes Personal und Material. (wenn man von den ABs aus dem Netz zusammengesucht absieht)
    Es ist nicht so, dass ich nicht möchte. Aber mit den Rahmenbedingungen funktioniert es einfach nicht.
    Leistungsfortschritt? Ich hab keine Ahnung, was die I-Kids genau können, können sollten oder können müssen zum Zeitpunkt X. ;(


    Und diese eine Schülerin schläft nicht nur in meinem Englischunterricht. Sie schläft auch in anderen Stunden/ bei anderen Kollegen. Sie schläft nur nicht, wenn
    wie einen Film gucken oder sie
    beim Fö-Lehrer ist.
    Was ja beides ein Indiz ist, so wie normaler Unterricht startet, schaltet sie ab.Sie könnte ja z.B. in Musik mitarbeiten. Sie ist auch derart auffällig in alltäglichen Dingen....Müllt ihren Tisch voll, nuckelt am Finger, weiss nicht was für Unterricht wir haben und wie lange, erzählt unwahre Geschichten, kann sich selbst keine Mensamarke kaufen u aufbewahren...wie soll ich dieses Mädchen entsprechend erreichen?
    Jene Kinder müssten an die Hand genommen werden und üben wie man seinen Platz organsiert, wie man an einer großen Schule zurecht kommt, wie man Dinge einkauft usw. Eben jene Dinge, sie "früher" an der Fö-Schule geleistet wurden.
    Ich hatte einmal eine Hospitation an der Fö-Schule und war beeindruckt. 8 Schüler- 2 Lehrer- 1 Erzieher....
    Jetzt 18 SuS auf 4 Schulstufen in einer Klasse mit einem armen Lehrerlein.
    Ich finde es schlimm, traurig und frustrierend. Die I-Kinder werden in eine Regelklasse gepflanzt , kaum Fö-Lehrer/Stunden, Material oder ähnliches.
    Da ist es ene traurige Konsequenz, dass die I-Kids teils "Gasthörer" sind. Und das hat dann doch mit "gleiches Recht auf Bildung für alle" nix gemein. Klar, alle gehen morgens in die gleiche Schulen, gleiche Klasse, aber dann ist es vorbei mit gemeinsam. Die I-Kids werden immer die schwachsten Glieder sein merken das auch früher o später. Die anderen Schüler sind ihnen meilenweit voraus, tun dies auch manchmal laut kund ( Besonders in der Paralellklasse: "Solche Baby-Aufgaben hätt ich auch gern!")
    Das ist doch nicht förderlich.


    Ich skizzizziere mal wie ich mir den Idealzustand vorstelle:
    Eine Schule, unter deren Dach Fö-Schule, Hauptschule, Relschule.
    In Fächern wie z.B. Kunst, Musik, Sport kommen Schüler aller Schulstufen kursformmäßig zusammen. In den anderen Fächern werden alle entsprechend ihres Niveaus Fö/Haupt/Real unterrichtet. Jeder bekommt was er braucht und lernt in seinem Tempo mit Gleichgesinnten. Niemand wird derart offenkundig verhöhnt oder einfach nur beschäftigt.
    Es gibt passendes Personal, dass in der jeweiligen Schulstufe ausgebildet ist.
    Ach ja und nie motzende Eltern, immer Sonnenschein und monatlich ne Gehalterhöhung. :thumbup:
    DAS wie meine kleine Utopie sind Wunschdenken, von dem wir meilenweit entfernt sind. :thumbdown:


    Ach ja und bei uns an der Schule mussten alle SuS die gleichen Bücher anschaffen, damit sie irgendwie mitarbeiten können trotz teils Zieldifferenz...Also Kuddelmuddel pur. ?(


    LG

  • Zitat

    Die I-Kids arbeiten in D mit dem Fö-Lehrer an ganz anderen Sachen wie ich mit den "Regelschülern" und nun sitzen sie 2 Stunden mit drin sozusagen als "Gasthörer". Ich versuche sie so gut es geht mitmachen zu lassen.


    Schau mal, ob du es hinbekommst, dass sie inhaltlich (in deinem Unterricht) zwar am selben Thema arbeiten wie die anderen SuS - aber mit ganz anderen Materialien, Aufgaben etc.
    Wenn du z.B. am Thema Märchen arbeitest (und die Regelschüler fleißig eigene Märchen schreiben, ...), könnten die I-Schüler über mehrere Stunden hinweg (anhand von Material, dass du ihnen zur Verfügung stellst) Merkmale erarbeiten: Wie benimmt sich eine typische Hexe im Märchen, welche Hilfen bekommt ein Held, wie beginnen Märchen meistens, wie enden sie meistens. Ihre Ergebnisse können die I-Kindder dann den Regelschülern vorstellen (Plakate, Vortrag) und so auch in den Unterricht integriert werden / sind nicht nur "Gasthörer".
    Ähnlich könnte es in Englisch sein: Arbeit (auf Deutsch) z.B. an der Region, die im Lektionstext vorgestellt wird (also eher geographisch orientiert), spätere Hinzufügung einzelner ausgewählter englischer Vokabeln oder kleiner Szenen, die aus der Lektion stammen.
    Insgesamt ist es (meiner Erfahrung nach) oftmals einfacher, wenn man die Fachgrenzen nicht zu streng beachtet & z.B. mathematische, künstlerische, geschichtliche Aspekte durchaus mit in die Unterrichtsgestaltung mit einfließen lässt. Außerdem ist es in den unteren Jahrgängen meist noch einfacher, gemeinsame Themen & durch I-Kinder für Regelschüler vorstellenswerte Inhalte zu finden. Die Aufbereitung von (bzw. Anknüpfung an) theatertheoretischen oder philosophischen Texten für SuS, die nicht oder so gut wie gar nicht lesen können, gestaltet sich schon etwas schwieriger... da wird man wieder ganz konkret: Was ist Theater, wie sieht es dort aus, welche Personen, Gegenstände finden sich dort, ... für diejenigen, die besser lesen/versehen können, mit (längeren) Definitionen, für die anderen vielleicht nur als Bildauszug aus einem Gesamtbild & Ziehen von Strichen zwischen Bild und Wort.

  • Hallo!


    ;(
    Das klingt ja gar nicht gut. Ich wünsche dir gute Besserung!
    Aber ich glaube fast, dass man sich entweder aufreiben muss wenn man "Inklusion" schaffen will oder dass man eine drüber stehende Haltung a la "Mir doch wurscht" entwickeln muss.
    Beides möchte ich nicht. :wacko:


    LG

Werbung