Wenn ihr mal wieder einen LRS-Fall in der Klasse habt, zeigt ihm dies hier

  • Ich bezweifele stark, dass eine Ministerpräsidentin ihre Briefe selber schreibt im dienstlichen Bereich...

  • Vielleicht solle man diesen unter "Politik" eingeordneten "Artikel" der Springer-Zeitung auch mal als ein Beispiel nehmen, wie Prioritäten gesetzt werden. Ein passender Artikel wäre wohl eher einer, der hinterfragt, wieso sich keine Sau bei uns im Land mit dem Abhören ernsthaft beschäftigt. Ist aber vermutlich in der Springer-Welt nicht so wichtig, wäre nämlich a) nicht gegen die SPD/Grüne/Linke zu gebrauchen und b) gegen die Amerikaner und gegen Frau Merkel.

  • Ist aber vermutlich in der Springer-Welt nicht so wichtig, wäre nämlich a) nicht gegen die SPD/Grüne/Linke zu gebrauchen und b) gegen die Amerikaner und gegen Frau Merkel.


    Tja, wenn das Weltbild so simpel ist... Ich glaube es wird Zeit, dass Rot-Grün in NRW einmal umfassend die Beufskollegs "reformiert". Frau Löhrmann, bitte übernehmen Sie!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Bei Springer ist das Weltbild tatsächlich so simpel. Vermutlich weißt du das auch. Deshalb verstehe ich deinen Post auch nicht so wirklich, denn in diesem Beitrag ging es nicht um Rot/Grün und auch nicht um die Reform von irgendwelchen Schulformen, sondern um den Abdruck einer dermaßen unrelevanten Nachricht aus (vermutlichen) Gründen des SPD-Bashings. Denn einen Nachrichtenwert hat diese Meldung nicht, sondern es befriedigt eher die "Haha, die sind ja genauso dumm wie ich" Mentalität einiger Menschen.

  • Denn einen Nachrichtenwert hat diese Meldung nicht, ...


    Klar, wenn es einem egal ist, ob die Menschen, die unser Land regieren, richtig lesen und schreiben können. Man sollte diese Einstellung aber nicht als allgemeingültig voraussetzen.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Drei Dinge dazu:


    1) Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Ministerin diesen Brief selbst verfasst hat. Ohne den Alltag einer Ministerin genau zu kennen bezweifel ich auch, dass sie jedes Schriftstück liest, was sie unterschreibt. Dann käme sie vermutlich nicht mehr zu irgendetwas anderem. Die Rechtschreibfehler in diesem Text (soweit ich ihn gelesen habe) sind vermeidbar, verändern aber nicht Inhalt oder Aussage der Sätze.
    2) Ich glaube tatsächlich nicht, dass die Fähigkeit fehlerfreien Schreibens zu einer besseren oder schlechteren Regierung führt. Ich vermute, die allermeisten Menschen werden nicht fehlerfrei schreiben können (inkl. mir).
    3) Wenn du der Meinung bist, dass die fehlerfreie Rechtschreibung wichtig für deine Wahlentscheidung ist, steht dir das frei (allerdings kann ich das aus deiner geschickten Satzkonstruktion nicht erkennen - sagst du konkret, dass du nur Menschen wählst, die einwandfreie Rechtschreibung beherrschen?). Mir fallen allerdings seitenweise wichtigere Dinge für unser Land ein.


  • Klar, wenn es einem egal ist, ob die Menschen, die unser Land regieren, richtig lesen und schreiben können. Man sollte diese Einstellung aber nicht als allgemeingültig voraussetzen.


    Mit Verlaub, aber dazu zwei Einwände:
    Erstens - und das wurde bereits gesagt - schreiben Ministerpräsidenten ihre Briefe in den seltensten Fällen selbst. Natürlich wirft es kein gutes Licht auf die Personalauswahl, aber man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen....
    Zweitens - und das ist für mich der wesentlich gewichtigere Einwand - kommt da die Sache mit den Steinen und dem Glashaus hinzu. Das meine ich jetzt nicht persönlich auf dich bezogen, Mikael, sondern prinzipiell. Die Rechtschreib- und Lesefähigkeiten unter Lehrkräften scheint ebenfalls nicht besonders ausgeprägt zu sein, zumindest kann man den Eindruck gewinnen, wenn man häufiger in diesem Forum liest. Und da rede ich jetzt nicht von simplen Vertippern, die einem im Eifer des Gefechts unterlaufen können, sondern von massiven (wiederkehrenden) Schwächen mit der Groß-/Kleinschreibung, dem Unterschied zwischen "dass" und "das", mit der korrekten Zeichensetzung usw.
    Wenn man dann noch im Profil das Fach "Deutsch" stehen hat, finde ich sowas wesentlich peinlicher als die Fehler einer vermutlich einfachen Schreibkraft. (Die natürlich auch peinlich sind, keine Frage.)

  • 1) Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Ministerin diesen Brief selbst verfasst hat. Ohne den Alltag einer Ministerin genau zu kennen bezweifel ich auch, dass sie jedes Schriftstück liest, was sie unterschreibt. Dann käme sie vermutlich nicht mehr zu irgendetwas anderem. Die Rechtschreibfehler in diesem Text (soweit ich ihn gelesen habe) sind vermeidbar, verändern aber nicht Inhalt oder Aussage der Sätze.

    Es kommt aber entscheidend auf die Außenwirkung an: Ein Mitarbeiter, der diesen Brief im Namen der Ministerin verfasst hat, sollte schon eine richtige Rechtschreibung beherrschen. Fehler können passieren, aber nicht so gehäuft. Hinzu kommt, dass es um eine Art Vorbildfunktion geht.
    Wenn sich ein Schüler mit dieser Anzahl an Rechtschreibfehlern irgendwo bewirbt, so wird seine Bewerbung - egal welche Qualifikation er hat - sofort aussortiert. Dem Arbeitgeber wird es auch relativ egal sein, wenn jm anders diese Bewerbung geschrieben hat und der entsprechende Schüler nur unterschrieben hat.
    Unseren Schülern versuchen wir eine richtige Rechtschreibung beizubringen und bereits in der 5. Klasse lernen unsere Schüler, wie man einen Brief formal richtig schreibt (incl. der richtigen Anrede). Warum sollte dieser Mitarbeiter, der diesen Brief verfasst hat, keine richtige Rechtschreibung beherrschen? Ich stell mir gerade meine Schüler vor, denen ich Rechtschreibfehler anstreiche (und im Falle einer Abschlussprüfung ggf. die Note aufgrund der gehäuften Verstöße herabsetze) und die diesen Brief lesen: "Warum müssen wir denn korrekt schreiben, wenn schon die Ministerin keine richtige Rechtschreibung beherrscht?"


    Wenn ich - von einem Unternehmen - einen solchen mit Fehlern gespickten Brief bekommen würde (und da ist es mir egal, ob der chef diesen Brief geschrieben hat oder seine Sekretärin), dann würde ich mir schon Gedanken über dieses Unternehmen machen.


    @ Mimmi: Es ist ein entscheidender Unterschied, ob man "nur" in einem Forum schreibt oder ob man einen offiziellen Brief z.B. an Fr. Merkel verfasst.
    Auch eine einfache Schreibkraft sollte in der Lage sein eine ordentliche Rechtschreibung zu beherrschen ...

  • 1. Es ist völlig unerheblich, ob Frau Dreyer den Brief selber geschrieben hat oder ein Praktikant aus einer reformierten "Gemeinschaftsschule" (oder wie auch immer diese Schulen in RLP heißen) oder sonstwer. Sie hat ihn zumindest unterschrieben und daher hat sie ihn auch vorher zu lesen. Alles andere wäre fahrlässig. In jeder Firma liest der Chef die Briefe der Sekretärin durch, bevor er diese unterschreibt.


    2. Keiner kann perfekt schreiben. Aber in sechs Sätzen sechs offensichtliche Fehler unterzubringen, die man schon beim flüchtigen Durchlesen erkennen sollte (siehe 1.), dazu gehört schon etwas...


    3. Vielleicht finden sich ja Politiker, die sich freiwillig einem öffentlichen Lese-, Rechtschreib-, PISA- und Intelligenztest unterziehen, bevor sie zur Wahl antreten. Einige Wähler dürfte das vor der Wahlentscheidung sicherlich interessieren. Wer sich diesem freiwilligen Test nicht unterzieht, sendet damit natürlich auch eine Nachricht an die potenziellen Wähler...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Natürlich liest in einer großen Firma der Chef nicht alle Briefe, die er unterschrieben hat. Hast du schon mal die Unterschriftenmappe eines Vorstandes in einem Unternehmen mit 3000 Mitarbeitern gesehen? Er verlässt sich darauf, dass alles fehlerfrei und inhaltlich so geschrieben wurde, wie er es wollte. Schon mein ehemaliger Abteilungsleiter, der ein Büro weiter saß, hat täglich unzählige Unterschriften leisten müssen. Warst du schon einmal in einem Unternehmen abseits der Schule? Vermutlich liest aber nicht mal die Schulleitung alle Briefe, die sie unterschreibt.


    Ich persönlich fände es wichtiger, dass Politiker einen Lobbyismus-Test bestehen müssten, bevor sie gewählt werden - vielleicht zusätzlich noch einen Test über unser Grundgesetz.


    Außenwirkung bei internen Briefen ist natürlich auch eher unrelevant. Ich bin der festen Überzeugung, dass Rechtschreibung wichtig ist. Ob allerdings ein Schweißer schlechter arbeitet, wenn er die Groß-/Kleinschreibung nicht beherrscht, ein Ingenieur schlechter entwickelt, wenn er die Kommasetzung nicht beherrscht oder eine Politikerin schlechter regiert, wenn sie nicht alle Fälle richtig benutzten kann, wage ich zu bezweifeln.

  • Zitat

    dass durch ein "Büroversehen" die unkorrigierte Fassung des Briefes verschickt worden sei.

    Deutet eher auf Hektik hin, oder? Wenn mal wieder Hektik an der Schule ausbricht, sollte dieses Schreiben als Mahnung gelten.

  • @ Mimmi: Es ist ein entscheidender Unterschied, ob man "nur" in einem Forum schreibt oder ob man einen offiziellen Brief z.B. an Fr. Merkel verfasst.
    Auch eine einfache Schreibkraft sollte in der Lage sein eine ordentliche Rechtschreibung zu beherrschen ...


    Nö, sehe ich anders. Auch in einem Forum sollte man sich an die gängigen Regeln halten. Wie gesagt, ich rede nicht von Vertippern, die jedem unterlaufen können.
    Zudem könnte ich jetzt dutzendfach Beispiele nennen, zitiert aus Briefen, die Kollegen meiner Schule an Eltern verschicken, in denen es ebenfalls vor Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern nur so wimmelt (d.h. nicht nur ein versehentliches Vertippen, sondern mehrfache und massive Fehler, bei denen es mir die Fußnägel nach oben rollt).


    In meinen Augen besteht das Problem deshalb, weil sich zwar (fast) jeder seinen Teil denkt, wenn man ein solches Geschreibsel zu lesen bekommt, aber kaum einer traut sich, auf die Fehler hinzuweisen, weil man dann ja gleich als "Grammar-Nazi" bezeichnet wird, der nur durch Formalismen vom Inhalt ablenken will. Dadurch sind sich offensichtlich viele (auch Lehrer) nicht mehr darüber im Klaren, welchen Eindruck sie bei anderen hinterlassen, die das Geschreibsel sinnentnehmend interpretieren sollen. (Mir geht es hier zum Beispiel oft so, dass ich bei einigen wenigen (Viel-)Schreibern hier ernsthaft bezweifle, ob sie überhaupt Lehrkräfte sind, weil ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass jemand, der Deutsch auf Lehramt studiert hat, derart gravierende Schwächen in Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik haben kann.)

  • Zitat

    Ich bin der festen Überzeugung, dass Rechtschreibung wichtig ist.


    Der Brief enthält ja nur einen wirklichen Rechtschreibfehler. Insofern ist der Hinweis auf LRS Unsinn und die "Welt" titelt auch nicht ganz korrekt.


    Zitat

    dass durch ein "Büroversehen" die unkorrigierte Fassung des Briefes verschickt worden sei.


    Erscheint mir als Erklärung ziemlich glaubwürdig. Zumal politische Büros nicht dafür bekannt sind, Briefe voller Fehler zu verschicken. (Und ganz sicher wird niemand in einem Ministerium am Korrekturlesen mit dem Hinweis gehindert, er sei ein "grammar Nazi", auch von Frau Dreyer nicht.)


    Lustig - und etwas peinlich - ist das Ganze, aber letztlich im Bereich von Fehlern, die immer und überall passieren (und in Schulen sicher auch nicht zu knapp, von falsch addierten Punkten bei Tests und Klassenarbeiten bis hin zu Rechtschreibfehlern auf Arbeitsblättern).

  • Normalerweise wird alles, was aus einem Ministerium oder eine Staatskanzlei herausgeht, von x Leuten gelesen, redigiert und paraphiert. Dass so ein Schreiben in diesem Zustand das Haus verlässt, ist mit Sicherheit ein Unfall (und ich möchte nicht in der Haut des Verantwortlichen stecken. :) ) Sind meine eigenen Textentwürfe fehlerfrei? Nein. Also, was soll die Aufregung?


    Nele

  • Das Äquivalent zum Politiker mit LRS wäre wohl eher der Ingenieur mit Dyskalkulie oder der Pilot mit ausgeprägter Sehschwäche...


    Na, das halte ich in diesem Zusammenhang für die von LRS Betroffenen für eine ziemlich diskriminierende "Experten-"Aussage. Gutes politisches Verständnis und Handeln ist sicher nicht abhängig vom Grad der Rechtschreibfähigkeit.


  • Na, das halte ich in diesem Zusammenhang für die von LRS Betroffenen für eine ziemlich diskriminierende "Experten-"Aussage. Gutes politisches Verständnis und Handeln ist sicher nicht abhängig vom Grad der Rechtschreibfähigkeit.

    Nee, und umgekehrt sind auch sehr gute orthografische Kenntnisse kein Garant für Intelligenz, eine allen Gesellschaftsschichten verantwortliche demokratische Grundhaltung, Um- und Weitsicht, verantwortungsvolles Handeln, die Fähigkeit und Bereitschaft zum Blick über Tellerränder, ein wertschätzendes Menschenbild, eine integre Persönlichkeit und eine gute Kenntnis des Fachs. Alles Eigenschaften, die ich mir persönlich von Menschen, die so viel Einfluss auf unsere Gegenwart und Zukunft in diesem Land, in dieser Welt und auf diesem Planeten haben wie Politiker, sehr wünschen würde. Und von Lehrern auch - unabhängig davon, in welcher Schulform sie tätig sind.

  • Vielleicht werden in RLP auch deshalb keine Lehrer mehr eingestellt, weil die Landesregierung nicht möchte, dass die Schüler mal besser schreiben und rechnen können, als ihre Landesregierung.

  • Normalerweise wird alles, was aus einem Ministerium oder eine Staatskanzlei herausgeht, von x Leuten gelesen, redigiert und paraphiert. Dass so ein Schreiben in diesem Zustand das Haus verlässt, ist mit Sicherheit ein Unfall (und ich möchte nicht in der Haut des Verantwortlichen stecken. :) ) Sind meine eigenen Textentwürfe fehlerfrei? Nein. Also, was soll die Aufregung?


    Nele


    Es ist schon traurig genug, dass man heutzutage "x Leute" braucht, um ein fehlerfreies Schreiben in gewissen Kreisen zu verfassen. Aber dass SO ein Schreiben den Schreibtisch einer Ministerpräsidentin verlassen kann, ist nicht nur traurig, sondern peinlich und dem Amt unwürdig. Das kannst du nicht mir dir als "kleinem Lehrerlicht" vergleichen (oder hast du auch "x Leute", die deine Schreiben gegenlesen?)


    Aber die Tatsache, dass so etwas passieren kann und auch die Reaktion vieler hier sagt schon einiges über den Zustand der Republik aus... Aber das Positive: Bei der jetzigen Bildungspolitik wird so etwas in wenigen Jahren sicherlich niemandem mehr auffallen!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

Werbung