Bonus auf Zeugnisnote für DELF-Sprachprüfung (Französisch)

  • Guten Tag allerseits,
    als Fachkonferenzleiter Französisch und DELF-Koordinator unseres Gymnasiums stehe ich vor folgender Fragestellung:
    Jedes Jahr legen mehrere Schüler (Sek I und II) die externe DELF-Prüfung beim Institut français ab, nachdem sie sich in einer AG über ein Schuljahr darauf vorbereitet haben. Um dieses außerunterrichtliche Engagement auch auf dem Zeugnis zu würdigen, haben wir angedacht, über eine entsprechende Bemerkung ("Schüler XY hat mit großem Engagement an einer DELF-AG teilgenommen.") hinaus einen Bonus auf die Fachnote Französisch zu geben. Wir orientieren uns dabei an unserer Fachschaft Musik, die allen Chorsängern einen Bonus auf die Zeugnisnote (in der Sek I: 0,5, in der Sek II: 2,5 Punkte auf die sonstige Mitarbeit) gibt.
    Hat jemand schon Erfahrungen mit diesem Procedere gemacht? Ich habe schon viel im Netz gesucht, bin aber noch nicht fündig geworden.
    Vielen Dank für Eure Antworten. ;)

    • Offizieller Beitrag

    bin kein Französisch- oder Englischlehrer, aber nur so vom Mitlesen:
    Die Leistungen, die in der Zeugnisnote bewertet werden, müssen doch aus dem Unterricht entstanden sein. Oder ist das nicht überall so?


    Und wer nun an diesem Zertifikatskurs teilnimmt, bekommt nach Abschluss eben das Zertifikat. damit hat er/sie ja einen Zusatzbonus auf dem Zeugnis.
    Warum dann noch einmal die mündliche Mitarbeit bewerten, einzig und allein aufgrund der Teilnahme am Kurs?


    Dass das bei euch bei den Chormitgliedern so gehandhabt wird, empfinde ichbereits als befremdlich. Scheint mir eher ein bequemes Lockmittel darzustellen :pfeif:

  • Hallo,


    ich halte dieses Vorgehen für mehrfach problematisch.


    Der Chor (davon gehe ich jetzt einfach mal aus) ist eine kostenlose Arbeitsgemeinschaft.
    Die DELF-Prüfung kostet Geld (und je nach Geldbeutel gar nicht mal so wenig). Somit sind Kinder aus finanziell weniger gut gestellten Familien benachteiligt (oder auch Schüler aus den Familien, die so ein Zertifikat als "Quatsch" ansehen, und dafür nicht zahlen, auch wenn sie das Geld dafür hätten). Einen Zuschuss (oder eine Komplettübernahme der Kosten) der Arge oder der Sozialverbände oder... gibt es nicht. Wer also das Geld nicht hat, hat keine Chance auf eine Verbesserung der Zeugnisnote.


    Ebenso problematisch ist die Zeugnisbemerkung über die AG-Teilnahme zu sehen: Wer erfolgreich teilgenommen hat & ein Zertifikat erworben hat, hat dieses Zertifikat als Beleg für sein Engagement. Wer nur an der AG teilnimmt (und den Zeugnisvermerk erhält), aber aus den verschiedensten, evtl. finanziellen, evtl. zeitlichen Gründen nicht an der Prüfung teilnimmt, wird im Zeugnis hoch gelobt - hat aber das Zertifikat nicht. Wie wird ein potentieller Arbeitgeber dies interpretieren (mir fallen zu viele Negativ-Interpretationen ein, als dass ich einen solchen Eintrag bei einem Nicht-Prüfungs-Teilnehmer oder einem Nicht-Besteher auf dem Zeugnis sehen wollte...).


    Außerdem: Wie organisiert ihr eure AG: Nach Niveaus? Oder eine AG für alle? Wie "verbucht" ihr das (erfolgreiche) Engagement (in der Zeugnisnote) in einem für die Klasse eigentlich zu niedrigen Niveau? Wie das Engagement in einem für die Klasse eigentlich zu hohem Niveau? Kann man das überhaupt auf Klassenstufen & Noten umrechnen, oder sollte man lieber deutlich machen, dass es bei externen Sprachprüfungen um die aktive Sprachverwendung geht (also um zu zeigen, was man alles bereits kann) - und im Unterricht auch immer wieder um das, was man noch nicht kann, also eben um den Spracherwerb?


    Eine letzte Frage: Wie ist die AG zeitlich organisiert? Haben alle Schüler eines Jahrgangs die Möglichkeit teilzunehmen - oder liegt die AG vielleicht bei einigen parallel zum Fachunterricht? Und falls das in diesem Jahr so organsiert ist, dass das "passt": Wird das in den darauffolgenden Jahren für die betroffenen Jahrgänge wieder so sein (oder wird der bereits benannte fiktive zukünftige Arbeitgeber in einem Jahr sehr viele DELFer (in den Zeugnisbemerkungen) wahrnehmen, im Jahr darauf gar keinen - und diesen Mangel an Engagement den Schülern zuschreiben, denn schließlich hatten die Jahrgänge davor das ja alle gemacht...)

  • Unsere DELF Schüler bekommen keinen Bonus auf die Französischnote (warum auch). Jeder, der erfolgreich as Diplom abgelegt hat, erhält eine Zeugnisbemerkung ("XY hat erfolgreich die DELF AG NIveau ABC besucht), wobei man dies meines Erachtens nach auch weglassen kann, da das eigentliche Diplom ja mehr hermacht als eine kleine Zeugnisbemerkung.


    Djino: Wer das Diplom nicht ablegen möchte, nimmt nicht an der AG teil. Die AG dient ja lediglich dazu, die Schüler auf die Prüfungsformate vorzubereiten. Es handelt sich - jedenfalls in meinen Vorbereitungskursen - nicht um zusätzlichen Französischunterricht. Jemand, der das Diplom nicht abgelegt hat, erhält auch keine Zeugnisbemerkung.
    Ansonsten scheinst Du eine recht negative Einstellung der Sache gegenüber zu haben. Ich glaube nicht, dass eine fehlende DELF-Bemerkung im Zeugnis als mangelndes Engagement gesehen wird - eher umgekehrt. Man kann Schüler ja nicht für ein nichtvorhandenes AG-Angebot (das sowieso schon von Schule zu Schule massiv variiert) verantwortlich machen. Ich denke, die Arbeitgeber interessiert WAS da steht und nicht WARUM etwas da nicht steht.


    Auf jeden Fall ist DELF eine tolle Sache, die von unserern Schülern gerne angenommen wird - ein Jahr mal mehr, ein Jahr mal weniger ...

  • @ Paulchen: Ich weiß schon, dass die AG auf die Prüfung vorbereitet, und dass deshalb nur die dort sitzen, die an der Prüfung teilnehmen möchten. Aber was ist mit denjenigen, im Laufe der AG feststellen, dass sie vielleicht doch noch ein Jahr warten sollten (damit sie überhaupt oder besser bestehen)? Es ist außerdem merkwürdig, wie vielen SuS entgeht, dass am Tag der Prüfung das runde Jubiläum der Großmutter ansteht (kommt ja immer so unerwartet) und deshalb (relativ) kurzfristig sich doch nicht zur Prüfung melden.
    Eine negative Einstellung habe ich dazu ganz und gar nicht (und habe bei uns an der Schule schon so manche Prüfung organisiert). Und die Zeugnisbemerkung zur Sprachprüfung ist dann negativ, wenn man sich zwar mit großem Engagement darauf vorbereitet - aber leider doch durchgefallen ist. Da DELF (und andere Zertifikate) manchmal Monate auf sich warten lassen, ist das mit der Entscheidung, ob Zeugnisbemerkung oder nicht auf der Grundlage des Bestehens recht schwierig...

  • Bonus auf die Zeugnisnote für eine AG-Teilnahme? Das dürfte rechtlich problematisch sein. Eine Zeitbombe, die nur darauf wartet, dass einer von denen, die diesen Bonus wegen mangelnder AG-Teilnahme nicht bekommt, sich darüber beschwert (stelle ich mir gerade vor: Da klagt einer vor dem Verwaltungsgerciht wegen einer Nicht-Versetzung, u.a. wegen einer 5 in Französisch. "Aber Herr Richter, der Fritz hat genauso wenig Ahnung wie ich. Der wurde aber mit einer 4- in Französisch verstetzt, weil er an der DELF-AG teilgenommen hat...").


    Kurz: Unterricht ist Unterricht. Und AG ist AG.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Es gibt überdies ja auch viele SuS, die in einem Sportverein, bei der Jugendorganisation eines Hilfswerks o.Ä. sind und daher ggf. einfach aus zeitlichen Gründen an der DELF-AG nicht teilnehmen können.
    Ich selbst habe die DELF-Zertifikate auch gemacht und muss sagen: Ich würde niemandem raten, für das Diplom auf etwas anderes (wie den Sportverein, wenn auch nur für das halbe Jahr oder wie lange die AG auch dauert), zu verzichten. Den tatsächlichen Nutzen davon schätze ich am Ende nicht als groß genug ein. Sprachkenntnisse kann man auch über das Zeugnis nachweisen und an der Uni einen schnellen, kostenlosen Einstufungstest absolvieren. Ich will mich nicht generell gegen DELF aussprechen - wenn Geld und Zeit vorhanden sind, ist das sicherlich eine tolle Sache! Nur gibt es imho eben auch gute Gründe, wieso ein/e Schüler/in nicht daran teilnimmt. Und diese dann dafür zu bestrafen (und so würde ich das einfach mal interpretieren), halte ich für falsch.


    Für dich als DELF-Koordinator halte ich andere Fragen für viel spannender: Sollte Schüler/innen, die Französisch als Fach vielleicht in der Sek II nicht mehr haben, trotzdem die Möglichkeit gegeben werden, an AG und DELF-Prüfung teilzunehmen? Sollten nicht auch Schüler/innen an der AG teilnehmen dürfen, die DELF nicht machen wollen? Kann der Förderverein in Einzelfällen die Kosten für die Prüfung übernehmen?
    Darüber hinaus haben wir immer wieder festgestellt, dass das Hörverstehen der mit Abstand schwierigste Teil der Prüfung war: Sollte der Französisch-Unterricht dann nicht vielleicht darauf ausgerichtet werden, dieses Defizit auszugleichen? Oder sollte generell eine stärkere Strukturierung nach den vier Anforderungsbereichen erfolgen (ich hatte immer den Eindruck, der Unterricht sei überwiegend auf die schriftliche Produktion ausgerichtet)? Die positive Seite von DELF für den Französisch-Unterricht könnte sein, dass man auch die individuellen Defizite der Schüler/innen erkennt: Ich hatte z.B. in einer DELF-Prüfung die volle Punktzahl in der mündlichen Produktion, aber nur 6,5 Punkte (oder so) beim Hörverstehen. Bei anderen haben sich Defizite in (noch) anderen Teilbereichen gezeigt, da sollte überlegt werden, ob nicht individuellere Aufgaben ausgesucht werden könnten, die die Schüler/innen in den Bereichen fördern, in denen sie Schwierigkeiten haben (das wirft natürlich wiederum andere Probleme auf: Was ist mit den Schüler/innen, die DELF nicht gemacht haben und daher diese Überprüfung der einzelnen Kompetenzen zumindest in dieser Form nicht stattgefunden hat? Wie soll der Lehrer/die Lehrerin das organisieren; es fehlen wahrscheinlich Zeit und Material!).


    In Bezug auf die Noten im Französisch-Unterricht und den Zusammenhang mit DELF sehe ich trotzdem eine berechtigte Frage: Sollte der Lehrer/die Lehrerin nach den DELF-Ergebnissen seine/ihre Benotung (und ggf. Benotungskriterien) überprüfen? Bei mir war es der Fall, dass ich bei DELF (deutlich) besser abgeschnitten hatte als ein Mitschüler, aber trotzdem eine Note schlechter stand. Das lag zum einen daran, dass die Lehrerin sehr eigene Erwartungen hatte (die ich, da ich vorher bei einem anderen Lehrer Französisch gehabt hatte, nicht kannte) und der Mitschüler (der immer schon in ihrem Französischkurs gewesen war) die Aufgaben eher so lösen konnte, wie sie es erwartete. Der Mitschüler machte mehr mit als ich, während meine Beiträge aber subjektiv gesehen (jedoch nicht nur von mir) besser/stärker waren. Da wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, hätte die Lehrerin sich am Ende nochmal gefragt, ob ihre Bewertungskriterien richtig sind, wenn sich solche Differenzen zwischen Schulnote und DELF-Ergebnis ergeben.

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