Provokante Thesen eines Berliner Schulleiters

  • Zitat Sofie :

    Zitat

    Lieber Biologe, mich interessiert eigentlich nichts von dem, was Sie schreiben, außer eins: Arbeiten Sie jetzt eigentlich als Lehrer oder nicht? Und wenn ja, wie viele Stunden an welcher Schule?

    Zitat


    Hiermit wiederhole ich meine Frage.

    Da wird nichts Konkretes als Antwort kommen, geehrte Sofie ! Mir kommt dieser missionierende Montessori-Biologe sowieso sehr merkwürdig vor. Hab da so meinen Verdacht.


    War nicht vor einiger Zeit mal so ein komischer Bibelfritze im Forum? Der hatte auch immer so missioniert und uns angeprangert. Er mochte auch keine normalen Menschen und Lehrer. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich habe Ihnen gar nichts unterstellt. Bevor ich in den 60ern als Schüler auf ein Gymnasium wechseln konnte, war ich ein Jahr auf einer Hauptschule. In dieser Zeit hatte mein Klassenlehrer drei Nervenzusammenbrüche und er wurde mehrfach von Schülern tätlich angegriffen. Als Vertretungslehrer an einer Hauptschule war ich nach wenigen Monaten froh, dass der Vertretungsbedarf endete und ich eine neue Stelle in einer Realschule antreten konnte. Ich habe seitdem die größte Hochachtung vor Hauptschullehrern, die das Jahrzehnte durchstehen. Danach habe ich mit 12-27 Wochenstunden an drei Realschulen und zwei Gymnasien unterrichtet und kann deshalb aus eigener Erfahrung feststellen, dass das Unterrichten an Realschulen viel und an Gymnasien sehr viel einfacher ist, selbst wenn der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund wie an meiner aktuellen Schule über 90% liegt. Das Problem der kritischeren Elternschaft wird nach meiner Erfahrung aufgebauscht. Sehr viel schlimmr als kritische Eltern sind die Eltern, die sich um nichts kümmern können oder wollen. Man muss dazu nur mal vergleichen, wieviele Eltern zu den Elternabenden an Gymnasien, in Realschulen oder Hauptschulen kommen. In Gymnasien gibt es ein paar kritische Eltren, die man überzeugen muss, aber auch kann. In Haupt- und Realschulen müssen Lehrer damit rechnen, von Eltern zusammengeschlagen zu werden. Das Hauptschullehrer trotz ihres wirklich harten Jobs deutlich schlechter als Gymnasiallehrer bezahlt werden, halte ich deshalb für eine große Ungerechtigkeit.


    Selbstverständlich ist die Beziehungsarbeit mit den Schülern (teilweise auch mit Eltern) die Basis, ohne die guter Unterricht gar nicht möglich ist. Und je größer die Unselbständigkeit und andere Defizite der Schüler sind, umso mehr müssen natürlich Lehrer für Ordnung und Struktur sorgen. Deshalb hatte ich ja auch geschrieben, dass Schüler möglichst von Anfang an das selbständige Lernen erst lernen müssen. Ich werfe meine Schüler auch nicht einfach ins kalte Wasser selbständigen Lernens, sondern gewöhne sie ganz langsam Schritt für Schritt an immer mehr Selbständigkeit. Aber mein Ziel ist eben nicht der lehrerzentrierte Unterricht, sondern ein möglichst selbständiges Erarbeiten des Stoffes durch die Schüler. Am Ende ihrer Schulzeit sollten sie das können, damit sie auch nach der Schule weiter lernen können. Und in der Schule ist da die Voraussetzung für wirklich binnendifferenziertes Lernen in einer Klasse.


    Meine Hauptschüler waren nicht dümmer als meine Schüler an den Realschulen und Gymnasien. Vielleicht haben Sie andere Erfahrungen gemacht, aber meine Hauptschüler waren "nur" verhaltensauffälliger. Aber spätestens an Realschulen und ganz besonders in heutigen Gymnasien ist das Spektrum der Leistungsfähigkeiten derart breit, dass ein für alle Lernenden einer Klasse gleiches Lerntempo zwangsläufig viele Schüler unter- oder überfordert. Man versucht das notdürftig mit Überspringen, Sitzenbleiben oder Schulwechseln zu reparieren, aber das Problem ist ein Systemfehler, der grundsätzlich behoben werden sollte. Das ist auch keine ideologische Frage und schon gar kein persönliches Problem meinerseits, sondern in einer Gesellschaft mit fast nur noch anspruchsvollen Arbeitsplätzen und wachsenden Nachwuchsproblemen geht es um unsere Wettbewerbsfähigkeit, um unsere Attraktivität und Stabilität als Wirtschaftsstandort. Nicht nur als Lehrer, sondern als Gesellschaft können wir es uns nicht dauerhaft leisten, dass viele Lernende in unseren Schulen irgendwann aufhören, ihr Bestes zu geben oder überhaupt noch mitzumachen. Was wir heute in den Schulen erleben, zulassen und vorbereiten, wird in Zukunft unsere Wirtschaft prägen, von der wir letztlich fast alle abhängen. Sorgen machen mit aber auch die vielen jungen Menschen, die sich schon durch unser Schulsystem von der Gesellschaft aussortiert fühlen und für sich keine positiven Perspektiven sehen. Meiner Ansicht nach hat das bereits zu einer gefährlichen Respektlosigkeit gegenüber Polizisten, Lehrern und vielen anderen Berufsgruppen geführt, die in unserer Gesellschaft Ordnung und Infrastruktur aufrecht erhalten sollen. Nicht nur, aber auch darum geht es mir, wenn ich für ein Individualisierung des Lernens und insbesondere der Lerntempi plädiere.

  • Die Lehrerin Sofie hat in ihrem Beitrag 96 Ihnen eine Frage wiederholt gestellt, geehrter Biologe ! Es wäre höflich, darauf konkret zu antworten ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • @ Biologe: Ich glaube kaum, dass eine Individualisierung des Unterrichts zu einem größeren Respekt gegenüber Lehrern, Polizisten und anderen Amtspersonen führen wird. Hier spielt oftmals eine mangelnde Erziehung im Elternhaus eine Rolle. Und ehe mir jemand mit dem Argument kommt, dass diese Erziehungarbeit die Lehrer erledigen müssen, so antworte ich diesen: Die Erziehung ist die Aufgabe der Eltern (siehe auch Grundgesetz). Der Unterricht hat nix damit zu tun.


    Und die kritische Elternschaft ist sicherlich nicht an allen Gymnasien Ususu, jedoch kommt auch dieses vor (und es kann verdammt anstrengend sein, wenn man einem Vater gegenüber sitzt, der alles besser weiß und noch dazu Jurist ist und gegen alles und nix aufmuckt). Ebenso gibt es auch an Gymnasien Eltern, die sich um nix kümmern sowie Schüler, die verhaltensauffällig sind (und die Quote dieser Schüler wird im Zug von der Inklusion noch steigen). Und seien wir mal ehrlich: Mit manchen Klassen (auch am Gymnasium) ist ein freier Unterricht nicht möglich. Während Experimentierphasen muss man Angst haben, dass sie mal wieder Dummheiten machen (ähnliches gilt während Gruppenarbeitsphasen). Eine straffe Hand resp. vielen Frontalarbeitsphasen bekommt diesen Klassen dann oft am Besten.

  • Zitat

    Meine Hauptschüler waren nicht dümmer als meine Schüler an den Realschulen und Gymnasien. Vielleicht haben Sie andere Erfahrungen gemacht, aber meine Hauptschüler waren "nur" verhaltensauffälliger.



    Verhaltensauffälligkeiten erzeugen aber meist wieder Lernprobleme - und bevor der verhaltensauffällige Pubertäter dich nicht als Leader anerkennt, auf dessen Anweisung hin er Dinge lernt, die ihm völlig sinnfrei erscheinen - wie Prozentrechnen oder der Weg zum 1. Weltkrieg - brauchst du mit egal welchem Material auch gar nicht groß zu kommen. :) Und ja - leider sind manche Kinder tatsächlich sehr schwach begabt und brauchen ganz viel Hilfe und Erklärung - und auch teilweise Trost... :)


    Selbstständiges Lernen ist logisch das Endziel - auch wird an der Grundschule ganz viel frei gearbeitet, auch mit Montessorimaterial etc. - nur sind die, die dann bei uns ankommen vielfach die Kinder, die da irgendwie nicht profitiert haben. Jetzt kommen die ersten Schüler aus den jahrgangsgemischten Klassen, wo freies und selbständiges Arbeiten groß geschrieben wird. Ich hab´ nur eine 5. wenige Stunden - aber mir rollen sich die Fußnägel hoch, wenn ich Schüler erlebe, die nicht einmal die Buchstaben beherrschen, z.B. das große Y oder munter gRoß uNd kLeiN durcheinander schreiben. Wenn viel auf Selbstkontrolle aufgebaut wird - dann sehen sie ihre Fehler einfach nicht, vermute ich mal.



    Zitat

    In Haupt- und Realschulen müssen Lehrer damit rechnen, von Eltern zusammengeschlagen zu werden.


    Nein, damit rechne ich jetzt eigentlich nicht, ich bin froh, wenn die Eltern kommen - man muss halt den richtigen Ton finden - und Nervenzusammenbrüche hatte ich auch noch keine. :) An unangenehmsten fand ich den Druck, irgendwelchen Hokuspokus-Unterricht vorführen zu sollen, wenn´s mit den Schülern einfach nicht geht. ;) Mit zunehmendem Dienstalter sieht man das aber alles pragmatischer - wir sind auf dem Weg.

  • Seiner Homepage zu Folge arbeitet er nach einer abgebrochenen Dissertation freiberuflich als Rechercheur und Autor im wissenschaftsjournalistischen Bereich und taucht im Internet öfter zum Thema BSE auf. Was den schulischen Bereich angeht, hält er sich ziemlich bedeckt, anscheinend nimmt ist er als Vertretungslehrer tätig, was einen tieferen Einblick in die Funktion des Schulsystems natürlich etwas relativiert...


    Nele

    Ich habe freiberuflich wissenschaftliche Recherchen und Gutachten gemacht, aber nicht als Wissenschaftsjournalist gearbeitet. Prionkrankheiten wie BSE waren mein wichtigster Forschungsschwerpunkt nach der Regulation der Blutbildung und der interzellulären Kommunikation durch Gap Junctions. Was den schulischen Bereich angeht, halte ich mich aber nicht bedeckt. Ein umfangreiches Glossar, Zusammenfassungen meiner Unterrichtsinhalte, Lernseiten sowie Arbeitsblätter mit Antworten erleichtern meinen Schülern zuhause das Nacharbeiten, wenn sie krank waren oder im Unterricht etwas nicht verstanden haben. Mein Einblick in unser Schulsystem wird durch meine Tätigkeit als Vertretungslehrer nicht relativiert, sondern besonders breit. Ich übernehme den Biologie-Unterricht von Klassen oder Kursen meistens zu Beginn eines Schul- oder Halbjahres und führe sie mindestens bis zu den nächsten Zeugnissen. Und selbstverständlich gehören zu den Pflichten eines Vertretungslehrers auch die Konferenzen. Nur Klassenfahrten blieben mir bisher erspart, aber dafür eleben eben Vertretungslehrer viele Schulen und Schulformen. Meines Erachtens reicht ein Jahr, um eine Schule ziemlich gut kennenzulernen. Ich finde es allerdings schade, dass hier entgegen einer Forenregel meine Person thematisiert wird, anstatt sich ernsthaft mit meinen Argumenten zu beschäftigen. Mobbende Lehrer als Reaktion auf unliebsame Thesen brauche ich eigentlich nicht.

  • Zitat

    In Haupt- und Realschulen müssen Lehrer damit rechnen, von Eltern zusammengeschlagen zu werden.

    In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nie erlebt oder gehört.


    Zitat

    Das Hauptschullehrer trotz ihres wirklich harten Jobs deutlich schlechter als Gymnasiallehrer bezahlt werden, halte ich deshalb für eine große Ungerechtigkeit.

    Darüber kann man wirklich mal nachdenken.


    Zitat

    Meines Erachtens reicht ein Jahr, um eine Schule ziemlich gut kennenzulernen.

    Meines Erachtens nicht.


    Zitat

    Ich finde es allerdings schade, dass hier entgegen einer Forenregel meine Person thematisiert wird, anstatt sich ernsthaft mit meinen Argumenten zu beschäftigen. Mobbende Lehrer als Reaktion auf unliebsame Thesen brauche ich eigentlich nicht.

    Schade. Doch irgendeinen Anteil an der Reaktion sollten Sie/ solltest du schon auch sehen.

  • @ Biologe: Ich glaube kaum, dass eine Individualisierung des Unterrichts zu einem größeren Respekt gegenüber Lehrern, Polizisten und anderen Amtspersonen führen wird. Hier spielt oftmals eine mangelnde Erziehung im Elternhaus eine Rolle. Und ehe mir jemand mit dem Argument kommt, dass diese Erziehungarbeit die Lehrer erledigen müssen, so antworte ich diesen: Die Erziehung ist die Aufgabe der Eltern (siehe auch Grundgesetz). Der Unterricht hat nix damit zu tun.


    Und die kritische Elternschaft ist sicherlich nicht an allen Gymnasien Ususu, jedoch kommt auch dieses vor (und es kann verdammt anstrengend sein, wenn man einem Vater gegenüber sitzt, der alles besser weiß und noch dazu Jurist ist und gegen alles und nix aufmuckt). Ebenso gibt es auch an Gymnasien Eltern, die sich um nix kümmern sowie Schüler, die verhaltensauffällig sind (und die Quote dieser Schüler wird im Zug von der Inklusion noch steigen). Und seien wir mal ehrlich: Mit manchen Klassen (auch am Gymnasium) ist ein freier Unterricht nicht möglich. Während Experimentierphasen muss man Angst haben, dass sie mal wieder Dummheiten machen (ähnliches gilt während Gruppenarbeitsphasen). Eine straffe Hand resp. vielen Frontalarbeitsphasen bekommt diesen Klassen dann oft am Besten.

    Selbstverständlich gehört die Erziehung zu den Pflichten der Eltern und sie sind verantwortlich, wenn Kinder nicht erzogen wurden. Trotzdem bleibt Schulen nichts anderes übrig, als auch mit unerzogenen Schülern sinnvoll umzugehen. Das freier Unterricht auch an Gymnasien schwierig bis unmöglich sein kann, weiß ich natürlich auch. Mit Ausnahme einer Klasse habe ich es allerdings bisher immer geschafft, fast alle meiner Schüler ein gutes Stück in Richtung selbständiges Lernen weiterzubringen. Vermutlich machen das die meisten Lehrer so, aber mir geht es um das Problem, dass unser Schulsystem zumindest in den Klausurenfächern einer Individualisierung der Lerntempi sehr enge Grenzen setzt. Und das ist nicht für mich persönlich ein Problem, sondern für viele Schüler und uns als Gesellschaft.

  • aber mir geht es um das Problem, dass unser Schulsystem zumindest in den Klausurenfächern einer Individualisierung der Lerntempi sehr enge Grenzen setzt. Und das ist nicht für mich persönlich ein Problem, sondern für viele Schüler und uns als Gesellschaft.

    Jetzt würde ich aber doch mal die Kirche im Dorf lassen. Im Großen und Ganzen geht es Deutschland eigentlich ganz gut. Mit diesem Satz hat Angela Merkel (ob nun verdienterweise oder nicht) m. E. die Wahl gewonnen. Und es stimmt, das zeigt meine persönliche Erfahrung in der Schule, das zeigt ein Blick in mein Umfeld, in die Zeitung etc. Aus den meisten Schüler wird "was" bzw. ist was geworden. Die meisten meiner Schüler sind ganz vernünftige Wesen - ihrem Alter entsprechend. Nicht jeder wird das Abitur schaffen, aber das ist auch nicht schlimm.
    Es gibt jedoch ein ernst zunehmendes Problem in unserer Gesellschaft (beileibe nicht nur in BRD): Ein kleiner Teil der Schülerschaft schafft keinen Abschluss, kommt aus einem von Hartz IV abhängigem und/oder von Gewalt und Alkohol/Drogen geprägten Haushalt und wird möglicherweise genau diesen Weg einschlagen. Das ist ein Problem, das angegangen werden muss. Ist Inklusion, Individualisierung, gut ausgestattete Haupt- und Förderschulen, ein geteiltes oder gemeinsames Schulsystem die Lösung? Die meisten wissen es nicht. Biologe schon und wir sind froh, dass er sein Wissen mit uns teilt ;)
    Unbeantwortet jedoch bleibt die Frage, wer oder was Biologe nun eigentlich ist? Reingeschnuppert hat er wohl mal in die ein oder andere Schule, auch zur Wissenschaft scheint er Kontakte zu haben. Aber was solls, wir werden es wahrscheinlich nie erfahren...

  • Ich stimme Ihnen weitgehend zu und passe ebenfalls meinen Unterricht immer daran an, was in der jeweiligen Klasse geht oder eben nicht geht. Für die Vorführung von Hokuspokus-Unterricht plädiere ich sicher nicht, obwohl ich auch schon Schüler die verschiedenen Arten weißer Blutkörperchen habe spielen lassen, um ihnen deren Zusammenarbeit verständlich zu machen. Häufig nutze ich auch meine Pausen, um Schüler zu trösten, zu ermutigen oder ihnen den Sinn des Lernens näherzubringen. Aber Sie haben ja sicher auch schon öfter erlebt, dass schwache Schüler ungeahnte Fortschritte machen können, wenn man ihnen beim Lernen die nötige Zeit geben und ihnen so Erfolgserlebnisse vermitteln kann, die ihnen das nötige Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten geben. Weil Intelligenz und Lernfähigkeit nicht nur angeboren, sondern auch trainierbar sind, versuche ich meine Schüler möglichst individuell vor Aufgaben zu stellen, deren Lösbarkeit sie sich zunächst kaum vorstellen können, deren Bewältigung sie dann aber auch entsprechend stolz macht und weiter bringt. Aber wie Sie schon schrieben, müssen dafür die Lernenden zunächst Vertrauen in das Wohlwollen und das Urteilsvermögen ihrer Lehrer entwickeln. Sonst fangen viele gar nicht erst an, mitzudenken und sich anzustrengen. Dieses Vertrauen haben die meisten meiner Schüler auch deshalb, weil ich immer zumindest versuche, auf ihre Wünsche einzugehen, ihnen Freiräume zu verschaffen und meinen Unterricht an ihre Bedürfnisse anzupassen. So habe ich schon bockige Störer in eifrige Mitschreiber verwandeln können, indem ich ihnen einfach das Mitschreiben auf ihren Smartphones erlaubte. Und ganze Klassen oder Kurse haben ungewohnt fleißig die Fragen meiner Arbeitsblätter bearbeitet, weil sie das im Park oder auf dem Rasen vor der Schule tun durften.


    Das freie und altersgemischte Lernen in Grundschulen ist nach meiner Erfahrung eine großartige Sache, aber das erfordert natürlich auch entsprechend ausgebildete Lehrer und geht nicht ohne Selbstlernmaterial, wie es traditionell in Montessori-Grundschulen reichlich verhanden ist und den Klassenraum in eine Art Wohnzimmer mit vielen Regalen und Schränken verwandelt. In diesen Schulen überlassen die Lehrerinnen die Schüler auch nicht einfach sich selbst, sondern kontrollieren engmaschig die Lernfortschritte jedes Einzelnen. Die Kinder sind zwar auf sehr unterschiedlichen Niveaus unterwegs, aber bei allen muss es im Rahmen ihrer Möglichkeiten doch Fortschritte geben.


    Auch aufgrund meines Kraft- und Ausdauertrainings rechne auch ich nicht damit, von aufgebrachten Vätern attakiert zu werden. Außerdem habe ich mit meinem Unterricht noch keine Eltern wirklich wütend gemacht. Aber mir sind mehrere entsprechende Fälle persönlich bekannt. Und ich denke schon, dass auch Lehrer mit Angriffen rechnen müssen in einer Zeit, in der sogar Feuerwehrleute und Rettungssanitäter gewaltsam an ihrer Arbeit gehindert und Polizisten in Hinterhalte gelockt werden, um sie lebensgefährlich zu verletzen.

  • @ Biologe: Warum beantwortest du nicht Sofie's Frage?


    Eine Menge Kompetenzen scheinst du ja mitzubringen. Alle Achtung. Die Welt braucht mehr von diesen Missionaren! Melde dich doch mal bei Frau Löhrmann! Sie wird begeistert sein von deinen Vorschlägen ... oder werde selbst Schulminister ;)

  • Nicht nur Biologe weiß es, sondern auch der SL des Ausgangsinterviews:


    "Wie begründen Sie Ihre Kritik?
    Wenn man wie ich eine andere Form von Schule will als die übliche 0815-Schule, dann sind viele Lehrer darauf heute nicht vorbereitet.


    Was meinen Sie mit 0815-Schule?
    Da unterrichten die Lehrer Fächer und nicht Kinder. Wer nicht mitkommt, ist selbst schuld. Der Lehrer sollte aber die Stärken und Schwächen des Schülers kennen und die Stärken stärken und die Schwächen schwächen. Das Grundproblem ist, dass jeder ein Lehramtsstudium aufnehmen kann, ohne dass er in irgendeiner Form darauf hingewiesen wird, was auf ihn zukommt. Es findet kein Eignungstest statt. Erst nach Studium und Referendariat wird für einen Lehrer die Frage konkret, ob er überhaupt Lust hat, mit Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Erst dann zeigt sich, dass viele Lehrer für den Beruf nicht wirklich geeignet sind. "



    Es gibt in Deutschland mittlerweile ja etliche Schulen, die versuchen andere Wege einzuschlagen und das sind beileibe nicht alles nur Montessorischulen. Erschwert wird dies nicht dadurch, dass Bildungspolitiker komische Sachen vorgeben und sich merkwürdige schulorganisatorische Strukturen überlegen, sondern dadurch, dass die Vorstellung, dass Kinder und Jugendliche in der Schule stets den gleichen Stoff lernen sollten und zum gleichen Zeitpunkt auszuspucken haben, nicht aus den Köpfen von Bildungspolitikern, Lehrern und Eltern heraus will. Es geht leider nicht wirklich darum, die Bruchrechnung oder die Französische Revolution zu verstehen, sondern lediglich zu einem vorher bestimmten Zeitpunkt zu überprüfen, wer wie viel von dem Thema mitbekommen hat. Dies scheint auch der Berliner SL so zu sehen und daher kommt auch seine Einschätzung, dass ein hoher Prozentsatz der Lehrer ungeeignet sind.



    Dies zeigt sich in der grundsätzlichen Ablehnung von Erziehungstätigkeit, Teamarbeit, Einstellen auf Probleme der Schüler, Anerkennung von Problemlagen spez. Schularten, das gnadenlose in-den Mittelpunktsstellen des eigenen Faches und der eigenen Kompetenz / Erfahrung, dem Herabwürdigen von Kollegen, die individualisierte Ansätze verfolgen, usw.usw.



    Es ist wirklich bedauerlich, wenn hier jemand versucht, seinen Weg der Lernbegleitung innerhalb regulärer Systeme darzustellen, dermaßen eins auf den Deckel bekommt.



    Biologe, hoffentlich ist deinem Vertretungslehrerdasein bald ein Ende gesetzt, damit du deine Schüler über einen längeren Zeitraum begleiten kannst. Bleib dran!

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Zitat Biologe :

    Zitat

    Ich übernehme den Biologie-Unterricht von Klassen oder Kursen meistens zu Beginn eines Schul- oder Halbjahres und führe sie mindestens bis zu den nächsten Zeugnissen.

    Welch ein langer Zeitraum ! Und warum werden Sie dann nicht mehr weiterbeschäftigt, geehrter Biologe ? Weiß man Ihre Arbeit nicht zu schätzen ?8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Die Frage von Sofie wurde von Ihnen immer noch nicht richtig beantwortet, geehrter Biologe ! Ihre o.g. Äußerungen klingen uns zu schwammig.


    Zur Erinnerung :

    Zitat

    Lieber Biologe, mich interessiert eigentlich nichts von dem, was Sie schreiben, außer eins: Arbeiten Sie jetzt eigentlich als Lehrer oder nicht? Und wenn ja, wie viele Stunden an welcher Schule?

    Sollen wir jetzt ein Count-Down ansetzen ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • @ Biologe: Ich glaube kaum, dass eine Individualisierung des Unterrichts zu einem größeren Respekt gegenüber Lehrern, Polizisten und anderen Amtspersonen führen wird. Hier spielt oftmals eine mangelnde Erziehung im Elternhaus eine Rolle. Und ehe mir jemand mit dem Argument kommt, dass diese Erziehungarbeit die Lehrer erledigen müssen, so antworte ich diesen: Die Erziehung ist die Aufgabe der Eltern (siehe auch Grundgesetz). Der Unterricht hat nix damit zu tun.


    Und die kritische Elternschaft ist sicherlich nicht an allen Gymnasien Ususu, jedoch kommt auch dieses vor (und es kann verdammt anstrengend sein, wenn man einem Vater gegenüber sitzt, der alles besser weiß und noch dazu Jurist ist und gegen alles und nix aufmuckt). Ebenso gibt es auch an Gymnasien Eltern, die sich um nix kümmern sowie Schüler, die verhaltensauffällig sind (und die Quote dieser Schüler wird im Zug von der Inklusion noch steigen). Und seien wir mal ehrlich: Mit manchen Klassen (auch am Gymnasium) ist ein freier Unterricht nicht möglich. Während Experimentierphasen muss man Angst haben, dass sie mal wieder Dummheiten machen (ähnliches gilt während Gruppenarbeitsphasen). Eine straffe Hand resp. vielen Frontalarbeitsphasen bekommt diesen Klassen dann oft am Besten.


    Wer hat hier letztens geschrieben, von den Eltern von Gymnasialschülern, die bis ins Schulamt mit Klage drohen, damit die SL den Fachlehrer anweist die Klassenarbeitsnote zu ändern... und das nur, weil der Schnitt für den NC reichen muss..?? ...ja, man hat es ja so leicht als Gymnasiallehrer.


    EDIT: http://www.sueddeutsche.de/bil…m-anwalt-kommen-1.1800034


    Notenerpressung funktioniert!

  • @ Biologe:


    Da du diesen deinen Schülern sogar in der 20-Minuten-Pause erläutern kannst:


    Ich suche danach seit nunmehr bald 42 (sic!) Jahren. Könntest du einen Extra-Thread eröffnen, um mir diesen mitzuteilen? Das wäre sehr nett!

  • @ Biologe:


    Da du diesen deinen Schülern sogar in der 20-Minuten-Pause erläutern kannst:


    Ich suche danach seit nunmehr bald 42 (sic!) Jahren. Könntest du einen Extra-Thread eröffnen, um mir diesen mitzuteilen? Das wäre sehr nett!

    So manche hämische Bemerkung ließe sich schon durch fehlerfreies Lesen vermeiden. Wenigestens von einem Deutschlehrer hätte ich erwartet, den Sinn des Lernens vom Sinn des Lebens unterscheiden zu können. Aber dieses Forum scheint ja Lehrer anzuziehen, die Fehler nur bei Anderen vermuten.

  • Deine Frage ist zum wiederholten mal viel zu konkret, geehrte Sofie !


    Unser geehrter Biologe wird sie wieder nicht beantworten. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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