Biologie in Klasse 5+6 am Gymnasium wird abgeschafft

  • http://www.vbio.de/der_vbio/la…erg/e32491/index_ger.html



    Mal wieder (nach NwT und Naturphänomene) ein Fächerverbund mehr, den keiner unterrichten will und kann und der durch seine schwammige "alles-muss-vernetzt-gezeigt-werden"-Konzeption jede Naturwissenschaft für sich verwässert, so dass man in späteren Klassen dann doch wieder auf kein Basiswissen zurückgreifen kann und bei Null anfangen muss.


    Die Grünen sind zwar nur noch knapp zwei Jahre in der Landesregierung (deshalb muss das neue Fach auch 2015 eingeführt werden), aber bis dahin versuchen sie offenbar krampfhaft, so viel kaputtzureformieren wie möglich.


    Hier der Link für eine Online-Petition gegen den Unsinn.

  • Der Name sagt es doch... "Naturphänomene...", d.h. es wird eine phänomenologische Betrachtungsweise der Welt favorisiert (vielleicht in etwa so, wie in den Klöstern des 12. Jhdts.).
    Dementsprechend wird das Niveau werden. Naja... das macht die Schüler dann vielleicht etwas RTLII-konformer, ganz so, wie wir das in einer zukünftigen postindustriellen Gesellschaft brauchen.
    Das mit der Industrie übernehmen dann andere, z.B. China.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Naja, bei uns heißt das Naturwissenschaften und ist, wenn es gescheit gemacht wird gar nicht so verkehrt.


    Naja, um zu erkennen, was daran verkehrt ist, sollten Sie mal darüber nachdenken, warum die Naturwissenschaften seit Beginn der Neuzeit aus verschiedenen Fächern bestehen.


    Oder wäre es auch nicht verkehrt, wenn man Deutsch und alle Fremdsprachen zu einem Fach Sprache und Kommunikation zusammenfassen würde?

  • Das erinnert mich an eine Meldung aus S-H, das Fach "Naturwissenschaft" in der Sekundarstufe 1 einzuführen (als Ersatz und Zusammenführung von Physik-Chemie-Biologie). Der von einem Lehrerverband geäußerte Verdacht, dass dies dazu dient den Mangel an Lehrern für Physik und Chemie zu überdecken lässt sich nicht ganz abstreiten...


    Ein Fach Physik/Chemie oder Bio/Chemie könnte man m.E. thematisch noch einigermaßen verknüpfen. Physik und Biologie dürften aber nicht gerade viele Berührungspunkte haben (die Linse im Auge; ansonsten eher sehr indirekte Sachen a'la "Regenwürmer sieht man bei Regen, bei Regen gibt es oft Blitze - wie entsteht eigentlich ein Blitz? :rolleyes: ).


  • Ein Fach Physik/Chemie oder Bio/Chemie könnte man m.E. thematisch noch einigermaßen verknüpfen. Physik und Biologie dürften aber nicht gerade viele Berührungspunkte haben (die Linse im Auge; ansonsten eher sehr indirekte Sachen a'la "Regenwürmer sieht man bei Regen, bei Regen gibt es oft Blitze - wie entsteht eigentlich ein Blitz? :rolleyes: ).


    Da du ja aus Berlin kommst, würde ich einfach mal ein Blick in ein NaWi-BUch werfen, da ist dir das alles aufgeschlüsselt. Da gibt es doch deutlich mehr Berührungspunkte!


  • Da du ja aus Berlin kommst, würde ich einfach mal ein Blick in ein NaWi-BUch werfen, da ist dir das alles aufgeschlüsselt. Da gibt es doch deutlich mehr Berührungspunkte!


    Jup z.B.
    1) Bio: Überleben von Tieren im Winter - Physik: Wärmedämmung (am Beispiel: Aufplustern von Vögeln) - Anomalie von Wasser (Darum friert ein Teich nicht bis unten durch, so lang er tief genug ist)
    2) Physik: Energieformen - Bio: Energie in Lebensmitteln / Energieverbrauch des Menschen


    Und das sind nur einige Punkte, die mir gerade einfallen.

  • In NRW gibt es an Gesamtschulen die Fächer Gesellschaftslehre (Ge, Ek, Po) und Naturwissenschaften (Bi, Ch, Ph). Das Kollegium kann selbst entscheiden, wie lange die Integration beibehalten wird. An manchen Schulen wird nach der 6. Klasse getrennt, an manchen, wie bei uns, wird bis einschl. Jg. 10 alles integriert unterrichtet. Beides hat Vorteile, aber auch Nachteile.
    Ich bin von Hause aus Geschichtslehrerin und muss nun alle gesellschaftswiss. Fächer mitbedienen. Das stellt mich oft vor das Problem, dass ich mir das Thema erst selbst aneignen muss, vor allem in Erdkunde. In der Oberstufe bemerke ich schnell, wenn ein Jahrgang in GL fast ausschließlich Erdkundelehrer hatte. Dann können die Schüler nämlich keine Geschichtsquellen analysieren. Umgekehrt wird der Ek-Kollege merken, wenn ich in der Sek. I am Werk war ...
    Die Vorteile sind aber auch nicht von der Hand zu weisen: Durch den raschen Wechsel der Fachbereiche wird den Schülern das Fach nicht langweilig. Wer Geschichte nicht mag, weiß, dass nach der Geschichtsreihe wieder Ek dran ist usw. Auch ich genieße die verschiedenen Methoden und Themen, die ich auch gerne fächerverbindend verknüpfe. (z.B. Thema "Migration". Da kann und mus man alle Fachbereiche einbeziehen.)
    Man erreicht tatsächlich einen umfassenderen Blick auf die Themen. Vor allem, wenn man bestimmte Themen auch mit NW verbindet und so richtig fächerverbindend arbeitet.


    Das Fach NW wird bei uns irgendwann aufgeschlüsselt. Ich glaube, ab Jg. 9. Aber gerade die NW-Kollegen arbeiten sehr eng zusammen und teilen ihre Entwürfe und Reihen, so dass der Physik-Kollege die fertig konzipierten Chemie-Reihen einsetzen kann und umgekehrt. Ist, denke ich, Gewöhnungssache.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Also, so wie ich es aus NRW kenne, gibt es das Fach NW nur als Wahlfach und die anderen NaWis werden separat unterrichtet, wobei meistens Bio normal da steht und Chemie oder Physik (meistens Chemie) zur Differenzierung genutzt wird. Das übrig bleibende Fach ist dann oft arm dran, aber es wird getrennt unterrichtet.


    NW finde ich als Zusatzfach gar nicht so schlecht, da es so schön fächerverbindend ist. Aber als Ersatz ist es suboptimal (besser als gar nichts, aber darf niemals als richtiger Ersatz angesehen werden!). Einmal aus den Gründen die Jule nannte, andererseits auch weil die Fächer grundlegende Arbeitsweisen und Systematiken haben, die dann zu kurz kämen.

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Da ich sehe, dass noch niemand aus Bayern geantwortet hat..


    In Bayern gibt es seit Jahren in der 5-7 das Fach Natur&Technik mit 3 (!) Wochenunterrichtsstunden.


    Dabei sind in der 5. und 6. Klasse 2 der Stunden "klassische" Biologie, also sicher nicht weniger als "vorher". Die 3. Stunde ist in der 5. Klasse "Natur&Technik", d.h. die Schüler lernen grundlegende naturwissenschaftliche Prinzipien wie Siede- und Schmelzpunkt von Stoffen, Aggregatzustände und deren Verhalten, Messmethoden und physikalische Größen wie Länge, Temperatur etc. einzeln und im Themenkontext kennen - mMn genau an dieser Stelle systematisch zusammengefasst sehr sinnvoll, da vieles prinzipiell zwar bekannt ist, aber "im Schülerhirn nicht geordnet vorliegt". Das schafft übrigens jeder gestandene Biologielehrer einwandfrei ;). In der 6. Klasse wird diese eine Stunde ersetzt durch Anfangsbegriffe in Informatik (oft von einem separaten Lehrer unterrichtet), in der 7. gibt's dann Informatik + 2 Stunden Physik (fängt klassisch ja schon "immer" in der 7. Klasse an).


    Insgesamt sehe ich nicht, dass die Biologie gegenüber "früher" benachteiligt wird - neu ist die (frühe) Informatik und eben diese eine, ZUSÄTZLICHE Stunde über naturwissenschaftliche Basisthemen. Das Fach erscheint halt anfangs für alle etwas "unübersichtlich" in der Strukturierung, insgesamt finde ich's aber gut.

  • @Flipper/Jule:


    habe mich in der Tat nicht vertieft mit den Lehrplänen befasst; ich denke auch, dass es in der Grundschule 5./6. Klasse aus pädagogischer Sicht sinnvoll sein kann, die Fächer im Verbund zu unterrichten (z.B. Physik startet regulär auch erst in Klasse 7). Falls man aber beginnt den Verbundunterricht bis in Klasse 10 auszuweiten und erst im Abi zu trennen sehe ich ebenfalls Probleme - die Berührungspunkte lassen sich eben nicht unendlich zur Behandlung aller Themen ausweiten (elektrische Schaltkreise etc.). Am ehesten leidet sogar noch der Chemieunterricht, bei dem Bio-/Physiklehrer praktisch keine Experimente durchführen können.



    Edit:
    hier der Link aus SH: http://www.kn-online.de/Schles…fuerchten-Aus-fuer-Physik

  • Jule: Hmm, okay, das ist natürlich was anderes. Lief bei mir unterm Schirm, weil ich ja kein Bio habe und deswegen nicht so ganz mitkriege, wenn das nicht unterrichtet wird, Chemie und Physik fangen ja später an. :rotwerd:


    Blau: So wie ich dich verstehe ist sowas genau das, wei NW gestaltet werden muss, als Ergänzung, nicht als Ersatz.

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  • Am ehesten leidet sogar noch der Chemieunterricht, bei dem Bio-/Physiklehrer praktisch keine Experimente durchführen können.


    Wie kommst du denn darauf, dass die NaWi-Lehrer (es gibt nämlich dann einfach keine Physik/Chemie/Biolehrer für die Klassenstufen keine chemischen Experimente machen können?
    Also ich bin mir sicher, wir machen nicht weniger Experimetne mit den Schülern als die Kollegen mit Chemie als Studienfach, ausgebildet wird z.B. nun eh in NaWi.


    flipper: Danke!

  • Ich bezog mich eher auf die Variante S-H, also bis zur 10. Klasse mit den bestehenden Lehrern (oft eben mit Ausbildung in Biologie und nicht Chemie) NaWi einzuführen. Der Umgang mit Chemikalien ist kein Kinderspiel und kann auch schnell gefährlich werden - falls eine Schule das haftungstechnisch für jemanden ohne Chemieausbildung überhaupt mitmacht. Zusätzlich noch eine Klasse zu beaufsichtigen mit Bunsenbrennern&Co. umzugehen würde ich mir als Physiker nicht einfach zutrauen.


    Kann natürlich sein, dass man sich im Lehrplan auf Zitronen und eingefärbte Kartoffeln beschränkt; damit würden dann aber viele Grundlagen für das Abi in der 11./12. fehlen.

  • Nettmensch, ich bin mir nicht sicher, wie es dir ergeht, wenn du in der Realität der Schule ankommst, denn bis zur 10. Klasse muss eh alles unterrichtet werden, egal ob dafür ausgebildet oder nicht, meinst du, deshalb lernt jeder Schüler nur noch das, was der Lehrer im Studium gelernt hat?


    Und ja, auch in Berlin ist mit den bestehenden Kollegen gearbeitet worden und auch wir haben einzelne Fächer studiert, aber man setzt einfach voraus, dass dann jeder Lehrer entsprechend an den Fortbildungen dazu teilnimmt.


    Und mal ganz ehrlich, chemische Versuche gab es auch schon immer im Biologieunterricht, jedenfalls sieht das, was ich in Brandenburg in Biologie unterrichtet habe vom Inhalt in der 6. Klasse z.B. nicht viel anders aus, als das, was ich jetzt in NaWi mache.


    Da wurde dann einfach vorausgesetzt, dass man z.B: Nährstoffnachweise auch in Biologie macht und die chemischen Kenntnisse hat, denn auch im Biologiestudium wird Chemie gemacht!

  • @ Susannea: In NRW wird man in der Regel nur in den Fächern eingesetzt, in denen man auch ausgebildet ist. Es sei denn man muss Kombikurs wie NaWi oder ähnliches unterrichten. Die Erfahrungen an meiner Schule gehen aber dahin, dass gerade in den höheren Klassen die Chemiekollegen die physikalischen Themen nicht gerne unterrichten und - soweit das Curriculum es zulässt - die physikalischen reduziert. Wenn hingegen ein Physiker chemische Themen unterrichten muss, so versucht er gerade die "gefährlichen" chemischen Experimente, die er sich nicht zutraut, rauszulassen. Uns Physikern wird sogar empfohlen manche chemische Experimente lieber nicht zu machen, da es - wenn es schief geht - gehörig krachen kann. Zumindest aber muss er sich vorher erkundigen, ob manche Experimente als Schülerversuche geeignet sind. Ein Chemiker hingegen darf z.B. nicht mit radioaktiven Präparaten oder eine Schulröntgengerät arbeiten (es sei denn er hat eine entsprechende Fortbildung mitgemacht).

    • Offizieller Beitrag


    Naja, um zu erkennen, was daran verkehrt ist, sollten Sie mal darüber nachdenken, warum die Naturwissenschaften seit Beginn der Neuzeit aus verschiedenen Fächern bestehen.


    Oder wäre es auch nicht verkehrt, wenn man Deutsch und alle Fremdsprachen zu einem Fach Sprache und Kommunikation zusammenfassen würde?



    Ich sag nicht, dass das alles toll ist. Aber ich unterrichte das und weiß sehr genau, wie, warum und wo das funktioniert und wo nicht.


    Wenn ich auf Deine Fächer kucke, sehe ich Mathe. Okay, da kann ich mich als Mathematiker dann drüber aufregen und weiß trotzdem nur bedingt, wo die Probleme liegen. Und in Naturwissenschaften geht es nicht darum, dass n jeder Stunde jede der Naturwissenschaften abgedeckt wird, auch wenn an den Berührungspunkten diese jetzt wesentlich deutlicher angesprochen werden und nicht zu verkennen ist, welche Vorteile Physik und Chemie aus dem ziehen, was in Naturwissenschaften schon angesprochen wird, was in reinem Biologieunterricht nicht angesprochen wird. Da sind wir aber wieder an dem oben von mir genannten Punkt: es kommt darauf an, wie es gemacht wird. Und wenn man dann im Dialog steht und in der 7. Klasse dort angeknüpft wird, was in 5 und 6 gemacht wurde ist es gar nicht so blöd, wie es im ersten Moment ankommt. Ja, klar kann ich damit einen Mangel an Physik- und Chemielehrern bedingt abfangen und mag das einfach als Unverfrorenheit abtun, weil jetzt die Biologie hier verstümmelt wird und das seinen guten Grund hat, warum seit Beginn der Neuzeit das anders war. Wie gesagt: ich unterrichte das seit 6 Jahren als Nawi und es geht trotzdem die Welt nicht unter.


    Die andren angeführten Probleme, wenn Biologie bis wann auch immer nicht mehr als eigenständiges Fach existiert, will ich gar nicht klein reden. Ich würdedas ab Klasse 7 aufwärts auch nicht im Verbund unterrichten wollen, weil ich mich dafür nicht ausgebildet fühle.

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