Frustriert wegen Übergangsgespräche

  • Bin gerade ziemlich frustriert wegen der Übergangsgepräche /-Situation.
    Alle die keine GYM-Empfehlung bekommen sind am Boden zerstört. Eltern feilschen darum, von mir doch noch eine Empfehlung abzuringen.
    Fragen: was können wir jetzt tun, damit es doch noch klappt? Die Kinder werden enorm unter Druck gesetzt.
    In der Klasse ist das momentan Dauerthema. Wer bekommt sie, wer nicht. Kinder sind enttäuscht und vor Klassenarbeiten sind alle durch den Wind.
    Am schlimmsten ist es, wenn ich Arbeiten zurückgebe. Mehrere Kinder sind niedergeschlagen und kaum noch in der Lage, dem anschließenden Unterricht zu folgen. Vor zwei Wochen habe ich bei zwei Kindern Zuhause angerufen, weil ich die weinenden Kinder so nicht nach Hause schicken konnte.


    Im letzten Durchgang war das alles nicht halb so schlimm.


    Geht euch das auch so?






    gruß simone

    • Offizieller Beitrag

    ich kenne das aus NDS aus den OS-Zeiten:
    Die Empfehlungen waren nicht bindend, aber es sollte bitte eines fürs Gymnasium sein :autsch:


    Damals habe ich 2 Mütter erlebt, die das ganz entspannt sahen: eine, die sagte, es sei ihr egal,. welche Empfehlung ihr Kind bekäme. Sie entscheide sowieso, dass es aufs Gymmi gehe.
    Und eine andere, die sagte, ihr Kind tue sich schwer mit Lernen und von daher die Hauptschule in Betracht gezogen hatte.


    Nach einigen Jahren: das erste Kind hatte das Gymmi nach Klasse 8 verlassen. War überfordert.
    Das zweite Kind machte einen ordentlichen Hauptschulabschluss und fand eine gute Lehrstelle.


    Was lernen wir daraus? :idee:


  • Was lernen wir daraus? :idee:


    Dass man das frühe Selektieren dringend überdenken sollte!
    Und dass man den Eltern die Alternative Gesamtschule ans Herz legen kann. (Sofern vorhanden.)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Du tust keinem Kind damit einen Gefallen, eine falsche Empfehlung auszustellen. Ich rege mich derzeit darüber auf, dass in der GS anscheinend viele Noten verschenkt wurden. Der schriftliche Teil des Zeugnisses zeigt deutlich die wahren Leistungen der Kinder, die Noten passen überhaupt nicht dazu. Lass dich bloß nicht bequatschen, sonst hast du später die Lehrer von der weiterführenden Schule an der Backe, die von dir noch ne Rechenschaft verlangen.

  • Zitat

    Der schriftliche Teil des Zeugnisses zeigt deutlich die wahren Leistungen der Kinder, die Noten passen überhaupt nicht dazu.


    In der Tat eine immer wieder interessante Erfahrung. Aber das wird jetzt "off topic".

    • Offizieller Beitrag

    Was mir immer wieder auffällt ist, dass die verschiedenen Wege zu den Schulabschlüssen oft den Eltern (und Schülern) gar nicht bekannt sind. Das schöne an unserem Bildungssystem ist doch mittlerweile, dass es fast keine Sackgasse mehr gibt. Wenn ein Schüler eben nicht ins Gymnasium kommt, dann gibt es doch noch zig Wege zum Abitur bzw. Studium, sei es z.B. Realschulabschluss - Ausbildung (ggf. mit Zusatzqualifikation Fachhochschulreife) - Abendgymnsaium, oder Realschulabschluss - Oberstufengymasium / Berufliches Gymnasium, oder mit Ausbildung und FOS B und dann Studium, oder, oder, oder ...
    Ich danke, da müsste mal eine viel ausgiebigere Beratung laufen, dann würden sich auch viele der beschriebenen "Dramen" erübrigen.

  • Zitat

    Was mir immer wieder auffällt ist, dass die verschiedenen Wege zu den Schulabschlüssen oft den Eltern (und Schülern) gar nicht bekannt sind.


    Und selbst wenn: Diese Bildungsgänge brauchen mehr Zeit. Und sowohl Eltern als auch Schülern und Studenten wird heute zu verstehen gegeben, dass man möglichst schnell und ohne Umwege den Abschluss bekommen muss. Ich kenne Studenten, die heulen, weil sie nicht in der Regelstudienzeit fertig werden. ("Das ist doch wie Sitzenbleiben.") Wer von uns hat sich bitte damals um die Regelestudienzeit geschert?
    Und so gelten die alternativen Bildungswege als Umwege zweiter Klassen. In meinen Augen übrigens völlig zu Unrecht. Wieviel Lebenserfahrung und welche besonderen Kompetenzen hat jemand, der mit 23 mit Einser-Master beim Personaler an die Tür klopft?

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Das schöne an unserem Bildungssystem ist doch mittlerweile, dass es fast keine Sackgasse mehr gibt.

    Das stimmt doch nur in der Theorie. Außerdem haben die Eltern -berechtigterweise- Angst vor schwierigen Klassen. Es geht nicht ausschließlich um den Bildungsabschluss sondern auch darum, dass das Schulsystem sozial selektiert und keiner möchte, dass sein Kind "ganz unten" eingruppiert wird.



    @TE, ich würde den Eltern Mut machen und sie darin bestärken, die Fähigkeiten ihrer Kinder zu sehen. Keine Gymnasialempfehlung zu bekommen heißt nicht, dass das Kind doof ist, sondern dass es ihm voraussichtlich schwer fallen wird, mit dem Lerntempo mitzuhalten, für zwei Fremdsprachen zu lernen, selbständig stundenlang Hausaufgaben zu erledigen etc.
    Außerdem betonen, welche sozialen Kompetenzen ihr Kind hat, die es im zukünftigen (Berufs-)leben weiterbringen wird, als herausragende Noten (Konfliktlösekompetenzen, Musikalität, Optimismus, Begeisterungsfähigkeit, Ausdauer, Zuverlässigkeit...). Abi allein ist doch kein Garant für ein selbständiges, glückliches und erfolgreiches Leben. Was ist beispielsweise mit den x Studienabbrechern oder Leuten, die im 22. Semester Philosophie studieren, gleichzeitig unfähig, eine tragfähige Partnerbeziehung zu führen?


    Vielleicht gibts bei euch im Umkreis auch Mittelschulen (Oberschulen...), die sich durch besondere Profile oder soziale Leistungen hervortun, an die sich die Eltern wenden können. Ich würde versuchen, ihnen ganz bestimmte Schulen schmackhaft zu machen. Es ist ein Unterschied, ob man "keine Gymnasialempfehlung" bekommt oder die Empfehlung, sich an der Geschwister-Scholl-Oberschule mit Sportprofil zu bewerben.

  • Danke für die Anregungen und Tipps.
    Wir haben hier am Ort eine IGS und die Kolleginnen dort machen wirklich gute Arbeit.
    Unter den Eltern gilt die Schule aber als schlechteste aller Möglichkeiten und jeder sieht zu,
    dass das eigene Kind im Nachbarort ins Gymnasium oder mindestens in eine der Realschulen kommt.
    Der Trend hält schon seit Jahren an, sodass in der IGS oft nur die problematischen,
    sozial schwachen und / oder auffälligen Schüler landen.
    Trantor: wir reden uns hier den Mund fusslig und erklären den Eltern vier Jahre lang,
    welche Möglichkeiten es heute gibt, doch noch in die Oberstufe zu gelangen.
    Das stößt auf taube Ohren. Wenn ich die IGS nur erwähne wird schon mit den Augen gerollt.
    Zur Begründung wird auf den (tatsächlich) sehr hohen Migrantenanteil verwiesen.
    O-Ton: da sind so viele Ausländer - sagen mir türkische und marokkanische Eltern!!

  • Und im Zweifelsfall können die Leute immer noch nach egal wie langer Zeit zu uns in den zweiten Bildungsweg kommen - Abendgymnasien und Weiterbildungskollegs. Da habe ich schon die interessantesten Leute zum Abitur geführt: Borderliner, Drogenabhängige, Knastis auf Bewährung, Hochbegabte Gymnasialabbrecher ohne Schulabschluss. Und natürlich ganz normal die Leute, die von der Haupt-, Real- und Gesamtschule Sek I kommen. Das schönste Erlebnis war eine türkische Studierende mit Kopftuch aus konservativem Haus mit einer Sprachbehinderung, die man zeitweilig sogar in eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Behinderte gesteckt hat; nach eineinhalb Jahren ist diese junge Frau völlig aus sich herausgekommen, die Klassenbeste und ein Schwerpunkt des Kurses geworden. Mann, ich habe mich so gefreut und finde es trotz dessen, dass ich das immer wieder erlebe, faszinierend, wie sehr sich Menschen entwickeln können.


    Aber trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) halte ich es für eine selten dämliche Idee, 11jährige Kinder in drei Leistungsgruppen zu selektieren. Sorry.


    nele

  • Zitat jazzy82 :

    Zitat

    Ich rege mich derzeit darüber auf, dass in der GS anscheinend viele Noten verschenkt wurden.

    Und immer noch werden. Darüber rege ich mich schon lange nicht mehr auf, um meine Nerven zu schonen. Dass Schüler, die in Klasse 5 zu uns an die Realschule kommen, kaum lesen und schreiben können, aber auf dem Grundschulzeugnis Ende Klasse 4 im Fach Deutsch durchweg gute Noten bekommen, gehört schon lange zur Selbstverständlichkeit.


    Wir Realschul- und Gymnasialkollegen haben schon oft mit den Grundschllehrerinnen darüber Tacheles geredet. Die sind aber sehr beratungsresistent. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich werfe das echt nicht allen Lehrern vor. Mei mir hat eine Lehrerin quasi durchgängig in allen Fächern 4er verteilt. Sehr auffällig. Die Kids gehören von den Leistungen leider eher in die 3. Klasse. Ich war ja bis zu den Sommerferien selber noch ne Grundschullehrerin :wink_1: Ich hab keine Noten verschenkt und mich auch nicht von Elternwünschen beeinflussen lassen (ist ne echt anstrengende Zeit).
    OT: Heftig finde ich auch, wenn die Kids nicht mal irgendwo eine Förderung/Nachhilfe etc. erhalten haben. Muss ja auch nicht, denn sie stehen ja überall "4". :pfeifen:

  • Ich habe beruflich ja nun rein gar nichts mit Empfehlungen zu tun, denn zu uns kommen ja die Kinder, die gar keine bekommen. Aber ich bin Mutter und einer meiner Söhne hat gerade den Übergang hinter sich gebracht.


    Ich muss sagen, dass wir ehrlich Glück haben, dass er eine Grundschule besuchte (nun besucht der kleine Sohn sie), in der es sehr ehrlichen Umgang mit dem Thema Noten und Übergang gibt. Von Anfang an, wird dort differenziert, beraten und nicht alles schön geredet. In manchem Fall ging die Übergangsberatung auch Richtung Förderschule. Etwas, was ich sehr an der Grundschule und insbesondere der Klassenlehrerin schätze. Aber auch in diesem Kontext habe ich Eltern erlebt, die verzweifelt sind, dass ihr Kind keine vollständige Gymnasialempfehlung bekommen hat. Das wurde über das Wort "eingeschränkt" geklagt. Der Druck, der auf die Kinder ausgeübt wird teilweise von zu Hause aus, ist wirklich erschreckend.


    Ich kann gut nachvollziehen, dass der Druck, den die Grundschullehrer in diesem Kontext ausgesetzt sind, recht groß ist... eine Lösung gibt es dafür aber wohl leider nicht.


  • Wir Realschul- und Gymnasialkollegen haben schon oft mit den Grundschllehrerinnen darüber Tacheles geredet. Die sind aber sehr beratungsresistent. 8_o_)


    Dieses Kompliment muss ich leider weitergeben, wenn ich an die Unmengen von Realschulabgängern denke, die mit Mathe-2ern auf die Berufskollegs strömen, und die weder Bruch- und Prozentrechnung, noch Klammersetzung, Rechnen im Minusbereich oder sonstige grundlegenden Rechentechniken beherrschen.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • wenn ich an die Unmengen von Realschulabgängern denke, die mit Mathe-2ern auf die Berufskollegs strömen, und die weder Bruch- und Prozentrechnung, noch Klammersetzung, Rechnen im Minusbereich oder sonstige grundlegenden Rechentechniken beherrschen.


    Und das in BaWü?


    Ich dachte, das sei nur in NRW so schlimm. Es betrifft ja auch nicht nur die Bruchrechnung, sondern auch die Rechtschreibung und die Englischkenntnisse, vor allem aber die Haltung: "Mathe braucht man nicht und für die Schule arbeiten ist nicht erforderlich."


    Ich habe Schüler mit Fachoberschulreife, die weder kürzen noch ausklammern noch ausmultiplizieren können. Ich weiß schon, dass sie keine Gymnasialempfehlung bekommen haben, weil sie schon in der Grundschule nicht gut in Mathe waren. Aber man fragt sich wirklich oft, was die eigentlich in den 6 Jahren auf der Realschule gemacht haben. Andererseits ahne ich es, wenn ich nach einer Woche etwas aufgreifen möchte, was ich nach meiner Auffassung lang und breit erklärt habe, was geübt wurde ... und dann postwendend vergessen wird ("haben wir noch nie gemacht!").


    Ich begegne auch Eltern von Berufskollegschülern, die nicht wahrhaben wollen, dass ihren Kindern einfach das Zeug zum Ingenieur fehlt. Und die tun mir ebenso leid wie die Grundschüler, die so früh schon so unter Druck gesetzt werden. Es ist ja mit 17, 18 nicht leichter, vor Aufgaben zu stehen, die man nicht bewältigen kann, im Nacken Eltern, die meinen, dass man nichts werden kann, wenn man nicht das studiert, was sie sich so vorstellen...

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