Lohndumping (ausgelagert)

  • Dies ist die abgetrennte Diskussion, die in diesem Thread hier begann: Was, wenn das Ref-Gehalt nicht reicht zum Leben?
    jotto


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    Und das ist auch gut so!
    Ein Kredit ist dein Privatvergnügen---wieso sollte den den Allgemeinheit indirekt abzahlen? (indem du Sozialleistungen bekommst)

    Na dann muss man aber auch Fragen mit welchem Recht denn die Allgemeinheit (vertreten durch das Land) Lohndumping betreibt. Was man im Referendariat bekommt (nach einem Universitätsstudium!!!!!!!) ist eine Frechheit.

    • Offizieller Beitrag

    Na dann muss man aber auch Fragen mit welchem Recht denn die Allgemeinheit (vertreten durch das Land) Lohndumping betreibt. Was man im Referendariat bekommt (nach einem Universitätsstudium!!!!!!!) ist eine Frechheit.


    Referendare müssen im Schnitt 12 Stunden bdU, also selbstständigen Unterricht erteilen. Bei den fest verbeamteten (oder angestellten) Kräften richtet sich das Gehalt im Wesentlichen nach dem Deputat (lassen wir Dienstalter und Beförderungen einmal außen vor).


    Ein junger Studienrat mit A13 kommt auf ca. 2400,- Euro netto - das entspricht ca. 100,- Euro pro Wochenstunde, die er hält - grob gerechnet.


    Ein Referendar kommt wie oben erwähnt auf 1100,- Euro - bei 12 Stunden bdU.


    Eine Teilzeitkraft ohne Familienzuschlag kommt bei ähnlichem Deputat auf ähnliche Werte.


    So, und wo ist jetzt das Lohndumping?


    Wird hier aus Gründen der Polemik übersehen, dass man als Referendar noch in der Ausbildung (!) ist?


    Gruß
    Bolzbold

  • *Ein Referendar kommt wie oben erwähnt auf 1100,- Euro - bei 12 Stunden bdU.*


    Das sind ja schon einmal Zahlen, die sehr "optimistisch" sind.


    1. Ist es ja nicht so, dass noch jede Menge zusätzlich Arbeit hinzukommt (z.B. Vor- u. Nachbereitung)
    2. Muss von diesem Gehalt noch PKV u. Lohnsteuer abgezogen werden (dann bist du auch schon unter 1000€)
    3. 1100,-€ (brutto?!) dürfte das Höchste sein, dass in Deutschland an Referendare gezahlt wird. In "meinem" Bundesland wurde die Vergütung für Referendare ab dem 01.07.12 auf ganze 950,00€ brutto angehoben.


    *So, und wo ist jetzt das Lohndumping?*


    12*45(Minuten)=540 //Schulstunden in Zeitstunden
    540/60=9


    9*4=36 //Wochenstunden in Monatsstunden


    Diese 12 Stunden bedürfen der Vor- u. Nachbereitung (nehmen wir einfach mal 2 Stunden Vorbereitung, 1 Stunde Nachbereitung (ich weiss, viel zu knapp))


    2*36=72 // Vorbereitung
    1*36=36 // Nachbereitung
    72+36=108 // Vorbereitung pro Monat + Nachbereitung pro Monat
    108+36 =144 // Vorbereitung u. Nachbereitung + Arbeitszeit (144/4 entspricht einer Wochenbelastung von 36Stunden)
    ____________________________
    950€ / 144 ~ 6,60€/h brutto


    Nenne mir doch mal die Akademiker, ausser andere Referendare, die nach einem erfolgreichen Studium derart wenig verdienen.


    Die Realität dürfte aber noch düsterer aussehen. Ich zitiere dazu mal die FDP in Mecklenburg-Vorpommern:


    "Nimmt man die Vorbereitung (mind. 2 Stunden) und die Nachbereitungen (mind. 1 Stunde) sowie die einzelne Unterrichtsstunde selbst, so ergibt sich bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von mindestens 48 Stunden ein monatlicher Stundenlohn weit unterhalb der von der Landesregierung geforderten 8,50 Euro, nämlich ca. 4,77 Euro. Das sind skandalöse Verhältnisse in unseren Schulen, die durch das Aussitzen während des Schulfriedens verlängert werden. Diese sind mit Blick auf Unterrichtsausfälle und Rekord-Abbrecherzahlen nicht länger akzeptierbar."


    Selbst nach Definition der Großen Koalition ist das Lohndumping, denn die einigten sich auf einen Mindestlohn von 8,50€/h.


    *Wird hier aus Gründen der Polemik übersehen, dass man als Referendar noch in der Ausbildung (!) ist?*


    Richtig, man ist noch in der Ausbildung zum Lehrer, aber man hat bereits ein Studium (bzw. mit Zweitfach kann man ruhig sagen zwei Studien) abgeschlossen. Ich forderte nicht, dass man während des Referendariats bereits volles Gehalt bekommen sollte, aber ich persönlich stelle mir schon die Frage, warum ich mir mit einem abgeschlossenen Informatik- u. Ingenieursstudium eine negative Bezahlung von bis. 4,77€/h gefallen lassen sollte. Fällt dir ausser Idealismus noch etwas ein?

  • Zitat

    So, und wo ist jetzt das Lohndumping?


    Wenn ich davon ausgehe, dass ein Referendar eine 40 Stunden Woche hat, sind das bei 1200 Euro gerade mal 7,50 Euro Brutto im Monat. Also weniger als der Mindestlohn. Also ich wäre dauerhaft nicht bereit für 7,50 Euro arbeiten zu gehen... Da kann ich mir auch einen Job suchen für den ich kein Studium gebraucht hätte und der weniger stressig ist.



    Zitat

    Wird hier aus Gründen der Polemik übersehen, dass man als Referendar noch in der Ausbildung (!) ist?




    Für mich ist das Studium die Ausbildung. Und 4-5 Jahre bei geringem Einkommen reicht ja wohl vollkommen aus.


    pipoca:


    Nein nebenher arbeiten gehen schaffe ich definitiv nicht.

  • Egal ob Lohndumping oder nicht (wobei Ref für mich eine Ausbildung ist):


    Jeder wusste, dass nach dem Studium ein gering bezahltes Referendariat auf einen wartet. Das war schon immer so und mit diesem Wissen hat jeder das Lehramtsstudium begonnen oder ist ernsthaft irgendjemand davon überrascht worden? Es steht jedem frei, auf das Referendariat zu verzichten und sich eine besser bezahlte Stelle zu suchen.


    Ehrlich, ich kann dieses Gejammer nicht hören. Es wird absolut niemand in Deutschland gezwungen, Lehrer zu werden. Und es ist wirklich einer der wenigen Berufe, bei denen absehbar ist, was man an Gehalt so erwarten kann. Wer mehr verdienen möchte (was ja völlig legitim ist), sollte eben Unternehmensberater, Arzt oder etwas anderes anstreben, es gibt genügend Alternativen.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn für dich das Studium die Ausbildung ist, siehst du das etwas falsch. Das Studium ist ein Teil der Ausbildung, der andere Teil ist das Referendariat.
    Aber btw: 12 Stunden bdu? Ist das an den weiterführenden Schulen so? In der Grundschule sind es nur 9 Stunden bdu.


    Kleiner grüner Frosch

  • Egal ob Lohndumping oder nicht (wobei Ref für mich eine Ausbildung ist):


    Jeder wusste, dass nach dem Studium ein gering bezahltes Referendariat auf einen wartet. Das war schon immer so und mit diesem Wissen hat jeder das Lehramtsstudium begonnen oder ist ernsthaft irgendjemand davon überrascht worden? Es steht jedem frei, auf das Referendariat zu verzichten und sich eine besser bezahlte Stelle zu suchen.


    Ehrlich, ich kann dieses Gejammer nicht hören. Es wird absolut niemand in Deutschland gezwungen, Lehrer zu werden. Und es ist wirklich einer der wenigen Berufe, bei denen absehbar ist, was man an Gehalt so erwarten kann. Wer mehr verdienen möchte (was ja völlig legitim ist), sollte eben Unternehmensberater, Arzt oder etwas anderes anstreben, es gibt genügend Alternativen.

    *Jeder wusste, dass nach dem Studium ein gering bezahltes Referendariat
    auf einen wartet. Das war schon immer so und mit diesem Wissen hat jeder
    das Lehramtsstudium begonnen oder ist ernsthaft irgendjemand davon
    überrascht worden? Es steht jedem frei, auf das Referendariat zu
    verzichten und sich eine besser bezahlte Stelle zu suchen.*


    Das nennen ich Polemik.


    Mit dem gleichen Argument könnte man so ziemlich jede schlechte, ungerechte, ausbeuterische Situation rechtfertigen.


    Die Menschen sterben an Krebs? War doch schon immer so, kein Grund nach medizinischer Verbesserung zu suchen.
    Die Menschen lebten in Höhlen? War doch immer so, kein Grund Häuser zu bauen.
    Frauen duften nicht wählen? War doch vorher auch immer so.
    Sklaverei gab es doch auch schon ewig in der Menschheitsgeschichte. Wozu also ändern?


    Es herrscht der Zwang, wenn man Lehrer werden will, dieses Referendariat zu diesen Bedingungen über sich ergehen zu lassen. Das schließt aber nicht ein, dass man es kritiklos hinzunehmen hat u. nicht versuchen darf diese Zustände zu ändern.




    *Ehrlich, ich kann dieses Gejammer nicht hören.*


    Ich finde auch jedesmal, wenn ich etwas über Sufragetten lese, dass die damals schon ganz schön gejammert haben o. die Jammerlappen, die kritisierten, dass Kinder in Bergwerken arbeiteten...und dieses Gejammere der HartzIV-Empfänger u. Mindestlohnjobber.... ich kann verstehen, dass du dich belästigt fühlst.




    *Es wird absolut niemand in Deutschland gezwungen, Lehrer zu werden.*


    Richtig. Denke jetzt noch eine Ecke weiter und dir erschliesst sich bestimmt der mögliche Zusammenhang zwischen Referendariat(sentlohnung (+ weiterer Nachteile)) und dem Fehlen von Lehrern von Mangelfächern.

  • So, und wo ist jetzt das Lohndumping?


    Wird hier aus Gründen der Polemik übersehen, dass man als Referendar noch in der Ausbildung (!) ist?


    Gruß
    Bolzbold


    Es darf nicht vergessen werden, dass ja auch Seminarverpflichtungen dazu kommen und die nicht umsonst als Arbeitszeit mitgezählt werden. In Berlin z.B. ist das Referendariat den Vollzeit-Angestellten gleichzusetzen.
    Und wenn das Geld, auch wenn es in Ausbildung ist, nicht reicht, um ohne ALGII Leben zu können (Kredite usw. mal außen vor), dann ist es doch sehr wohl Lohndumping bzw. war hier auch kurzzeitig die Überlegung ob nicht der AG verpflichtet ist die Bezüge ausfzustocken auf den Mindestsatz um kein ALGII mehr zu erhalten-

  • Zitat

    Ehrlich, ich kann dieses Gejammer nicht hören.


    Geht mir auch so. Das Anspruchsdenken ist doch deutlich zu erkennen. Da ist man wohl vom Charakterprofil her schon vor Ausbildungsende ganz Beamter.

    • Offizieller Beitrag

    Das sind ja schon einmal Zahlen, die sehr "optimistisch" sind.


    1. Ist es ja nicht so, dass noch jede Menge zusätzlich Arbeit hinzukommt (z.B. Vor- u. Nachbereitung)
    2. Muss von diesem Gehalt noch PKV u. Lohnsteuer abgezogen werden (dann bist du auch schon unter 1000€)
    3. 1100,-€ (brutto?!) dürfte das Höchste sein, dass in Deutschland an Referendare gezahlt wird. In "meinem" Bundesland wurde die Vergütung für Referendare ab dem 01.07.12 auf ganze 950,00€ brutto angehoben.


    Entschuldige bitte, aber das ist doch jetzt sehr kleinlich, nicht wahr?


    Angesichts dessen, was Du im Folgenden geschrieben hast und was ich aus Übersichtsgründen nicht einzeln zitieren werde, mutet es sogar grotesk an.


    Wie jeder Lehrer wird auch der Referendar nach seinen Aufgaben, die er zu erfüllen hat, bezahlt. Offiziell beträgt die wöcherliche Arbeitszeit bei Lehrern zwischen 38,5 und 41 Stunden. Diese Arbeitszeit ist ein gesetzlich festgelegter, letztlich aber natürlich fiktiver Wert. Er soll die Zeit, die man für die Unterrichtsvorbereitung, die Durchführung, die Nachbereitung, Konferenzen, Dienstbesprechungen, Elternsprechtage, Klassenfahrten etc. benötigt, abdecken und wird mit der Besoldung pauschal abgegolten.


    Was heißt das für uns?


    Mein Stundenlohn - und auch der der Referendare - richtet sich also im Wesentlichen danach, wie effizient ich arbeite bzw. wie viel Zeit ich tatsächlich für die Erledigung der Aufgaben benötige. Dementsprechend war mein Stundenlohn als frischgebackener Lehrer deutlich unter dem, was ich heute (bei angenommener gleicher Stufe) verdiene.


    Das kann man sich jetzt natürlich künstlich klein rechnen wie Du das tust.


    Das Land bezahlt Dich dafür, dass Du 12 Stunden bdU erteilst, die im Idealfall vorbereitet sind. Es bezahlt Dich für die außerunterrichtlichen Tätigkeiten - sogar dafür, dass Du im Seminar etwas lernen darfst und im Idealfall damit Deine Effizienz steigern kannst. Wenn Du nun tatsächlich zwei Stunden (sic!) für 45 Minuten Unterricht vorbereiten musst, dann ist das nach Maßstäben eines erfahrenen Lehrers gnadenlos ineffizient. (Dafür macht Dir aber auch niemand einen Vorwurf - schließlich lernst Du ja noch).
    Die eigene Ineffizienz aber in ein Lohndumping des Landes, das Dich bezahlt, zu pervertieren, zeugt von einer eigenartigen Realitätsrezeption.


    Würde jeder nur nach seinem zeitlichen Aufwand für die Erledigung von Tätigkeiten bezahlt, wären wir alle Millionäre.


    Der Zeitungsjunge, der am Wochenende 2000 Werbeblättchen austragen soll und dafür pauschal 40 Euro bekommt, bestimmt seinen Stundenlohn selbst. Ist er schnell, ist es ein guter Stundenlohn. Ist er langsam, ist es ein schlechter Stundenlohn. Das Prinzip gilt auch für Lehrer - und für Referendare.


    Gruß
    Bolzbold

  • Punkt A:
    M. E. ist die Bezahlung im Ref. ganz klar Lohndumping zuzuordnen. Denn einer vollen Stelle entspricht das Arbeitspensum allemal (und in der Regel arbeiten die meisten Reffis ja auch das Woende durch). Angenommen ein Referendar arbeitet 40 Stunden die Woche, dann sind das ca. 180 Stunden im Monat. In SH verdient ein Gymnasiallehramtsanwärter ca. 1000 € netto (Real- und Hauptschullehrer noch weniger). Das macht eienen Stundenlohn von ca. 5,60 €. Und wie gesagt, in Wirklichkeit arbeiten Reffis ja noch um einiges mehr.
    Insofern man keine Familie ernähren muss, kann man von dem Geld durchaus leben. Aber sobald man jemanden mitfinanziert wirds ganz schön knapp.
    Und dass man das vorher ja wusste und danach ja sowieso total viel verdient und überhaupt sei man ja noch in der Ausbildung bla bla bla, sind keine Argumente, die Lohndumping widerlegen. Friseure haben auch gewusst, worauf sie sich einlassen...
    Übrigens: "2011 lag die Armutsgefährdungsgrenze (60 % des Medianeinkommens) deutschlandweit bei 952 €" (Quelle: Wikipedia)



    Punkt B:
    Ich denke schon, dass es möglich ist, Hartz IV oder Wohngeld zu beantragen. Beim Jobcenter wird man dir aber evt. in deinem speziellen Fall nicht weiterhelfen und den Antrag erstmal pauschal ablehnen (muss nicht so sein, wäre aber denkbar). Ich würde mich daher an deiner Stelle an eine Beratungsstelle wenden, z.B. die Rechtsberatung von der GEW, vom Asta etc. Google das einfach mal. Das wird dir mehr helfen, als hier eine Diskussion über Lohndumping zu führen ;)
    Viel Erfolg!



    Sofie

  • *Das Land bezahlt Dich dafür, dass Du 12 Stunden bdU erteilst, die im Idealfall vorbereitet sind. Es bezahlt Dich für die außerunterrichtlichen Tätigkeiten - sogar dafür, dass Du im Seminar etwas lernen darfst und im Idealfall damit Deine Effizienz steigern kannst. Wenn Du nun tatsächlich zwei Stunden (sic!) für 45 Minuten Unterricht vorbereiten musst, dann ist das nach Maßstäben eines erfahrenen Lehrers gnadenlos ineffizient. (Dafür macht Dir aber auch niemand einen Vorwurf - schließlich lernst Du ja noch).*


    Ich gebe dir recht, wenn du sagst, dass ein Referendar einen Unterricht nicht so schnell vorbereiten kann wie ein "alter Hase", dennoch stimmen mich deine Aussagen sehr nachdenklich, denn was sagst du hier eigentlich:
    - bau dir deinen Materialstamm auf, denn dann hast du bis zur Pension nur noch eine Show abzuspulen
    - schön blöd, wenn du dich vorbereitest (und mehr Zeit investierst)
    - wenn der bezahlte Zeitumfang ausgeschöpft ist, dann lass den Hammer fallen


    Ich bin mal gespannt wie die Reaktionen wären, würde ein Referendar das einmal durchziehen. Er würde ziemlich Eier beweisen, so viel ist sicher, allerdings bezweifel ich, dass er damit lange Referendar bleiben würde.


    *Das Land bezahlt Dich dafür, dass Du 12 Stunden bdU erteilst*
    *Die eigene Ineffizienz aber in ein Lohndumping des Landes, das Dich bezahlt, zu pervertieren, zeugt von einer eigenartigen Realitätsrezeption.*


    Das Land bezahlt mich aber auch, weil ich bereits 5 Jahre an der Universität studiert und abgeschlossen habe, was ja die Voraussetzung ist überhaupt Referendar zu werden. Ein BSc qualifiziert zum gehobenen Dienst, ein MSc sogar zum Höheren und das ohne Referendariat. Komisch nur, dass bei Lehrern u. Juristen Ausnahmen gemacht werden.


    Und bei 950€ kannst du gar nicht so "effizient" arbeiten, dass du diesen Mißstand aufheben kannst.


    *Es bezahlt Dich für die außerunterrichtlichen Tätigkeiten - sogar dafür, dass Du im Seminar etwas lernen darfst*


    Wie großzügig von ihm... :uebel:
    Jetzt sag ich dir was, das Land darf froh, dass es Idealisten gibt, die bei entsprechender Ausbildung auf eine besser bezahlte Tätigkeit in der Wirtschaft o. anderen öffentlichen Einrichtungen verzichten.

    • Offizieller Beitrag

    Punkt A:
    M. E. ist die Bezahlung im Ref. ganz klar Lohndumping zuzuordnen. Denn einer vollen Stelle entspricht das Arbeitspensum allemal (und in der Regel arbeiten die meisten Reffis ja auch das Woende durch). Angenommen ein Referendar arbeitet 40 Stunden die Woche, dann sind das ca. 180 Stunden im Monat. In SH verdient ein Gymnasiallehramtsanwärter ca. 1000 € netto (Real- und Hauptschullehrer noch weniger). Das macht eienen Stundenlohn von ca. 5,60 €. Und wie gesagt, in Wirklichkeit arbeiten Reffis ja noch um einiges mehr.


    Vom blinden Wiederholen wird die Rechnung nicht richtiger. Ihr wendet 40 Stunden für die Euch zugewiesenen Aufgaben auf. Und so - und nur so - errechnet sich der Stundenlohn. Bei 12 Stunden Deputat kommt kein fertiger Lehrer auf 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche. Nochmal: Es liegt an der mangelnden Effizienz, die einen drastisch erhöhten zeitlichen Aufwand erfordert. Somit ist die Qualität Eurer Arbeit auch nicht mit der eines fertigen Lehrers oder anderer Hochschulabsolventen, die direkt mit ihrem Abschluss einen entsprechenden Beruf ergreifen können, vergleichbar.


    Du wirst letztlich für den Wert Deiner Arbeit, die Du zu erledigen hast, bezahlt - nicht für Deinen Abschluss.


    Wie kommst Du nur darauf, den Arbeitsaufwand mit der Arbeitszeit gleichzusetzen?


  • @Kalle29:


    Bei mir ist der Kredit ja schon bald 24 Monate her, wodurch eben im April die Rückzahlung beginnt.


    Da frage ich mich ernsthaft, was du in den 24 Monaten zwischen Studiumsende und jetzt gemacht hast? Ich finde meine Rechnung immer noch gut und vor allem aufgehend: 4-7 Jahre Studium, danach 18 Monate Ref und schon hast du noch sechs Monate Zeit, eine (Vertretungs-)Stelle zu finden, um den Kredit zu bedienen.


    PS: Die Dumpingdiskussion führt doch zu nichts. Die Ausbildung dauert halt nach dem Studium nochmal 18 Monate. Wir haben alle was studiert, können damit aber noch nicht arbeiten. In anderen Branchen ist dann ein (un)bezahltes Praktikum dran, um erstmal richtig zu verdienen. Als Lehrer haben wir zumindest später den Vorteil, dass wir gut bezahlte Beamte oder Angestellte mit einem extrem sicheren Job werden. All das ist zu Beginn eines Studiums bekannt - wenn jemand das nicht machen möchte und die Ausbildungszeit von 6,5 Jahren nicht akzeptiert, dann stehen wirklich viele andere Berufe offen. Ich finde den Vergleich mit einer Vollzeitstelle übrigens auch durchaus gerechtfertigt. Klar brauchen wir(ich) um einiges länger zum Vorbereiten als meine erfahrenen Kollegen. Aber wieso sollte ein Arbeitgeber dafür mehr bezahlen, wenn jemand noch nicht so effektiv arbeitet wie der Rest der Belegschaft? In der freien Wirtschaft gibt es sowas nicht, und im öffentlichen Dienst natürlich auch nicht.

  • Sorry, ich habe mir nicht alle Posts durchgelesen...


    Aber ich stimme dir dennoch nicht zu. Denn Referendariat entspricht einer vollen Stelle. In SH berechnet sich danach zB auch deine Anzahl an Pausenaufsichten.


    Zudem wird (insbesondere in den Lehrproben) verlangt, dass eine Stunde aufwendig vorbereitet wird. Zudem besuchst du deine Module oder Seminare, hospitierst bei anderen Lehrkräften und hast fest Termine für Besprechungen mit deinem Mentor etc.
    Und all das sind keine freiwilligen Angebote, sondern Pflichtveranstaltungen.


    Du wirst somit mit Sicherheit nicht nur für diese 12 Stunden bezahlt.

    • Offizieller Beitrag


    Jetzt sag ich dir was, das Land darf froh, dass es Idealisten gibt, die bei entsprechender Ausbildung auf eine besser bezahlte Tätigkeit in der Wirtschaft o. anderen öffentlichen Einrichtungen verzichten.


    Die Diskussion ist sooo alt und führt zu nichts. Aus reinem Idealismus werden heute nur noch Naivlinge Lehrer. Die wahren Motive dürften auch Dir bekannt sein.
    Wer nun zum Märtyrer wird, weil er sich für den Lehrerberuf oder die freie Wirtschaft arbeitstechnisch freiwillig prostituiert, hängt lediglich davon ab, wie man dem jeweiligen "anderen System" gegenübersteht.


    So, jetzt nochmal zu konkreten Zahlen:


    L 13:
    950 / 36 (12 Stunden zu 45 Minuten ergibt 9 Zeitstunden) beträgt 26,38 Euro netto (sic!) pro Zeitstunde. Zugrunde liegt die reine pauschale Abgeltung für das Halten einer Unterrichtsstunde zu 45 Minuten bei 12 Stunden bdU - inklusive anteiliger Vor- und Nachbereitung, Seminartagen, Konferenzen, Korrekturen etc.


    A 13:
    2.400 / 76,5 (25,5 Stunden zu 45 Minuten ergibt 19,125 Zeitstunden) beträgt 31,37 Euro netto (sic!) pro Zeitstunde. Zugrunde liegt eine reine pauschale Abgeltung für das Halten einer Unterrichtsstunde zu 45 Minuten bei 25,5 Stunden Deputat - inklusive anteiliger Vor- und Nachbereitung, Referendarsausbildung, Konferenzen, Korrekturen etc.


    Dass man mit Zweitem Staatsexamen höher qualifiziert ist als der LAA, versteht sich wohl von selbst. Dennoch sind es zumindest nach dieser Rechnung gerade einmal fünf Euro Unterschied.


    Sobald man also nur 9 Stunden als Referendar oder 19,125 Stunden als fertiger Lehrer an zusätzlichem Zeitaufwand benötigt, um seine Aufgaben alle zu erfüllen, sinkt der Stundenlohn um 50%.
    Benötigt man mehr, sinkt er noch weiter nach unten.


    Nun haben die meisten Kolleginnen und Kollegen ein Mindestmaß an Idealismus, was bedeutet, dass sie nicht Dienst nach Vorschrift leisten und letztlich mehr Zeit in die Erfüllung ihrer Aufgaben stecken, weil sie ihren eigenen (und oft auch fremden) Ansprüchen gerecht werden wollen / müssen. Das ist für die Referendare wie für die fertigen Lehrer prinzipiell identisch.
    Wieso man die Referendare jetzt zusätzlich noch besser bezahlen soll, obwohl sie zwangsläufig aufgrund ihrer noch fehlenden Unterrichtsqualifikation nicht so gut sein können wie fertige Lehrer, erschließt sich mir nach wie vor nicht.


    Welchen Stundenlohn schlägst Du denn vor - wobei ich Dich bitten würde, das Effizienzdefizit fairerweise mit zu berücksichtigen?


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann es langsam auch nicht mehr hören.


    Dass man unter der Woche mehr arbeitet, wird durch die Ferien ausgeglichen. denn mal ganz ehrlich: wer von uns arbeitet bei 30 Arbeitstagen Urlaub /Jahr in den restlichen Ferien 40 stunden pro Woche?


    Im Ref wird man ausgebildet. Jede Ausbildung kostet den Ausbilder Geld. Ist so. Im Betrieb wird der Azubi auch erst langsam an die Aufgaben herangeführt, die er dann irgendwann auch selbstständig ausübt. So viel Unterschied ist ab eiinem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr zu einem Ausgelernten.
    So ist es doch bei den Refs auch:
    Wir werden ausgebildet. Das kostet. Oder geht ihr davon aus, dass Fachleiter und Seminarleiter gratis arbeiten? Zumindest die Fachleiter bekommen Stundenreduzierung, die anderswo wieder aufgefangen werden muss.
    Jeder von den fertigen Lehrern wird noch wissen, wie stümperhaft anfangs die eigenen Unterrichsstunden abliefen.
    In NDS hatte ich 8 Stunden eigenverantwortlichen Unterricht zu geben, plus 4 in Begleitung. Keinen Betreuungslehrer. Mehr aber auch nicht. Elternabende fielen flach, Klassenfahrten alleine waren nicht erlaubt, man hatte schon eine Sonderstellung im Kollegium.
    Seminarsitzungen, ja klar. Azubis haben Berufsschule.


    Wenn das Ref de facto eine volle Stelle wäre, warum sind dann so viele Junglehrer mit voller Stelle so erschöpft und kommen kaum rum? Der Unterschied dürfte dann ja kaum ins Gewicht fallen.


    Ausbildung ist halt anders. Man ist es als ehemaliger Student nur nicht gewohnt. *Schulterzuck*

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, ich habe mir nicht alle Posts durchgelesen...


    Aber ich stimme dir dennoch nicht zu. Denn Referendariat entspricht einer vollen Stelle. In SH berechnet sich danach zB auch deine Anzahl an Pausenaufsichten.


    Ah, und DAS soll Deine These belegen? Die Schulleitung weiß, dass sie LAAs als Aufsichten verheizen kann, wann und wo sie will. Mit voller Stelle hat das nichts zu tun.


    Zitat


    Zudem wird (insbesondere in den Lehrproben) verlangt, dass eine Stunde aufwendig vorbereitet wird. Zudem besuchst du deine Module oder Seminare, hospitierst bei anderen Lehrkräften und hast fest Termine für Besprechungen mit deinem Mentor etc.
    Und all das sind keine freiwilligen Angebote, sondern Pflichtveranstaltungen.


    Du wirst somit mit Sicherheit nicht nur für diese 12 Stunden bezahlt.


    Das habe ich alles bereits entsprechend erläutert. Letztlich richtet sich die Bezahlung im Wesentlichen nach dem Deputat und nicht nach dem tatsächlichen Arbeitsaufwand. Das Land NRW spricht hier von "messbarer" und "nicht messbarer" Arbeitszeit. Letzteres ist natürlich fast schon zynisch, weil das Land weiß, wie die Rechnung wirklich lautet.


    Gruß
    Bolzbold

  • Die Dumpingdiskussion führt doch zu nichts. Die Ausbildung dauert halt nach dem Studium nochmal 18 Monate. Wir haben alle was studiert, können damit aber noch nicht arbeiten. In anderen Branchen ist dann ein (un)bezahltes Praktikum dran, um erstmal richtig zu verdienen. Als Lehrer haben wir zumindest später den Vorteil, dass wir gut bezahlte Beamte oder Angestellte mit einem extrem sicheren Job werden. All das ist zu Beginn eines Studiums bekannt - wenn jemand das nicht machen möchte und die Ausbildungszeit von 6,5 Jahren nicht akzeptiert, dann stehen wirklich viele andere Berufe offen. Ich finde den Vergleich mit einer Vollzeitstelle übrigens auch durchaus gerechtfertigt. Klar brauchen wir(ich) um einiges länger zum Vorbereiten als meine erfahrenen Kollegen. Aber wieso sollte ein Arbeitgeber dafür mehr bezahlen, wenn jemand noch nicht so effektiv arbeitet wie der Rest der Belegschaft? In der freien Wirtschaft gibt es sowas nicht, und im öffentlichen Dienst natürlich auch nicht.

    Da muss ich dir widersprechen.


    1. Ich sehe du hast Elektrotechnik studiert. Das ist ein Fachbereich mit dem du ohne weiteres eine gut bezahlte Stelle finden würdest ohne ein Praktikum machen zu müssen


    2. Wer Lehrer werden möchte muss durch diese Ausbildung, richtig. Jedoch muss man nicht alles klaglos hinnehmen. Gerade wenn man ein Mangelfach (und Elektrotechnik zähle ich jetzt einmal dazu ohne zu wissen ob es im Schulbereich wirklich eines ist) hat man ein entsprechendes Druckmittel. Es ist eben nicht so, dass man sich der Allmacht zu beugen hat, denn gerade weil viele bessere Alternativen haben fehlen in bestimmten Fächern so viele Lehrer. Das geht dann so weit, dass in M-V Leute in diesen Fächern einstellen möchten, die nicht einmal studiert haben.


    3. In der Wirtschaft wird das "Einarbeiten" genannt und sehr wohl bezahlt. Im öffentlichen Dienst heisst das Ganze Laufbahnausbildung. Beispielsweise erhält man als Zivilist bei der Bundeswehr während der 18-monatigen Laufbahnausbildung bereits 2439,36€ brutto (ledig ohne Kinder) mit einem Msc. Nach der Laufbahnausbildung erhält man sein volles Gehalt von 3.735,48€ (ledig ohne Kinder).


    Und jetzt denk nochmal nach: 950€ vs. 2439,36€ - Also ich finde schon, dass man da diskutieren kann...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    - bau dir deinen Materialstamm auf, denn dann hast du bis zur Pension nur noch eine Show abzuspulen
    - schön blöd, wenn du dich vorbereitest (und mehr Zeit investierst)
    - wenn der bezahlte Zeitumfang ausgeschöpft ist, dann lass den Hammer fallen


    Komisch. Ich habe keine dieser drei Aussagen aus Bolzbolds Beitrag herausgelesen. Er schreibt einfach nur, dass man als Referendar nunmal eben mehr Zeit braucht, als als fertiger Lehrer.


    kl.gr. frosch

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