Arbeitserleichterung oder Mehrbelastung durch mehrfaches Unterrichten von Parallelkursen in Jgst. 1 und Jgst. 2

  • Hallo in die Runde,
    nach langer Zeit des passiven Mitlesens seit meiner letzten Frage habe ich heute erneut eine Bitte um Einschätzung an die etwas erfahreneren KollegInnen.


    Zur Situation:
    Bin mittlerweile an einer sich im Aufbau befindlichen Privatschule gelandet und unterrichte gegenwärtig die Jgst. 1 in Deutsch (Abitur 2015). Nun habe ich von meiner Schulleitung erfahren, dass der Kollege, der für den Deutschkurs im kommenden Jahr vorgesehen war, zum Ende dieses Schuljahres die Schule verlassen wird. Diese Info kam zusammen mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, auch im kommenden Jahr einen Deutschkurs zu übernehmen. Als Argument wurde angeführt, dass ich ja in die Sternchenthemen eingearbeitet sei und man den potentiell neuen KollegInnen nicht gleich im ersten Jahr an der Schule einen Deutsch-Abi-Kurs zumuten wolle.


    Ehrlicherweise muss man sagen, dass ich gegenwärtig eigentlich voll ausgelastet bin mit nur einem 4-stündigen Kurs, den ich korrigieren muss. Die Vorstellung, dass sich in Zukunft zwei der Klausurenstapel auf meinem Tisch ansammeln, ist nicht gerade verheißungsvoll. Andererseits erkenne ich aber durchaus auch an, dass ein Teil meiner Belastung momentan darauf zurückzuführen ist, dass ich mich in die für mich neuen Themen der Oberstufe und die Sternchenthemen einarbeiten musste - hier ließe sich mit dem (zeitversetzt) parallelen Unterrichten der Stoffe etliches an Arbeit reduzieren.


    Meine Frage wäre daher, ob von Euch schon mal jemand zwei Jahrgänge hintereinander ins Abitur geführt hat und wie Eure Erfahrungen damit waren.


    Vielen Dank,


    camel

  • Also bei uns an der Schule ist das eigentlich üblich; fast alle Lehrer haben mehrere Klassen desselben Jahrganges und Klassen unmittelbar darunter. Auch wenn vieles gleich ist, ist doch jede Klasse anders - auch bei gleichen Themen ergibt sich unterschiedlicher Unterricht, zumindest dann, wenn man - im Rahmen des Lehrplanes - zumindest versucht, unterschiedlichen Interessen der Schüler zu begegnen und den Unterricht darauf zu fokussieren (Beispiel Latein: Der Lehrplan gibt "Politik und Macht" als Thema vor - welche Autoren ich behandele, ob ich den Fokus mehr auf Historiker, Rhetoren oder politische Dichtung lege, bleibt mir überlassen). Im Extremfall ergibt sich also, daß kein Jahrgang dasselbe macht - das bedeutet natürlich mehr Vorbereitung, ist aber auch für mich viel interessanter (Die Vorstellung, jedes Jahr genau dasselbe zu machen, ist für mich auch erschreckend).
    Allerdings ergibt sich auch recht bald ein gewisses Pouvoir an Texten, Themen, Arbeitsblättern, etc., die man mit z.T. nur geringen Adaptierungen weiterverwenden kann. An Deiner Stelle würde ich die Herausforderung also annehmen - der Arbeitsaufwand ist zwar vielleicht höher, der Zugewinn an Erfahrung und Routine macht das aber wett!
    Viel Erfolg,
    Peter

  • Früher war ich ebenfalls der Meinung, dass Parallelunterrichten angenehme Vorteile bringt und wenn man erst noch am Anfang steht, ist dies auch sicher so.
    Inzwischen sehe ich es anders - ich habe zu (fast) allen Klassstufen eine ausgebaute und strukturierte Materialsammlung, auf die ich zugreifen kann.
    Ob ich dieses und nächstes Schuljahr Klasse 7 und 9 unterrichte oder dieses Schuljahr zwei siebte Klassen und nächstes Schuljahr zwei neunte, macht vom Vorbereiten her keinen Unterschied, aber es ist mehr Dokumentationsaufwand, wenn ich parallel unterrichte - wie weit war ich nochmal in der 7a und wie weit in der 7c? Habe ich dieses Thema jetzt bei beiden Klassen angesprochen oder nur bei einer?


    Da es bei dir aber zeitversetzt passiert, ist es kein wirkliches Parallelunterrichten, insofern spricht meiner Meinung nach nichts dagegen.

    • Offizieller Beitrag

    Meine Frage wäre daher, ob von Euch schon mal jemand zwei Jahrgänge hintereinander ins Abitur geführt hat und wie Eure Erfahrungen damit waren.

    Da ich an einer reinen Oberstufe unterrichte und immer LKs habe, führe ich jedes Jahr (mindestens) einen Kurs zum Abitur. Und verwende natürlich gelungenes Material wieder. Alles andere wäre bekloppt. Das Gute wird weiterentwickelt, das weniger Gute optimiert oder in die Tonne gekloppt. Dadurch werden die Reihen von Jahr zu Jahr besser. Ich arbeite mit evernote in der Unterrichtsvorbereitung, so dass ich bei Besonderheiten zu einem Material (i.e. erzeugt sehr spannende Diskussion, wäre aber effizienter gewesen, wenn man Statistik oder Landkarte noch dazu an die Wand gebeamt hätte. o.ä.) sofort im Unterricht eine Notiz mache und das später so umsetzen kann.


    Blöd ist nur die Klausurenkonzeption, wenn man Wiederholer im Kurs hat, aber da wir in der Fachschaft Englisch grundsätzlich koordiniert arbeiten, ist die Arbeit da auch auf mehrere Schultern verteilt und man ist nicht jedes Mal "dran".


    Korrekturen in der OS sind die Hölle. Daran kannman auch nach 12 Dienstjahren nix ändern. Außer, dass ich schneller und genauer geworden bin (Übung) und viele hilfreiche Tippzettel entworfen habe, für bestimmte sprachliche Problemlagen, die immer wieder auftauchen, auch zum Texterschließen, Vokabellernen, Konzept erstellen, mit Klausuren weiterarbeiten, Lernplan erstellen etc, die ich den Schülern dann ggf. beilege, anstatt den Rand der Klausur stundenlang vollzukritzeln. Schüler schätzen das sehr und mir erspart es Arbeit. Es dauert ein paar Jahre, bis solche Handreichungen entstanden sind, da man die typischen Probleme ja selbst erstmal erkennen und Rezepte dagegen entwickeln muss, aber dann hift es, so vorzugehen. Wir haben diese hifreichen Materialien inzwischen auch als pool für die Schüler in lonet gesammelt.


    Ebenso helfen gute Erwartungshorizonten, die wir in Englisch gemeisam erstellen und dann natürlich auch den Schülern zur Selbstkorrektur und wegen der Transparenz bei der Rückgabe der Klausur/Nachbesprechung an die Hand geben.
    Vielleicht findest du ja Kollegen zum koordinierten Arbeiten?

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

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