Intelligenztest für 5. Klässler

  • Hallo zusammen,


    ich bin auf der Suche nach einem Intelligenztest, den ich mit meinen 5. Klässlern durchführen möchte. Ich habe eine wirklich sehr schwache und auffällige Klasse. Nun hat mir diese Woche eine Mutter berichtet, dass sie mit ihrem Kind beim Psychologen war und ein IQ von 85 festgestellt wurde. Dieses Kind hatte ich jedoch gar nicht auf dem Schirm. Da fallen mir andere Schüler viel mehr auf. Auch unser Sonderpädagoge ist bereits involviert und sehr erschrocken über das Niveau meiner Klasse (auch in den Grundschulzeugnissen steht bei vielen Kinder: "XY kann einfache Arbeitsaufträge nicht ohne Hilfe ausführen"). Nun möchte ich gerne eine IQ Test durchführen, um auch für mich zu wissen, liegt es an mangelhaftem Arbeitsverhalten und schlechter Organisation, oder handelt es sich eher um ein grundlegendes Problem.


    Wer kennt einen Intelligenztest, der für 10-11jährige geeignet ist?


    Danke für die Antworten!


    Gruß

  • Hallo Jazzy,


    eine Intelligenztestung ist eine aufwändige Angelegenheit. Grundsätzlich kenne ich nur Einzelverfahren. Diese dauern pro Schüler mindestens eine Stunde, eher deutlich mehr. Dazu muss man in diese Verfahren wirklich eingearbeitet sein, ansonsten verfälscht man selber die Ergebnisse.


    Zudem weiß ich ehrlich nicht, ob in NRW die Regelschullehrer diese Tests durchführen dürfen. Nicht umsonst werden Sonderpädagogen auch dafür explizit ausgebildet. Das bedeutet nicht, dass Regelschullehrer das nicht können! (Ganz wichtig, ich will euch das nicht unterstellen!) Ich bin mir eben rechtlich in diesem Punkt nicht sicher. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Eltern dieser Testung nicht zustimmen müssen.


    Außerdem frage ich mich, was dir diese Testung bringen soll. Du siehst deine Klasse vor dir, und du kannst ganz bestimmt sehr gut einschätzen, was der einzelne Schüler kann, und worin er Probleme hat. Was nützt dir der IQ-Wert? Du machst deinen Unterricht so gut du kannst, so gut du es eben leisten kannst. Auch was die Differenzierung betrifft. Wenn dann noch immer SuS dabei sind, die diesem Unterricht grundlegend nicht folgen können, dann ist dein Sonderpädagoge am Zug und sollte sich die SuS einzeln genauer ansehen.


    Hilfreich kann es dagegen sein, wenn du deine Klasse z.B. nur in Mathematik siehst. Dabei zeigen sich einige SuS sehr schwach. Wenn du an diesem Punkt weißt, dass die SuS Probleme mit dem Sprachverständnis haben, kannst du dort ansetzen, und z.B. Textaufgaben nochmal differenzierter visualisieren.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Ich frage mich auch, ob wir so etwas dürften.


    Eine IQ-Ermittlung würde ich für mich auch gar nicht wollen. Ich hätte Sorge, dass ich die Schüler dadurch in Schubladen stecke und sie über- oder unterfordere. Es gibt so viele verschiedene Kompetenzen. Das eine Fach erfordert diese, das andere jene. Und überhaupt: Welche Intelligenz willst Du messen: die logische, soziale, sprachliche ...?


    Lernleistung hängt auch in meinen Augen gar nicht nur mit dem IQ zusammen, sondern auch von den Rahmenbedingungen ab, von der psychischen Verfassung des Kindes und und und.
    Ich habe in inklusiven Klassen Förderkinder mit Schwerpunkt Lernen, die mich mit gut durchdachten, komplexen Beiträgen überraschen, die mancher Regelschüler so nicht gebracht hätte. Ich habe funktionale Analphabeten, die begnadete Handwerker sind, Kinder mit extremer Dyskalkulie, die in Hauswirtschaft wie kleine Dreisterneköche kochen.
    Ich denke, es lohnt sich viel mehr, die individuellen konkreten Stärken und Schwächen der Schüler zu ermitteln.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich bin auf der Suche nach Anhaltspunkten für das derzeitige Schülerverhalten. Also: Ist es Faulheit, Unorganisiertheit, fehlendes Vorwissen oder fehlen dem Schüler wirklich einfach die Mittel um gewisse Aufgabenstellungen zu verstehen.


    Es soll keine professionelle Diagnose für die Schülerakte werden (diese Diagnose dürfte ich nicht durchführen), sondern lediglich ein Überblick für mich, bei welchen Aufgaben die Kinder Probleme aufweisen: logisches Denken? Sprachverständnis? Zahlenverständnis? etc... Eine Stigmatisierung würde nicht stattfinden.


    Ich versuche mal meine aktuelle Sitation zu schildern:
    Der Sonderpädagoge ist ja bereits in meiner Klasse, da ich ein E-Kind mit ADS und LRS habe. Allerdings kommt er uns ca. 2x in der Woche besuchen und schaut, wie es so läuft.
    Über AOSF-Verfahren haben wir auch schon gesprochen, doch leider würden die Ergebnisse zum Nachteil für die Kinder ausfallen. Unsere Schule hat die Kapazität an GU Schülern derzeit voll erfüllt. Alle Kids, die nun nachdiagnostiziert werden, müssen auf die Förderschule. Diese Schule schließt jedoch nächstes Jahr. Dann müssten die Kinder wieder auf die Regelschulen verteilt werden. Ein bürokratisches K.O.für jeden Schüler.
    Derzeit befinden sich 7 Kinder in meiner Klasse, die in nahezu allen Fächern 4-5 stehen (abgesehen von Kunst, Sport, Musik). Die meisten davon sind aber wirklich sehr bemüht und immer wieder furchtbar enttäuscht über ihre Ergebnisse. Ihnen scheint etwas zu fehlen, um die an sie gerichteten Aufgaben zu lösen und ich kann noch nicht ersehen, was ihnen fehlt und wie ich ihnen gerecht werden kann.

  • Würde man Intelligenztests an unseren Schulen bei allen Schülern durchführen, käme man zu dem Ergebnis, dass die Allermeisten gar nicht auf die Schulen hingehören, die sie besuchen. Das wäre aber nicht im Sinne der rotgrünen NRW-Bildungspolitik. Die wollen alle gleichmachen, und alle sollen das Abitur kriegen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • In NRW dürfen Regelschullehrer keine Intelligenztests durchführen. Das dürfen Psychologen und Sonderpädagogen, wobei Sonderpädagogen das auch nicht einfach so bei einem Kind machen dürfen, sondern erst dann, wenn sie vom Schulamt (!) mit einem Gutachten beauftragt werden.
    Die Situation in deiner Klasse scheint in der Tat heftig zu sein. Allerdings weiß man eh nicht, wie es mit dem Schulsystem und dem Inklusionsgedöns letztlich weitergeht. Du sagst die Kinder müssten nach einer Testung zur Förderschule wechseln und diese schließt im Sommer. Rechtlich gesehen dürfen die Eltern der betroffenen Schüler entscheiden, ob die Kinder zur Förderschule oder im Gemeinsamen Unterricht unterrichtet werden, im nächsten Schuljahr können sie völlig unabhängig von den bereits erschöpften GU-Kapazitäten die Schule besuchen, die sie wollen.
    Meiner Meinung nach trägst du eine Verantwortung den Schülern gegenüber, die deiner Meinung nach einen sonderpäd. Förderbedarf haben. das falscheste, was du machen kannst, ist diese Schüler jetzt einfach mitzuschleifen, weil du meinst, die Bürokratie den Schülern nicht zumuten zu können. De Schüler haben einen Anspruch auf zusätzl. Förderung, erstmal unabhängig vom Förderort (wie das dann in der Realität aussieht steht wieder auf einem anderen Blatt). Meinst du, es ergeht ihnen besser, wenn sie nach einigen Ehrenrunden ohne Abschluss und Unterstützung nach Klasse 7 die Schule verlassen? Zumindest die Chance, zusätzliche Unterstützung z.B. auch bei der Berufswahl, zu bekommen, solltest du den Schülern nicht nehmen, nur weil sie dann vielleicht an eine andere Schule wechseln müssen. Außerdem kann dir dann später niemand vorwerfen, du hättest nichts gesagt.
    Möglicherweise denken die Damen und Herren in der Schulpolitik dann auch, alles läuft prima, wenn keiner mehr gemeldet wird, weil dann möglicherweise ein Schulwechsel anstehen würde... Schlag Alarm, leite die AO-SFs ein, so lange das noch möglich ist! Die Kinder brauchen die Unterstützung!

  • Um einmal ganz neutral auf die Ausgangsfrage zu antworten: Die "Standard"-Intelligenztests für Kinder und Jugendliche (KABC, HAWIK, SON-R etc.) müssten doch alle für dieses Alter normiert sein ...

  • Ich danke euch allen erst mal für eure Antworten.


    Ilse: Du hast sicherlich absolut Recht mit deinen Ausführungen. Ich werde mich noch einmal mit unserem Sonderpädagogen beraten, wie wir nun in Zukunft vorgehen können.


    Plattenspieler: Danke für die Tipps.

  • also in Ba-Wü dürfen "normale" Lehrer gar keine Begabungstests durchführen und auch Beratungslehrer oder Sonderpäd. wägen SORGFÄLTIG ab, bevor sie testen!!!
    Du schreibst ja schon selbst, dass es gar keine Alternativen gibt für die Schüler, also da ansetzen, wo sie stehen....
    P.S.: ich weiß, wie schwer es ist, mit solchen Schülern zu arbeiten, ich habe auch sehr schwach begabte Schüler....


    Und falls es gar nicht mehr geht, wie schon Ilse sagt, "Suche nach dem geeigneten Lernort" einleiten!

  • Hey, ich denke auch ein Intelligenzest bringt Dich nicht weiter. Ich würde da eher Richtung Schulleistung gehen um genau zu sehen an welchen Punkten es harkt, damit Du da ansetzen kannst. Dafür eignet sich z.B. der Stolperwörter Lesetest, der informell ist und damit auch von Regelschullehrern durchgeführt werden kann, zudem ist benötigt er weder bei der Durchführung noch bei der Auswertung viel Zeit.


    Wenn ich ein Kind spnderpädagogisch überprüfe ist der IQ Test auch nur ein kleiner Anhaltspunkt, die anderen Verfahren sind dort deutlich aussagekräftiger.


    Also schauen, wo stehen die Schüler und dann den nächsten Schritt angehen.

  • Danke euch! Ich werde mich noch einmal genauer mit dem Problem auseinandersetzen.


    OT: Habe bereits erfahren, dass der Bio-Test im Schnitt 4,5 ausgefallen ist (der war wirklich nicht schwierig) und die Erdkundelehrerin hat einfach den Notenspiegel verfälscht, in dem es sogar mit 40% noch ne 4+ gab :grimmig: Und ich rege mich seit Wochen darüber auf, wieso die Grundschulen besagten SuS immer noch die 4 gegeben haben, obwohl das Schriftzeugnis ne ganz andere Sprache spricht.

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