Sind viele Seminarleiter inkompetent oder "Idioten"?

    • Offizieller Beitrag

    oh in dem Fall ist es schon krasser, falsch verstanden.
    Es war bei mir an der Uni auch eine nette Sache. Alle aus Afrika stammende (Muttersprachler-)Studis, sind aufgrund ihres "r" in dem Pflichtkurs Phonetik durchgefallen.
    Es ist echt ein großer Balance-Akt zu entscheiden: "Gilt es noch als Varietät der Sprache oder ist es zu krass und nicht mehr verantwortungsvoll..."
    Die Entscheidung möchte ich echt nicht treffen.
    Ich fand es an der Uni damals rassistisch, aber dann sass ich im Ref mit einem netten Mann aus der Elfenbeinküste, dessen Aussprache ich Schwierigkeiten hatte zu verstehen, die SchülerInnen natürlich noch mehr. Ich durfte auch eine LAA betreuen, die in ihrer Muttersprache (nicht meiner) unterrichtete, aber nicht aus dem "Zielland" kam und auch da gab es sehr große Schwierigkeiten. Einen Schweizer mit starkem dialektalem Einfluss möchte ich auch nicht als (Fremdsprache)Deutschlehrer haben.

  • Bei der besagten Person verhält es sich wie folgt:


    - kommt aus dem Norden des Landes, während die Seminarleitung nur im Süden des Landes war: Dialektaler Unterschied ist somit schon mal gegeben (der südliche Teil des Landes hat aber einen sehr viel unverständlicheren Dialekt als der nördliche)
    - Person spricht fast dialektfreies (ich rede vom deutschen Dialekt) Deutsch, bisschen schwäbisch ist noch drin, da die Person mit 10 Jahren nach Deutschland gekommen ist
    - Person hat in der Sprache an der Uni doziert für 2 Jahre während aufs Ref gewartet wurde


    Da ich selber Verwandtschaft in dem Land habe wo die Person her kommt und jedes Jahr dort war und mich im Bereich C1 bewege in der Fremdsprache kann ich schon sagen, dass da ein starker Unterschied nach oben ist. Die Person spricht noch um Längen besser die Sprache als ich.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Einen Schweizer mit starkem dialektalem Einfluss möchte ich auch nicht als (Fremdsprache)Deutschlehrer haben.

    Daran musste ich auch als erstes denken. Das Problem haben wir hier schon innerhalb des Landes. In Lausanne wird z. B. Hochdeutsch an der Schule unterrichtet und dann soll ein Mensch aus Lausanne mit seinem schönen Schul-Hochdeutsch jemanden verstehen, der in Bern den übelsten Dialekt spricht. Bei meinen Franz-Kollegen habe ich mir schon oft gedacht, dass die doch eigentlich Schweizer-Französisch unterrichten, wenn man sie so sprechen hört. Das kann mitunter massive Verständigungsprobleme mit jemandem geben, der aus Frankreich kommt und irgendwie sowas wie Pariser Standard-Franzöisch spricht (oder wie man das dann nennt).



    Person hat in der Sprache an der Uni doziert für 2 Jahre während aufs Ref gewartet wurde

    Das ist kein Qualitätsmerkmal. An der Uni ist so gut wie alles erlaubt. Ich hatte auch einen russisch-stämmigen Dozenten, bei dem man in der mündlichen Prüfung in physikalischer Chemie den Unterschied zwischen "Enthalpie" und "Entropie" nicht verstanden hat. Grammatikalisch spricht der aber sehr gutes Deutsch.

  • nele:


    Italiano



    Wollsocken:
    Ja, das kann sein. Es zeigt aber durchaus, dass die Sprache selbst beherrscht wird und nicht, wie von der Seminarleitung benannt, grundlegend was falsch ist. Hinzu kommt, dass die Person auch schon mehrere Dinge aus der Sprache ins Deutsche übersetzt hat, schriftlich wie mündlich. Weiterer Punkt für die Person ist m.E. auch, dass es in Italien zu keinerlei Verständigungsschwierigkeiten kam UND ausgebildete Sprachschullehrer der Person attestiert haben, dass kein Fehler vorliegt.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
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    • Offizieller Beitrag

    Meines Wissens dürfen die Sprachkenntnisse - leider - nur in sehr geringem Maße in das 2. Staatsexamen einfließen, etwa mit 10%. Wir hatten hier gerade so eine juristische Auseinandersetzung deswegen.


    Das macht die o.g. Aussage meines Erachtens nach eher unwahrscheinlich...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich würde schon überlegen irgendwie dagegen vorzugehen. Mir wollte mein dämlicher FL damals auch mangelnde Sprachkenntnisse andichten, weil ich einen amerikanischen Akzent habe und kein vornehmes Cockney/ RP spreche/unterrichte. Dann hat er, was sich m.E. durchaus negativ auf meine Note auswirkte, von mir einen Vortrag zum Thema "richtige und falsche Sprache" bekommen. Seitdem waren in allen Besuchen sämtliche an meiner Ausbildung beteiligte Kollegen dabei, damit ich halbwegs gerecht bewertet wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von Primarlehrer ()

  • Ich würde schon überlegen irgendwie dagegen vorzugehen. Mir wollte mein dämlicher FL damals auch mangelnde Sprachkenntnisse andichten, weil ich einen amerikanischen Akzent habe und kein vornehmes Cockney/ RP spreche/unterrichte.

    Ähm...


    Nele

  • PS: Ich rede nicht so, weil ich durchgefallen wäre, sondern habe im Gegenteil mit sehr guter Note bestanden. Dennoch war das Referendariat die besch... Zeit meines Lebens. Aber: Es lohnt sich, der Beruf ist schön
    Man sollte sich aber als Naturwisschenschaftler darauf einstellen, mit einer Welt konfrontiert zu werden, die man möglicherweise vorher nicht kannte und deren Geist mich oft an mittelalterliche voraufklärerische Zeiten erinnerte.

    Und beides [edit] alles kann dir sogar als Geisteswissenschaftler (s. meine Fächer) passieren ... :ohh:

  • Und beides [edit] alles kann dir sogar als Geisteswissenschaftler (s. meine Fächer) passieren ... :ohh:

    Tja, vielleicht ist doch was dran an dem alten Spruch - "Who can, does; who cannot, teaches." Was dann halt auch für das teaching per se gilt.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Die einen sagen so, die anderen so.

    Oder mit anderen Worten: wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall. - Was wolltest Du jetzt nochmal genau damit sagen?

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Mir war so danach, auf eine Verallgemeinerung mit einer noch stärkeren zu antworten.


    P. S.: Ich bin lange nicht hier unterwegs gewesen: Eine im besten SInne witzige Signatur hast du dir zugelegt!

  • Falls jemand hier noch einmal hereinschaut:

    Joah, die Hattie-Studie...
    http://www.lehrerfreund.de/schule/1s/hattie-studie-verriss/4331

    Weiterhin bezweifelt Prof. Lind die Wissenschaftlichkeit von Hatties Vorgehen (S. 2f). Das zusammenfassende Urteil des kurzen Aufsatzes ist vernichtend: Der berühmte Psychologe Paul Meehl hat einmal einen guten Wissenschaftler definiert – und zwar als jemanden, der seinen Kopf statt einer Formel gebraucht.


    Es entbehrt ja nicht ein wenig der Ironie, dass schon hier im Text ein Beispiel für die angebliche Unwissenschaftlichkeit vieler Pädagogen erbracht wird:


    Meehl hat genau das Gegenteil gesagt:

    Zitat

    More than three decades ago, an article by Meehl (1957) asked, "When shall we use our heads instead of the formula?"
    He replied that if people have a formula, then they should use their heads only very, very seldom.

    http://citeseerx.ist.psu.edu/v…467.874&rep=rep1&type=pdf

    Sorry, Herr Prof. Lind, aber ein wenig bitter ist es schon...


    Das Originalzitat lautet:

    Zitat

    Shall we use our heads, or shall we follow the formula? Mostly we will use our heads, because there just isn’t any formula, but suppose we have a formula, and a case comes along in which it disagrees with our heads? Shall we then use our heads? I would say, yes—provided the psychological situation is as clear as a broken leg; otherwise, very, very seldom.

    When Shall We Use Our Heads Instead of the Formula?

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