Na so schlimm ist es nicht, da bei uns die Stundendotierung fürs Schwerpunktfach anders ist, als im deutschen System für einen Leistungskurs. Soweit ich mich erinnere, hat man ja Leistungskurs 5 Lektionen pro Woche, oder? Unsere SuS können keine Fächer abwählen, daher muss das Schwerpunktfach ein wenig zurückstecken. Im ersten Jahr sind es 4 Lektionen, danach immer 3 Lektionen pro Woche. Im zweiten Jahr kommen ein Semester lang 3 Lektionen Projektarbeit dazu (wahlweise Chemie oder Biologie), im vierten Jahr besteht die Möglichkeit sich mit weiteren 3 Lektionen pro Woche Wahlkurs (wiederum hälftig Bio und Chemie) zuzuschmeissen. Man kann aber auch irgendeinen anderen Wahlkurs belegen. Etwa die Hälfte der Schwerpunktfachschüler ist bis dahin aber tatsächlich so indoktriniert, dass sie sich den Wahlkurs auch noch geben. Wenn ich mit denen fertig bin, brauchen die, die nachher Medizin studieren gehen, an der Uni gar nichts mehr für Chemie machen. Wer Chemie studieren gehen will, kann immerhin die ersten 2 Semester Party feiern.
Ich halte es für einen enormen Vorteil, dass wir keine Zentralmatur schreiben und ich meinen Lehrplan dementsprechend auslegen kann, wie es mir und meinen SuS passt. Da eine 4.0-Matur im Prinzip für alles reicht, was man so studieren will, sehe ich auch keine Veranlassung dazu, an diesem System irgendetwas zu ändern. Hin und wieder krähen die Mediziner der ETH in Zürich, das Niveau sei in den letzten 20 Jahren ja völlig verfallen und man könne die Matur wohl nicht jedem dahergelaufenen Träumer "schenken". Aber ehrlich ... bei Maturitätsquoten von zum Teil nur 15 % in der Zentralschweiz können die von mir aus krähen, was sie wollen. Ich halte das Niveau meines Unterrichts für absolut angemessen. Auch im schönen Baselbiet mit einer Maturitätsquote von sagenhaften 22 %.