Ich glaube, hier gehen mehrere Sachen durcheinander: Es geht m.E. nicht darum, ob ein Lehrer oder FSL geliebt oder gehasst wird, sondern darum, dass die Lernenden angstfrei lernen können und gerecht beurteilt werden.
Das verhindern in meinen Augen einige strukturelle Probleme. Im Studienseminar sind dies vor allem die Personalunion von Prüfer und Ausbilder sowie die kaum objektiv messbare Qualität von Unterricht. Dies führt, da ja sehr viel vom Ergebnis abhängt, dazu, dass die Referendare versuchen, sich so zu verhalten, wie es der FSL wünscht, also jede Kritik freudig annimmt und sich bedankt, freudig und aktiv diskutiert und dergleichen wünschenswertes Verhalten mehr. Bei den Ausbildern führt diese Abhängigkeit dazu, dass ihr eigenes Verhalten stets wohlwollend, interessiert und freundlich aufgenommen wird, eine Tatsache, die m.E. für die Entwicklung dles Charakters sehr gefährlich ist.
Solange die selben Sanktionsmöglichkeiten vorliegen, also mündliche Noten gegeben werden und der Prüfer auch der Ausbilder ist, gilt dies in abgemilderter Form auch für Lehrer. Die Folgen sind in der "Normalbevölkerung" ja denn auch hinlänglich bekannt, sodass z.B. Handwerker und andere Dienstleister nur ungern für Lehrer tätig werden.
Daher trifft das Zitat von Meike
Wie gehen eigentlich die hier anwesenden Fachleiterhasser damit um, dass sie den Schülern gegenüber die selbe Position haben und nur gehasst, belogen und vollgeschleimt werden, ein Berufsleben lang?!
natürlich einen wichtigen Punkt. Auch wir Normallehrer sollten das Verhalten unserer Schüler uns gegenüber immer unter dem Aspekt ihrer Abhängigkeit von unserem "Goodwill" sehen. Anonyme Evaluation, am besten nach Ende des Schuljahrs, mag gewisse verlässlichere Informationen liefern, Portale, in denen Schüler sich austauschen weiteren Einblick in die wahren Gefühle unserer Schüler uns gegenüber, auch wenn das sicher manchmal nicht schön ist... Schöner ist natürlich, von einer Menge Schüler freundlich angelächelt zu werden, wie es im Unterricht häufig geschieht...
Eine gewisse Verbesserung ist in der Oberstufe gegeben, da zumindest die Abiturprüfung zentral und deren Auswertung zentral vorgegeben ist und, zumindes in den Naturwissenschaften, auch kaum Bewertungsspielraum für persönliche Vorlieben oder Abneigungen des Korrektors bleibt. Zentrale, einheitliche Prüfungen und die Abschaffung mündlicher Noten (nicht mündlicher Prüfungen) würden die Situation in der Schule sicher deutlich verbessern.
Ich hatte deswegen ja auch schon weiter oben geschrieben:
Eine der größten Gefahren unseres Berufes für uns selbst ist die mangelnde Rückkopplung. In praktisch allen Arbeitszusammenhängen wird abweichendes / unangemessenes Verhalten relativ schnell von Kollegen / Kunden / Chefs / Mitarbeitern in der einen oder anderen Weise korrigiert. Im Lehrerberuf hat der Lehrer praktisch ausschließlich mit Abhängigen zu tun, die genau wissen, dass ihre Zukunft durch das System der mündlichen Noten vom guten Willen der Lehrer abhängt. Bei Fachseminarleitern ist es noch gefährlicher, da die Abhängigen Erwachsene sind. So wird abweichendes Verhalten der Ausbilder nicht korrigiert sondern letztlich jedes Verhalten honoriert. Es können sich im besten Falle skurrile, in vielen Fällen jedoch hochproblematische Charaktere herausbilden, weil es im professionellen Umfeld kein Korrektiv gibt.