Berufliches Gymnasium oder "echtes" Gymnasium ?

  • Hallo,



    ich stehe momentan als potentieller Quereinsteiger für Physik und Wirtschaft (promoviere an der Uni und habe bislang nur Seminare von Studenten betreut) vor dem Problem mich zwischen Bewerbungen an grundständigen Gymnasien oder Berufsschulen zu entscheiden. In Berlin - wo ich es zunächst versuche - firmieren letztere unter dem Begriff "Oberstufenzentrum/OSZ", haben tausende Schüler und sind relativ spezialisiert. Das OSZ Banken z.B. hat allein ca. 500 Leute die ihr Abi/Fachabi machen. Ich sehe die Sache momentan so und bitte euch um Korrekturen/Kommentare:




    berufliches Gymnasium / Fachoberschule gegenüber grundständigen Gymnasien


    Vorteil:


    - die Leute sind älter, im Schnitt selbständiger und disziplinierter; keine 13-jährigen pubertierenden Jugendlichen
    ACHTUNG: ja ich weiß, dass es ganz stark vom OSZ abhängt; einige dienen in Berlin scheinbar als "letzte Chance" (OSZ Gastgewerbe etc.); andere ziehen ein deutlich zielstrebigeres Publikum an - das sieht man auch am Anteil der Abiturienten und den Abischnitten; das OSZ für Banken z.B. hat einen relativ hohen Anteil an Leuten die Abi/Fachabi machen und die Abischnitte sind besser als bei den meisten OSZ


    - es ist vor allem Oberstufen-Unterrichtsstoff, was für mich motivierender zu unterrichten ist als der Stoff der 7. Klasse


    - man muss effektiv nur den Stoff von 3 Jahren vorbereiten (?), statt 6 Jahre am Gymnasium - was gerade zu Beginn für einen Quereinsteiger eine zeitlichen Entlastung darstellt


    - man kann auch mal einen Wirtschaftskurs geben, was an Berliner Gymnasien scheinbar nur selten angeboten wird (ich nehme an, dass ist vom verfügbaren Lehrpersonal abhängig?)


    - das Drumherum ist im Schnitt weniger nervenaufreibend; die Eltern rufen nicht beim familiären Abendessen an um noch mal die Noten zu diskutieren; die Schule hat keinen Ganztagscharakter mit erforderlicher Nachmittagsbetreuung etc.



    Nachteil:


    - man würde mich wohl vorrangig als Physiklehrer einsetzen, was die Betreuung vieler nur 2/3-stündiger Kurse bedeuten kann (statt Leistungskursen die es eher an Gymnasien gibt)


    - es gibt mehr soziale Extremfälle als an Gymnasien, wobei das in den jüngeren Jahrgangsstufen am Gymnasium nicht anders sein muss


    - das Leistungsniveau ist insgesamt im Schnitt geringer; die Lernmotivation für das Fach Physik mag zudem z.B. bei Schülern des OSZ-Recht oder -Banken verhalten sein


    - man wird auch außerhalb des (Fach-)Abituriellen Bereichs eingesetzt(?) (ist das üblich? oder ein Ausdruck von reiner Personalnot? ist hier eine Zustimmung erforderlich, falls man die Zulassung zum gymnasialen Lehramt hat?)




    Ihr würdet mir sehr helfen, falls ihr mir sagen könntet, ob diese kleine Systematisierung zutreffend ist oder welche Aspekte ich nicht ausreichend berücksichtigt habe :engel: . Auch anderen Berufsanfängern sind sicher bereits mal ähnliche Gedanken gekommen.



    P.S.
    Macht es aus eurer Sicht Sinn, sich bei Schulen in der Reihenfolge ihrer Abitur-Durchschnitte (Zentralabitur) zu bewerben falls man die Begeisterung für seine Fächer vordergründig im Kopf hat statt den rein sozialpädagogischen Aspekt?

  • Ganz ehrlich?
    Wenn Du "vordergründig" Deine Fächer "im Kopf" hast und DIch auf Deine Schüler so wenig wie möglich einlassen möchstest, solltest Du Deinen Plan, an die Schule zu gehen, noch einmal überdenken. Egal wo Du unterrichten wirst, du solltest Dich darauf einstellen, dass es sehr anders sein wird als an der Uni.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Hallo noch einmal,



    ich habe jetzt dauernd von OSZ geredet - ich bin aber natürlich an Einschätzungen für Berufsschulen und Gymnasien in allen Bundesländern interessiert (das System ist ja nicht völlig verschieden).



    :bitte:

  • Ganz ehrlich?
    Wenn Du "vordergründig" Deine Fächer "im Kopf" hast und DIch auf Deine Schüler so wenig wie möglich einlassen möchstest, solltest Du Deinen Plan, an die Schule zu gehen, noch einmal überdenken. Egal wo Du unterrichten wirst, du solltest Dich darauf einstellen, dass es sehr anders sein wird als an der Uni.


    Das scheine ich nicht gut ausgedrückt zu haben - sorry. Ich MAG den Umgang mit Studenten/Schülern und ihnen etwas beizubringen, die Zusammenhängen in den verschiedenen Gebieten zu veranschaulichen etc. - andernfalls wäre ich nie auf die Idee gekommen. Was ich aber nicht mag ist ein Lernumfeld in dem man mehr Sozialpsychologe als Lehrer ist und seinen Schülern erst grundlegendste soziale Umgangsformen beibringen muss, statt Zeit zu haben sie für die Themengebiete zu motivieren. Und hier unterscheiden sich die Schultypen nun einmal. Einem Lehrer an der Grundschule oder Hauptschule liegt diese Erziehungsaufgabe sicher sehr. Dafür hat er tendentiell nicht die fachliche Tiefe um einen Oberstufenkurs motivierend und fachlich überzeugend zu unterrichten. Es ist einfach ein Frage der persönlichen Präferenz.


    Meine Liste an Vor- und Nachteilen sollte also mehr mit dieser Brille gelesen werden.


    Und nein, aus meiner Schulzeit (damals Gymnasium) empfinde ich es nicht als "normal", dass Eltern Abends regelmäßig gegenüber den Lehrern mit deren Abendessen konkurrieren. Leider habe einige mir bekannte Lehrer dies und anderes für heutige Zeiten als nicht ungewöhnlich beschrieben - das bitte nicht missverstehen, dass mir meine Studenten egal sind. Im Gegenteil. Je weniger mentale Energie ich in solchen Auseinandersetzungen verlieren, desto mehr bin ich in der Lage einen motivierenden Unterricht zu gestalten. Das ist aber nur ein Aspekt, wie man in meinen Eingang aufgeührten überlegungen sieht.



    Falls du diese vielleicht auch kommetieren oder spezifischer korriegeren kannst wäre ich dir dankbar.

    • Offizieller Beitrag

    Über die Möglichkeit zum Seiteneinstieg mit Magister kann ich nicht viel sagen, da kenne ich mich nicht aus. Auch ändert es sich ja ständig.
    Nur so viel zum Thema Fachliebe:
    dass du als Lehrer in deinem Fach kompetent bist und es liebst, muss nicht thematisiert werden. Geschenkt.
    Was du an der Abitur-Durchschnittsnote einer Schule erkennen möchtest (wird die tatsächlich irgendwo veröffentlicht? Ts, sowas.....), ikann ich nur erahnen. Die Qualität der Schule? Das Leistungsvermögen der Schüler? Wohl kaum. Die gesamte Atmosphäre an der Schule inklusive Händelbarkeit der Schüler? Schon gar nicht.


    Als Lehrer musst du an jedem Gymnasium mit schweirigen Schülern rechnen. Auch Gymnasiasten zeigen heute die breite Palette der Verhaltensauffälligkeiten wie alle anderen Schüler auch. und je nach Einzugsgebiet kannst du zusätzlich auch noch sehr fordernde, überbehütende, übergriffige und damit äußerst anstrengende Eltern haben. Ihc habe den sanften Verdacht, du suchst von vornherein den Weg des scheinbar geringste Widerstandes. Das ist dein gutes Recht, keine Frage. Aber du wirst an jeder Schulform mehr Erzieher als Fachvermittler sein, in unterschiedlichen Ausprägungen halt. Die Fachfrage wird nie an erster Stelle stehen, und überall wirst du auf lustlose, unmotivierte Schüler treffen.
    Ich möchte dir nicht die Idee ausreden, an die Schule zu gehen. Aber ich weiß, wie enorm gerade bei Uni-Dozenten Vorstellung von Schulalltag und dessen Realität auseinanderklaffen.
    Hast du denn schon einmal ein längeres Praktikum an einer Schule gemacht, mit mehreren eigenen Unterrichtsversuchen, hast du auch alleine vor einer Klasse gestanden? Falls nicht, empfehele ich dir das sehr. Du kannst dir danach einfach ein besseres Bild machen

  • Ich habe ein Diplom in Physik mit umfangreichem Nebenfach Wirtschaft (ggf. habe ich auch genügend Mathe-Scheine zur Zulassung als Fach in Berlin).


    Das mit dem Praktikum ist eine gute Idee! An wen sollte ich mich hier wenden? Direkt an die Schulleitung? Oder eine höhere Ebene?


    Für ein längeres Praktikum fehlt mir leider aktuell die Zeit, aber es würde wohl für eine Woche reichen. Da meine Bekannten nur Gymnasien aus erster Hand kennen würde eine Berufsschule wohl Sinn machen.



    EDIT:


    In Berlin kann man die genaue Zusammensetzung der Schülerschaft (Leute die in Fachabikursen sind, geschlecht, Migrationshintergrund) und Abiturnoten (inklusive Fächeraufschlüsselung) an allen Schulen (inklusive OSZ) öffentlich einsehen:
    http://www.berlin.de/sen/bildu…verzeichnis_und_portraets



    Könnte sich vielleicht noch jemand kompetentes im Berufsschulbereich dazu äußern, wie es mit Einsätzen in anderen Bereichen steht? Würde man mich z.B. ggf. in die reinen Ausbildungsgänge ohne oberstufenbezug stecken? Mathematik für Lehrlinge bekomme ich sicher hin - auch wenn man die ersten Wochen zu tun hat Disziplin zu etablieren. Bei anderen Fächern fehlt mir dann aber technisch gesehen die Ausbildung(?).

  • Ich bin sicher nicht die Kompetenteste für deine Frage, aber vielleicht hilft es dir ja trotzdem ein bisschen.
    Also wenn es sich um berufsbildende Schulen (BBS) handelt, an denen du dich bewirbst, dann gibt es dort mehr als nur "Oberstufe" (so kenne ich es aus RLP, vielleicht ist das in Berlin anders, dann möge man mich bitte korrigieren). An einer BBS, wie ich sie kenne, gibt es Schüler ab 15/16 Jahren aufwärts und ich könnte mir mit deinen Fächern gut vorstellen, dass man dich z.B. als Mathelehrer in den unterschiedlichsten Schulformen einsetzt (Berufsvorbereitendes Jahr, Berufsfachschule, Berufsoberschule etc.). Ein Praktikum wäre sicher sinnvoll, damit du ggf die möglichen Einsatzorte sprich Klassen der unterschiedlichen Schulformen kennenlernen und dir ein Bild machen kannst. Das berufliche Gymnasium ist hier immer nur ein Teil eines großen Ganzen, bei dem man (meiner Meinung nach) wissen sollte worauf man sich einlässt.

  • Also ich empfehle auch ein Praktikum. Meines Wissens könnte ein Schulleiter Deinem Wunsch zustimmen und Du könntest loslegen.



    Das Berufskolleg (BK) an dem ich in NRW arbeite dürfte ähnlich sein zu dem OSZ. Und das finde ich so schön daran, da es wirklich sehr vielfältig ist:
    Nicht nur SuS ab etwa 15 Jahren die ihrer Schulpflicht nachkommen und gerade einen Abschluss anstreben, sondern auch das berufliche Gymnasium oder auch derjenige, der ein Techniker werden möchte, besuchen diese Einrichtung. Im Wirtschaftsbereich ist das glaube ich der Fachwirt.


    Dabei sollte an einer Schule wirklich mehr der Schüler im Blickfeld stehen - das Fachliche ist auch wichtig, aber, das wird Dir niemand absprechen. Du musst es nur entsprechend des Empfängers aufbereiten und das ist sowohl in Physik als auch in Mathematik durchaus manchmal eine große Herausforderung. Aber es lohnt sich.

  • Ich habe Dich so verstanden, dass Du einen Weg suchst, auf dem Du möglichst ähnlich wie an der Uni weiterhin überwiegend Fach- und Wissensvermittler sein kannst.
    Ich bleibe dabei: Das wird so an keiner Schule der Fall sein. Das weiß ich sicher, weil auch ich vor meinem Referendariat einige Jahre an der Uni gelehrt habe und mich während meiner Ausbildung wirklich komplett umorientieren musste.
    Egal an welcher Schule Du landest (falls Du Dir das überhaupt aussuchen kannst): Du wirst immer auch Erzieher sein. In manchen Klassen auch überwiegend. Egal an welcher Schulform. An Elitegymnasien sind die Schüler nicht einfacher, sondern anders schwierig als an einem "Auffang"gymnasium. Ich kenne beides. (Die angenehmsten Schüler erlebe ich tatsächlich derzeit an einer Gesamtschule!)


    Du musst Dir darüber im Klaren sein, dass Schüler, anders als Studenten, überwiegend nicht intrinsisch motiviert sind. Die meisten arbeiten für den Lehrer (weil sie ihn mögen und sie eine Beziehung zu ihm haben), nicht für das Fach.


    Mach ein Praktikum, innerhalb dessen Du auch selbst unterrichtest, nach Möglichkeit auch mehr als nur ein Stündchen. Nur so kannst Du erahnen, was auf Dich zukommt. Als Seiteneinsteiger hast Du ja (zumindest hierzulande) nicht einmal die Schonzeit, die man Referendaren zu Beginn gewährt.
    Wie die Praktikumsorganisation in Berlin geregelt ist, weiß ich nicht. Ruf doch einfach mal an einer Schule an und frage nach. Vielleicht geht das bei Euch ja auch ganz ohne Bürokratie. (Und wer weiß, wenn Du Dich bewährst, hat der Schulleiter vielleicht die Möglichkeit, eine Stelle für Dich auszuschreiben ...)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Die intrinsische Motivation bei den Medizinern die sich bei uns prüfen lassen ist zwar auch nicht gerade ausgeprägt, wobei das zugegeben ein meilenweiter Unterschied zu einer heterogenen Schulklasse sein dürfte.


    Ich sehe, dass ein Praktikum sehr viel Sinn macht. Werde morgen mal anfragen, wo das möglich ist. Aus Sicht der Schule bedeutet das wohl einfach Mehrarbeit, aber wenigsten kostenfrei - zur Not muss ich einfach mitlaufen und hospitieren und vielleicht lassen sie mich am Ende an eine Klasse ran. Der ganze Prozess wird ja vorr. weniger formal als in einem Großkonzern ablaufen.

  • Also, ich würde als promovierter Mensch nun wirklich nicht nach einem unbezahlten Praktikum fragen. Ich würde fragen, ob ich mal zu einem Gespräch kommen und vielleicht die ein oder andere Unterrichtsstunde anschauen darf. Bestimmt würde ich nicht zur Probe arbeiten - oder, doch, würde ich schon, das nennt sich aber Probezeit und wird bezahlt, wie sich das gehört.


    Ich habe damals als Vertretungskraft angefangen und wurde quasi ins kalte Wasser geworfen. Man bekommt auch dann einen falschen Eindruck von dem Job, wenn man ihn ausübt, ohne ihn gelernt zu haben. Die Schüler merken sofort, dass man keine Ahnung hat und nutzen das aus. Und dann hockt man da voller Selbstzweifel. Dabei hätte es mit einem begleiteten Start vielleicht gut geklappt.


    Das würde ich also in dieser Form nicht empfehlen. Im Nachhinein denke ich, ich hätte doch gleich mit dem Seiteneinstieg beginnen sollen. Da lernt man dann wenigstens einiges über Schulrecht und Unterrichten. Einige meiner Mitstreiter sind unterwegs ausgestiegen. Na und - ist halt so und kann überall passieren, dass man falsch gelandet ist. Wenn man es rechtzeitig merkt...


    Für meine Fächer kann ich sagen, dass ich *sehr* oft mit fachlich anspruchsvollen Dingen zu tun habe und sehr oft abends noch ein Programm ausprobiere oder eine Anwendungsaufgabe durchrechne, die ich mir selbst überlegt habe. Und ein Mathe-LK hat es fachlich wirklich in sich. Und dann gibt es neue Programmiersprachen oder wenigstens Updates, man möchte vielleicht mobile Anwendungen programmieren, hat einen neuen graphischen Taschenrechner ... da ist fachlich schon einiges geboten. Wenn man in der gymnasialen Oberstufe unterrichtet, hat man jetzt nicht so sehr den Sozialarbeiterposten. Wenn du als promovierte Kraft an einer berufsbildenden Schule anfängst, werden sie dich nicht gerade in Klassen mit Schülern ohne Schulabschluss stecken.


    Ich finde die Vielfältigkeit am Berufskolleg klasse und würde nicht an ein Gymnasium wollen.

  • Die intrinsische Motivation bei den Medizinern die sich bei uns prüfen lassen ist zwar auch nicht gerade ausgeprägt, wobei das zugegeben ein meilenweiter Unterschied zu einer heterogenen Schulklasse sein dürfte.


    *lach* Da muss ich an die Informatikstudenten denken, die ich mal in Mathe unterrichtete. Die waren so intrinsisch motiviert, dass sie sich gegenseitig Bananenschalen auf den Kopf gelegt haben :tanz: In der Vorlesung bastelten sie Flieger. Heutzutage spielen sie vermutlich mit den Handys. So groß ist der Unterschied wirklich nicht. Vom Abiturienten zum Erstsemester sind es ja auch nur ein paar Monate. Okay, später wird man irgendwie erwachsen.


    Aber selbst als Erwachsener benimmt man sich, in die Schülerrolle gedrängt, sehr schnell kindisch.

  • Hallo,


    ich kann die Überlegungen des Starters gut nachvollziehen. Mein Sohn geht auf ein Berufliches Gymnasium und hat sehr wohl Physik als Leistungskurs (+Elektrotechnik-LK). Die Parallelklasse hat den Wirtschafts-LK (+Fächer wie Buchhaltung etc.). Die Lernmotivation in seiner Klasse ist recht durchwachsen: einige sind sehr motiviert (zukünftige Studenten, ältere Schüler auf dem zweiten Bildungsweg), andere haben halt nichts anderes bekommen und schauen erstmal...Es gab auch schon einige, die eine Lehrstelle bekommen haben und dann eben aufgehört haben.
    An einem grundständigen Gym könntest du auch schon Schüler in Kl.5 in Mathe und Kl. 6 in Physik haben...

  • So... mein Praktikum ist morgen zuende; ich konnte auch eine Reihe von Stunden selbst halten und haben einen Einblick in alle Bereich des OSZ erhalten (gar nicht so leicht, sich bei einigen vermeindlich einfachen Themen reinzudenken um sie anschaulich zu erklären).


    Was mich erstaunt ist der wirklich große Mangel an Mathe/Physik-Lehrern; das scheint ja auch kein rein Berliner Phänomen zu sein; ich habe hier folgende Statistik gefunden:
    http://www.dpg-physik.de/veroe…pix/Physik_Konkret_02.pdf


    und das sind die akkumulierten Zahlen von vor 5 Jahre; bereits 2007 war die Masse der neuen Physiklehrer Quereinsteiger - bei dem Trend dürfe der Anteil heute noch größer sein ("echte" Physiklehrer damit eine kleine Minderheit der Neueinstellungen sein).



    Wie kann das sein? Da läuft doch etwas vollkommen schief - es liegt offenbar daran, dass die Zahl der Studenten auf Physiklehramt in den letzten 15 Jahren in sich zusammengebrochen ist. Dabei bieten sich hier nicht erst seit heute die besten Einstellungschancen; das Studium ist auch nicht komplizierter als vor 10 Jahren. Es mangelt mir hier an Erklärungsansätzen. Ohne all die Quereinsteiger würde der Physikunterricht jedenfalls flächendeckend in Deutschland ausfallen.



    Das ist nicht gut.

  • Dass es einen großen Mangel in Physik gibt, ist doch schon lange klar! Bei uns ist eine Fachoberschule Technik derzeit an der Schule, die nicht in Physik beschult wird! Ich betone nochmal: Technik!


    Es gibt diesen Mangel auch in einigen technischen Bereichen in der beruflichen Bildung: Maschinentechnik liegt da ganz weit vorne. Wir sitzen mit 7 Leuten im Seminar: Alles Seiteneinsteiger, davon ein großer Anteil FHler. Woran das liegt? Da können wir nur mutmaßen. Da ich aber einen Teil des Lehramtstudiums kennenlernen "durfte", erkläre ich mir den Teil genau dadurch. Da werden scheinbar wahllos Veranstaltungen aus Bsc und Msc herausgepickt, mit der nötigen Didaktik und Pädagogik ergänzt und fertig ist der Lehramtler. Die Veranstaltungen der Fachwissenschaft sind teilweise mega schwer, insbesondere wenn man nicht alle besucht, da einem teilweise die Zusammenhänge fehlen und man fragt sich zu recht, warum man Formeln kennen muss, für deren Länge eine PowerPoint Folie nicht ausreicht, um später Berufsschullehrer zu werden. Dass man natürlich mehr an Fachwissen an der Uni macht, als man später unterrichtet, ist selbstverständlich, aber muss es wirklich Thermodynamik III sein oder hätten da nicht TD I und II gereicht (nur mal so als Beispiel). Einige sind dann in die Technik SekI gewechselt, da war die Fachwissenschaft weniger und damit einfacher, dafür war der Päda-Anteil höher.


    Mich wunderts daher nicht: Wenn man durch diese schweren Fächer durch muss, dann mann man im Grunde auch direkt den Maschinenbau Msc machen. Damit kann man dann auch noch in der Wirtschaft landen und mehr als das Doppelte verdienen. Und trotzdem ist der Weg zum Lehrer nicht ganz verschlossen, denn ohne SEs wäre unsere Berufsschullandschaft mit dem dualen System wohl schon gestorben. Es gibt eben nur wenige, die diesen Aufwand machen wollen. Mit Mathe ist das anscheinend ähnlich.


    Das ist meine laienhafte, aber aus Erfahrungen gewachsene Erklärung dafür.


    Wie hat Dir denn das Praktikum gefallen? Hat es Dich in der Entscheidungsfindung weitergebracht?

  • Ich empfehle dir ans Berufsgymnasium/Berufsschule zu gehen. Der Trend geht immer mehr dazu hin, dass man auch beides zusammen findet.


    Das Kollegium dort wird sehr oft aus Quereinsteigern verschiedener Richtungen u. Ausbildungsstufen (vom Meister bis "normalen" Lehrer) bestehen, dadurch ist das Kollegium oft heterogener und harmonischer (in anderen Schulformen, wo sie in der Minderheit sind, werden Quereinsteiger manchmal fast als "Eindringlinge" betrachtet.


    Positve Punkte sind, dass die Ausbildung praktisch auf den Beruf vorbereitet (auch auf dem Berufsgymnasium) und das Leistungsniveau sehr hoch ist, was die Arbeit dort ziemlich anspruchsvoll macht.


    Ein weiterer Punkt ist, dass die Schüler an einem Berufsgymnasium und Berufsschule wesentlich "pflegeleichter" sind als an allgemeinbildenden Schulen, da sie in der Entwicklung weiter sind, ein Ausbildungsunternehmen im Hintergrund wacht und keine Schulpflicht mehr besteht.


    Die Bezahlung entspricht Sek2 (sofern Master). Also ich muss sagen, dass ich bei meinen Praktikas dort echt positiv überrascht war u. das ähnliche Ziel verfolge.


    Ich gebe dir aber den Tip fürs Referendariat zu sparen, wenn möglich. Ich habe dort viele ältere Quereinsteiger getroffen (die findet man dort wirklich viel öfter) mit Ü40, die während des Refs auch nicht mehr bekommen als ein 23jähriger nach dem Studium.

  • @ mm1234: Ist das selbst erlebte Realität, was du beschreibst, oder Wunschvorstellung? Ist eine ernst gemeinte Frage, denn oft ist es auch so: Ans berufliche Gymnasium gewechselt, weil es auf dem allgemeinbildenden zu schwer war. Sicher, S. mit Lebens- und Berufserfahrung, manchmal tun aber gerade die sich mit Schule und Lernen sehr schwer. Einige gehen ans berufliche GYmnasium, weil sie keine andere Perspektive haben (in der Fachoberschule auch oft so). In unbekannten und unbeliebten Berufen wird die SChülerschaft gerade immer problematischer: Fehlen, leistungsschwach, etc. Was ich sagen will: sicher gibt es diese Schüler und Zustände die du beschreibst an berufsbildenden Schulen, aber die, die ich beschreibe auch.


    Gruß

  • Zitat

    Der Trend geht immer mehr dazu hin, dass man auch beides zusammen findet.


    Trend? Welcher Trend? Dass die BKs alles anbieten? Mag sein, aber das heißt noch lange nicht, dass sich dahin auch die SuS orientieren. Bei uns macht ein Zweig des beruflichen Gymnasiums bald wieder zu: Zu wenige Schüler!


    Zitat

    Das Kollegium dort wird sehr oft aus Quereinsteigern verschiedener Richtungen u. Ausbildungsstufen (vom Meister bis "normalen" Lehrer) bestehen, dadurch ist das Kollegium oft heterogener und harmonischer (in anderen Schulformen, wo sie in der Minderheit sind, werden Quereinsteiger manchmal fast als "Eindringlinge" betrachtet.


    Mh, auch das ist nicht zu verallgemeinern! Woher nimmst Du diese Behauptung? Mit meinem Kollegium kann ich Dir gleich den Gegenbeweis liefern!

    Zitat


    Positve Punkte sind, dass die Ausbildung praktisch auf den Beruf vorbereitet (auch auf dem Berufsgymnasium) und das Leistungsniveau sehr hoch ist, was die Arbeit dort ziemlich anspruchsvoll macht.


    Dem würde ich auch nur bedingt zustimmen. Es gibt Lehrer, die im Bereich Metall unterrichten und in ihrem Leben das Minimum an Praxis gemacht haben, was in NRW 52 WOchen Praktikum bedeutet. Dass diese Lehrer Schwierigkeiten haben, einen Werkzeugmechaniker auf den Beruf vorzubereiten, kann man sich dann wohl denken.


    Zitat

    Ein weiterer Punkt ist, dass die Schüler an einem Berufsgymnasium und Berufsschule wesentlich "pflegeleichter" sind als an allgemeinbildenden Schulen, da sie in der Entwicklung weiter sind, ein Ausbildungsunternehmen im Hintergrund wacht und keine Schulpflicht mehr besteht.


    ??? Berufliches Gymnasium hat keine Betriebe dahinter! Und kommen oft direkt von der Realschule dorthin. Oft, weil sie in dem Bereich keinen Ausbildungsplatz gefunden haben oder einfach nicht richtig wissen, was sie machen wollen (Ach, egal, Hauptsache Metall). Pflegeleichter sind die garantiert nicht!
    EDIT: und natürlich sind die noch schulpflichtig! Was ändert sich denn dann auch, wenn sie es nicht mehr sind? Man kann sie schneller rauswerfen. Das macht diese SuS nicht pflegeleichter!


    Zitat

    Ich gebe dir aber den Tip fürs Referendariat zu sparen, wenn möglich. Ich habe dort viele ältere Quereinsteiger getroffen (die findet man dort wirklich viel öfter) mit Ü40, die während des Refs auch nicht mehr bekommen als ein 23jähriger nach dem Studium.


    Das stimmt nicht für alle BL

  • Mal eben OT, weils mich gestern schon genervt hat:


    @mm123: Deine Signatur finde ich persönlich ziemlich furchtbar, egal, wie Du sie meinst (ob ernst oder nicht!). So einen Lehrer möchte ich als Schülerin wirklich nicht haben. Bitte überdenke dahingehend mal Deine Einstellung.

  • Ist das selbst erlebte Realität, was du beschreibst, oder Wunschvorstellung?

    In konkreten Bezug auf was? Ich hatte mehrere Punkte angesprochen.

    Zitat

    Ans berufliche Gymnasium gewechselt, weil es auf dem allgemeinbildenden zu schwer war. Sicher, S. mit Lebens- und Berufserfahrung, manchmal tun aber gerade die sich mit Schule und Lernen sehr schwer. Einige gehen ans berufliche GYmnasium, weil sie keine andere Perspektive haben (in der Fachoberschule auch oft so).

    Lies noch einmal was ich geschrieben hatte: "dass die Ausbildung praktisch auf den Beruf vorbereitet (auch auf dem Berufsgymnasium) und das Leistungsniveau sehr hoch ist".


    Die Berufsgeymnasien, die kennenlernte hatten immer eine Orientierung z.B. in eine wirtschaftliche oder in eine technische Richtung (ergo "praktisch auf den Beruf vorbereiten"). In diesem Bereich findet, nach meiner Erfahrung, eine sehr hohe Ausbildung statt, die über dem eines allgemeinbildenden Gymnasiums liegt (um es aber noch einmal ausdrücklich zu sagen (mir werden ja gerne die Worte im Mund verdreht: diese Aussage bezieht einzig und alleine auf die Spezialisierungsrichtung des Berufsgymnasiums).

    Zitat

    In
    unbekannten und unbeliebten Berufen wird die SChülerschaft gerade immer problematischer: Fehlen, leistungsschwach, etc. Was ich sagen will: sicher gibt es diese Schüler und Zustände die du beschreibst an berufsbildenden Schulen, aber die, die ich beschreibe auch.

    Weder Schule, noch Ausbildungsbetrieb müssen das hinnehmen. Das bedeutet, dass ein Unternehmen bei Fehlverhalten Konsequenzen ziehen kann. Das kann im Extremfall die Beendigung des Ausbildungsverhältnisses sein, immerhin erfolgt der Besuch der Berufsschule in bezahlter Arbeitszeit (schon alleine deshalb hat der Ausbildungsbetrieb ein Interesse). Selbst die Berufsschule kann Fehlverhalten ahnden. In den Schulen in denen ich war wurde sehr klar vermerkt u. geahndet, wenn jemand regelmäßig nicht erschien. Dies kann bei krassen Fällen (regelmäßigess Stören, Gewalttätigkeiten usw.) dazu führen, dass dem Berufsschüler die Ausbildung an der BS verwehrt wird (da keine Schulpflicht).

    Trend? Welcher Trend? Dass die BKs alles anbieten? Mag sein, aber das heißt noch lange nicht, dass sich dahin auch die SuS orientieren. Bei uns macht ein Zweig des beruflichen Gymnasiums bald wieder zu: Zu wenige Schüler!

    Auch hier zitiere ich wieder meinen Text: "Der Trend geht immer mehr dazu hin, dass man auch beides zusammen findet."
    Das liegt aber daran, wie du selber sagtest, dass zu wenig Nachfrage herrscht ergo das Berufsgymnasium nicht "abgesondert" und wieder selbstständig wird. Es wird einfach ein Kostenfaktor gestrichen. In die gleich Kerbe schlägt auch die Ausbildung, in der Schüler den Hauptschulabschluss nachmachen können o. wird das bei euch auch ausgelagert (sofern überhaupt vorhanden, da kann ich nicht für alle BLs reden)?

    Zitat

    Mh,
    auch das ist nicht zu verallgemeinern! Woher nimmst Du diese Behauptung? Mit meinem Kollegium kann ich Dir gleich den Gegenbeweis liefern!

    Das tut mir leid für dich, dass du so ein Kollegium erwischt hast und das meine ich vollkommen ohne Ironie. Die Frage ist aber warum das Klima in eurem Kollegium so schlecht ist? Immerhin ging es in meinem Beitrag um Akzeptanz ggü. Seiteneinsteigern u. nicht um persönliche Befindlichkeiten.

    Zitat

    Dem würde ich auch nur bedingt zustimmen. Es gibt Lehrer, die im Bereich Metall unterrichten und in ihrem Leben das Minimum an Praxis gemacht haben, was in NRW 52 WOchen Praktikum bedeutet. Dass diese Lehrer
    Schwierigkeiten haben, einen Werkzeugmechaniker auf den Beruf vorzubereiten, kann man sich dann wohl denken.

    Sicherlich möchte ich nicht ausschliessen, dass es sowas gibt, aber ich finde das schon etwas merkwürdig z.B. muss in Hamburg vor dem BS-Studium eine berufliche Ausbildung erfolgt sein. Diese Erkenntnis erfüllt mich wirklich mit Befremden, da sie sich überhaupt nicht mit meinen Erkenntnissen (Ausbilder hatten in diesen Berufen gearbeitet, im Metallbau sogar zu 100% von den Leuten, die ich kennenlernen durfte u. die hatten alle was auf dem Kasten) deckt. Lediglich in den allgemeinbildenden Fächern z.B. Sozialkunde gab es die klassisch ausgebildeten Lehrer. Selbst in Fächern wie Informatik, Physik u. Wirtschaft wurden zum grossen Teil von Seiteneinsteigern abgedeckt.

    Zitat


    ??? Berufliches Gymnasium hat keine Betriebe dahinter! Und kommen oft direkt von der Realschule dorthin. Oft, weil sie in dem Bereich keinen Ausbildungsplatz gefunden haben oder einfach nicht richtig wissen, was sie machen wollen (Ach, egal, Hauptsache Metall). Pflegeleichter sind die garantiert nicht!


    EDIT:
    und natürlich sind die noch schulpflichtig! Was ändert sich denn dann auch, wenn sie es nicht mehr sind? Man kann sie schneller rauswerfen. Das macht diese SuS nicht pflegeleichter!

    Muss ich zukünftig alle Sätze so ausklmüsern, dass es dir (und anderen) nicht mehr möglich sein wird böswillig etwas hineinzuinterpretieren, zu verdrehen und zu unterstellen?!
    Mir ist klar, dass es bei einem Berufsgymnasium keinen Ausbildungsbetrieb dahinter steht, aber ich habe nicht nur von einem Berufsgymnasium geschrieben.


    Die Vollzeitschulpflicht endet in der Regel nach der 10. Klasse. Zum Rest habe ich mich bereits weiter oben geäussert.

    Zitat


    Das stimmt nicht für alle BL

    Was stimmt nicht für alle BLs?
    - dass es keine älteren Quereinsteiger gibt?
    - dass Ältere/Seiteneinsteiger ein Referendariat müssen?
    - dass Seiteneinsteiger wie ganz normale Referendare bezahlt werden?

    Zitat

    Mal eben OT, weils mich gestern schon genervt hat:


    @mm123:
    Deine Signatur finde ich persönlich ziemlich furchtbar, egal, wie Du sie meinst (ob ernst oder nicht!). So einen Lehrer möchte ich als Schülerin wirklich nicht haben. Bitte überdenke dahingehend mal Deine Einstellung.

    Meine Einstellung ist, dass ich hier momentan zu einem ziemlichen Scheißkerl stilisiert werde, weil ich eine Meinung vertrete, die scheinbar nicht jedem passt. Es ist okay eine andere Meinug zu haben, versteh mich da nicht falsch, aber das Niveau in dem ich mir hier Angriffe zu gefallen lassen habe, empfinde ich ungefähr genauso wie du die Signatur und jetzt überlege dir doch bitte, ob du dein Posting (was ja nur aus Kontras bestand) nur geschrieben hast, weil du dich über das Thema austauschen wolltest oder ob es dir nur darum ging gegen mich anzuschreiben.

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