Hallo,
ich stehe momentan als potentieller Quereinsteiger für Physik und Wirtschaft (promoviere an der Uni und habe bislang nur Seminare von Studenten betreut) vor dem Problem mich zwischen Bewerbungen an grundständigen Gymnasien oder Berufsschulen zu entscheiden. In Berlin - wo ich es zunächst versuche - firmieren letztere unter dem Begriff "Oberstufenzentrum/OSZ", haben tausende Schüler und sind relativ spezialisiert. Das OSZ Banken z.B. hat allein ca. 500 Leute die ihr Abi/Fachabi machen. Ich sehe die Sache momentan so und bitte euch um Korrekturen/Kommentare:
berufliches Gymnasium / Fachoberschule gegenüber grundständigen Gymnasien
Vorteil:
- die Leute sind älter, im Schnitt selbständiger und disziplinierter; keine 13-jährigen pubertierenden Jugendlichen
ACHTUNG: ja ich weiß, dass es ganz stark vom OSZ abhängt; einige dienen in Berlin scheinbar als "letzte Chance" (OSZ Gastgewerbe etc.); andere ziehen ein deutlich zielstrebigeres Publikum an - das sieht man auch am Anteil der Abiturienten und den Abischnitten; das OSZ für Banken z.B. hat einen relativ hohen Anteil an Leuten die Abi/Fachabi machen und die Abischnitte sind besser als bei den meisten OSZ
- es ist vor allem Oberstufen-Unterrichtsstoff, was für mich motivierender zu unterrichten ist als der Stoff der 7. Klasse
- man muss effektiv nur den Stoff von 3 Jahren vorbereiten (?), statt 6 Jahre am Gymnasium - was gerade zu Beginn für einen Quereinsteiger eine zeitlichen Entlastung darstellt
- man kann auch mal einen Wirtschaftskurs geben, was an Berliner Gymnasien scheinbar nur selten angeboten wird (ich nehme an, dass ist vom verfügbaren Lehrpersonal abhängig?)
- das Drumherum ist im Schnitt weniger nervenaufreibend; die Eltern rufen nicht beim familiären Abendessen an um noch mal die Noten zu diskutieren; die Schule hat keinen Ganztagscharakter mit erforderlicher Nachmittagsbetreuung etc.
Nachteil:
- man würde mich wohl vorrangig als Physiklehrer einsetzen, was die Betreuung vieler nur 2/3-stündiger Kurse bedeuten kann (statt Leistungskursen die es eher an Gymnasien gibt)
- es gibt mehr soziale Extremfälle als an Gymnasien, wobei das in den jüngeren Jahrgangsstufen am Gymnasium nicht anders sein muss
- das Leistungsniveau ist insgesamt im Schnitt geringer; die Lernmotivation für das Fach Physik mag zudem z.B. bei Schülern des OSZ-Recht oder -Banken verhalten sein
- man wird auch außerhalb des (Fach-)Abituriellen Bereichs eingesetzt(?) (ist das üblich? oder ein Ausdruck von reiner Personalnot? ist hier eine Zustimmung erforderlich, falls man die Zulassung zum gymnasialen Lehramt hat?)
Ihr würdet mir sehr helfen, falls ihr mir sagen könntet, ob diese kleine Systematisierung zutreffend ist oder welche Aspekte ich nicht ausreichend berücksichtigt habe . Auch anderen Berufsanfängern sind sicher bereits mal ähnliche Gedanken gekommen.
P.S.
Macht es aus eurer Sicht Sinn, sich bei Schulen in der Reihenfolge ihrer Abitur-Durchschnitte (Zentralabitur) zu bewerben falls man die Begeisterung für seine Fächer vordergründig im Kopf hat statt den rein sozialpädagogischen Aspekt?