Hallo Forengemeinde!
Ich bitte mal um Eure Meinungen. Ich habe letzte Woche eine Mathematikklassenarbeit (9. Klasse) zurückgegeben, die insgesamt sehr gut ausgefallen ist, was mich extrem gefreut hat. Trotzdem gab es 3 Schüler, die eine 5 erhalten haben. Die Mutter einer dieser Schüler rief mich nun an und sagte mir, dass sie ob der Note entsetzt sei. Ihr Sohn bekäme Nachhilfe und habe sooo viel gelernt (und natürlich zu Hause alles gekonnt). Sie fragte mich, wie die schlechte Note zustande komme, wie ich mir das erklären könne.
Ich bin in solchen Situationen immer so unsicher. Was soll ich denn da sagen? Diese spezielle Mutter überschätzt die Möglichkeiten ihres Sohnes gewaltig. Er hat nämlich nicht nur mit dem Fach Mathematik, sondern auch mit den anderen Hauptfächern und auch Nebenfächern zu kämpfen. Ich weiß das natürlich. da ich ständig mit meinen Kollegen im Gespräch bin. Wenn ich jedoch bei ihr nachfrage, wie es in anderen Fächern ausschaut, gibt mir die Mutter falsche Auskünfte, behauptet, ihr Sohn stünde überall auf 3, nur "Mathe" sei das große Problem. Ich möchte sie dann nicht bloßstellen und zögere damit klar auszusprechen, dass dies nicht stimmt. Ich halte mich auch deshalb zurück, weil sie sehr dominant auftritt und "beratungsresistent" ist. Ein konstruktives Gespräch war bisher nicht möglich. Die Schuld für die schulischen Probleme sieht sie ganz klar auf Seiten der Lehrer. Ich sehe die Schuld bei niemandem. Ich sehe einen Schüler, der im Moment nicht mehr leisten kann!
Sie hat bereits mehrmals betont, dass der Sohn unbedingt aufs Gymnasium wollen würde und seine Zukunft wegen Mathe auf dem Spiel stünde. Was soll man da sagen? Dieser Junge hatte letztes Jahr in drei Hauptfächern eine 4 und ist in diesem Schuljahr weiter abgefallen. Wenn ich ihr sage, dass es im Moment nicht so aussieht, als könnte der Sohn den Anforderungen für einen Übertritt auf das Gymnasium entsprechen, wird das sofort abgeschmettert. Was soll man so einer Mutter sagen, die der Wahrheit einfach nicht ins Auge sehen will? Wie direkt seid ihr in solchen Gesprächen?
Das nächste, was sie fragte war, was man jetzt tun kann. Ja was kann man tun? Der Junge scheint ja zu Hause alles zu beherrschen und zu können. Was soll ich da also als Lehrerin raten? Ich habe jetzt angeboten, dass mir der Schüler regelmäßig die Hausaufgaben abgeben soll, damit ich sehe, wo die Probleme genau liegen. Dabei ist es schlicht und ergreifend das Auffassungsvermögen. Ich sehe ja im Unterricht, dass der Schüler so gut wie nie den neu gelernten Unterrichtsstoff in Übungsphasen anwenden kann. Er braucht einfach viel mehr Zeit und wiederholte Erklärungen. Beides kann ich ihm während des Unterrichts nur beschränkt geben. Damit werde ich bei der Mutter jedoch wieder auf taube Ohren stoßen... habt ihr mir einen Rat? Ich höre von der Mutter immer den unterschwelligen Vorwurf, dass ich zu wenig tun und anbieten würde.
Grüße
Mara