Lesetagebuch 7. Klasse Deutsch

  • Halli Hallo,


    ich möchte mit meiner 7. Klasse im Deutschunterricht ein Jugendbuch lesen und überlege, es in Form eines Lesetagebuchs zu machen. Jetzt habe ich damit noch nicht so viel Erfahrung und wollte daher mal fragen, wie ihr das so handhabt. Wird das Lesetagebuch zu Hause oder in der Schule angefertigt. Finden "ganz normale" Unterrichtsstunden statt und die Schüler bearbeiten das Lesetagebuch zu Hause? Oder besteht der Unterricht aus dem Anfertigen des Lesetagebuchs? Oder ist auch eine Mischform möglich?
    Sind vielleicht blöde Fragen, aber ich bin noch nicht so lange dabei. Und mein Studienleiter im Ref. war ein großer Verfechter des Frontalunterrichts und hatte für solche Methoden nicht viel übrig... - jetzt aber bitte keine Grundsatzdiskussion ;)
    Die Klasse ist übrigens eher leistungsstark (Gym), aber manchmal etwas lesefaul (aber durchaus nicht leseschwach!). Die Lektüre steht noch nicht fest. Das wollte ich mit den Schülern zusammen besprechen.


    Liebe Grüße,
    Sofie

  • Hallo,


    erster Tipp: Schränke die mögliche Buchauswahl für die Schüler ein, denn du musst das Dingen ja selber ggf. auch noch lesen und dann ein Lesetagebuch dafür erstellen - und das dauert! (Habe gerade einen Reader zum selbstständigen Erarbeiten des Themas Gedichte erarbeitet, das hat insgesamt bestimmt an die 18-19 Stunden gekostet...also inklusive Material sichten, Struktur überlegen, Material erstellen, Zeitplan aufstellen etc pp)


    Grundsätzlich kannst du das Lesetagebuch so anlegen, wie du es für vernünftig hältst - du bist ja kein Ref mehr, der da jetzt noch benotet wird bzw. beurteilt, ob das denn jetzt den richtigen Definitionen entspricht.
    Frisch aus dem Ref habe ich mit meiner 8. Klasse in Englisch auch ein Lesetagebuch durchgeführt. Die Schüler hatten einen Zeitplan, wann das Tagebuch abgegeben werden muss und auch ein grobe Richtlinie, bis wann was gelesen werden sollte, um gut durchzukommen. Das habe ich aber nicht überprüft, das sollte ja nur eine Hilfe sein. Die Aufgaben waren sowohl im Bereich Inhalssicherung, Charakterisierung, Wortschatz (war Englisch) und kreative Aufgaben. Die Aufgaben hängen natürlich davon ab, welche Schwerpunkte du setzen willst. Wenn sie z.B. Charakterisierung neu lernen sollen, hast du zwei Möglichkeiten: Ein entsprechendes Arbeitsblatt in das Lesetagebuch integrieren oder immer mal wieder Plenumsstunden einzubauen, in denen bestimmte Dinge gemeinsam eingeführt und besprochen werden. Hatte ich aber damals nicht.
    Meine Schüler haben im Unterricht und zu Hause daran gearbeitet, in den Stunden habe ich also eigentlich nichts gemacht, außer mal so rumgucken, nachhören, wie es läuft, Fragen beantworten. Die Schüler hatten damals übrigens die Ausnahmegenehmigung, dass sie beim Arbeiten über Kopfhörer Musik hören durften. Waren sehr angenehme und sehr ruhige Stunden. 8) War aber eh auch eine tolle Klasse...


    Das Lesetagebuch hat bei mir damals eine Klassenarbeit ersetzt und deshalb hier mein erster, extrem wichtiger Tipp, solltest du das auch vorhaben: Mache vorher klar, was und wie du bewertest!
    Sprich: Ich war so blöd und habe das nicht eingeschränkt, mit dem Effekt, dass ich de facto alles in die Bewertung einbeziehen musste. Und das war bei denen verdammt viel, jedes Tagebuch hatte bestimmt so an die 25 Seiten (weiß ich so genau nicht mehr, der Jahrgang macht inzwischen Abitur). Die Ergebnisse waren großartig, aber der Kommentar eines Schülers, als der Stapel mit 25 Lesetagebüchern auf meinem Pult lag, passte schon: "Jetzt bereuen sie bestimmt, dass sie das mit uns gemacht haben, oder?"
    (Ich sagte ja, war eine tolle und auch schlaue Klasse... ;) )



    Nach den Herbstferien führe ich, wie gesagt, einen Reader in meiner 6 ein, das folgt ja ähnlichen Prinzipien. Diesmal läuft es so, dass die Kinder einen Zeitplan bekommen, wann sie was in etwa bearbeiten sollten. Es ist so angelegt, dass es überwiegend im Unterricht machbar sein sollte - so sie denn konzentriert arbeiten. Dazu gibt es drei feste Plenumstermine, an denen ich zwei wichtige Themenbereiche besprechen und sichern möchte. Da wissen die Kinder dann, welches AB sie bis dahin definitiv erarbeitet haben müssen.


    Wie du dein Lesetagebuch aufziehst, hängt also letztlich von deinen Zielen ab.
    Ein klassisches Lesetagebuch zielt ja oft eher auf Inhalt und "emotionales" (was hat mir besonders gefallen, was nicht, was hat mich überrascht... so die Richtung) ab. So etwas würde ich wahrscheinlich überwiegend zu Hause erstellen lassen (kontrollieren musst du es aber immer noch) und dann im "normalen" Unterricht Dinge erarbeiten (Charakterisierung, Personenkonstellationen etc pp).


    Einer meiner Hauptgründe für den Reader zum Thema Gedichte und die überwiegend selbständige Erarbeitung ist übrigens der, dass ich mich in den nächsten Wochen, in denen sehr viele Zusatztermine anstehen, entlasten möchte. Bis Anfang/Mitte Dezember ist da jetzt "Ruhe im Karton" (sofern es alles klappt und aufgeht, wie ich mir das denke). Der zweite Grund ist der, dem individuellen Arbeitstempo der Kinder mal etwas gerechter zu werden. Und der dritte ihnen auch mal wieder Abwechslung zu bieten. (Danach geht's dann aber wieder ganz klassisch mit Unterrichtsgesprächen, Einzelarbeit, Partnerarbeit etc weiter ;) ).


    Hoffe, ich habe dir ein paar Anregungen geben können.


    Vor allem: Löse dich von Definitionen, wie "man" es "richtig" macht, sondern passe das Modell deinen Zielen und Motiven an!

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Beim Querlesen gesehen, dass ich beim Thema Bewertung vergessen habe, das genauer zu erklären: Man kann z.B. sagen, dass man natürlich Vollständigkeit, Ordnung etc kontrolliert und dann die Aufgaben a,b,c und g und evtl noch zwei von den Schülern selbst bestimmte Aufgaben, von denen sie finden, dass sie die besonders gut gemacht haben. (Dass der Rest natürlich auch da sein muss, ist klar, aber so schränkst du den Aufwand beim Bewerten ein, wenn du nur eine bestimmte Anzahl an Aufgaben ausführlich korrigierst und bewertest. - Je nach Klasse sollte natürlich auch klar sein, dass die Aufgaben in verschiedenen Tagebüchern nicht identisch sein dürfen...das Thema was gemeinsam und was alleine erarbeitet werden darf/soll/kann und wie ich das dann wieder bewerte, ist ein neues Problemfeld...)


    Du siehst, es gibt einiges, was man vorab bedenken sollte, aber die Stunden selber sind dann sehr entspannt (wenn man es so macht, dass sie halt im Unterricht daran arbeiten).


    Viel Spaß beim Planen!

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    Katta, das ist ja wirklich sehr ausführlich und interessant. :)


    Kattas Tipps kann ich nur zustimmen - ich habe mal eine Märchenmappe erstellen lassen und das war die aufwändigste Korrektur, die ich je hatte.


    Zur Bewertung fällt mir noch ein, dass eine ehemalige Kollegin von mir es folgendermaßen gemacht hat:
    Sie hat vorher gesagt, dass sie 2 Aufgaben auslosen und diese dann bei allen bewerten würde und hat dann nach der Abgabe bei allen diese Aufgaben bewertet, so dass die Schüler dann alle Aufgaben sehr sorgfältig bearbeitet haben.

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