Faule Schüler in Kursen - was machen?

  • Zitat Flipper79 :

    Zitat

    Verehrter Elternschreck! Habe ich etwas Wichtiges vergessen, außer, dass im Zweifelsfall der Lehrer schuld ist, wenn die Schüler schlechte Leistungen erwerben?

    Im direkten schul- und schulpolitischen Zusammenhang nicht, geehrter Flipper79. Dein Beitrag ist klasse und trifft den Nagel auf den Kopf !


    Vielleicht nur noch eine Anmerkung zum gesellschaftlichen Leitbald und NRW-Schulpolitik :
    Mal abgesehen von den Schülern, die an ihrer Schulform sowieso Fehl am Platz sind haben wir noch ein weiteres Problem. Das Leitbild des selbstverantwortlichen, fleißigen und leistungsorientierten Individuums schwindet in unserer Gesellschaft leider immer mehr (Das merkst Du jeden Tag bei den Schülern, geehrter Flipper79 !).


    Nun könnte Schule eigentlich noch als Fels in der Brandung fungieren, der sich am o.g. Leitbild orientiert und es weiterentwickelt. Aber gerade dieses Bewusstsein herrscht in der NRW-Schulpolitik nicht vor. Sie alimentiert und unterstützt den gegenwärtigen gesellschaftlichen Ungeist, der mit dem o.g. Leitbild nichts mehr zu tun haben möchte. Eine künftige Generation, die in der Schule nur gelernt haben wird, den Der-Lehrer-Hat-Schuld-Automaten anzuschmeissen, wenn eigenes Versagen vorgelegen hat.


    Nun sieht die Erwartung der Arbeitswelt an die Schulabgänger wieder anders aus. Ich glaube, als Unternehmer wäre ich in ca. 10 Jahren so weit, dass ich mir als Mitarbeiter eher leistungsbereite und motivierte aus China oder Indien in meinem Betrieb vorstellen könnte, wenn wir durch ein vernünftiges Einwanderungsgesetz motivierte und qualifizierte junge Einwanderer ins Land bekommen.

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Vielleicht nur noch eine Anmerkung zum gesellschaftlichen Leitbald und NRW-Schulpolitik :
    Mal abgesehen von den Schülern, die an ihrer Schulform sowieso Fehl am Platz sind haben wir noch ein weiteres Problem. Das Leitbild des selbstverantwortlichen, fleißigen und leistungsorientierten Individuums schwindet in unserer Gesellschaft leider immer mehr (Das merkst Du jeden Tag bei den Schülern, geehrter Flipper79 !).

    Ja leider ....
    Ich kenne genug Arbeitgeber, die beklagen, dass ihre Arbeitnehmer resp. Azubis gerne mal zu spät kommen, wegen eines Schnupfens oder anderer Kleinigkeiten zu Hause bleiben, am Arbeitsplatz mehr mit ihren Kollegen tratschen als zu arbeiten. Oder sie surfen im Internet, spielen mit ihrem I-Pod / Smartphone, whatever
    Dieses Phänomen merke ich natürlich auch in der Schule: Quatschen mit dem Banknachbarn / spielen mit elektronischen Mitteln / fehlen häufig (gerne auch mal an Klausurtagen in der Hoffnung, dass die Nachschreibeklausur dann so ähnlich wird (und fallen aus allen Wolken, wenn ich mich "erdreiste" eine komplett andere Klausur zu stellen, die so rein gar nix mit der Orignialklausur zu tun hatte (mal abgesehen vom Thema). Mädels, die während des Unterrichts sich lieber um ihre Frisur kümmern (oder die ihrer Freundin) ...


    Zitat

    Eine künftige Generation, die in der Schule nur gelernt haben wird, den Der-Lehrer-Hat-Schuld-Automaten anzuschmeissen, wenn eigenes Versagen vorgelegen hat.


    Jup ... Leider.
    Und die Eltern stehen dann beim chef und beschweren sich ...
    Unsere Schüler haben ja mittlerweile ein gewisses Bulimie-Lernen verinnerlicht (wenn sie denn überhaupt lernen). Ausnahmen bestätigen die Regel ...


    Zitat

    Ich glaube, als Unternehmer wäre ich in ca. 10 Jahren so weit, dass ich
    mir als Mitarbeiter eher leistungsbereite und motivierte aus China oder
    Indien in meinem Betrieb vorstellen könnte, wenn wir durch ein
    vernünftiges Einwanderungsgesetz motivierte und qualifizierte junge
    Einwanderer ins Land bekommen.


    Das könnte ich dir nicht verübeln. Und die Schüler, die nur faul sind, sind dann diejenigen, die auf die Straße gehen und rechtsradikale Parolen schreien (nicht zwangsläufig wohlgemerkt).

  • Nein, es ist noch viel schlimmer ! Bei uns in NRW herrscht nämlich das rotgrüne leistungsherunternivellierende und gleichmacherische Chaos in der Schulpolitik. Und wie formulierte unsere liebe Schulministerin Frau Löhrmann (Grüne) das beim Amtsantritt so schön ? "Wir lassen niemanden zurück !" Noch Fragen ?


    Ich hoffe nur, dass der allgemeine Abwärtstrend der Grünen weiter anhält und sie beim nächsten mal neben dem NRW-Landtag auch aus dem Bundestag rausfliegen .8_o_)


    Wir lassen niemanden zurück? Eindrucksvoll kopiert vom werten Bush jr. (No child will be left behind) Fällt das unter die Kategorie Plagiat, oder hat die Dame wenigstens ihre Quelle angegeben, frage ich mich..


  • Da kann ich nur zustimmen. Einiges aus dem Tollhaus der NRW-Schulpolitik
    4) Der Elternwille zählt, nicht mehr die Empfehlung der Grundschullehrer im 4. Schuljahr (Empfehlung für die weitere Schullaufbahn)


    Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass die Lehrerempfehlung nicht besser ist für jeden Schüler. Ich musste nach der Grundschule einen Test machen, dass ich aufs Gymnasium durfte (Ba-Wü). Hatte keine Probleme auf dem Gymnasium und mein Lehramtsstudium ist ebenfalls bestanden. Das mag zwar nicht für jeden gelten, aber mir hat es gezeigt, dass die Lehrer bei der Empfehlung nicht immer richtig liegen.

  • Sagt ja auch keiner.
    Aber es gibt bestimmt auch genau so viele Fälle, wo sie richtig lagen.


    Ich hab halt in meiner 6. Klasse einen Knirps, der sich von Anfang an am Gymnasium nur durch quält. Empfehlung eigentlich für Realschule. Und er macht und tut und lernt, kommt aber trotzdem nur auf Vieren und immer mal wieder Fünfen. Egal, wie sehr er sich anstrengt. Und das knabbert so richtig an seinem Selbstbewusstsein. Versuche schon seit Mitte der Fünf den Eltern zu sagen, dass er lieber auf eine Realschule oder Gesamtschule mit G9 wechseln soll, denn vielleicht ist einfach das Tempo zu hoch für ihn. Aber zuzusehen, wie es an seiner Seele knabbert, wie er immer mehr Selbstvertrauen verliert...das tut schon weh...wenn der dann in der Mittelstufe/ Pubertät irgendwann aufgibt, sofern er doch bei uns bleibt, weil es ja egal ist, wie sehr er sich anstrengt... das kann ich menschlich dann auch verstehen. Und solche Fälle habe ich auch in meinem LK sitzen, die immer so gerade eben mit Wiederholung und Nachprüfung durchgekommen sind und irgendwann aufgegeben haben zu lernen und jetzt sind die Lücken natürlich so groß, dass sie gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Ok, blöderweise tut es der Großteil von ihnen auch dann nicht, wenn man es ihnen sagt, warum auch immer. Weil sie es inzwischen verlernt haben, weil sie es nie gelernt haben, weil sie sich das ganze eh nicht zutrauen und dann lieber gar nicht erst anfangen, bevor sie vor sich zugeben müssen, dass sie, trotz Anstrengung, wieder einmal gescheitert sind...die Gründe sind mit Sicherheit viele, warum Schüler "faul" sind.
    Aber zum Glück (für mich) diskutieren meine nicht über Noten, sondern nehmen sie halt hin.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich würde nicht immer alles auf das System schieben, sondern auf die Eigenverantwortlichkeit jedes einzelnen Schülers verweisen. Das dreigliedrige Schulsystem hat sich immer gut bewährt. Es liegt am Einzelnen, was er im Schulsystem aus sich macht.


    Und sowieso bin ich der Meinung, dass wir gänzlich von der Die-Gesellschaft-hat-Schuld-Attitüde, die seit den 70ern in Mode kam, abkommen müssen, wenn etliche Faulenzer ihr Leben auch nach der Schule nicht gebacken kriegen. Es täte unseren Schulen und Gesellschaft gut, wenn endlich die Dämmerung der pädagogischen Sozialromatiker und Sozialphantasten aufziehen würde. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Asfaloth
    Ja, das System hat definitiv Schwächen - wobei ich meine Beispiele jetzt eigentlich nicht dazu geeignet sehe, das zu unterstützen. Ich glaube, eine Reihe der Schüler, die ich da vor mir sitzen habe, wären besser dran gewesen, wenn sie entweder an der Gesamtschule mit etwas mehr Zeit (G8 statt G9) oder eben an einer Realschule gewesen wären, dort (hoffentlich) überwiegend Erfolgserlebnisse gesammelt hätten (statt des ständigen Scheiterns an einem G8 Gymnasium) und dann mit gestärktem Selbstvertrauen sich ans Abitur gewagt hätten.
    Denn man muss sich natürlich auch etwas zutrauen, um Verantwortung für sich und sein Lernen zu übernehmen.


    Nichtsdestotrotz kenne ich natürlich auch einige Schüler, wo man sieht, dass sie nirgendwo wirklich ins System passen würden, sondern eine ganz andere Art von Schule/ Beschulung bzw. eine Art der Förderung und Unterstützung brauchen würden, die es einfach nicht gibt und für die es keine Zeit gibt (z.B. Kinder, die in großen Gruppen einfach nicht klar kommen, die viel mehr direkte Betreuung und Aufmerksamkeit brauchen, als sie in einem Klassenverband von +/- 30 und einer Schule von an die 1000 Schüler erhalten können...)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Sagt ja auch keiner.
    Aber es gibt bestimmt auch genau so viele Fälle, wo sie richtig lagen.


    Damit wären wir bei 50/50, d.h. man kann auch eine Münze werfen. Warum soll dann eine Gruppe die Entscheidung fällen dürfen, die andere nicht?


    Nele

  • Zitat katta :

    Zitat

    Ich glaube, eine Reihe der Schüler, die ich da vor mir sitzen habe, wären besser dran gewesen, wenn sie entweder an der Gesamtschule mit etwas mehr Zeit (G8 statt G9) oder eben an einer Realschule gewesen wären,

    Und was/wer hindert diese Schüler daran, auf die o.g. Schulformen zu wechseln ? Man kann nicht dem System per se die Schuld in die Schuhe geben, wenn die Schüler sich auf für sie falschen Schulen befinden. Das System könnte natürlich z.B. in NRW durch Aunahmeprüfungen an den weiterführenden Schulen, bes. Gymnasium/Realschule, dafür sorgen, dass die unpassenden Schüler herausgefiltert werden.

    Zitat

    (z.B. Kinder, die in großen Gruppen einfach nicht klar kommen

    Und diese Anzahl wird immer größer ! Mich wunderts aber nicht wirklich. Kinder werden heutzutage von etlichen Eltern dazu (pseudo-) erzogen, dass sie letztendlich nur noch aus Bedürfnissen bestehen und sich so zu sozialen Geisterfahrern entwickeln. Und unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter dahin entwickelt, dass die Betonung des (übertriebenen) Individualismus/Selbstverwirklichung so weit in den Vordergrund gestellt wird, dass das Leben und sich Einordnen im Kollektiv für viele Menschen immer schwieriger wird. Übertriebener Individualismus und adäquates Sozialverhalten/Gemeinschaftssinn lassen sich nun mal nicht vereinbaren. U.a. führe ich darauf in sehr vielen Fällen auch das Scheitern von Ehen und Nichtkinderkriegenwollen der Deutschen zurück.


    Wir Lehrer/Schulen können da rein gar nichts ausrichten/reparieren. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich würde nicht immer alles auf das System schieben, sondern auf die Eigenverantwortlichkeit jedes einzelnen Schülers verweisen. Das dreigliedrige Schulsystem hat sich immer gut bewährt. Es liegt am Einzelnen, was er im Schulsystem aus sich macht.


    Eigenverantwortlichkeit bei älteren Schülern, ja. Aber nicht bei 9-jährigen, die dazu gar nicht in der Lage sind abzuschätzen wie wichtig die nachführende Schulform für den späteren Lebensverlauf ist.



    Damit wären wir bei 50/50, d.h. man kann auch eine Münze werfen. Warum soll dann eine Gruppe die Entscheidung fällen dürfen, die andere nicht?


    Nele


    Genau deswegen befürworte ich auch die Elternentscheidung bei Wahl der nachführenden Schulform z.B. So kann jeder selbst die Wahl treffen. Abgesehen davon ist das dreigliedrige Schulsystem einfach überholt in der heutigen Zeit. Als alt eingessener Lehrer mag man nicht erkennen wollen, dass viele Ausbildungsberufe grundsätzlich Bewerber mit Abi nehmen. Oder man nehme die Diskussion mit der Hebammenausbildung.

  • Zitat Asfaloth :

    Zitat

    Abgesehen davon ist das dreigliedrige Schulsystem einfach überholt in der heutigen Zeit.

    Das sehe ich so nicht ! Zumal mich die bereits vorhandenen Alternativen in keiner Weise überzeugen. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Als alt eingessener Lehrer mag man nicht erkennen wollen, dass viele Ausbildungsberufe grundsätzlich Bewerber mit Abi nehmen. Oder man nehme die Diskussion mit der Hebammenausbildung.


    Wie lautet denn die Hebammendiskussion? Und: kannst du deine Aussage bezüglich der Ausbildungsberufe und dem Abi näher erläutern? Ich weiß nicht worauf du damit abzielst.


    Gruß


  • Wir Lehrer/Schulen können da rein gar nichts ausrichten/reparieren.


    Zitat katta :

    Und was/wer hindert diese Schüler daran, auf die o.g. Schulformen zu wechseln ? Man kann nicht dem System per se die Schuld in die Schuhe geben, wenn die Schüler sich auf für sie falschen Schulen befinden. Das System könnte natürlich z.B. in NRW durch Aunahmeprüfungen an den weiterführenden Schulen, bes. Gymnasium/Realschule, dafür sorgen, dass die unpassenden Schüler herausgefiltert werden.

    Und diese Anzahl wird immer größer ! Mich wunderts aber nicht wirklich. Kinder werden heutzutage von etlichen Eltern dazu (pseudo-) erzogen, dass sie letztendlich nur noch aus Bedürfnissen bestehen und sich so zu sozialen Geisterfahrern entwickeln. Und unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter dahin entwickelt, dass die Betonung des (übertriebenen) Individualismus/Selbstverwirklichung so weit in den Vordergrund gestellt wird, dass das Leben und sich Einordnen im Kollektiv für viele Menschen immer schwieriger wird. Übertriebener Individualismus und adäquates Sozialverhalten/Gemeinschaftssinn lassen sich nun mal nicht vereinbaren. U.a. führe ich darauf in sehr vielen Fällen auch das Scheitern von Ehen und Nichtkinderkriegenwollen der Deutschen zurück.


    Wir Lehrer/Schulen können da rein gar nichts ausrichten/reparieren. 8_o_)


    Da sind bei im Beitrag ein paar Dinge durcheinander geraten. Oben genannte Schüler, die an der Realschule oder Gesamtschule vielleicht besser aufgehoben gewesen wären bzw. jetzt wären, wechseln halt nicht, weil die Eltern es nicht wollen, weil sie (nachvollziehbar) ihre vertraute Klasse nicht verlassen wollen, Angst vor der neuen Umgebung haben, weil das Ziel Abi über allem steht und das Gefühl vorherrscht, dass man das nur über den direkten Weg am Gymnasium erreichen könne.
    Sprich, das ist in der Tat nicht als Argument dafür gewesen, dass das System Schuld hat (auch wenn ich persönlich ein echtes Gesamtschulsystem mit entsprechenden Fachleuten an der Schule und späterer Einteilung gar nicht so schlecht fände).


    Ich meinte mit Kinder, die nicht in Gruppen klar kommen, nicht unbedingt die, die sich "einfach nicht benehmen können", um es mal platt auszudrücken. Gerade die müssen meiner Meinung nach lernen, in einer Gruppe auch mal zurückzustecken, dass das eigene Verhalten immer Auswirkungen auf andere hat usw.
    Aber ich habe in meiner noch gar nicht so langen Schulzeit (mit Ref bin ich im 7. Jahr) inzwischen mehrere Kinder gesehen, die einfach untergehen, die...ich kann das ganz schwer beschreiben. Teilweise würde ich sagen, dass da Kinder mit fast schon autistischen Zügen sind (absolute Laieneinschätzung, ich kann das nur nicht besser beschreiben), die schlicht und einfach unglücklich sind. Sie kommen leistungsmäßig klar, sie stören nicht, sind aber einfach kreuzunglücklich, aus verschiedenen Gründen.
    Und da wünschte ich mir schon, dass es irgendwie mehr Flexibilität gäbe, um auch diesen Kindern gerecht werden zu können.
    Wobei mir auch klar ist, dass jedes System seine Schwächen haben wird.
    Und mir auch klar ist, dass es in Bildungspolitik darum geht, es kostengünstig zu betreiben (siehe Inklusion, die Umsetzung, wie ich sie bisher erlebe, ist einfach nur traurig).

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Genau deswegen befürworte ich auch die Elternentscheidung bei Wahl der nachführenden Schulform z.B. So kann jeder selbst die Wahl treffen. Abgesehen davon ist das dreigliedrige Schulsystem einfach überholt in der heutigen Zeit. Als alt eingessener Lehrer mag man nicht erkennen wollen, dass viele Ausbildungsberufe grundsätzlich Bewerber mit Abi nehmen. Oder man nehme die Diskussion mit der Hebammenausbildung.


    Inwiefern überholt?
    Die richtige Gesamtschule, wie sie mal gemeint war und wie sie in anderen Ländern existiert, wird es bei uns eh nie geben. Und die Versuche der Regierung hier in NRW, diese über die Hintertür einzuführen, führen zu unglaublich viel Frust, weil die Arbeit einfach nur abgeladen wird, ohne dass es vernünftige Räume, Mittel und Fachkräfte gebe. Deswegen wehren sich vermutlich so viele dagegen.


    Und selbst wenn viele Ausbildungsberufe inzwischen das Abi verlangen: Das Gymnasium ist nun mal nicht der einzige Weg dahin. Und bevor mein Kind im Gymnasium nur Frust schiebt und dann irgendwann aufgibt (und dann irgendwann halt völlig demotiviert in der Oberstufe irgendwie seine Zeit absitzt und meine Energie verschwendet), wäre es doch besser, einen anderen Weg zu gehen, bei dem man vielleicht/hoffentlich mit mehr Selbstvertrauen und Motivation seinen Weg geht - und dann auch hoffentlich mit besseren Ergebnissen als einem gerade so bestandenen 4er Abi...das dürfte einem auf dem Arbeitsmarkt auch nicht so viel bringen.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Zitat katta :

    Zitat

    Und da wünschte ich mir schon, dass es irgendwie mehr Flexibilität gäbe, um auch diesen Kindern gerecht werden zu können.

    Als exekutive NRW-Bildungspolitik-Bezirksregierungs-Marionette(Wir Lehrer sind nur austauschbare Personalnummern!) mache ich mir darum keine Kopfschmerzen mehr, was ich mir persönlich für unsere Schüler und mich alles so an Verbesserungen wünschen würde. Entweder lassen unsere Bildungspolitiker in optimale Rahmenbedingungen investieren, oder sie lassen es halt. Ob man da hinsichtlich zukünftiger Gesellschaftsentwicklung ein Spiel mit dem Feuer betreibt, wird sich in ca. 10 Jahren zeigen.-Aber mich interessiert das dann halt als Pensionär schlicht nicht mehr, wie unsere Gesellschaft sich weiterentwickeln wird. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Das Prinzip des amerikanischen High-School-Systems, also eine nicht nur in E- und G-Kurs differenzierte Gesamtschule mit Credit-Point-System wäre durchaus eine Alternative.


    Wenn jedes Hauptfach wenigstens vierfach differenziert angeboten würde und jedes Nebenfach wenigstens zweifach, könnten alle Schüler unter einem Dach unterrichtet werden und dennoch auf der Basis ihrer Begabungen und Entwicklingsfähigkeiten entsprechend passende Abschlüsse machen.


    Die letztlich zweigliedrige deutsche Gesamtschule (E- und G-Kurse) als Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem mutet da schon fast heuchlerisch an...


    Gruß
    Bolzbold

  • katta: ein Hauptschulabschluss hilft heutzutage auch nicht mehr so viel wie früher einmal. Das ist eben leider auch so.


    nun, es ging im Thread um Oberstufenschüler.


    Zitat Asfaloth :

    Das sehe ich so nicht ! Zumal mich die bereits vorhandenen Alternativen in keiner Weise überzeugen. 8_o_)


    Ich habe auch nie behauptet, dass es eine bessere Alternative gibt, aber so wie es jetzt in manchen BL noch praktiziert wird, ist es einfach nicht mehr zeitgerecht. Und es die Wahl der weiterführenden Schule ist eben deswegen auch so wichtig.


    Wie lautet denn die Hebammendiskussion? Und: kannst du deine Aussage bezüglich der Ausbildungsberufe und dem Abi näher erläutern? Ich weiß nicht worauf du damit abzielst.


    Gruß


    Damit ist gemeint, dass es in D eine Forderung gibt die Hebammenausbildung an der Uni durchzuführen, weil das in anderen (vor allem skandinavischen Ländern, wenn ich mich recht erinnere) auch der Fall ist und dort die Hebammen wohl besser ausgebildet sind als hierzulande. Und eine Forderung besteht deswegen darin, dass diese die Hochschulreife erwerben sollen und nicht mehr nur die mittlere Reife.

    • Offizieller Beitrag


    Warum eine Gruppe die Entscheidung fällen sollte? Die Sicht der Lehrer auf die Kinder ist in der Regel weniger subjektiv geprägt. Eltern möchten das beste für ihr Kind (= die beste Schule), Lehrer möchten das beste für die Kinder (=die richtige Schule). Daher wäre es für die Kinder besser, wenn nicht der Elternwille sondern der Lehrerwille zählen würde. (Wobei ich prinzipiell nichts dagegen habe. So kann ich kann beraten und empfehlen, aber habe im Endeffekt nicht die Bürde der Entscheidung. Kann ich auch mit leben. Vor allem, weil ich bisher nur einmal erlebt habe, dass die Eltern nicht auf mich gehört haben. (Mit entsprechend schlechten Folgen für das Kind.))


    Asfaloth: ich verstehe nicht ganz, was "dass viele Ausbildungsberufe grundsätzlich Bewerber mit Abi nehmen" mit "dreigliedrige Schulsystem ist überholt" zu tun hat. Sollen deswegen jetzt alle Schüler (an der Gesamtschule) das Abi machen? Oder wie meinst du das?


    kl. gr. frosch

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