Faule Schüler in Kursen - was machen?

  • Zitat Flipper79 :

    Zitat

    Flipper79 & Elternschreck müssen leider das Gymnasium verlassen ...

    Realschule, geehrter Flipper79, in meinem Fall (nur) Realschule !

    Zitat

    oder Buße tun

    Z.B. durch zusätzliche Verpflichtung und erhebliche Mehrarbeit in Arbeitsgruppen für Inklusion und Individuelle Förderung !

    Zitat

    Ach nee ... sie wird uns indiviudell fördern.

    Davor hätte ich die meiste Angst ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Mea Culpa.


    Zitat

    Z.B. durch zusätzliche Verpflichtung und erhebliche Mehrarbeit in Arbeitsgruppen für Inklusion und Individuelle Förderung !


    Na wunderbar. Ich habe ja sonst nix zu tun :autsch:


    Und da wir Frau Löhrmann falsch geschrieben haben, werden wir auch nicht in den Genuss von Beförderungen kommen, auch wenn wir in eben diesen Arbeitsgruppen mitmachen und in Stella für unsere Schulen eine Beförderungs- oder Funktionsstelle mit dem Themenbereiche "individuelle Förderung" oder "Inklusion" ausgeschrieben wird.

  • Vielleicht hilft es, zwischen dem beruflichen Erfolg als Lehrer und dem schulischen Erfolg der Schüler begrifflich und mental zu trennen.


    Also die Frage:
    Bin ich als Lehrer nur erfolgreich, wenn meine Schüler auch erfolgreich sind oder bin ich als Lehrer erfolgreich, wenn ich meine Arbeit so mache, dass meine Schüler die Möglichkeit haben die entsprechenden Unterrichtsinhalte zu lernen?


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Zitat SteffdA :

    Zitat

    Bin ich als Lehrer nur erfolgreich, wenn meine Schüler auch erfolgreich sind oder bin ich als Lehrer erfolgreich, wenn ich meine Arbeit so mache, dass meine Schüler die Möglichkeit haben die entsprechenden Unterrichtsinhalte zu lernen?

    Kompetenzen, geehrter SteffdA, Kompetenzen !


    Du müsstest mitbekommen haben, dass es in Deutschlands leistungsheruntenivellierenden und immer mehr gleichmacherischen Schulen schon lange nicht mehr um Inhalte oder gar Bildung geht, sondern um Kompetenzen. Kompetenzen ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat SteffdA :

    Kompetenzen, geehrter SteffdA, Kompetenzen !


    Du müsstest mitbekommen haben, dass es in Deutschlands leistungsheruntenivellierenden und immer mehr gleichmacherischen Schulen schon lange nicht mehr um Inhalte oder gar Bildung geht, sondern um Kompetenzen. Kompetenzen ! 8_o_)


    :top:


    @ steffdA: Häufig misst man sich ja daran, inwiefern man erfolgreich war (v.a. wenn es in einem Fach noch Parallelkurse gibt, die von anderen Kollegen unterrichtet wurden.
    Aber eigentlich kann man nur eine Lernumgebung schaffen, in der die SuS die prozess- und inhaltsbezogenen Kompetenzen lernen können.


    Wie dem auch sei: Nachdem die Qualitätssicherung bei uns war, wurde uns von der BezReg auferlegt die individuelle Förderung zu verstärken. Irgendwann soll das in diversen Lehrer- und Fachkonferenzen besprochen werden, bevor es mit der BezReg zu Zielvereinbarungen kommt ...wobei das beste Konzept ja nix nutzt, wenn die Schüler keinen Bock haben und das Material halt nicht nutzen. Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären ... ob die BezReg / die Schulministerin das Problem "Schüler nehmen das Material nicht an" kennt / kennen?

  • Aber ich habe auch immer wieder Schüler, die behaupten, dass sie bei Lehrer XY das und das ja nieeeeeeeeeeeee gemacht hätten (auch wenn es erst ein Jahr her ist).


    Ich habe auf solche Sprüche schon eiskalt mit "Sie lügen mich gerade an" geantwortet. Das treibt den halbwegs Anständigen (und das sind immerhin noch die meisten) zumindest noch die Schamesröte ins Gesicht. Manchmal muss man den werten Herrschaften einfach ganz direkt sagen, dass ihr Verhalten gerade völlig für den A*** ist. Einige meinen einfach, Schule ist so ... da geht man halt hin weil man irgendwie muss, dann sitzt man die Zeit ab, geht wieder heim und sitzt dort weiter die Zeit ab. Es fängt schon damit an, dass ein Schüler in der gymnasialen Oberstufe dort gar nicht sein muss, das hat er sich selber so ausgesucht. Das ist den Faulen aber meist auch nicht so recht klar.


    Ich hab grade auch so eine Klasse, die meint mich verarschen zu müssen. Noch bevor sie überhaupt irgendwas aufs Blatt geschrieben haben, krähen sie schon, sie hätten überhaupt NICHTS verstanden und ich müsste ihnen jetzt gefälligst helfen. Den Scheiss habe ich mir jetzt 8 Wochen lang angeschaut, jetzt reicht es. Beim nächsten Thema bekommen sie ein Leitprogramm hingeknallt und ich bin raus. Nur wer die Arbeitsaufträge ordentlich abarbeitet, bekommt überhaupt den nächsten Arbeitsauftrag. Wer's nicht macht, verpasst halt was und kann bei der Prüfung die entsprechenden Aufgaben nicht lösen. Ist das mein Problem? Nein.


    Ich habe noch 2 Parallelklassen dazu, die sich anständig verhalten. Insofern kann es nicht an meinen mangelnden Kompetenzen als Lehrer liegen.

  • Wie dem auch sei: Nachdem die Qualitätssicherung bei uns war, wurde uns von der BezReg auferlegt die individuelle Förderung zu verstärken. Irgendwann soll das in diversen Lehrer- und Fachkonferenzen besprochen werden, bevor es mit der BezReg zu Zielvereinbarungen kommt ...wobei das beste Konzept ja nix nutzt, wenn die Schüler keinen Bock haben und das Material halt nicht nutzen. Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären ... ob die BezReg / die Schulministerin das Problem "Schüler nehmen das Material nicht an" kennt / kennen?

    och, das ist ganz einfach. wenn die schüler das nicht annehmen, was du ihnen hinterschleppst, dann hast du eben deine "motivationskompetenz" noch nicht zureichend ausgebaut. ganz bestimmt.

  • Ab einem gewissen Alter muss man einfach sehen, dass es Schüler gibt (natürlich nicht pauschal, sondern vom Fach und anderen Faktoren abhängig), die die Mühe wert sind und solche, bei denen es nichts bringt, weil sie die Hilfe nicht annehmen. Wenn man die Hilfe gibt und immer und immer wieder spürt, dass sie nicht angenommen wird und dadurch noch den lernwilligen Schülern Unterrichtszeit durch den Mehraufwand versagt, muss man manche Schüler aufgeben.


    Dass diese dann nicht studienfähig sind, wenn sie schon die gymnasiale Oberstufe nicht schaffen, ist richtig, denn auch wenn sie ein Studiengang wirklich interessiert, wird es darin denke geben, die sie nicht so toll finden und mit dieser Arbeitsmoral tut man ihnen keinen Gefallen, sie ins Studium zu schicken.

  • Ich sehe mich als Lehrer nicht in der Verantwortung, Türen zu schließen sondern Türen aufzumachen. Wenn ein Schüler irgendwie vertretbar die rechtlichen Qualifikationen erfüllt, die Bescheinigung der allgemeinen Hochschulreife zu erhalten, dann soll er diese gefälligst bekommen! Im Zweifel immer im Sinne des Schülers.


    Ich habe doch keine Ahnung, wie er sich in Zukunft entwickeln wird - und wenn ich ihn nicht für studierfähig halte und er findet seinen Weg, dann doch um so besser! Was soll denn bitteschön die Alternative sein? Man tut Schülern einen Gefallen, indem man ihnen Lebenschancen verweigert? Also wirklich, da hat jemand ganz gewaltig nicht zu Ende gedacht...


    Nele

  • Flipper79 :

    Zitat

    Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären ... ob die BezReg / die Schulministerin das Problem "Schüler nehmen das Material nicht an" kennt / kennen?

    Kennen vielleicht schon, aber der Schuldige ist dann ganz schnell ausgemacht, nämlich der Lehrer !


    Ich denke, geehrter Flipper79, in den oberen Hierarchien möchte man bewusst auf unsere Kosten ignorieren, dass es auch an den Schülern liegen könnte. Diese ganze merkwürdige Denke in den oberen (pseudo-) pädagogischen Hierarchien sehe ich im Zusammenhang damit, dass sich der Aktivitäts- und Verantwortungsschwerpunkt immer mehr von Eltern-/Schülerseite auf Druck der Gesellschaft in Richtung Lehrerseite verschoben hat. Die Schulen/Lehrer als vollautomatische Dienstleistungsapparate, die jedem, auch dem Faulsten und Destruktivsten, den Schulerfolg garantieren und beim Misserfolg der Defekt in jedem (!) Fall dem Automaten (=Lehrer) zugeschoben wird. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Ach herrje ... man muss ja nicht gleich von "Lebenschancen verweigern" sprechen. Im Grunde geht es ja nur um das Prinzip "actio = reactio", das wohl jeder Mensch im Leben irgendwann mal lernen muss.


    Ich sage meinen Schülern grundsätzlich, dass es mir egal ist, ob sie sich für Chemie interessieren und wie viel Chemie sie letztendlich bei mir lernen, so lange nur jeder irgendwas vom Fach mit nach Hause nimmt. Was sie primär lernen sollen ist die Arschbacken zusammenkneifen und die Informationen, die ich ihnen gebe, selbständig zu verarbeiten und zu verwerten. Ja ja, jetzt rollt der ein oder andere mit den Augen, weil er oder sie von "Kompetenzen" nichts mehr hören und lesen will. Genau darum geht es aber nun mal in der Schule und insbesondere in der gymnasialen Oberstufe. An der Uni trägt einem auch keiner mehr was hinterher und es interessiert auch niemanden mehr, was und wie viel man jetzt gerade verstanden hat oder eben nicht.


    Ich tue einem Schüler sicher keinen Gefallen damit, ihn einfach durch zu heben und das Problem einfach auf die nächste Instanz abzuwälzen. Dafür sind mir an der Uni viel zu viele "gescheiterte Existenzen" begegnet, als dass ich DAS verantworten könnte. Manchmal hilft der Schuss vor den Bug und ein junger Mensch kommt ins Nachdenken, wenn er z. B. mal eine Klasse wiederholt oder gar das Abi/die Matura nicht besteht. Von meinen Lehrlingen an der Berufsschule mussten gerade 2 ihre Lehrstelle wieder abgeben weil sie es einfach gar nicht geschnallt haben, dass der Betrieb wirtschaftlich funktionieren muss und sich keine faulen Mitarbeiter leisten kann. Jetzt sind sie noch jung und können sich eine neue Lehrstelle suchen. Je länger es dauert, bis sie auf die Nase fallen, desto schwieriger wird es, eine neue Chance zu bekommen.

  • Die Schulen/Lehrer als vollautomatische Dienstleistungsapparate, die jedem den Schulerfolg garantieren und beim Misserfolg der Defekt in jedem (!) Fall dem Automaten (=Lehrer) zugeschoben wird.


    Ist das so? Wenn ja, dann habt ihr da oben im hohen Norden mein tiefstes Mitgefühl. Meine Schulleitung steht im Falle der o. g. etwas problematischen Klasse hinter mir. Es waren bereits 4 Schüler der Klasse in Einzelgesprächen bei der Prorektorin (und das schon nach 7 Schulwochen!) und sind dieser genau so unangenehm aufgefallen wie mir. Die ganz klare Ansage lautet jetzt: wenn sie nerven, dann verlassen sie den Unterricht und wenn sie dann noch weiter nerven, dann verlassen sie die Schule. Sie sind freiwillig bei uns, keiner zwing sie dazu.

  • Es geht ja nicht darum, Schülern Türen vor der Nase zuzuschlagen. Aber es ist tragisch, wenn Schüler 4 Jahre in der SekII bleiben und dann ihren Abschluss nicht schaffen. Da können ja die Lehrer nichts dafür, wenn die Schüler durchfallen, in der Regel sind es ja nicht 80 Prozent, sondern deutlich weniger. Die paar aber, die die Unterricht über Jahre aufhalten und dann doch erfolglos abziehen, die bilden das Problem. Für uns (nerven, halten auf, machen Arbeit...), vor allem aber für sich selbst. Deshalb tun wir ihnen keinen Gefallen, wenn wir sie in den ersten beiden Jahren sanft durchschubsen und immer meinen, das Motivationsproblem läge auf unserer Seite.


    Ein älterer Kollege sagte mir neulich, er trägt keinem Schüler Arbeitsblätter hinterher. Nie. Das sollen die Schüler unter sich ausmachen, und das würde auch klappen. Ich bewundere diese Konsequenz ... zu oft gebe ich die Mutti, die ich gar nicht sein will :hammer: :hammer:

  • Zitat Wollsocken :

    Zitat

    Ist das so? Wenn ja, dann habt ihr da oben im hohen Norden mein tiefstes Mitgefühl.

    Nein, es ist noch viel schlimmer ! Bei uns in NRW herrscht nämlich das rotgrüne leistungsherunternivellierende und gleichmacherische Chaos in der Schulpolitik. Und wie formulierte unsere liebe Schulministerin Frau Löhrmann (Grüne) das beim Amtsantritt so schön ? "Wir lassen niemanden zurück !" Noch Fragen ?


    Ich hoffe nur, dass der allgemeine Abwärtstrend der Grünen weiter anhält und sie beim nächsten mal neben dem NRW-Landtag auch aus dem Bundestag rausfliegen .8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat Wollsocken :

    Nein, es ist noch viel schlimmer ! Bei uns in NRW herrscht nämlich das rotgrüne leistungsherunternivellierende und gleichmacherische Chaos in der Schulpolitik. Und wie formulierte unsere liebe Schulministerin Frau Löhrmann (Grüne) das beim Amtsantritt so schön ? "Wir lassen niemanden zurück !" Noch Fragen ?8_o_)


    Da kann ich nur zustimmen. Einiges aus dem Tollhaus der NRW-Schulpolitik
    1) Inklusion soll durchgesetzt werden - egal ob die Kommunen die Kosten dafür tragen können oder nicht und egal, ob die Fachkollegen vor Ort die notwendige Ausbildung besitzt oder auch nicht.
    2) Wie Elternschreck schon schrieb: Kein Schüler soll zurück gelassen werden. Die Versetzung soll Regelfall sein.
    Um diese zu gewährleisten, müssen sämliche Fördermaßnahmen, die durchgeführt wurden genau dokumentiert werden und erst wenn wirklich alles (was ist alles?) kann man den Schüler das Schuljahr wiederholen lassen.
    3) Da die Schüler des Gymnasiums nach einem Erlass nicht mehr auf die Real- oder Hauptschule wechseln können, wenn sie erst einmal in der Jgst. 9 sind, gibt es jetzt die folgende Anweisung: Wenn bei einem Schüler in der EF (und nur der EF, nicht etwa ein Schüler am Ende der Stufe 9) im Laufe des 1. Halbjahres große Bedenken bestehen, dass er den Schulabschluss (Mittlere Reife) auf dem Gym nicht schafft, der darf (nach Rücksprache mit der BezReg) in die 10. Klasse einer Realschule wechseln und dort sein Glück versuchen. Die bisher erworbenene Berechtigungen (insbesondere die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe) gehen nicht verloren. Immerhin wird das Jahr in der Stufe 10 der Realschule auf die Höchstverweildauer in der gym. Oberstufe angerechnet. Wenn also Lisa Müller die EF bereits wiederholt und die Fachkollegen zum Schluss kommen (im 1. Halbjahr), dass Lisa auch am Ende des Schulhalbjahres nicht die erforderlichen Noten hat, um die mittlere Reife zu erwerben, darf dann auf die Realschule wechseln. Wenn sie dort ihren Schulabschluss meinetwegen mit einer 4 schafft, darf sie wieder aufs Gym. Da sie aber in der Oberstufe nur noch 2 Jahre verbleiben darf (Höchstverweildauer 4 Jahre, 2 hat sie bereits "verbraucht") wird sie in die Qualifikationsphase übernommen ...
    4) Der Elternwille zählt, nicht mehr die Empfehlung der Grundschullehrer im 4. Schuljahr (Empfehlung für die weitere Schullaufbahn)
    5) Gesamtschulen & Ganztagsschulen sollen mehr oder weniger das Leitbild der Zukunft werden (Hauptschulen sollen aufgelöst werden, wenn nicht mehr genug Schüler diese Schule besuchen und z.B. mit der Realschule zusammengeschlossen werden). Gymnasien sollen nicht abgeschafft werden.
    6) Ständig neue Schulversuche: Sekundarschule (kein Schulversuch mehr), Gemeinschaftschule, seit neustem bei LEO (Online-Lehrer-Einstellungsportal) Primusschule (Google verrät, dass die SuS von der 1. bis zur 10. Klasse die gleiche Schule besuchen und nicht nach der 4. Klasse die Schule wechseln).
    G8- und seit neustem wieder die Möglichkeit für G9 (9 Jahre Gym) ... joah


    Resultat?
    1) NRW schneidet in allen Vergleichsstudien schlecht ab. Frau Löhrmann findet dieses zwar schade und sagt, dass mehr getan werden muss, um voran zu kommen, verweist aber auch darauf, dass die Erhebungen ja bereits Jahre zurückliegen, also nicht aktuell seien.
    2) Arbeitgeber finden keine qualifzierten Arbeitskräfte, die gute Noten haben & leistungsbereit sind.



    Aber: Die Abiturienten haben ja immer bessere Noten ... Alles gut? Ja? Nein - ältere Kollegen sagen, dass das Niveau - wie Elternschreck - sagt, deutlich gesunken sei. Das, was sie früher gemacht hätten, könnten sie heute nicht mehr machen (SuS verstehen es nicht mehr). Schüler bekommen heute deutlich leichter gute Noten als früher --> Womit wir wieder beim besseren Abischnitt wären.


    Verehrter Elternschreck! Habe ich etwas Wichtiges vergessen, außer, dass im Zweifelsfall der Lehrer schuld ist, wenn die Schüler schlechte Leistungen erwerben?

  • flipper: Besser kann man es nicht ausdrücken.



    Im Moment habe ich eine 10.Klasse in Ma , die auch sehr unmotiviert (aber auch sehr lieb) sind. Der Unterricht zieht sich immer zäh hin. Es scheint sich - bis auf ein paar Ausnahmen - keiner wirklich zu interessieren und arbeiten wollen. Allerdings versuchen die "faulen" nach Klassenarbeiten/Test um Punkte zu verhandeln und um eine bessere Zeugnisnote zu betteln. Diese wollen oder können nicht verstehen, dass Nichtstun auch Konsequenzen hat. Nun bemühe ich mir auch immer vergebens um diese Schüler (Warum eigentlich?). Freiwillige Angebote zur Notenverbesserung und Wiederholung, die ich als Hilfe anbiete (natürlich Mehrarbeit für mich), werden nicht angenommen. Wir haben 2Std. Förderunterricht für die Klasse 10, aber zu diesem geht (bis auf eine einzige Schülerin) keiner hin. Wollen die einfach nicht. Alle Argumente meinerseits sind vergebens. Da diese Schüler in Klasse 10 einer RS und noch minderjährig sind, habe ich mir von den Eltern unterschreiben lassen, dass es Förderunterricht und Zusatzangebote von meiner Seite gibt und das Kind entgegen meine Rat nicht hingeht bzw. diese nicht annimmt. So etwas unterschreiben auch einige Eltern kommentarlos. Hinterher versucht man natürlich trotzdem mit dem Argument der fehlenden Förderung etc. was herauszuholen.
    Habe ich schon erwähnt, dass sehr viele Schüler dieser Klasse im Sommer auf Gymnasium wechseln wollen?


    Sorry, aber diese Klasse frustriert mich und das passte gerade zum Thema.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne solche Kurse auch.


    Irgendwann habe ich einem Kurs vorgeschlagen, dass wir den Unterricht ganz entspannt und ohne Druck bis zur 13.2 zuende bringen können, wenn sie im Gegenzug auch die (schlechten) Noten akzeptieren, die sie dafür von mir bekommen.
    Die guten im Kurs haben trotzdem mitgearbeitet und gute Noten bekommen, das Niveau des Kurses wurde maßgeblich durch diese Schüler bestimmt und die anderen haben sich halt zurückgelehnt und gechillt. Das habe ich dann innerlich auch, habe meine Noten entsprechend gegeben und dennoch war meistens eine gute Stimmung im Kurs.


    Meine jetzigen Q1er sind tendenziell auch so. Langfristig werde ich ihnen diesen "Deal" auch anbieten.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    ich habe mal eine Fortbildung gemacht mit der Überschrift:"Was ein Schüler lernt, ist seine Sache".
    Darin wurde die Eigenverantwortung der Schüler vor Augen geführt. Ich fand das sehr heilsam. Wem hilft es denn, wenn wir wir als Lehrer den Schülern immer wieder die Kastanien aus dem Feuer holen?
    Das beginnt schon bei den Kleinen, die, wenn sie ihre Vokabeln nicht lernen, auf die Nase fallen in der Fremdsprache. Das geht weiter über verbummelte Kopien ("Nein, ich kopiere sie dir nicht noch einmal, das kostet die Schule Geld! Mach es zu Hause oder hier auf eigene Kosten") bis hin zu der Ansage am Schuljahresbeginn, dass ich am Ende eines Halbjahres niemanden ein Referat zur Verbesserung der Noten machen lasse. Da konsequent zu bleiben, ist gar nicht schwierig. Man muss als Lehrer nur wissen, was man genau will. In meinen Augen gehört die Erziehung zur Eigenverantwortung ganz oben auf unsere Aufgabenliste.

  • @ Friesin: Das mit den Kopien kenn ich. Meine Schüler argumentieren immer gerne "Sie können doch gratis kopieren. Wie müssen dafür Geld zahlen. Können Sie das bitte nicht noch mal kopieren?"


    Aber im Endeffekt hast du Recht.


    @ Bolzbold. Guter Deal. Den sollte ich meinen Schülern auch mal anbieten :D In diesem Quartal dürften einige Schüler nen Defizit bekommen. Aber ob es hilft und im Sinne von unserer Schulministerin ist? Egal!


    @ Ruhe: Ich kann deinen Frust verstehen.


    Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Schüler glauben, dass sie - nur weil sie noch zur Schule gehen - chillen können bzw. gerade deshalb noch zur Schule gehen. In der Ausbildung könnten sie sich ein solches Arbeits- und Lernverhalten nicht leisten.


    Lieber beschweren sie sich, dass sie ja so viele Klausuren schreiben müssen und dass es ja alles so stressig ist ... und wenn man sagt, sie dürfen in Mathe oder Physik keine Formelsammlung in der Klausur verwenden oder nur das gedruckte Werk, aber keine selbst geschriebenen Zettel mit Formeln drauf, ist das Geschrei groß. (Mal Formeln auswendig zu lernen ist ja auch eine wirklich Zumutung).


    Ach ja noch eine Ergänzung zu meinem Beitrag gestern (von wegen Tollhaus Bildungspolitik)
    Wenn man sich die Entwürfe der neuen Kernlehrpläne für die gymnasiale Oberstufe anschaut, denkt man sich: Wie soll man das bitte alles schaffen (zeitlich gesehen). So wird der Unterricht wieder völlig überfrachtet mit Inhalten und Kompetenzen, die die SuS bitteschön zu erwerben haben (Beispiel Mathe: Da sollen wir plötzlich in der EF auch was zu Vektoren und zur Stochastik machen). Eigentlich KANN das nur schief gehen. Aber uns fragt ja keiner.
    Offenbar habe diese Entwürfe Leute gemacht, die seit Jahrzehnten keine Schule mehr von innen gesehen haben und keine Ahnung von der Schulwirklichkeit haben.

  • Kompetenzen, geehrter SteffdA, Kompetenzen !
    Du müsstest mitbekommen haben, dass es in Deutschlands leistungsheruntenivellierenden und immer mehr gleichmacherischen Schulen schon lange nicht mehr um Inhalte oder gar Bildung geht, sondern um Kompetenzen. Kompetenzen !


    ...Kompetenzen lernen können.


    Etwas OT:
    Kompetenzen beinhalten immer auch Erfahrung im Umgang mit/in der Anwendung der Inhalte und Erfahrung kann ich nicht lernen, die muß man (die Schüler) machen. Nur deshalb macht im Zusammenhang mit Kompetenzen Handlungsorientierung Sinn, weil die Schüler dort den Raum haben entsprechende Erfahrungen zu machen. D.h. m.E. ausdrücklich nicht, das kein Platz mehr für einen ganz klassischen Frontalunterricht wäre.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

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