Hallo,
ich bin vorher nie in expliziten Lehramtsforen gewesen, denke aber nun, dass es besser ist, das Thema nach meiner gestrigen Erfahrung doch mal in einem Fachforum zu posten.
Also ich bin mit dem Studium fertig und habe zur Überbrückung (bis zum Referendariat) mehrere Stellen am Laufen. Institute, Schulen usw. Alles auf Förder- und Nachhilfebasis.
Nun habe ich auch zwei Schulen dabei, wo die Leitung und auch die Kollegen nicht gerade sehr kommunikativ und kooperativ sind. - d.h. die haben mich in den Förderkursen jetzt richtig im Regen stehen lassen. Ist übrigens Primarstufe. Ich habe das vorher bei beiden Schulen angefragt, wie das denn ist, wenn es Probleme im Unterricht gibt, sprich an wenn ich mich dann wenden oder wie ich damit umgehen soll. Ebenso ob es spezielle Regelungen für alle möglichen Aspekte des Schulalltages gibt. Ich bin quasi an die Stellen über eine Vermittlungsagentur gekommen und dort hat man mir gesagt, dass ich im Falle von Fehlverhalten der Schüler und wenn sie nicht anwesend sind, kein Material dabei haben usw., ja irgendwelche Handhabungen diesbezüglich von der Schulleitung in Erfahrung bringen müsste, damit das eben nicht, so wie sie es im Institut häufig erleben, die Schüler über die Bänke tanzen.
Genau das ist aber nun bei beiden Stellen passiert. Die Leitung hat sich nur darüber gewundert, wieso ich Sanktionsmaßnahmen o.ä, wissen möchte. So nach dem Motto was man denn großartig sanktionieren müsste. Tja, und es ist bereits zu Gewaltakten bei mir auch gekommen...
Genauso wie man mir sagte, ich solle mich jetzt nicht dezidiert auf das Ganze vorbereiten, sondern mir die SuS anschauen und dann mir deren Material und Unterrichtsthemen geben bzw. zeigen lassen. Hat doch ca. 80% der SuS nichts mitgehabt. lol Das bin ich ansprechen gegangen und es kam wieder keine Reaktion. Die eine Lehrerin meinte dann nur, dass ich eigentlich von allen Klassen das Unterrichtsmaterial haben müsste. Dazu sagte mir später die Koordinatorin nur, wie man das machen soll, wenn ich aus 10 oder 11 Klassen die Förderschüler dann habe --- sie meinte, mit dem Material könne ich mir dann ein ganzes Regal zu Hause füllen, weil alle was Anderes verwenden.
Es war dann jedenfalls so, dass die Schüler über den Förderunterricht nicht weiter aufgeklärt waren, verwundert waren, dass die so was überhaupt haben, dann wurden halt solche Späßchen gemacht, dass sie mir ihre Namen nicht richtig sagen wollten (teilweise haben die Mädel ihre Namen getauscht) und dass ich froh sein konnte, wenn ich mal 1-2 Aufgaben pro Stunde mit ihnen geschafft habe.
Irgendwie bin ich schon massiv am Zweifeln seit gestern, zumal ich mir von zwei Freunden noch reinfriemeln lassen durfte, dass die halt erstaunt seien, dass mich so was so sehr verwundere. Nun, ich habe das in den Praktika, bei anderen päd. Jobs bisher deutlich anders erlebt. Ich habe im Studium die ganze Zeit irgendwo was in Sachen Nachhilfe, Lehraufträge, Förderunterricht, Fremdsprachenassistenz im Ausland und auch die obligatorischen Praktika (und freiwillig dort auch Zusatzhospitationen gemacht) absolviert und da keine nennenswerten Probleme gehabt. Referendariat habe ich noch nicht hinter mir.
Ich kenne es tatsächlich nicht ansatzweise, dass man überhaupt keinen Unterricht machen kann.
Heute sprach ich mit dem Agenturchef und der meinte, so wie gestern dürfte das natürlich nicht laufen und er versteht es auch nicht wirklich. Mir kam es auch bei beiden Schulen so vor, als ob die Schüler einfach nur abgeschoben werden und sich keiner so richtig dafür interessiert. --- aber ich meine, ich bin ja nun auch kein Psychotherapeut, geschweige denn Lerntherapeut. Vielfach sind die außerfachlichen Schwierigkeiten der Schüler so krass, dass man sie eigentlich in eine gezielte Verhaltensförderung schicken müsste, sofern es das denn gibt (lol). Ich meine, zwei der Lehrerinnen, die ich unfreiwillig belauscht habe, meinten ja gestern selbst, dass die mit vielen ihrer SuS nicht klar kommen.
Dass das bei der Primarstufe schon soooo krass ist, hätte ich nicht gedacht.
Ich bhabe halt vorher mehr im Sek1 Bereich gemacht und da war es, selbst an Sonderschulen, nicht so wie gestern! - aber da habe ich auch von Seiten der Kollegen mehr Rückhalt bekommen.
Was würdet Ihr mir empfehlen? - soll ich die Stellen kündigen?
Ich meine, die Schulleiter waren ja von vornherein schon so strange drauf.
Eine andere Frage, die sich mir natürlich auch aufwirft ist:
vielleicht habe ich mir tatsächlich nie so richtig die Gedanken gemacht, wie krass das wirklich werden könnte. Ich meine, ich bin bei allem, was ich im Päödagogikbereich bisher gemacht habe, gut bis sehr gut durchgekommen. Mir hat auch keiner bei den Praktika gesagt, dass ich es nicht könnte oder n Mauerblümchen oder Ähnliches wäre. Ich habe es hingegen von Kommilitonen wirklich schon gehört, dass man denen gesagt hat, dass die noch einen langen Weg vor sich haben. Fachlich ist auch kaum was kritisiert worden. Eher mal methodisch...
Aber wenn ich mir vorstelle, dass das nur noch so ist wie gestern???!!! - okay, wahrscheinlich werden mir jetzt einige von euch rein klöppeln, mit was für Vorstellungen ich ins Studium gegangen bin.
Okay, dass ich mit dem Studium anfing, war praktisch 2007 und ich finde, dass es da deutlich noch humaner zuging in den Schulen. Habe ja 2007 mein 1. Praktikum gemacht. Dass sich das Studium bei mir soooo zog, liegt an Auslandsaufenthalten und krankheitsbedingten Ausfällen.
Mal dumm gefragt, wie seht Ihr das? - meint Ihr, das könnte im Referendariat besser werden?
Ich habe einfach den Eindruck, dass mir das komplette Handwerkszeug für Gruppenführung, Disziplinarmaßnahmen usw. fehlt. Ich habe es ja bisher auch überwiegend so erlebt, dass ich eigentlich meinen Unterricht durchziehen konnte und nur ganz selten mal was Disziplinarisches habe sagen müssen (Handy, Essen, mal still sein usw.). Aber so wie die Förderunterrichte hatte ich das quasi noch nicht. Selbst in der Sonderschule nicht.
Die Frage ist, ob ich das jahrzehntelang durchhalten würde, wenn das so wäre.
LG
Fremdsprachen85