Alkohol auf Klassenfahrten

  • Hey!


    Ich wurde für einen Artikel zum Thema Alkohol auf Klassenfahrten befragt. Ich finde den Artikel gar nicht so schlecht. [Link entfernt] Besonders diesem Tipp finde ich gut: :grins:


    "Ein besonderer Fall ist immer der letzte Abend einer Klassenfahrt, denn die „Strafe“ vorzeitig nach Hause geschickt zu werden, funktioniert dann nicht mehr. Deshalb sollte der Lehrer an diesem Abend besonders aufmerksam sein. Ein Tipp: An diesem Tag bietet es sich an, körperlich anstrengende Ausflüge zu unternehmen, Sport zu treiben oder ähnliches, sodass die Schüler am Abend zu müde sind, um Dummheiten zu machen."



    Ich bin da übrigens der "Referendar an einem Gymnasium", der sagt: "Erlauben würde man es natürlich offiziell dennoch nicht, aber man würde vielleicht mal in die andere Richtung schauen, wenn Schüler in Maßen dem Alkohol frönen." Jetzt so im Nachhinein und im Gespräch mit Anderen, frage ich mich, ob ich mit dieser Einstellung nicht doch einen Fehler begehe und ein Risiko eingehe.
    Bei meinen Klassenfahrten hatte ich das Gefühl, dass Lehrer das IMMER so gemacht haben. Oder waren die wirklich so blind?
    Wie steht ihr dazu?


    Edit von Bolzbold: Link wegen Werbung entfernt.

    • Offizieller Beitrag

    So besonders ist der Fall des letzten Abends nicht.
    Ein Verstoß gegen die Regelungen und Absprachen der Klassenfahrt kann auch nach der Rückkehr derselben geahndet werden.
    Das halte ich sogar für wesentlich wirksamer und nachhaltiger.


    Die Kollegen, die den Schülern das Trinken erlauben, müssen für sich wissen, welches Risiko sie eingehen. In Zeiten von G8 in NRW herrscht auf allen Fahrten ein generelles Alkoholverbot, weil eine Klassen- oder Stufenfahrt als Schulveranstaltung zählt und somit auch den Regeln der Schule unterliegt. Wenn das den Schülern von Anfang an klar gemacht wird - inklusive der möglichen Konsequenzen - dann mag das bei der ersten Fahrt noch "Ausreißer" geben. Spätestens nach den entsprechenden Folgen wird sich das aber regeln - es sei denn, es fahren Kollegen als Betreuende mit, denen der Ruf vorauseilt, hier sehr "nachsichtig" zu sein.


    Gruß
    Bolzbold

  • http://de.wikinews.org/wiki/Kl…hanolvergiftung_gestorben


    Ich habe, als ich noch Klassenfahrten gemacht habe, immer schießhundmäßig in den Zimmern kontrolliert (bei anwesenden Schülern) und alles weggekippt. In der Gastronomie kann man das ja nicht machen. Aber man kann dabei sein, als Regelungsinstrument und notfalls Hilfeholer.


    putzi

    "I think it would be a great idea." (Mohandas Karamchand Gandhi when asked what he thought of western civilization)

  • - es sei denn, es fahren Kollegen als Betreuende mit, denen der Ruf vorauseilt, hier sehr "nachsichtig" zu sein.


    Von denen scheint es so einige zu geben. Das ist mit ein Grund dafür, dass ich mich bisher erfolgreich um Klassenfahrten gedrückt habe. Mir ist einfach schrecklich unwohl bei dem Gedanken, dass sich Schüler in meinem Beisein in Gefahr bringen (wobei ich weniger an gepanschte Getränke, sondern eher an Unfälle denke, im Schnee steckenbleiben oder in unwegsamen Gelände dumm stürzen...). Vermutlich wäre ich Spaßbremse :haudrauf: - auch eine blöde Rolle.


    Andererseits ist ein Alkoholverbot bei Volljährigen, die abends ohne Lehrer raus dürfen, doch unrealistisch. Soll man denen in die Kneipe hinterherlaufen und das Bier wegnehmen? Oder die ganze Nacht aufbleiben und gucken, wer besoffen zurückkommt?


    Und natürlich kann man nachher Ärger machen. Aber Schüler an Berufskollegs machen oft nur eine Klassenfahrt, so dass es kein "nächstes Mal" gibt, und die Wirkung auf die anderen Klassen dürfte auch eher gering sein. Einzige Chance wäre ein wirklich rigoroses und einheitliches strenges Vorgehen. Aber da ist dann die Sache mit den oben erwähnten Kollegen, die eher "wegschauen" - damit wird es wohl auch eher nichts.

  • Die Regeln dürften klar sein, wegsehen gilt nicht. So etwas öffentlich zu äußern -- zumal als Reffie -- finde ich, sagen wir, suboptimal.


    Trotzdem wird man wohl nie verhindern können, dass Schüler Alkohol oder Bier oder so konsumieren. Insbesondere ältere Schüler muss man die auch Mal von der Leine lassen. Da hat man nicht alle im Blick. Will man vor der Nachtruhe bei jedem eine Atemkontrolle machen?


    Inhaltlich kann man sich natürlich fragen, ob es nicht sinniger ist, dass erwachsene oder fast erwachsene Schüler mit ihrem Lehrer in einer Gaststätte ein gepflegtes Bier trinken, als sich heimlich zuzudröhnen. Die geltenden Vorschriften geben das aber nicht her. Insofern bleibt das ei Gedankenexperiment.


    Auf der anderen Seite gibt es jede Menge Jugendliche die in ihrer Freizeit mehr trinken, als sie jemals vertragen werden. Da ist es doch ganz erholsam, dass die Mal ein paar Tage etwas ohne Alkohol gemeinsam erleben.


    Wie ist das übrigens beim Rauchen auf Klassenfahrten. Auf Schulveranstaltungen ist es ja gem. Nichtraucherschutzgesetz nicht erlaubt AFAIK. Wird man eine Raucher dazu bringen, mehrere Tage nicht zu rauchen? Auch da wird man denen nicht immer auf die gelben Finger schauen können. Aber immer dann, wenn man als Klasse zusammen ist, kann man sehr wohl verlangen, dass auf Nichtraucher die gehörige Rücksicht genommen wird -- im übrigen auch im Freien.


    Pausi

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe für meine (mindestens 16jährigen) Schülern immer die Regel, in ihrer Freizeit dürfen sie machen, was sie wollen, aber wer am nächsten Tag nicht fit ist und zu spät kommt, bekommt Ärger. Das Programm wird durchgezogen, egal wie verkatert die sind.

  • Diese Enstellung erachte ich als recht gefählich und auch verantwortungslos, denn der Kater am Morgen danach ist ja wohl noch die harmloseste Folge von übermäßigem Alkoholkonsum. Du gibst Schülern, die nach deiner Schilderung zumeist noch nicht einmal 16! Jahre alt sind quasi einen Freibrief, Alkohol (und vielleicht auch andere Drogen?) zu konsumieren, wenn du nicht dabei bist. Heftig! Was ist, wenn ein oder mehrere Schüler so besoffen sind, dass sie an ihrer eigen K.... zu ersticken drohen und keiner bekommt es mit? Oder sich ins Koma saufen? Irgendwo liegen bleiben, weil die Klasenkameraden es auch nicht mitbekommen, weil selbst angeheitert? Im Prinzip müsste ich es gar nicht mehr erklären, denn wissen wirst du es ja sicher selbst: Du begibst dich rechlich auf ganz, ganz dünnes Eis (nein, eigentlich ist gar kein Eis vorhanden), denn deine 15jährigen Schüler dürfen keinen Alkohol trinken und den anderen ist es durch das Schulgesetz verboten. Bleibt für dich zu hoffen, dass nie Schlimmeres passieren wird, denn in deiner Haut möchte ich dann nicht stecken. Als Mutter bekomme ich ob solcher Verantwortungslosigkeit eine Gänsehaut und hoffe, dass mein Kind nicht an einen Pädagogen mit deiner Einstellung gerät!

  • Sorry, las "zumeist 16jährige". Folglich animierst du keine Schüler zum Trinken, die es per Gesetz auch noch gar nicht dürfen, an dieser Stelle rudere ich zurück, sehe die Gefahr jedoch immer noch!

  • ...sehe die Gefahr jedoch immer noch!


    Gefahren gibt es immer und überall im Leben. Das ist wie bei der Fahrradhelmdiskussion.... es geht m.E. darum sich jurisitisch abzusichern bzw. so, dass man sich nichts vorwerfen lassen muß.
    Ansonsten gibt es auch mit 16 so etwas wie Eigenverantwortung, und der Rest <Zynismus> ist kultürliche Auslese </Zynismus>.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Das ist schon ein "Pauschal-Spruch", gell?. Klar gibt es überall Gefahren, ist mir durchaus einsichtig. Trozdem gibt es bei mir auf Klassenfahrt mit 16jährigen Alkoholverbot, genau aus dem Grund, um mich juristisch abzusichern, aber auch weil ich über diesen Zeitraum die Verantwortung habe. Deshalb käme es für mich niemals in Frage zu sagen: "Ihr könnt machen was ihr wollt (Alkohol trinken), Hauptsache ihr seid anderntags fit!" Die Eigenverantwortung der Schüler greift dann ja genau da... . Offensichtlicher Alkoholmißbrauch würde von mir auch selbstverständlich nach der Klassenfahrt geahndet werden. Für mich ist das logisch. Ich halte rein gar nix vom Wegschauen.

  • Ich möchte an diesen Fall von 2009 erinnern:


    http://www.welt.de/vermischtes…weitere-Schueler-tot.html



    der Lehrer konnte nicht mehr vernommen werden, er ist verstorben (!), die Anklage wurde dann fallen gelassen. Er war noch auf allen Zimmern gewesen, bevor er sich schlafen gelegt hatte, es bestand ein ausdrückliches Alkoholverbot. Ehrlich, mir graust etwas vor meiner Klassenfahrt mit 9.Klässlern im nächsten Jahr!

    • Offizieller Beitrag

    Solange die Schüler noch keine 16 sind, haben sie ohnehin keinen "Anspruch" darauf etwas zu trinken. Im Normalfall und nach Erklären der Regeln - sowohl schulbezogen als auch von Jugendschutzgestz her - gibt es dann keine Probleme, wenn man eben NICHT auf die Eigenverantwortungskarte setzt. Das wäre mir auch zu heikel.


    Gruß
    Bolzbold

  • Der punkt ist doch der: Man kann es verbieten, aber man kann es nicht unterbinden.
    Das wissen die Schüler und m.E. auch die Lehrer.


    Also gehts nur darum sich juristisch abzusichern.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

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  • aber wer am nächsten Tag nicht fit ist und zu spät kommt,

    Das dürfte dann den Erfolg haben, dass diejenigen, die "im Training" sind, weil sie ohnehin regelmäßig saufen, eher wieder fit sind, als diejenigen, die sich sonst zurückhalten und in der Klassenfahrtstimmung auch Mal ein Schlückchen wagen.


    Und im übrigen, wenn ein Schüler über Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen oder gar Migräne klagt, wie stellst du sicher, dass das Krankheiten und keine Branntweinkonsumfolgen sind?


    Pausi

  • Zitat

    Der punkt ist doch der: Man kann es verbieten, aber man kann es nicht unterbinden.

    Aber dass man es nicht unterbinden kann, ist kein Freifahrschein fürs Wegsehen!




    Zitat

    Das wissen die Schüler

    Die wissen vor allem, dass einige gerne wegsehen

    Zitat

    und m.E. auch die Lehrer.

    Also, wenn ich schon davon ausgehe, dass meine Schüler saufen und ich eh nichts dagegen tun kann, dann gehe ich mit denen nicht auf Klassrnfahrt.


    Zitat

    Also gehts nur darum sich juristisch abzusichern.

    Du meinst, das reicht? Ich finde, wir haben auch Verantwortung unsere Schüler. Wenn ich mir nicht zutraue diese wahrzunehmen, darf ich halt nicht auf Klassenfahrt gehen.

  • ...wir haben auch Verantwortung unsere Schüler.


    Und die besteht genau worin?


    Ich kann letztlich nur das verantworten, was ich auch entscheide.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag


    Und im übrigen, wenn ein Schüler über Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen oder gar Migräne klagt, wie stellst du sicher, dass das Krankheiten und keine Branntweinkonsumfolgen sind?


    Pausi


    Ich kenne doch meine Schüler und weiß, wer zuviel gefeiert hat, wer zum kränkeln neigt und wer morgens Probleme mit dem Aufstehen hat. Und im Übrigen bin ich ja meistens auch Nachts mit den Schülern dabei, sofern die mich dabei haben wollen. auch da sehe ich ja, wer es übertrieben hat.


    Ich bin auf bisher 15 Klassenfahrten (die Hälfte davon ins Ausland) ganz gut damit gefahren. Aber das muss jede Lehrkraft mit sich selbst ausmachen.

  • Hm... zur Eingangsfrage gibt es aus der offenen Jugendarbeit einen Spruch: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Busch!"


    Rechtlich ist es klar: Schulveranstaltung = Alkoholverbot, es sei denn die Schulleitung genehmigt das vorher.


    Sonst? Muss an die Klassenfahrten in meiner Schulzeit denken. Auf der in der 10. in Hamburg war eigentlich jeden Abend Party. Da haben die anderen recht gut gefeiert (von denen übrigens heute vier andere ebenfalls Lehrer sind), und aus den Astra-Dosen die eine oder andere Pyramide gebaut haben. Unser Klassenlehrer kam einmal ins Zimmer, sah die Sammlung und meinte nur trocken "ihr wisst was ihr tut"...
    In der Jugendhilfe gibt es die Sicht, dass es den Sozialpädagogen meist lieber ist, wenn sie den Konsum von Alkohol mitbekommen und dementsprechend überwachen können. Halten etliche Kollegen im Rahmen der Abschlussfahrten ähnlich - aber da sind die Schüler üblicherweise über 18.

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

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