Hallo,
mit diesem Beitrag möchte ich etwas Aufklärungsarbeit leisten, was es bedeuten KANN (nicht muss), wenn man ein FH-Absolvent ist und als Seiteneinsteiger (kurz SE) in NRW an einem Berufskolleg (kurz BK) anfangen möchte.
Vorgeschichte:
Zu mir: 2009 FH-Diplom in Maschinenbau. Danach 2 Jahre als Ingenieur tätig, allerdings nicht glücklich, sonst hätte ich den Lehramtsweg nicht eingeschlagen. Als Ingenieur einen sicheren Job zu haben, der Spaß macht, moralisch-ethisch passt (Öl-Industrie z.b. hätte ich nicht gemacht, oder Bergbau, Minenbau ...) und nicht zu stressig ist, das ist sehr schwierig, meine Meinung nach. Ich wurde jedenfalls gefeuert, als es Stellenabbau gab. Für mich der Startpunkt des Umsattelns.
Vertrag an der Schule:
Ich bin innerhalb von 1 Woche Praktikum an meinem BK gefragt worden, ob ich dort als SE anfangen möchte. Ich habe sofort bejaht - Vertrag kam sofort. Ich hatte da einen Vertrag als Ersatz/Aushilfs-Lehrkraft mit 13h/Woche, keinen richtigen SE-Vertrag nach OBAS etc. Die Schule habe ich zuvor recherchiert, weil ich meine Fächerkombi Maschbau/Fertigungstechnik nicht überall unterrichten kann. Von daher fielen einige Städte und Regionen in NRW schonmal weg. Ich wäre sonst auch umgezogen natürlich, musste es so aber zum Glück nicht.
LOIS habe ich auch befragt, allerdings hat man da das Pech, dass die Stellenausschreibungen nur kurz online sind. Selbst wenn die Stelle nicht besetzt wurde, ist die Stelle in LOIS geschlossen. Ich rate daher interessierten SE an der Stelle: Unbedingt an den Schulen anrufen und mit dem Schulleiter / Abteilungsleiter reden, ob eine Planstelle möglich ist, oder man über Umwege (weiter unten) reinkommen könnte. LOIS ist nicht der einzige Marktplatz für freie Stellen!
Erst nachträglich musste ich mich also "intern" bewerben (jetzt LOIS) auf eine Planstelle, die für mich reserviert war. Alles problemlos und vom Kollegium und der Bezirksregierung ganz gut gelöst. Es gab fast keine Mitbewerber und ich wurde bevorzugt, da ich schon an dem BK unterrichtete.
Die Verträge übrigens sind kompliziert und phasenweise aufgebaut: Studium/Schule parallel, Studium fertig -> OBAS, nach OBAS das Refr. usw. alles mit Paragraphen geregelt, die sich z. T. überschneiden und mehrfach geändert sind. Mein Rat: Immer auf die aktuellste Fassung achten, besonders, wenn man bei Google nach Paragraphen sucht!!
Auswahl der Uni:
Direkt zu Beginn habe ich mich an den Unis erkundigt, da ich meinen Master (Maschinenbau) mit 1. Staatsexamen nachholen musste. Laut Vertrag innerhalb von 3 Jahren.
Ich hatte mehrere Unis zur Auswahl, darunter Paderborn, Dortmund, Aachen. Alle Unis hatten unterschiedliche Bewertungen meines FH-Diploms, was an sich schon krass ist: Man ist abhängig von der Bewertung eines einzelnen Menschen, ob man etwas aus dem Bachcelor nachzuholen hat oder nicht!! Im Klartext: Vergleichen lohnt sich - in Dortmund hätte ich nichts nachholen müssen, in Aachen jedoch gab es Probleme mit der Anerkennung....
Zu guter letzt: Welche Note der Master am Ende hat, ist einer Schule bei der Bewerbung herzlich egal, da man meist mit Handkuss genommen wird. Man sollte daher die leichteste Uni wählen. Man hat eh genug Stress!
Mein Studienanfang:
Einschreiben ging nachträglich zum Glück, wäre sonst unmöglich gewesen, da der Zeitraum zur Immatrikulation schon abgelaufen war - danke an die Regierung an der Stelle, die sowas natürlich nicht wirklich auf dem Schirm hat (und haben kann vermutlich...).
Dann ist man ganz auf sich allein gestellt. Warum? Es gibt fast keine Seiteneinsteiger mit meiner Studienordnung. An meiner Uni gerade 6-8 Leute. Die muss man finden!! Dann ist man halbwegs aufgeklärt und kann studieren. Vorher schwimmt man in Unsicherheit und falschen Fakten. Auch an den Unis wird intern vieles innerhalb kurzer Zeit umgekrempelt, so dass es mehrere Studienordnungen und Fächer-Ordnungen gibt. Die Profs wissen das nicht!
Der Hammer: Man muss nicht nur den Master machen - auch den Päda/Didaktik-Bachelor muss man nachholen - parallel zum Master und der Schulbelastung. Es wurden 10 Veranstaltungen mehr - ohne Umweg. Sowohl Schule als auch Bezirksregierungen wissen davon nichts. Nochnichtmal bei der Einschreibung wird das erwähnt.
Problem: Zeitplan: Wie schaffe ich Veranstaltung "C1", die nur 1x im Semester läuft, wenn ich da zur Schule muss? Ok, verschieben ins nächste Semester. Doch halt: Maschinenbau-Veranstaltung geht nicht, da ich da ebenfalls Schule habe - die gibts nur 1x pro JAHR!! D.h. ich muss schon komplett 1 Jahr im Voraus wissen, welche Veranstaltung wann läuft - realistisch? Nein!! Denn: Die Veranstaltungen werden erst kurz vor Semesterbeginn terminiert. Dann muss man in der Schule aberschon längst gesagt haben, wann man für die Schule welche Wochentage frei hat. Also alles viel Glück, viel Kampf, viel Chaos.
Ich habe so 14 Veranstaltungen in 1 Semester geschafft, obwohl ich bei 3 nie anwesend war. Zudem oft bei anderen gefehlt. Das Studium leidet sehr unter dem Stundenplan der Schule. Und man muss Glück haben, dass man nicht durchfällt. Sonst wirds stressig...
Desweiteren kann es vorkommen, dass man falsche Veranstaltungen wählt, weil die Prüfungsordnungen sich überschneiden und man Doppelbelegungen in den Modulen hat, oder gar völlig unbrauchbare Sachen hört und mitschreibt, die einem hinterher nicht angerechnet werden. Man muss daher wissen: Man kann nicht das wählen, was einem gefällt, und was leicht ist. Man muss wählen, wann man überhaupt zur Uni kann! Und vieles persönlich mit den Profs unter 4 Augen besprechen, sonst klappt es auch nicht.
Weiter in Teil 2 ...
Ausführlicher Erfahrungsbericht Teil 2: Der steinige Weg als FH-Absolvent am BK in NRW (Maschinenbau / Technik)