Handyverbot an Schulen: Pro/Contra und Umsetzung

  • Ich bin die Ruhe selbst. Unsachliche Äußerungen ("...wird langsam drollig", "Schrottige Totschlagsätze", etc) wirst du von mir im ganzen Thread nicht finden. Ich habe auch keinen Grund dazu, da ich mich nach inzwischen gut 100 Beiträgen im Grunde doch in meinem Standpunkt bekräftigt fühle. (Was nicht heißen soll, dass ich ein Problem damit habe wenn jemand hier das anders sieht, aber wenn man hier Argumente für ein Handyverbot postet, muss man es halt auch aushalten können, wenn andere diese in Frage stellen.)


    Glück für den Täter - aber kein Beweis dafür, dass wir falsch lagen.


    Hier wird einfach ein grundsätzlich unterschiedliches Rechtsverständnis zwischen alias und mir deutlich. Wenn man am Ende dieses Vorgangs mit dem Statz "Glück für den Täter" reagiert, stößt das in der Tat bei mir auf Unverständnis. Nicht der Beschuldigte muss seine Unschuld beweisen, die Schuld muss bewiesen werden, und bis das geschehen ist, ist ein Beschuldigter eben auch kein Täter. Und spätestens wenn der Tatnachweis auch nach einem so großen Aufwand misslingt, muss man seine ursprüngliche Einschätzung auch mal selbstkritisch hinterfragen.Jeder möge sich selber mal vorstellen, die Polizei stände bei ihm vor der Tür, würde einem Vorwurfen, man wäre im Besitz von irgendwelchem illegalem Zeug, würde einem die Wohnung auf den Kopf stellen und sich nach erfolgloser Durchsuchung mit dem Satz, "da haben Sie aber Glück gehabt, dass wir nichts gefunden haben" verabschieden.


    Falls wir nochmals einen ähnlichen "Fall" haben sollten, werden wir sicher wieder genauso verfahren.


    Lassen wir mal außen vor, dass die ganze Aktion für Außenstehende (und offensichtlich nicht nur für mich) in der Durchführung unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten doch recht zweifelhaft wirkt, dann drückst du dich in deinen ganzen Beiträgen immer noch davor, eine zentrale Frage zu beantworten: Hat die ganze Aktion, direkt oder auch im Nachgang, irgendein konkretes Ergebnis erbracht?


    Auch wenn ich deine ganzen nachträglichen Ergänzungen durchlese, ist der Sachstand, wie er sich hier darstellt, doch immer noch, dass niemand irgendeines Verstoßes überführt werden konnte, nicht aufgeklärt werden konnte, ob die behauptete Tat überhaupt stattgefunden hat und auch sonst keinerlei Folgen bei der Aktion rausgekommen ist. Lediglich die Tatsache, dass jetzt seit 1 1/2 Jahren nichts neues passiert ist, führst du irgendwie auf diese Aktion zurück (Warum eigentlich? Wenn das der bisher einzige Vorfall bei euch war, war doch vorher offenbar auch jahrelang Ruhe). Falls dem so sein sollte, wäre sicher nicht nur ich daran interessiert zu erfahren, wieso die ganze Sache in deinen Augen immer noch ein Erfolg war und ihr in Zukunft wieder genau so verfahren würdet.
    Du ignorierst auch geflissentlich die Rückfrage (die übrigens auch nicht von mir gekommen ist), ob ihr genau so gründlich auch der Frage nachgegangen seit, ob diejenige, die den Tatvorwurf ursprünglich erhoben hat, diesen nicht möglicherweise nur erfunden oder falsch dargestellt hat.

  • Glück für den Täter - aber kein Beweis dafür, dass wir falsch lagen.


    Also das mit der Unschuldsvermutung solltest du noch mal üben.


    Meinem Menschenbild zumindest entspricht es nicht, Schüler auf Verdacht massiv einzuschüchtern mit fraglichen juristischen Aussagen und ohne das sie sich dagegen adäquat verteidigen könnten.
    Oder wurden die Schüler im konkreten Fall darüber belehrt, dass sie die Aussage verweigern dürfen, dass sie sich nicht selber beschuldigen müssen (wozu auch zählt, Passwörter nicht herauszugeben), dass sie das Recht auf einen Rechtsbeistand haben
    und dass für eine Durchsuchung ein richterlicher Darfschein von Nöten ist?


    Ich finde diese Vorgehensweise äußerst fragwürdig!


    Gruß
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    (Poste jetzt als Meikes Meinung, nicht als Mod): Ehrlich gesagt fand ich den thread interessanter und für alle Beteiligten lehrreicher, als es noch nicht ein "hat alias Kollegium richtig gehandelt oder nicht"-thread war.


    Könnten wir vielleict zurückkehren zum Ausgangsthema? Es sind noch einige Fragen offen - und es gibt sicher noch genügend user, die Konzepte aus ihren Schulen und deren Umsetzung und Schwierigkeiten/Erfolge dabei und/oder Diskussionen, die da gelaufen sind, beitragen können. Wichtig genug ist ds Thema ja...

    • Offizieller Beitrag

    Wie macht ihr das? Ermittelt ihr selbst? Im Bereich der missbräuchlichen Verwendung von Handys dürft ihr das nicht - und so beißt sich die Katze in den Schwanz...
    Jens und Moebiust: Die Beurteilung des Vorfalles an unserer Schule über eure Glaskugel ist und bleibt nebulös. Das Vorgehen war von Schulleitung und Polizeidirektion abgesegnet.


    Ermitteln würde ich das nicht nennen - wie gesagt, es finden Gespräche statt. Und wie angedeutet, es gibt zwar das offizielle "Handyverbot", aber sicher hat jede Schule da eigene Wege mit dem Thema umzugehen. Und das halte ich so auch für sinnvoll. Ich wüsste auch nicht, wieso wir bezüglich Handys keine Gespräche mit Schülern führen dürfen. Vielleicht, und ich will dir damit nicht auf die Füße treten, ist man in Bayern eben doch so drauf, dass man im Einzelfall nach den vorhandenen Umständen entscheidet und nicht immer ein Gesetzestext bei sich hat (ganz abgesehen natürlich von den grundlegenden Standards des vernünftigen und gesellschaftlich anerkannten Umgangs miteinander).


    Wichtig/sinnvoll fände ich es, wenn ein "Handyverbot" nicht als solches - alos als "Verbot" daherkäme, sondern eher als Selbstverpflichtung im Umgang nicht nur mit technisch.digitalen Geräten, sondern umfassender im Umgang z.B. auch mit Sozialen Netzwerken. Die Probleme, die da entstehen, sind ja keine technisch gebundenen Probleme, sondern nur verlagert in einen technischen Rahmen.
    Ergo so eine Art Knigge entwickeln lassen, der u.a. auch den sinnvollen Umgang mit Handys etc. reflektiert.


    Aber das dürfte ein großes Fass sein - wenngleich sogennante "Social Media Guides" schon existieren.

    • Offizieller Beitrag

    Wichtig/sinnvoll fände ich es, wenn ein "Handyverbot" nicht als solches - alos als "Verbot" daherkäme, sondern eher als Selbstverpflichtung im Umgang nicht nur mit technisch.digitalen Geräten, sondern umfassender im Umgang z.B. auch mit Sozialen Netzwerken. Die Probleme, die da entstehen, sind ja keine technisch gebundenen Probleme, sondern nur verlagert in einen technischen Rahmen.
    Ergo so eine Art Knigge entwickeln lassen, der u.a. auch den sinnvollen Umgang mit Handys etc. reflektiert.


    Am besten von der Schülervertretung oder einer Gruppe sich bereit erklärender Schüler und Lehrer - das dann in/mit den anderen Gremien (Schulkonferenz/Gesamtkonferenz) abgestimmt wird - wir es den Schülern übergestülpt, hat es deutlich weniger effekt. Und im vertiefenden Gespräch sind die - auch die erklärten Handyfans - viel einsichtiger, als man so dachte.


    Gilt vielleicht nicht für Grundschulen oder so... *spekulier* . Obwohl: die Kleinen können sich vielleicht auch schon klar darüber äußern, ob und was sie (nicht) wollen und warum und wie.


  • Famos.


    Letzlich läuft's ja darauf hinaus:


    Zitat

    [Things needing to be banned from school:] The prefrontal cortex. Student’s are devious, manipulative and calculating. They’re constantly developing new ways to misbehave and disrupt lessons. By banning the connections between the prefrontal cortex and the rest of their brain, behaviour in lessons would dramatically improve. The leucotomy is a simple enough procedure, that could be carried out the moment a student reaches secondary school age. With a classroom filled with lobotomised students, I would finally be able to deliver my series of lessons on correct paragraphing in Microsoft Word without a single interruption.


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Die Süddeutsche hatte letztens auch einen Artikel dazu - der isteher dünn, interessant sind die Kommentare dazu.


    Zitat

    Für Schulleiterin Regina Schneider ist der Handy-Einsatz im Unterricht nur konsequent. "Es geht darum, die Lernmöglichkeiten zu erweitern. Unser Denken muss sich verändern, weg von dem was verboten ist, hin zu dem was nützt."


    Und in Pölten hat man sich an einer Studie versucht (leider im Netz nicht zu finden im Original und hier eher unbeholfen zusammengefasst)


    Zitat

    Die Ergebnisse zeigen: Die Schüler sind allein durch die Verwendung der Handys schon motiviert. Denn das mobile Gerät bietet die Möglichkeit des interaktiven Lernens - die Schüler lernen spielerisch und damit auch effizienter. So haben sie sich im Feldversuch interaktiv mit dem Lernstoff beschäftigt, indem sie Aufgaben mit dem Handy in virtuellen Gruppen lösten, z. B. Frage-Antwort-Spiele. Besonders überraschend ist darüber hinaus ein anderer Effekt: Das Handy-Lernen wirkt sich positiv auf die Klassengemeinschaft aus. Denn wird das Handy von den Schülern in anonymen Teams genutzt, fallen die üblichen sozialen Probleme bei der Gruppenbildung weg - nämlich, dass Kinder normalerweise nur mit ganz bestimmten Mitschülern zusammenarbeiten wollen.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Bei uns zeigen sich erste Erfolge des Handyverbotes. Das Verbot wird weitgehend akzeptiert. Die meisten Verstöße kommen interessanterweise durch die SEK II-Schüler, die die größten Freiheiten haben und die Handys in den Freistunden und Pausen nutzen dürfen.


    Ich versuche mich in den nächsten Tagen mal an einer Zusammenfassung der Diskussion.

  • Ich hab mich jetzt mal ein Stündchen hingesetzt und versucht, die Diskussion zusammenzufassen. In rot die entsprechenden Gegenargumente. Die Reihenfolge ist nicht gewichtet und soll einfach als Diskussionsgrundlage für Arbeitsgruppen dienen. Ich hoffe, ich habe die Argumente richtig wiedergegeben. Für genaue Erläuterungen möge man sich diese Diskussion mal genauer ansehen.


    Im Anhang gibt es dieses Ding als pdf.




    [table='1,2']

    PRO (Gegenargument in rot)

    [*]

    CONTRA (Gegenargument in rot)

    [*]

    Unterricht wird gestört (klingeln, SuS abgelenkt, man spielt statt zu arbeiten etc.)
    Unterrichtsstörungen kann der L auch ohne Handyverbot unterbinden


    Missbrauch von Kameras
    Dies ist ein genereller Strafbestand und muss nicht durch ein Handyverbot abgedeckt werden.


    Es gibt noch mehr heimliche Mitschnitte und Fotos
    Eine päd. Lösung ist sinnvoller als Verbote. Diese helfen nicht und schaffen keine Einsicht für die Problematik.


    Schüler können nicht gezwungen werden, zu zeigen,was sie am Handy anschauen. Somit ist eine Kontrolle unmöglich.


    Eine klare Regelung erleichtert den Umgang für alle.
    Dies trifft auch auf eine Freigabe zu.


    Es muss möglich sein, eine ungestörte Arbeitsatmosphäre zu schaffen, ohne ständiges Klingel und Vibrieren.


    Das reguliert sich von alleine. Wenn ein Handy klingelt, ist das peinlich.
    Schüler sind durch eine freie Nutzung in Pausen zu „aufgedreht“.


    Zwischenmenschliche Kommunikation ohne elektronische Medien muss päd. Ziel sein.
    Es ist wichtig Anreize für andere Kommunikationsformen zu schaffen.


    Handysucht; „Gefühl etwas zu verpassen“


    Auch in anderen Situationen gibt es Handyverbote (Flugzeug, Krankenhaus)
    Da hält sich doch auch keiner dran...


    Handyfreie Zonen entstehen an viele Stellen: Cafes, Büros, Zügen usw., um Entlastung oder Entspannung zu ermöglichen.


    Moderne Medien erzeugen zunehmend Stress (http://www.gutdrauf-blog.de/?p=500)


    Eine erlaubte Handynutzung im Unterricht schafft keine Chancengleichheit, sondern vergrößert Unterschiede und schafft somit Neid.
    Alle Statussymbole lassen sich nicht verbannen. Selbst mit Schuluniformen nicht.


    [*] Verbote machen interessant Das gilt für alle Verbote.
    Dann kann auf eine Schulordnung ganz verzichten.



    Es gibt keine rechtliche Grundlage
    Hier scheint die Situation uneinheitlich. In Bayern gibt es gesetzliche Vorschriften, woanders juristische Urteile oder Absprachen mit Dezernenten oder der Landesschulbehörde



    Das Mitführen von Handys kann nicht verboten werden.
    … das Benutzen schon.
    Nein, in den Pausen ist dies (auch beim Arbeitgeber) erlaubt.


    Ein Handyverbot verhindert kein Mobbing. Dies kann auch ohne Filmen geschehen.
    Ist es besser, die Augen vor der Möglichkeit des Filmens zu verschließen? Ein Verbot erleichtert eine Unterbindung von illegalen Mitschnitten.


    Versicherungsrechtliche Bedenken
    Eine Amtspflichtverletzung liegt nur dann vor, wenn eine Pflicht schuldhaft verletzt wird.


    Handyverbot beschneidet persönliche Freiheit


    Ein Handyverbot erfordert Mehrarbeit durch Kontrolle, die man sich auch ersparen kann.


    Eltern möchten den Kontakt zu den Kindern haben.
    Eine uneingeschränkte Erreichbarkeit während der Unterrichtszeiten ist nicht notwendig und kann auch wie Kontrolle wirken.


    Das moderne Familienleben ist oft vertaktet und benötigt kurzfristige Organisation
    Diese kann auch nach dem Unterricht, per SMS oder Email erfolgen. Eine ständige Erreichbarkeit der Schüler ist nicht notwendig und kann ggf. über das Sekretariat erfolgen.


    Es geht Lehrer nichts an, wie Schüler und Eltern sich verständigen.
    Der Lehrer hat einen Erziehungsauftrag.


    Ein Smartphone kann eine sinnvolle Ergänzung oder Entspannung sein.
    Genau. Und deswegen kann der Lehrer in besonderen Situationen eine Nutzung erlauben. Aber nur dann!


    Schulung neuer Medien nutzen


    Neues Medium eröffnet neue Möglichkeiten, wie Abfotografieren von Tafelbildern, Archivierung und Verteilung
    Einmal geschrieben ist einmal gelernt. Tafelbilder abschreiben ist lerntechnisch sinnvoll.


    Verbote werden eh unterlaufen (zB. auf der Toilette)
    Das gilt auch für andere Verbote (Rauchverbot)


    Handyverbote sind technikfeindlich und widersprechen dem Alltag/der Realität
    In Firmen gibt es Einschränkungen der privaten Kommunikation. Hier kann es zur Abmahnung oder Entlassung kommen, wenn während der Arbeitszeit Privates vorgeht.


    Eine Handynutzung ist – im Gegensatz zu Mobbing oder Diebstahl – außerhalb der Schule nicht verboten.


    Eltern schieben Verantwortung der Schule zu. Diese soll dem Umgang damit schulen, weil sie es nicht schaffen, den Kindern das Teil zu verbieten (oder einzuschränken).
    [/table]


    Ein "Danke" nahm ich gerne an. :wink_1:

  • Wie wird diese Diskussion eigentlich weitergehen, wenn ein Handy nicht mehr als Handy erkennbar ist? Datenbrille kommt, Handy als Armbanduhr kommt - wer weiß was noch alles auf den Markt geworfen wird.

  • Zahlreiche Links findet man/frau bei Lehrer-Online:
    http://www.lehrer-online.de/keyword_suche.php?keyword=Handy


    Konkrete Handreichungen im Fall des Monats:
    http://www.lehrer-online.de/fall-des-monats-04-06.php

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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