Meine Wenigkeit...

  • Hallo ihr Lieben!


    Erstmal vorneweg: Ich habe mich hier angemeldet, obwohl ich es eigentlich gar nicht dürfte. Dafür möchte ich mich schonmal entschuldigen und hoffe aber, dass ihr mir trotzdem antwortet.


    Ich bin nun mit der 10. Klasse am Gymnasium fertig, beginne nach den Ferien also die Sek2.
    Ich bin in diesem Jahr mit einem Durchschnitt von 1,07 Klassenbeste gewesen und von den meisten wird mir auch ein 1er Abi zugetraut. Das würde natürlich für ein Studium in Richtung Medizin oder ähnliches sprechen. Mein Interesse liegt aber schon seit Jahren ganz klar bei Geschichte. Natürlich weiß ich von den bescheidenen Berufsaussichten für Geisteswissenschaftler.
    Nun ist es so, dass ich in den letzten Jahren niemals über ein Lehramtsstudium nachgedacht hätte. Ich war die Schüchternheit in Person und war schon tagelang vor einem kleinen Vortrag unglaublich nervös. Für mich war es der reinste Horror, vor der Klasse zu stehen.
    Ich hatte im vergangenen Schuljahr aber Geschichte und Gemeinschaftskunde bei einem Referendar. Seine Leistungsüberprüfungen waren sehr anspruchsvoll, aber das hat mich nur angespornt, mich noch mehr mit der Materie auseinanderzusetzten. Da ich mich mit ihm auch persönlich sehr gut verstand, haben wir uns des Öfteren über Studien- und Berufswahl unterhalten. Ich erwähnte, dass ich gern Geschichte studieren würde, es aber aufgrund der geringen Berufschancen nicht machen werde. Da meinte er, dass ich doch auf Lehramt studieren könne. Das sagte er, obwohl er von meiner Angst vor Vorträgen wusste. Dazu meinte er, dass ihm das auch nicht immer leicht gefallen ist und ich das mit Sicherheit noch lernen würde. Als er mich dann am Tag der offenen Tür an der Schule sah, wie ich 4.Klässlern etwas erklärte, meinte er zu mir, dass er sich super vorstellen könnte, dass ich die 5. und 6.Klässler an Geschichte heranführe.
    Er hat dann auch unterstützt, dass ich mich meiner Angst stelle und mich manchmal extra vor die Klasse geholt und sowas.. Dafür habe ich ihn zunächst gehasst aber was soll ich sagen? Nun habe ich tatsächlich keine Angst mehr, was Vorträge angeht. Ich freue mich nun sogar, wenn ich vor der Klasse stehen "muss" und werde manchmal für meine Sprechweise gegenüber der meiner Vortragspartner gelobt. (auch wenn ich leider immer noch etwas zu schnell spreche)
    Selbstverständlich habe ich noch immer keine große Klappe, sondern bin eher ruhig, was aber viele an mir schätzen..
    Auch wird mir oft von Mitschülern gesagt, wie toll ich doch alles erklären könne - auch in Mathe, Latein etc.


    Seit einigen Monaten ist es nun irgendwie mein Traum, Lehrerin zu werden.
    Aber ich habe Angst, dass es am Ende doch die falsche Entscheidung wäre..


    Was meint ihr?
    Muss man wirklich von klein auf der große Redner sein, der nur so vor Selbstbewusstsein strotzt?
    Oder reicht es auch, sich normal mit bestimmter Freundlichkeit durchzusetzten, gut erklären zu können und das alles mit Freude zu machen?


    Zudem muss ich sagen, dass ich mittlerweile gar keine Alternative mehr für mich sehe, die mich in Gedanken so begeistert wie der Lehrerberuf.
    Ich habe im letzten Schuljahr den Unterricht oft aus Lehrerperspektive "beobachtet" - also bewusst überlegt, warum macht der/die Lehrer/in das jetzt so, wie würde ich reagieren, wie hat er/ sie die Stunde wohl vorbereitet..


    Ich hoffe, dass ihr mich ein wenig "beratet"
    Vielen Dank!


    Liebe Grüße, Lisa

  • Hey Lisa,


    das klingt doch toll!
    Ich hab als Schülerin auch Referate gehasst / gefürchtet... man wächst an seinen Aufgaben.
    Und du stellst dich ja jetzt schon deinen Zweifeln und arbeitest schon dran.
    Im Endeffekt wirst du sicher in jedem anspruchsvollen Beruf mal vor Leuten stehen und etwas präsentieren müssen, nur eben mal mehr oder mal weniger oft.



    Davon abgesehen: Du hast noch zwei Jahre Zeit. Bleib weiterhin interessiert für verschiedene Berufe, schnuppere vielleicht auch in andere Firmen / Studiengänge hinein ... vielleicht gefällt dir bis zum Abi etwas ganz anderes. Ich hab zum Beispiel ganz plötzlich mit dem Abi in der Tasche gemerkt, dass ich doch NICHT Medizin studieren möchte. ;)

  • Referate und Unterricht kannst du nicht vergleichen. Der Unterricht ist eher ein Gespräch und kein Vortrag. Ist doch wunderbar, dass du schon weißt, was du machen möchtest. Und man wächst mit seinen Aufgaben ;)


    Ich wünsche dir viel Erfolg!!!

  • Ich denke, dass du dir das durchaus zutrauen kannst. Ich habe das vor der Klasse stehen nie als "Vortrag" empfunden.
    Gibt es denn bei dir an der Schule Praktika? Vielleicht könntest du schauen, ob du eines in einer Schule machen kannst (ist aber nicht immer ganz einfach, einen Platz zu finden..).
    Hast du ansonsten schonmal mit Kindern gearbeitet? Mit welcher Altersgruppe könntest du dir besonders gut vorstellen zu arbeiten? Vielleicht könntest du für einige Zeit schauen, ob du nachmittags irgendwo reinschnuppern könntest (zumindest, wenn es sich um Jüngere handelt): Hausaufgabenbetreuung, Hort, Ferienspaß-Angebote, Ganztagsangebote. Ich denke dann siehst du ganz schnell, ob du gut klar kommst oder ob du im Umgang unsicher bist (und sich das nicht ändert..)

  • Naja, ich habe schon mehrere Praktika gemacht, in denen ich mit Kindern gearbeitet habe. Da wurde mir auch immer wieder bescheinigt, wie toll ich mit Kindern umgehen kann und dass ich doch unbedingt später was mit Kindern machen soll. Das waren allerdings wirklich kleinere Kinder, also von Baby bis Grundschulalter.
    Ich könnte mir schon vorstellen, auch in einer 5. oder 6. Klasse zu unterrichten.. Allerdings würden mich die größeren Klassen auch reizen, weil man da ja sein fachliches Wissen viel mehr anwenden kann..


    Ich denke, mit einem Praktikum an einer Schule ist es schwierig.. Da ich ja selbst noch Schülerin bin habe ich nur in den Ferien Zeit, wo ja wiederrum keine Schule ist ;)

  • Eine gewisse Bühnenfertigkeit sollte man als Lehrer allerdings schon mitbringen - Lehrersein hat immer etwas mit Schauspielkunst zu tun; das heißt nicht, dass es darum geht, sich "zu verstellen", sondern eher damit, dass man als Lehrer die Inhalte, die man übermittelt, mit Emphase versehen und in geeigneter Form darstellen muss.


    Wer nicht vor einem Publikum auftreten kann, wird es auf lange Sicht als Lehrer schwer haben. Andererseits kann man das "Bühnenauftreten" durchaus lernen. Worauf es letztlich ankommt, ist, dass mit einer größeren Gruppe von Menschen auf einmal gut klarkommen kann. Wenn diese Kompetenz da ist, kann man prinzipiell Lehrer werden.


    Nele

  • Auch danke für deine ehrlichr Antwort!


    Mir ist durchaus bewusst, dass ich als Lehrer mich und meinen Stoff gut zu “präsentieren“ wissen muss..
    Deshalb auch meine Bedenken. Ich habe ja in meiner Schulzeit nun auch schon sehr viele Lehret kennengelernt, an meiner Schule arbeiten 80 und wir haben jedes Jahr 5-10 Referendare. Da gab es die, die super reden konnten, aber auf mich nicht sehr kompetent wirkten und die, die wirklich Ahnung hatten, ihre Sache gut machten, aber es schlecht vermitteln konnten.. Und natürlich auch die für mich nahezu “perfekten“ Lehrer..und manche Referendare waren am Ende überhaupt nicht mehr mit ihrer Anfangszeit zu vergleichen..
    Daher würde ich auch hohe Ansprüche an mich selbst stellen.. Und ich hoffe, dass ich da irgendwie reinwachsen würde, weil ich ja auch weiss, woran ich noch arbeiten muss und wo ich hin will. Ich möchte mit meiner Wahl eben nur nicht völlig falsch liegen.

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