Ärger mit Kollegen

  • Danke an alle, die sich hier geäußert haben. Ich möchte gerne konkret auf ein paar bestimmte Punkte eingehen, aber ich habe gerade nicht viel Zeit. Deshalb antworte ich später nochmal.

    Hallo Herr Dr. Schmidt,


    noch da?


    Lass' mich raten: Deine wissenschaftliche Tätigkeit ist die Wortsemantik und du erforscht derzeit aktiv die Bedeutung der Begriffe "gerade" und "später"?

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Zuerst möchte ich etwas zu meinen angeblichen Privilegien sagen:
    Gerade was Konferenzen angeht, besitzt unser Kollegium generell große Freiheiten. Die Schulleitung zeigt immer ein großes Entgegenkommen, wenn jemand (auch wegen privater Termine) nicht erscheinen kann.
    Außerdem nehmen sich einige alteingesessene Kollegen so manche Freiheiten heraus, die für mich absolut tabu wären, aber diese erfahren nicht die gleiche öffentliche Anfeindung wie ich. Da habe ich das Gefühl, dass ich nicht als gleichwertiger Kollege akzeptiert werde. Diese mangelde Akzeptanz kommt vermutlich daher, dass ich von außen komme und nicht ins Kollegium integriert bin. Ich war allerdings schon immer ein Einzelkämpfer; das heißt aber nicht, dass ich nicht in der Lage wäre, im Team zu arbeiten. Auch habe ich nicht den Eindruck, dass ich arrogant wirke, weil ich vom Charakter her eher zurückhaltend und introvertiert bin. Ich habe mich in der fraglichen Konferenz auch nicht so geriert, dass ich die Kollegen angegriffen hätte. Der Vorwurf des Anachronismus fiel in der Konferenz gar nicht, dass habe ich nur hier geschrieben. In der Konferenz habe ich lediglich auf die mögliche Arbeitsersparnis hingewiesen.


    With all due respect, aber dieses Vorbringen hat nicht das Zeug dazu, Grundlage für eine sachliche Diskussion zu sein. Der Anachronismusvorwurf wird zu leicht in der Form, "Ihr habt hier bisher alles verkehrt gemacht" empfunden. Ungut.


    In der Sache glaube ich im Übrigen nicht, dass man mit der Digitalisierung wirklich Arbeit spart. Sie macht nur ein anderer. So ein System, dass die Datenhaltung zuverlässig sicher stellt, muss auch von irgend jemand betrieben werden. Und dazu gehört dann erheblich mehr, als Noten in Listen, Kopie für eigene Unterlagen, Büro kümmert sich um Archivierung.


    Ich bin der Informationstechnik nicht ganz fern und erlaube mir, das beurteilen zu können. Warum kommen wohl solche Vorschläge selten von Informatikern?

    Ich selbst bin auch in der Informatik bewandert. Während des Studiums habe ich im Bereich IT-Consulting gearbeitet und habe auch im Rahmen meiner wissenschaftlichen Tätigkeit einiges an Programmierarbeit zu leisten. Deshalb kam der Vorschlag in diesem Fall von jemandem mit einiger Fachkenntnis. Aber auch jemandem ohne IT-Kenntnisse sollte klar sein, dass es weniger Arbeit ist, wenn man sich die Papiersammlung der Zeugnisnoten spart und nur die elekronische Erfassung durchführt, die hinterher sowieso erfolgt.


    Böse Falle. Das hat das Zeug zum Eigentor. Es gibt eigentlich keinen Grund, Schüler früher gehen zu lassen. Dass du ihn an anderen Tagen Pausenzeit gemopst hast, gilt auch nicht.

    Diese Haltung kann ich ehrlich gesagt nicht nicht verstehen. Ist das nicht reine bürokratische Sturheit? Ich habe schon in verschiedenen Bereichen gearbeitet, aber dieses Bestehen auf dem buchstabengetreuen Einhalten der Vorschriften habe ich nur in der Schule erlebt. Zum Glück zeigen auch dort nicht alle diesen bürokratischen Eifer.


    Zumal es sich bei dir - wenn ich deinen Eintrag richtig deute - um einen eher jüngeren Kollegen handelt, oder?

    Kommt deine Deutung daher, dass ich mich auf meine Ausbildung beziehe? Ich bin tatsächlich mit 32 noch eher jung.


    Gab es während des Referendariats (das meinst du mit Ausbildung, oder?) auch schon diese Probleme?

    Als Seiteneinsteiger habe ich kein Referendariat gehabt, sondern eine berufsbegleitende Ausbildung. Das ist zwar zum großen Teil eine ähnliche Angelegenheit, aber ich war offiziell betrachtet kein Referendar.
    Während meiner Ausbildung gab es diese Probleme noch nicht - ich habe es zumindest nicht so wahrgenommen.


    Solange die Schulleitung hinter dir steht, bist du auf der sicheren Seite.
    Um die Stichelei der Kollegengruppe zu beenden, würde ich mir gezielt eine eigene Gruppe im Kollegium aufbauen. Die meisten Lästerer knicken ja ein, sobald sie merken, dass sie dadurch selbst sozialen Druck bekommen.

    Das könnte jedoch ebenso zu einer Verschärfung des Konfliktes führen. Diese Strategie erscheint mir zu riskant.


    Hallo Herr Dr. Schmidt,


    noch da?


    Lass' mich raten: Deine wissenschaftliche Tätigkeit ist die Wortsemantik und du erforscht derzeit aktiv die Bedeutung der Begriffe "gerade" und "später"?

    Dieser Kommentar gehört zu der Art von Formulierungen, mit denen ich von bestimmten Kollegen immer wieder geärgert werde. Zwar muss ich mich eigentlich nicht dafür rechtfertigen, wann ich meinen Beitrag schreibe, aber ich möchte trotzdem etwas entgegnen: Erstens bin ich nicht jeden Tag in diesem Forum unterwegs und zweitens habe ich zum Schuljahresende besondere Probleme gehabt: Neben einigen dringenden Zeugnisproblemen bin ich stark in Anspruch genommen, da meine Tochter an einer heftigen Magen-Darm-Grippe erkrankt ist. Und übrigens bin ich Physiker und kein Philologe.


    Ich danke nochmal allen für ihre Ratschläge! In den Ferien werde ich mir eine Strategie für mein weiteres Vorgehen zurechtlegen. Vielleicht habe ich aber auch Glück, und die Situation im Kollegium entspannt sich wieder.

  • Zitat von »Pausenclown«
    Böse Falle. Das hat das Zeug zum Eigentor. Es gibt eigentlich keinen Grund, Schüler früher gehen zu lassen. Dass du ihn an anderen Tagen Pausenzeit gemopst hast, gilt auch nicht.
    Diese Haltung kann ich ehrlich gesagt nicht nicht verstehen. Ist das nicht reine bürokratische Sturheit?

    Das hat nichts mit bürokratischer Sturheit zu tun, sondern mit Aufsichtspflicht. Ist also ein juristisches Thema, bei dem du dich mit dem "früher gehen lassen" auf ganz dünnes Eis begibst. Geht dann auch noch ins Versicherungsrecht, etc...

  • zweitens habe ich zum Schuljahresende besondere Probleme gehabt: Neben einigen dringenden Zeugnisproblemen bin ich stark in Anspruch genommen, da meine Tochter an einer heftigen Magen-Darm-Grippe erkrankt ist.

    Vielleicht liegt darin das Problem?



    Das sind ja eigentlich keine "besonderen Probleme" sondern eher der Normalzustand in Lehrerfamilien mit Kindern.
    Ohne mich jetzt selbst loben zu wollen, aber ich beziehe auch teilweise nachts zweimal alle Betten neu incl. Waschmaschinenladungen und mache am nächsten Tag (sofern ich nicht Kind-krank beanspruchen muss) meine Arbeit wie gehabt. Incl. Konzeptarbeit, etc.


    Kann es sein, dass sich deine Kollegen an der Tatsache stören, dass du für Dinge einen Ausgleich einforderst, die zum Alltagsgeschäft gehören?

  • ...vielleicht brauchst du noch ein bisschen, um dich in die gepflogenheiten an schulen einzugewöhnen? du weißt z.b. scheinbar nicht, dass sus früher gehen lassen i.a. ein tabu ist, siehe positng oben (aufsichtspflicht, haftung, versicherung!). die allermeisten schulleiter reißen dir dafür den kopf ab. das kann man jetzt doof oder bürokratisch finden, aber rechtlich ist es sehr eindeutig. genauso dein vorschlag mit der elektronischen kiste in der konferenz: guter vorschlag, wenn du mich fragst. aber ältere kollegen haben oft - nicht alle, aber viele - eine gewisse skepsis und abneigung gegenüber elektronischen verarbeitungswegen, weil sie das schlicht nicht kennen, das nicht ihren alltäglichen routinen entspricht. je älter man wird, gerade in einem sehr belastenden beruf wie dem lehramt, desto weniger flexibel ist man im alltagsgeschäft - man hat bewährte abläufe, die gut funktionieren. vielleicht könnten sie noch besser funktionieren, wenn man jetzt z.b. alles gleich in den rechner tippt, aber bis das so ist, muss sich jeder da neu einarbeiten. für ältere ist das oft schwer - nicht wie für mich oder dich anfang/mitte 30, die wir ein paar mal rumklicken im schulportal und dann geht das schon irgendwie. die älteren bei uns haben sich nach der fortbildung zum thema wochenlang post its geschrieben und mühsam die richtige klickreihenfolge abgearbeitet, sehr stereotyp und nur sehr langsam flexibler werdend. kein wunder, dass für sie die einführung des schulportals (elektronische notenbücher inklusive) erstmal nicht so toll war (jetzt wollen sie's nicht mehr hergeben).


    fazit: versuch doch mal, mehr aus der warte der anderen und weniger aus deiner eigenen zu denken. nicht: "ich überlege mir jetzt eine strategie, wie ich denen begegne", sondern einfach offen und freundlich auf die anderen zugehen, im lehrerzimmer präsent sein, material tauschen, auf konferenzen erstmal die klappe halten. vermutlich hat niemand wirklich ein problem mit dir als person, sondern höchstens mit deiner "ich bin neu hier, ich zeig euch jetzt, wie man das macht"-art?!

  • Mal was ganz (?) anderes: Ich kenne Kollegien, da ist man als "Der Neue" tatsächlich so etwas wie der Depp vom Dienst. Alle "Privilegien", die die alteingesessenen Lehrkräfte gerne für sich in Anspruch nehmen, muss man sich erst (durch Absitzen von einigen Jahren) verdienen. Dazu gehört auch das "Recht", in der Konferenz kluge Vorschläge zu machen.
    Es kann auch sein, dass man Seiteneinsteiger kritisch betrachtet.


    Aber: Schüler eher gehen lassen geht tatsächlich nicht. Das hat - wie Annie schon sagte - nix mit Bürokratie zu tun, sondern mit Aufsichtspflicht.

  • Das hat nichts mit bürokratischer Sturheit zu tun, sondern mit Aufsichtspflicht. Ist also ein juristisches Thema, bei dem du dich mit dem "früher gehen lassen" auf ganz dünnes Eis begibst. Geht dann auch noch ins Versicherungsrecht, etc...


    Ebend. Formal ist es ein Fehler, die Schüler früher gehen zu lassen. Da nützen inhaltliche Beweggründe g'rad Mal gar nix. So etwas sollte eigentlich Gegenstand der Ausbildung gewesen sein.



    Diese Haltung kann ich ehrlich gesagt nicht nicht verstehen. Ist das nicht reine bürokratische Sturheit?

    Ja. Man tut gut daran, diese gelegentlich zu pflegen.

    Ich habe schon in verschiedenen Bereichen gearbeitet, aber dieses Bestehen auf dem buchstabengetreuen Einhalten der Vorschriften habe ich nur in der Schule erlebt.

    Willkommen in der Wunderwelt der Paragrafen. Gewöhn' dich d'ran. So läuft der Laden. In der Schule werden nicht nur staatliche sondern auch hoheitliche Aufgaben wahrgenommen. Das ist nur wenig kompatibel mit "Alle bewegen sich, keiner wird verletzt". Wenn dir jemand effektiv vor den Koffer k*cke*n möchte, macht er das am besten über Formalia.


    Alles andere mag sein, wie es ist, aber man sollte darauf achten, dass man da keine Angriffsfläche bietet.



    Im vorliegende Fall erklärt man dem Schulleiter, warum man diesem Irrtum aufgesessen sei, und verspricht, dass es nicht mehr vorkäme. Ohne lange Diskussion und ohne "Ja, aber".


    Pausi


    PS: Es gabe schon Fälle, in denen das Land Bezüge zurückgefordert hat, weil Unterricht nicht gehalten wurde.

    2 Mal editiert, zuletzt von Pausenclown ()

  • man hat bewährte abläufe, die gut funktionieren. vielleicht könnten sie noch besser funktionieren, wenn man jetzt z.b. alles gleich in den rechner tippt, aber bis das so ist, muss sich jeder da neu einarbeiten.

    Das zum einen. Zum anderen weiß ich nicht, ob man wirklich Zeit spart. Die Noten sind von Hand in eine Papierliste schnell eingetragen und paraphiert. Das geht auch neben ein Klausuraufsicht etc. Der Klassenlehrer tippt dann alle Noten in die den Rechner. Die Papierliste dient als Grundlage für die Konferenz und fürs Archiv.


    Das sit tatsächlich ein dergestalt unspektakulärer Vorgang, dass man hier ohnehin nur wenig Zeit sparen kann. Ist es wirklich weniger aufwändig, wenn jeder Fachlehrer einzeln zum Rechner wackelt und da seine Noten eingibt? Und wie werden die paraphiert? Muss dann vielleicht noch jemand eine Liste drucken und den Kollegen hinterher rennen, um an die Unterschriften zu kommen?


    Man kann sich zum allem immer Gedanken machen, wie man es verbessern kann. Aber auch auf einer Konferenz macht der Ton die Musik. Und da muss man nicht "Anachronismus" sagen, um es zu meinen. Die für die Organisation und die EDV zuständigen wäre womöglich für so einen Vorschlag offen. Aber so etwas bespricht man doch erst Mal im kleinen Kreis -- wenn man einen solchen hat.


    Und ja, es ist wohl so, dass man sich seinen Status an der Schule erst erarbeiten muss. Mag sein, das man ihn sich an der einen oder anderen Schule ersitzt. Ich kenne, dass man ihn als Anerkennung für Leistungen erhält. Es ist ein Geben und Nehmen, bei dem nicht zu genau gerechnet wird.

    Außerdem nehmen sich einige alteingesessene Kollegen so manche Freiheiten heraus, die für mich absolut tabu wären, aber diese erfahren nicht die gleiche öffentliche Anfeindung wie ich.

    Mag sein. So what? Es gibt keinen Anspruch auf Gleichbehandlung im Unrecht. Warum auch immer das im Einzelfall so läuft, kannst du gar nicht wissen. da würde ich auch nicht spekulieren.



    Zitat von »kodi«
    "Solange die Schulleitung hinter dir steht, bist du auf der sicheren Seite.
    Um die Stichelei der Kollegengruppe zu beenden, würde ich mir gezielt eine eigene Gruppe im Kollegium aufbauen. Die meisten Lästerer knicken ja ein, sobald sie merken, dass sie dadurch selbst sozialen Druck bekommen." Das könnte jedoch ebenso zu einer Verschärfung des Konfliktes führen. Diese Strategie erscheint mir zu riskant.

    In der Form wohl schon. Letztendlich funktioniert aber eine Schule in Teams, Seilschaften, Clubs, Logen. Wie auch immer man es nennen mag. Wenn man in keinen Club ist, wird es schwer. Ich kenne keinen Kollegen, der sich aus dieser Struktur 'raushält. Finde das, wie du es willst, es ist so.


    Irgendwo an der Schule springen Leute 'rum, mit denen du etwas gemein hast. Bringe dich ein. Der Rest läuft von allein.


    Viel Erfolg.


    Pausenschlumpf

  • Zum anderen weiß ich nicht, ob man wirklich Zeit spart. Die Noten sind von Hand in eine Papierliste schnell eingetragen und paraphiert. Das geht auch neben ein Klausuraufsicht etc. Der Klassenlehrer tippt dann alle Noten in die den Rechner. Die Papierliste dient als Grundlage für die Konferenz und fürs Archiv.


    Das sit tatsächlich ein dergestalt unspektakulärer Vorgang, dass man hier ohnehin nur wenig Zeit sparen kann. Ist es wirklich weniger aufwändig, wenn jeder Fachlehrer einzeln zum Rechner wackelt und da seine Noten eingibt? Und wie werden die paraphiert? Muss dann vielleicht noch jemand eine Liste drucken und den Kollegen hinterher rennen, um an die Unterschriften zu kommen?


    Hm ... bemerkenswerte Phantasielosigkeit, das. Selbstverständlich spart es Arbeit, wenn die Noten elektronisch verwaltet werden. Wir arbeiten gerade daran, dass jeder Lehrer seine Noten online eingeben kann und sie dann nur noch zusammengeführt werden, so dass nicht drei Leute dieselbe Liste abtippen müssen und der Zeugnisdruck beschleunigt wird.


    Auch Raumbuchung via Internet ist eine ganz feine Sache.


    Für diese Dinge braucht man jemanden, der sich einmal Gedanken macht - für das meiste gibt es ohnehin fertige Lösungen - und dann ist es für alle einfacher.


    Tatsächlich sind es oft die älteren Kollegen, die sich weigern, etwas Neues anzunehmen. Könnte ja mit Arbeit verbunden sein. Das sind dann meist die, auf deren Arbeitsblättern noch in D-Mark gerechnet wird ...


    Fortbildung gehört auch zu unseren Dienstpflichten!

  • Hm ... bemerkenswerte Phantasielosigkeit, das.

    Im Gegentum. Ich habe viel Phantasie dabei, mir vorzustellen, was so alles schief gehen kann.

    Selbstverständlich spart es Arbeit, wenn die Noten elektronisch verwaltet werden.

    Richtig. Man muss nur die Floskel "selbstverständlich" irgendwo dranhängen, damit Dinge wahr werden. Gelegentlich ist sie aber Mal ein Zeichen dafür, dass man über etwas nicht genug nachgedacht hat. Ist ja alles selbstverständlich.

    Wir arbeiten gerade daran, dass jeder Lehrer seine Noten online eingeben kann

    Online? Von zu Hause? Vom privaten Computer?


    Vom Datenschutz mal ab. Wer wartet denn die Rechner und stellt sicher, dass die auch zuverlässig laufen? Die Arbeit muss auch gemacht werden.

    so dass nicht drei Leute dieselbe Liste abtippen müssen und der Zeugnisdruck beschleunigt wird.

    Drei Leute? Vielleicht ist das auch nicht optimale. Und das Drucken geht schneller, wenn die Dateneingabe dezentral gemacht wird? Was sind das für Drucker?


    Was mich wirklich interessiert ist aber, wie ihr die Konferenzen durchführt, wenn es keine Papierlisten mehr gibt? Und braucht ihr keine Unterschriften oder so etwas? Wir paraphieren jede Notenliste beim Eintragen. In welchen Bundesland wäre das dann?


    Ich behaupte gar nicht, dass man durch den _gezielten_ Einsatz von Informationstechnik nicht tatsächlich Arbeit sparen kann. Ich gebe nur zu bedenken, dass das eben alles nicht so selbstverständlich ist, sondern einiges Aufwandes bedarf, den man vorab leisten muss. Und man muss sich eben auch vorab ein paar Gedanken machen. Du sagst selbst "Wir arbeiten daran ...". Eben, umsonst ist das nicht.


    Um zum Ausgangspunkt dieses Threads zurückzukommen, so würde ich doch die rechtlichen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen geprüft haben wollen, bevor ich so etwas im großen Kreis vorschlage. Ideen zu haben, zu deren Umsetzung man dann womöglich nicht mit seiner Zeit beitragen wird, hat halt leicht ein Geschmäckle.


    Das ist eben was dem TO passiert ist. Die technischen Details spielen dann schon Mal keine Rolle mehr.


    Pausi

  • Mir ist bereits einmal ein PC unvermittelt kaputt gegangen.
    Seither habe ich alles wichtige - und DAS wichtigste sind bei mir die Noten!!! - in Papierform altmodisch im Lehrerkalender.
    Auch ohne Verschwörungstheorien kann ich mir vorstellen, was alles möglich ist, wenn alles auf einem zentralen PC gespeichert ist.
    So ein "Guttenberg" ist dann leichter möglich...

  • Wir arbeiten gerade daran, dass jeder Lehrer seine Noten online eingeben kann und sie dann nur noch zusammengeführt werden, so dass nicht drei Leute dieselbe Liste abtippen müssen und der Zeugnisdruck beschleunigt wird.


    Auch Raumbuchung via Internet ist eine ganz feine Sache.


    Mittlerweile bin ich bei solchen computergestützten Initiativen skeptisch geworden. Gerade an den allgemeinbildenden Gymnasien erleben wir in den letzten Jahren eine massive Ausweitung der Präsenzzeiten dank G8 und Ganztagsschule. Das widerspricht der Idee diametral, gewisse Arbeiten ins "Home Office" per Internet auszulagern. Am Ende hat man dann mehr Präsenzpflicht in der Schule UND mehr Arbeit zu Hause (z.B. Noteneingaben). Dass nennt man dann Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich. Davon haben wir am Gymnasium in Niedersachsen dank Rot-Grün schon gerade eine ordentliche Portion bekommen... Da brauche ich keinen "Nachschlag". Und für die Alternative, diese Sachen dann IN der Schule am PC zu machen, gilt: Das sieht dann bei uns so aus, dass Dutzende Kollegen zu den Zeugnisterminen vor der Handvoll PCs, die für diese Zwecke bei uns geeignet sind, Schlange stehen. Vielleicht ist das im Berufskolleg ja anders, aber ich nehme an, dass die Situation in allen allgemeinbildenden Schulen ähnlich wie bei uns ist.


    Kurz: Wenn man die konsequente Digitalisierung der Lehrerarbeit will, dann bitte nur mit einer ausreichenden Zahl von Computerarbeitsplätzen IN der Schule für alle Lehrkräfte, optimalerweise ein Arbeitsplatz pro Beschäftigtem, wie überall auch sonst in der "freien" Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung. Und keine Auslagerung der Kosten (Computer, Arbeitszimmer, ...) ins "Home Office", das man bekanntermaßen trotz (lächerlicher) Steuerabsetzung zum Großteil selbst finanziert. Und für den "Datenschutz" wäre man dann auch selbst vollverantwortlich, was natürlich die "Schuldfrage" im Fall der Fälle für den Dienstherrn wieder besonders einfach macht. Wir sind als Lehrkräfte immer noch Arbeitnehmer und keine Freiberufler. Wenn der Arbeitgeber bestimmte Dinge von uns Lehrkräften will, dann soll er uns auch die entsprechenden Werkzeuge zur Verfügung stellen. Aber wir wissen natürlich alle, dass dies trotz "Rekordsteuereinnahmen" in der "Bildungsrepublik Deutschland" nicht passieren wird, zumindest nicht freiwillig: Selbst notwendige Schulbücher werden den Lehrkräften nur dank Gerichtsentscheiden kostenlos vom Arbeitgeber / Dienstherrn zur Verfügung gestellt...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Und für den "Datenschutz" wäre man dann auch selbst vollverantwortlich, was natürlich die "Schuldfrage" im Fall der Fälle für den Dienstherrn wieder besonders einfach macht.

    In NRW wird umgekehrt ein Schuh draus. Der Dienstherr macht da klare Vorgaben, was z.B. auf dem heimischen Computer etwas zu suchen hat und was nicht. Das muss man nur wissen und konsequent anwenden, und schon sieht man, dass gewisse Dinge gar nicht gehen.


    Insofern gebe ich dir Recht, dass der Dienstherr für eine angemessene Ausstattung der Arbeitsplätze zu sorgen hat. Macht er natürlich nicht.


    Im Übrigen sieht die EDV-Versorgung in den nordrhein-westfälischen BKs immer so aus, wie gut der Schulleiter mit dem Schulträger verhandelt.


    Um noch Mal auf den Ausgangspunkt des Threads zurück zu kommen, ist es durchaus möglich, dass hier Aspekte erwähnt wurden, die der TO nicht zum Gegenstand einer eingehenden Recherche gemacht hat, bevor er seinen Vorschlag unterbreitete.


    Pausi

  • ...wenn jeder Fachlehrer einzeln zum Rechner wackelt und da seine Noten eingibt?


    Dafür gibt es Netzwerke. Ich hab manchmal schon den Eindruck dass außer ein paar Hackern und der NSA niemand wirklich verstanden hat, was das bedeutet.


    Mir ist bereits einmal ein PC unvermittelt kaputt gegangen.


    Auch dafür gibt es z.B. Netzwerke oder andere digitale Möglichkteiten.


    Das sieht dann bei uns so aus, dass Dutzende Kollegen zu den Zeugnisterminen vor der Handvoll PCs, die für diese Zwecke bei uns geeignet sind, Schlange stehen.


    Die haben das mit dem Netzwerk auch nicht verstanden (nicht die schlangestehenden Kollegen, sondern die, die das mit den Anforderungen und Ressourcen bestimmen).


    Wenn man die konsequente Digitalisierung der Lehrerarbeit will, dann bitte nur mit einer ausreichenden Zahl von Computerarbeitsplätzen IN der Schule für alle Lehrkräfte, optimalerweise ein Arbeitsplatz pro Beschäftigtem, wie überall auch sonst in der "freien" Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung. Und keine Auslagerung der Kosten (Computer, Arbeitszimmer, ...) ins "Home Office", das man bekanntermaßen trotz (lächerlicher) Steuerabsetzung zum Großteil selbst finanziert. Und für den "Datenschutz" wäre man dann auch selbst vollverantwortlich, was natürlich die "Schuldfrage" im Fall der Fälle für den Dienstherrn wieder besonders einfach macht. Wir sind als Lehrkräfte immer noch Arbeitnehmer und keine Freiberufler. Wenn der Arbeitgeber bestimmte Dinge von uns Lehrkräften will, dann soll er uns auch die entsprechenden Werkzeuge zur Verfügung stellen.


    Volle Zustimmung!


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Dafür gibt es Netzwerke.

    Meinst du wirklich solche oder meinst du Netze?


    Nun denn, wie genau sorgen denn die Netz(werk)e dafür, dass nicht jeder Lehrer einzeln an den Computer muss, um die Noten einzugeben? Und wie verhindern sie, dass Computer kaputt gehen? Und wie sorgen sie dafür, dass genug Rechner zur Dateneingabe vorhanden sind?


    Und wer betreibt eigentlich diese Netze? Und ist das keine Arbeit?


    Klingt nach jeder Menge Aufwand, um zu vermeiden, dass man ein paar Zahlen auf eine Liste schreibt.


    Pausi

    • Offizieller Beitrag

    Ich staune gerade: an meiner Stammschule trägt seit Jahren jeder Lehrer seine Noten und die Fehlstunden am PC ein, das dauert halb so lang wie der absurde Papierlistenkrempel an den Mittelstufen-Schulen, an die ich abgeordnet war (inclusive durchgestrichenem Gekrickel und unleserlichem Zeug, in der Spalte verrutscht, etc - dann abtippen und dann immer noch Fehler drin..).
    In der Stammschule geht das zack-zack, das Programm ist selbsterklärend, ich habe noch keinen älteren Kollegen meckern hören - kann es sein, dass das auch eine Frage der Schulkultur ist?)- man bekommt ein paar Tage später einen Kontrollausdruck, kann Fehler korrigieren und dann druckt unser Zuständiger die Zeugnisse einfach aus.


    Ich dachte, das machen die meisten halbwegs gut geführten Schulen so und diese beiden Mittelstufen seien da einfach komplett rückständig ... scheint ja aber doch noch üblicher zu sein, als ich so dachte.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • meike
    so kenne ich es auch.... das geht sehr schnell und ist ganz einfach (an meiner Abordnungsschule)! Jeder bekommt ein Kennwort und ein Passwort mit dem man sich einloggt und schon erscheinen die Kurse, die man unterrichtet hat.
    Ich ärgere mich dann doch immer, wenn ich an meiner Stammschule erst meine Fachnoten in die Listen der Klassenlehrer schreiben muss und dann auch noch als KL meine ganze Liste in den PC tippen darf....


    isa

  • Ich dachte, das machen die meisten halbwegs gut geführten Schulen so

    Das ist keine Frage von Führung, sondern ob man das Personal und die Sachmittel hat, um die nötige Infrastruktur zu betreiben. dazu gehören z.B. genug Rechner, um die Daten eingeben zu können. Die wollen bezahlt und gewartet werden. Wie ich bereits erwähnte, macht eine digitale Lösung nicht weniger Arbeit, sondern andere.


    Schön, wenn sich Menschen gekümmert haben und entsprechend alles läuft. Wenn die Voraussetzungen aber nicht stimmen, kann man auf eine Lehrerkonferenz vorschlagen und beschließen, was man möchte. Um noch Mal auf den Anlass dieses Thread zurück zu kommen.


    Pausi

  • Mir ist es eigentlich egal, wie wer seine Notenlisten führt. Ich erstelle meine auf Excel.
    Was mich aber tierisch nervt, da ich für die Zeugnisschreiberei zuständig bin, ist, wenn jemand eine handschriftliche Liste anbringt und dann die alphabetische Reihenfolge nicht stimmt bzw. ein Schüler, der später in die Klasse kommt, einfach am Ende hinzugeschrieben wird, obwohl er eigentlich auf dem 2. Platz stehen müsste. Man tippt dann so munter-fröhlich die Noten ein und am Ende stimmt es nicht. Da bekomme ich echt einen Hals.


    Ich muss aber auch sagen, dass es teilweise traurig ist, wie schlecht die PC-Kenntnisse mancher Kollegen, auch jüngerer, sind. Meine Mutter ist 68. Sie hat sich selbst Grundkenntnisse am PC beigebracht bzw. mit meiner Hilfe, kann Excel, Word, E-mail, Internet, Bilder hochladen etc. Dann müsste man das von einem studierten Lehrer, der noch jünger ist, definitiv auch erwarten können. Vom E-mail-Schreiben/Lesen ganz zu schweigen.


    Viele Grüße
    Super-Lion

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