Der Bluff der individuellen Förderung

  • Bei uns bekommen die GU-Schüler mit Förderschwerpunkt Lernen immer die Note 4 auf dem Zeugnis. Die ergibt sich aus den Noten des gesamten Schuljahres, die aber auch mal eine 1 oder eine 6 sein können. Entscheidend ist die Zeugnisnote.


    Wenn das Kind "zielgleiche" Bewertungen wie die anderen Kinder in der Klasse erhält, dann wird das auch auf dem Zeugnis festgehalten ("XY wurde im Fach A zielgleich unterrichtet und im Fach B zieldifferent"). Falls bei "zieldifferenter" Bewertung zu gute Noten herauskommen (1, 2 und 3) sollte der Förderschwerpunkt Lernen aufgehoben werden.


    Zieldifferente Bewertung erfolgt nur bei Kindern mit Förderschwerpunkte Lernen. Alle anderen Kinder und alle anderen Förderschwerpunkte werden zielgleich unterrichtet und bewertet. (D.h. auch Kinder mit Förderschwerpunkt "Verhalten - Emotionale Entwicklung" halten die gleichen Noten wie die anderen Kinder der Klasse. Allerdings keine Noten als Disziplinarmaßnahme (z.B. wenn du das jetzt nicht vorträgt, dann gibt es eine 6!).

  • Also der Lagerist in der Firma meines Mannes ist so total bemüht, dass er (gemäß seinen Voraussetzungen und wegen der Gerechtigkeit) das gleiche Gehalt bekommt wie der Vorstandsvorsitzende. Alles andere wäre doch gemein.... !!!!!!!


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Zitat marie74 :

    Zitat

    Allerdings keine Noten als Disziplinarmaßnahme (z.B. wenn du das jetzt nicht vorträgt, dann gibt es eine 6!).

    D.h., einem Schüler der den vorsätzlichen Tatbestand der Leistungsverweigerung erfüllt, gibst du keine 6 ? Belohnst Du ihn dafür noch mit ner 4 oder sogar 3 ?


    Zitat Panama :

    Zitat

    Ich komm mir langsam echt vor wie der Depp vom Dienst!

    In dieser (dekadenten) Gesellschaft musst Du als Lehrer gemäß Schulgesetz nun mal die Aufgabe des DvD wahrnehmen und erfüllen !8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Der Artikel enthält in etwa das, was ich vor etwa einem Jahr einem Vater eines Schülers zum Thema "individuelle Förderung" erzählt habe. Er staunte nicht schlecht, als ich ihm auseinandergesetzt habe, wieso individuelle Förderung nicht funktionieren kann - zumindest nicht auf der Basis dessen, was in NRW offiziell bzw. öffentlich propagiert wird.
    Bei durchschnittlich zwei bis drei Minuten pro Schüler pro Schulstunde (wir haben ein 67,5-Minuten Modell) hat mir bis heute noch niemand glaubhaft erklären können, wie dieses Konzept tatsächlich umsetzbar sein soll


    Es gibt ja mittlerweile Lehrwerke, die binnendifferenzierte Aufgaben stellen.
    Ein solches Lehrwerk für das Fach Deutsch für die Realschule hatte ich neulich in den Händen.


    Die Basisaufgabe enthielt bereits so viele Lösungshilfen, dass ich mich fragte, wie die fitteren Schüler die schwierigere Aufgabe überhaupt noch selbstständig (sic!) bearbeiten können. Dazu hätten sie streng genommen die Basisaufgabe vorher künstlich abdecken müssen, um dann eben ohne diese Lösungshilfen ans Ziel zu gelangen. DAS ist keine individuelle Förderung auf der Basis von Binnendifferenzierung.


    Auch die Aussagen zur Notengebung sind exakt das, was ich auch erfahren habe und worüber wir im Kollegium auch regelmäßig den Kopf schütteln. Fünfen in Abiturklausuren oder in Klausuren mit Erwartungshorizont auf der Basis der Abiturklausuren sind die Ausnahme und es ist geradezu eine Kunst, eine Klausur, bei der man für jeden Satz, den man halbwegs geradeausschreibt, bereits Punkte bekommt, so in den Sand zu setzen.


    Es wäre schön, wenn es Fortbildungen gäbe, die individuelle Förderung nicht auf der Basis weltfremder Ideologien vermitteln sondern aus der tagtäglichen Praxis mit einem besonderen Augenmerk auf Realisierbarkeit.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich komm mir langsam echt vor wie der Depp vom Dienst!

    Jede Gesellschaft braucht zur kollektiven Reinwaschung ihre Sündenböcke.


    Es wäre schön, wenn es Fortbildungen gäbe, die individuelle Förderung nicht auf der Basis weltfremder Ideologien vermitteln sondern aus der tagtäglichen Praxis mit einem besonderen Augenmerk auf Realisierbarkeit.

    Nicht immer anderen die Schuld geben! Die Pädagogik-Professoren haben doch genug Antworten auf dein Dilemma: Möglicherweise kommen deine Schwierigkeiten daher, dass du zu dem Drittel der Lehrkräfte zählst, die einfach "nicht geeignet" für den Beruf sind. Oder du "brennst" nicht genug. Auch Politiker können dir da weiterhelfen: Vielleicht bist du einfach nur ein "fauler S...". Oder du musst ein "Praktikum" in der "Wirtschaft" machen, damit du siehst, wie es in der Arbeitswelt so zugeht...


    Also: Erst einmal kräftig Selbstreflexion betreiben (hast du das im Referendariat nicht gelernt?) und nicht immer gleich nach "Fortbildungen", "Unterstützung" schreien...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hallo,
    einfach herrlich, da mach ich als Ethiklehrer ein paar Stunden draus:
    Panama:

    Zitat

    Also der Lagerist in der Firma meines Mannes ist so total bemüht, dass er (gemäß seinen Voraussetzungen und wegen der Gerechtigkeit) das gleiche Gehalt bekommt wie der Vorstandsvorsitzende. Alles andere wäre doch gemein.... !!!!!!!


    Immanuel Kant:

    Zitat

    "Der gute Wille ist nicht durch das, was er bewirkt oder ausrichtet, nicht durch seine Tauglichkeit zur Erreichung irgendeines vorgesetzten Zweckes, sondern allein durch das Wollen, d. i. an sich gut und, für sich selbst betrachtet, ohne Vergleich weit höher zu schätzen als alles, was durch ihn zugunsten irgendeiner Neigung, ja, wenn man will, der Summe aller Neigungen, nur immer zustande gebracht werden könnte."


    Wir haben es hier mit Philosophie in Reinform zu tun - wer da mit Realität kommt, ist ein Spielverderber!
    Grundsätzlich, Panama, bin ich natürlich deiner Meinung.
    Ciao

  • Hihi. :) Und genau deshalb ist Philosophie zuvorderst eine geistreiche und konsequenzenlose Unterhaltung für die wirtschaftlich etablierten Kreise - so eine Art etwas komplexeres Sudoku...


    Nele


  • Baden-Württemberg bot Lehramtsstudenten zukunftsweisende Berufsvorbereitung an:


    http://www.ph-heidelberg.de/ma…e/studiengang/module.html


    und finanzierte dazu über die Landesstiftung Baden-Württemberg zielgericht förderliche Auslandsaufenthalte.


    Dieser Tätigkeitsbericht gibt tiefere Einblicke in die Ausbildungsinhalte und die Möglichkeiten individueller Förderung, insbesondere auch von ‚integrierten Schülern mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf', Erfahrungen, welche diese Studentin offensichtlich nicht missen mochte. Wie wird sie diese wohl inzwischen in der Praxis umgesetzt haben?


    www.patio13.com/new/PDFs/ER_LisaSchmidt.pdf


    Ob der Nachfolge-Studiengang sinnvoller aufgebaut ist?

  • "Bei der Beurteilung von Zentralabiturklausuren können Lehrer nicht nur in Nordrhein-Westfalen etwa 8 bis 10 Prozent der zu vergebenden Punkte für Leistungen außerhalb der Fragestellung vergeben."


    Wie ist das zu verstehen? Ist damit gemeint, wenn ein Schüler die Fragestellung nicht erfasst hat und alles möglich andere hinschreibt, das gar nicht zur gestellten Aufgabe passt, dafür Punkte bekommen kann?


    Sarek

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