1 Jahr als Robinson Crusoe

  • Hallo alle miteinander,


    wir sind 6 Studenten der Philipps-Universität in Marburg und belegen momentan ein Seminar, dass "Zukunft - ja bitte" heißt. In dem Seminar geht es darum, dass wir uns ein neues Konzept von Schule überlegen, dass die Schüler auf die Zukunft vorbereiten soll.
    Unsere Idee ist, dass die heutige Welt zu sehr von Medien und Technik bestimmt wird und Kinder sich selbst aus dem Blick verlieren und deshalb eine Art "Selbstfindungsreise" in der Schule stattfinden sollte.


    Die genaue Idee ist im Anhang beschrieben und wir würden uns sehr über euer Feedback als Experten freuen.
    Es muss dazu gesagt werden, dass die Idee eine Utopie darstellt und wir bei der Planung des Projekts keinerlei Budget Vorgaben oder Ähnliches hatten...



    Danke für eure Meinungen dazu


    Irina, Dimi, Tobi, Julia, Verena und Jojo


  • Na, viel Spaß bei den ersten Zahnschmerzen, die dann handlungs- und problemorientiert mit dem Faustkeil aus Stein geheilt werden...


    Ne "die Idealisierung einer technikfreien Welt ist eine Marotte der Moderne" le

  • Hallo Irina & co.


    lasst Euch von den bisherigen Antworten nicht entmutigen. Ich arbeite jetzt selbst seit zwei Jahren Teilzeit als Lehrer und erlebe bei vielen Kollegen, die in der Schule tolle Arbeit machen, dass der Horizont insgesamt aber immer kleiner wird.


    Ich bin sicher, dass die Teilnahme an so einem Projekt ganz ungemein zur Persönlichkeitsbildung beitragen würde und dass dabei weitaus mehr Wissen erworben würde (das dann auch nach Monaten und Jahren noch präsent ist), als es bei einem durchschnittlichen Schüler der Sek I der Fall ist. Hier würde wirklich ein Bewusstsein davon geschaffen, dass z. B. Nahrungsmittel und Ressourcen nicht unendlich sind. In der Schule erhielten die SuS darüber ggf. viele weitergehende Informationen, die ihnen auf der Insel entgehen könnten (Statistiken etc.), aber es bliebe eben bei verbalisiertem Wissen, das ohne jeden Bezug zu gemachten Erfahrungen ist.


    Es geht bei so einer Utopie ja nicht unbedingt darum, dass das Ganze dann genauso umgesetzt werden soll. Vielmehr sollen einmal ohne (finanzielle, zeitliche etc.) Einschränkungen Ideen gesammelt werden, um dann zu sehen, was davon sich in unserer Wirklichkeit tatsächlich verwirklichen ließe. In diesem Sinne finde ich Euren Entwurf toll. Wenn man ihn als konkreten Plan betrachtete, griffe er natürlich in vielen Punkten zu kurz.

  • ...dass die heutige Welt zu sehr von Medien und Technik bestimmt wird...


    Ich finde das ok so und bin froh, dass ich heute nicht unter Bedingungen malochen muß, die noch vor 40 Jahren üblich waren.


    Insgesamt liest sich das (auch euer pdf) für mich eher wie ein Aussteigerseminar. Ich halte die Idee "zu viel Technik" für nicht tragfähig, wenn zukünftig eine moderne Gesellschaft gestaltet werden soll in einem Land (z.B. Deutschland), das nicht von Rohstoffen leben kann.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Mutiges Projekt. Ob sich Eltern finden, die ihren Kindern das erlauben? Gibt es Lehrer, die diese Verantwortung - die können sie nämlich nicht abgeben - übernehmen wollen?


    Ich habe sehr ungute Gefühle dabei, junge Leute zu Selbsterfahrungszwecken auf eine unbewohnte Südseeinsel zu schicken, im Hinterkopf pädagogische Absichten und den unterschwellig formulierten Auftrag, die nächste Generation möge die Welt retten.


    Was machen die Schüler denn dort: Sie sorgen für ihr Überleben, das heißt, sie nutzen die Natur, bauen, kaufen, verkaufen ... wiederholen also das, was die Menschheit seit ihrem Bestehen macht. Dieser Weg ist ihnen ja sogar schon vorgezeichnet. Die Natur, mit der sie in Berührung kommen, stellen wir uns "unberührt" vor, was sie sicher vorher schon nicht war und nachher erst recht nicht mehr ist.


    Lagerfeuerromantik kann man auch in der Eifel haben. Aber es muss wohl die einsame Insel mit Palme sein, damit man jemanden in dieser übersättigten Gesellschaft überhaupt locken kann, sein Handy beiseite zu legen.


    Nicht dass ich die Absicht und die Sehnsucht, die sich in so einem Projekt verbirgt, nicht verstehen kann. Das Technikgedöns und die universelle Anwesenheit von Handys und Co nervt und belastet mich auch. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier was schreibe und nicht bei Facebook. Ich wäre auch gern jetzt auf einer einsamen Insel ohne Krach und Gebimmel, aber ich weiß nun mal auch, dass dies eine sehr romantische Vorstellung ist, der eine Giftschlange oder eine Blinddarmentzündung ein rasches Ende setzen kann, und dass das, was die Umwelt letztlich retten kann, nichts anderes sein wird als Technik, politisch klug eingesetzt: Erneuerbare Energien, sparsame Geräte, intelligentes Bauen etc.


    Aber ich denke, ihr werdet noch viel diskutieren - berichtet doch gelegentlich hier, wie es weitergeht.

  • Man muss den jungen Menschen zugute halten, dass sie noch studieren und deshalb naturgemäß idealistisch veranlagt sind. Deshalb möchte ich nicht gleich sagen, dass das Ganze absolut utopisch ist (das habt ihr ja selbst angemerkt), sondern im Rahmen des vorgestellten Konzeptes argumentieren:


    - Warum so lange auf die Insel? Ein 6-8wöchiger Trip hätte denselben Effekt, wäre aber realistischer.
    - Nicht nur Zahnschmerzen sind ein Thema, sondern vor allem bei der Altersgruppe auch solche Nettigkeiten wie Entzugserscheinungen (Alkohol, Nikotin) und Schwangerschaften.
    - Warum so weit weg? Ich finde, dass unsere Jugendlichen lernen sollten, sich in unserer tatsächlichen Gesellschaft alleine zurecht zu finden (auch das können viele nicht). Man könnte euer Modell auch in einer lädnlichen Gegend Deutschlands auf einem Bauernhof umsetzen.
    - Ihr erwähnt zwar ein paar Unterrichtsfächer, die integriert werden könnten, aber das sind bei Weitem nicht alle. Ich vermisse hier z.B. Deutsch.
    - Manche Schüler möchten nach der 9. Klasse einen Abschluss machen. Wie soll das gegeben sein?
    - Auch auf einer noch so schönen tropischen Insel werden die Teenies sich nach der Moderne sehnen - und das in gewissem Maße zurecht. Schließlich sind wir alle froh und dankbar über fließendes Wasser, sanitäre Einrichtungen und den Segen der modernen Medizin.


    Denkbar wäre so etwas (in seeeeehr abgespeckter Form) höchstens auf einer Privatschule. Im staatlichen Schulwesen gibt es für solche Aktionen höchstwahrscheinlich keine Rückendeckung - weder von Lehrern, Schülern noch Eltern. Wenn solch ein Projekt in irgendeiner Form durchgeführt werden würde, dann natürlich nur auf freiwilliger Basis. Niemand darf zwangsverpflichtet werden, aus unserer Gesellschaft aussteigen zu müssen.


    Auch wenn ihr es erstmal nicht berücksichtigen müsst - irgendwer wird es letztendlich doch bezahlen müssen. Auch das sollte man mal mit berücksichtigen.


    Ich finde es schade, dass euer eigentlich guter Ansatz durch ein völlig abwegiges Projektmodell im Keim erstickt wird. Vielleicht könntet ihr euch bei der weiteren Planung an den etwas realistischeren Bedingungen unserer Bildungslandschaft orientieren. Ich gebe euch einfach mal die Anregung mit, an so etwas wie Selbstversorger-haushalte zu denken. Eine Wohngemeinschaft in einer fremden Stadt wäre als Herausforderung schon groß genug. Die Schüler könnten sich MiniJobs suchen, den Haushalt bestreiten, sich um Versicherungen etc. kümmern... Das wäre mal wirkliche Vorbereitung auf die Zukunft.


    LG

  • Erstmal Danke für die vielen Kommentare. In unserem Seminar hieß es ausdrücklich, dass wir "spinnen" sollen und das haben wir deshalb auch gemacht :) Das es so in der Form unrealistisch ist, ist uns durchaus bewusst. Wir sollten "an einem Rädchen der Schule drehen", wie unser Dozent immer sagt und haben uns für den Unterricht in der 9. Klasse entschieden. Themen wie Unfälle, Gefahren, etc. und eben auch Budget konnten wir nicht näher berücksichtigen, da es dann keine Schulutopie mehr darstellen würde.
    Zum Thema Erlaubnis der Eltern: Es wäre von der 5. Klasse an klar, dass dieses Projektjahr in der 9. Klasse stattfindet und deshalb nur Eltern, die die Idee gut finden, ihre Kinder auf diese Schule schicken würden. Es gibt bereits eine Schule in Brandenburg, wo die Schüler in der 8. oder 9. Klasse ebenfalls ein Projektjahr machen (zB. 1 Jahr auf einem Segelboot oder gemeinsam ein Haus bauen). Von daher wäre der zeitliche Rahmen durchaus machbar.


    Es wäre schön, wenn ihr die Umsetzung, Gefahren und Geld erstmal außen vor lassen würdet, da uns diese Dinge bewusst sind, sie aber für diese Projektidee nicht relevant sind. Ich kann verstehen, dass ihr skeptisch seid. Uns fiel es zuerst auch richtig schwer, nicht immer wieder über die Umsetzung nachzudenken. Es geht darum Kinder (die wir später unterrichten) auf das Leben in 2050 vorzubereiten und die Frage ist, ob ein solches Projektjahr dieser Herausforderung gerecht werden könnte oder nicht und in wie fern es zur Persönlichkeitsentwicklung, etc. beitragen könnte.

  • Zitat

    Es geht darum Kinder (die wir später unterrichten) auf das Leben in 2050 vorzubereiten und die Frage ist, ob ein solches Projektjahr dieser Herausforderung gerecht werden könnte oder nicht und in wie fern es zur Persönlichkeitsentwicklung, etc. beitragen könnte


    Ich habe Euer Projekt ja oben befürwortet, aber das ist jetzt doch zu kurz gedacht. Um "das Leben in 2050" zu meistern, werden von jedem Einzelnen zahlreiche Kompetenzen erforderlich sein, die dann aber doch am ehesten in der Welt der Jahre und Jahrzehnte davor, mit aller Technologie, die dazugehört, erworben werden. Gerade für Probleme wie Energieversorgung, Versorgung mit Nahrungsmitteln, den Umgang mit dem Klima und Naturkatastrophen etc. werden dann zudem Spezialisten notwendig sein, die ihre Aufgaben dann aber mit aller Technologie lösen müssen, die zur Verfügung steht. Dass man solche Aufgaben in der Welt von 2050 besser lösen kann, wenn man an Eurem Projekt teilgenommen hat, sehe ich nicht.


    Wohl aber, dass die SuS in verschiedenen Bereichen ein großes Problembewusstsein entwickeln, soziale Kompetenzen entwickelt werden usw. - so, wie Ihr das auch selbst immer wieder schreibt in Sätzen wie " In diesem Zusammenhang soll es den Jugendlichen ermöglicht werden sich selbst zu finden und ihre eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln" oder "Neben der Persönlichkeitsentwicklung steht also auch eine Förderung von fachlichen
    Kompetenzen im Vordergrund unserer Vision."


    Über das Ziel Eures Projekts bzw. die Gewichtung der Ziele müsstet Ihr Euch wohl nochmal austauschen ...

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Es geht darum Kinder (die wir später unterrichten) auf das Leben in 2050 vorzubereiten und die Frage ist, ob ein solches Projektjahr dieser Herausforderung gerecht werden könnte oder nicht und in wie fern es zur Persönlichkeitsentwicklung, etc. beitragen könnte.


    Die Kinder, die ihr unterrichten werdet, müsst ihr nicht auf das Leben im Jahr 2050 vorbereiten. Erstmal nicht.


    Und wenn ihr sie auf ein Leben im Jahr 2025 vorbereiten wollt, bringt ihnen bei, wie man sich eine Wohnung sucht, Wäsche wascht,bügelt, putzt, kocht (!!) mit Lebensmitteln statt mit Conveniece food sich eine Mahlzeit zubereitet, wie man ein Haushaltsbuch führt, wie man mit nervigen Versicherungsvertretern umgeht und wie man mit Bafög oder Hartz 4 zurechtkommt.

  • Es wäre schön, wenn ihr die Umsetzung, Gefahren und Geld erstmal außen vor lassen würdet, da uns diese Dinge bewusst sind, sie aber für diese Projektidee nicht relevant sind. Ich kann verstehen, dass ihr skeptisch seid. Uns fiel es zuerst auch richtig schwer, nicht immer wieder über die Umsetzung nachzudenken. Es geht darum Kinder (die wir später unterrichten) auf das Leben in 2050 vorzubereiten und die Frage ist, ob ein solches Projektjahr dieser Herausforderung gerecht werden könnte oder nicht und in wie fern es zur Persönlichkeitsentwicklung, etc. beitragen könnte.


    Hm, natürlich gibt es immer Skeptiker und man muss die Einwände der formalen Art auch mal beiseite lassen. Aber etwas planen, wovon man gleich weiß, dass es nichts wird, jedenfalls nicht so, wie man es sich vorstellt?


    Und, öh, "auf das Leben 2050 vorbereiten" - eine unglaubliche Anmaßung! Seid ihr Hellseher? Wie hätte man denn 1980 auf 2010 vorbereiten sollen? "Wie ich das Internet bediene", "welchen Handyvertrag ich wähle" oder "Excel für Anfänger"? Oder vielleicht die Jungs und Mädchen trennen und über Wechseljahre, Midlifecrisis und Scheidungskosten aufklären? Vielleicht sind wir 2050 schon alle vom finalen Hochwasser weggespült. Dann sollten wir uns jetzt vor allem vergnügen. Oder von China einverleibt. Dann sollten wir Mandarin lernen. Oder fahren E-Mobile durch eine saubere Umwelt, in der ausschließlich erneuerbare Energien erzeugt werden. Dann sollten wir uns auf den Hosenboden setzen und Maschinenbau pauken, damit das auch gelingen kann.


    Meine inhaltlichen Bedenken schrieb ich ja bereits: Eine unbewohnte Insel zu bevölkern ist eigentlich widersinnig für ein Projekt, bei dem Naturschutz draufstehen soll. Für die Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung muss man auch nicht in die Südsee, das wäre ja schlimm. Das ist auch immer so eine Sache mit solchen Eliteprojekten. Die würden wohl eh von den ohnehin Privilegierten mit ihren übermotivierten Eltern wahrgenommen und nicht von denen, für die es wichtig wäre.


    Und was die Lebenspraxis angeht, stimmt, da wäre ein Kurs in Haushaltsführung wichtiger: Kochen, Waschen, sein Geld zusammenhalten. Dinge, die man in der Schule eher selten lernt.

  • Es geht darum Kinder (die wir später unterrichten) auf das Leben in 2050 vorzubereiten...


    Sorry, aber wie weltfremd seid ihr?!?!?
    Glaubt ihr im Ernst die Lehrer in der Weimarer Republik hätten ihre Schüler auf ein Leben nach dem zweiten Weltkrieg vorbereiten können?
    ...oder die Lehrer in der DDR ihre Schüler auf ein Leben im vereinigten Deutschland?


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Es geht euch also um Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenzen. Weiterhin sind Noten heute nicht mehr so wichtig, wie ihr nonchalant und ungeprüft feststellt, "soft skills" bringen es heutzutage.
    Zudem noch ein wenig Entschleunigung - vor allem durch den kalten Entzug des technischen Geräts. "Reaktion auf Adoleszenz" finde ich ganz gut. Witzig die Art der Reaktion: Weg damit auf die einsame Insel! (Da wäre ich schon mal dabei - gedanklich wohlgemerkt - körperlich bliebe ich lieber hier.)
    Entwicklung der Persönlichkeit und von sozialen Kompetenzen und dafür ein Jahr raus aus der Schule. Bitte gerne! Wie wäre es damit: Dienst an der Gesellschaft! Einsatz in Altenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten, "Tafeln", Bahnhofmission, städtischen Gärtnereien und Bauhöfen (Pflege und Instandhaltung des öffentlichen Raums), etc..
    Lernziel: Erkennen, dass egomane Teeniebedürfnisse nicht der Nabel der Welt sind. Weiterhin: Erkennen, dass das Leben in einer Gesellschaft nicht nur bedeutet, sich von dieser bedienen zu lassen. Und schließlich: Erkennen, dass Arbeit (ehrenamtliche, aber auch die, welche dem eigenen Lebensunterhalt dient) womöglich tatsächlich anstrengend ist und meist wenig mit erfüllender Selbstverwirklichung zu tun hat (und das "soft skills" beim Schneeschippen und Rasenmähen überschätzt werden).
    Das ist aber wohl auch nur eine Utopie - warum eigentlich?

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Ich bin immer wieder entsetzt darüber, wie weltfremd man an den Unis auf das Schulleben vorbereitet wird. Da wird Studenten geraten, sie sollen mal ein bisschen "rumspinnen".... Dabei raus kommt ein Projekt, fern der Realität und völlig unnötig. Seit wann bereite ich mich auf die Zukunft vor, in dem ich die Keule aus der Höhle hole und mal wieder auf Mammutjagd gehe.....?
    Und dann: Südsee...????
    Also da fällt mir nichts dazu ein außer, dass da Dozenten am Werk sind, die noch weniger Ahnung von den wesentlichen Dingen des Bildungssystems haben wie die Studenten selbst.
    Unglaublich.

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Eine Utopie ist doch etwas, das zumindest innerhalb der Gesellschaft, in der sie erdacht wird, gar nicht verwirklicht werden kann. Ich habe von Beginn an so etwas wie eine Zukunftswerkstatt vor Augen. Dabei sollen Ansätze zur Lösung von Problemen erarbeitet werden, indem in einer Phase frei Ideen gesammelt werden und die Möglichkeit der praktischen Umsetzung bewusst außen vor gelassen wird. Erst in einer anschließenden Phase geht es um die Realisierbarkeit.


    In die frühe Phase des freien Ideensammelns hätte ich dieses Projekt eingeordnet. In der einen oder anderen Privatschule, wie es oben erwähnt wurde, mag das ganze dann auch so umsetzbar sein, an staatlichen Schulen dürften es nur Bruchstücke sein.


    Dass hier viel polemisiert wird und Beiträge an dem vorgestellten Projekt vorbeigehen, kann ich mir nur so erklären, dass die meisten hier sich eine Eins-zu-eins Umsetzung des Projekts an allen möglichen Schulen vorstellen und dann natürlich zu dem Schluss kommen, dass das nicht gehen kann. Aber vielleicht können die Fragesteller sich auch nochmal äußern, wie sie sich das Ganze tatsächlich vorstellen.

  • und das "soft skills" beim Schneeschippen und Rasenmähen überschätzt werden


    You made my day :tanz:


    @Zukunft_jabitte:


    Du hast so gestartet:
    In dem Seminar geht es darum, dass wir uns ein neues Konzept von Schule überlegen, dass die Schüler auf die Zukunft vorbereiten soll.


    und beschwerst dich hinterher darüber, dass man dich ernst nimmt. Das finde ich ziemlich ärgerlich. Was soll das? Was hast du eigentlich von uns erwartet?


    Ich bin jedenfalls raus.

  • Zitat

    Dass hier viel polemisiert wird und Beiträge an dem vorgestellten Projekt vorbeigehen, kann ich mir nur so erklären, dass die meisten hier sich eine Eins-zu-eins Umsetzung des Projekts an allen möglichen Schulen vorstellen und dann natürlich zu dem Schluss kommen, dass das nicht gehen kann. Aber vielleicht können die Fragesteller sich auch nochmal äußern, wie sie sich das Ganze tatsächlich vorstellen.


    Das finde ich jetzt aber gar nicht in Ordnung. Wie kannst du sagen, dass polemisiert bzw. am Thema vorbeigeredet wird? Wir wurden im Eingangspost schlicht um unsere Meinung gebeten. Die haben alle Antworter geäußert. Das ist soweit ja wohl erstmal in Ordnung. Wenn dabei nicht das rauskam, was die Threadsteller hören wollten, ist das wohl eher deren Problem.


    Ich würde jetzt aber auch wirklich mal gerne wissen, was wir denn eigentlich dazu sagen sollen? Unsere Meinung ja anscheinend nicht, das wurde schnell klargestellt. Inhaltliche Kritik ist ebenfalls nicht erwünscht, Anregungen zur Umsetzung, möglichen Risiken und Bezügen zur Realisierbarkeit ebensowenig. Ja was denn dann bitte?! Sollen wir einfach nur sagen: "Oh, super, was für eine innovative Idee!" und fertig? Sorry, aber ich bin mir für reine Lobhudelei echt zu schade.


    Da ich mich gerade ziemlich über die Entwicklung hier aufrege, schließe ich mich im Sinne meiner Stressreduzierung PikSieben an und bin jetzt auch raus.

  • Ich habe den Text lediglich überflogen - aber dennoch läuft gerade vor meinem inneren Auge "Herr der Fliegen" ab.


    Grundsätzlich befürworte ich landwirtschaftliche, gartenbauliche, gemeinnützige, etc. Arbeit um die elementare Kompetenzen und das Bewusstsein für die Produktion dieser Konsumgüter und die Funktion unserer Gesellschaft Lernenden näher zu bringen. Ebenso das gemeinsame Lösen von Problemen.


    Ich verstehe euren Ansatz, genauer eure Problemstellung (und frage mich, ob der Prof./Dozent mehr Zeit an der Schule verbracht hat, als das Referendariat). Sollt ihr tatsächlich etwas völlig ... ja was eigentlich? Unmögliches? Weltfremdes?... durchdenken? Geht es nicht um mögliche Kompetenzen für 2050? Darum welche eine gewisse Allgemeingültigkeit haben und wie ich diese, im System Schule, mit anderen Ansätzen fördern kann?


    Die Formulierung "neues Konzept für Schule" umfasst nach meiner Vorstellung alle Schulen (so viele Inseln gibt es für neunte Klassen nicht). Grundsätzlich fällt mir auf, dass erstmal alle Begriffe genannt sind, mit denen man in bestimmten Kreisen Bullshit-Bingo spielen kann. Dann sucht ihr euch eine Gegend in der es immer hübsch warm ist, damit die angebauten Nahrungsmittel möglichst schnell wachsen (aber auch das wird Zeit kosten! Wohl mehr als ihr denkt). Dann sollen die Schüler ein wenig Raubbau an den heimischen Ressourcen treiben (wie kommen die an das dortige Fleisch? Jagen analog zum genannten Fischen? Das dürfte in den meisten Ländern der Welt illegal sein - und wie bereitet das auf das Leben 2050 vor?) bis die Agrarprodukte erntereif sind.
    Ich verstehe nicht, warum ich eine Gruppe 9. Klässler auf eine Insel karren soll, die diese dann nach ihren Wünschen umbauen (gerade in den Tropen spitze: wenn man da etwas falsch macht dann hat man eine mittlere Katastrophe - gut, da lernen die Kids ja dann auch, dass sich ihr Verhalten für etwa 200 Jahre auswirken kann. Sehr schön finde ich die Idee mit dem Strandgut als Baumaterial (Müll, Holz, mehr Müll) zu bauen - das zumindest sieht man ja im Urlaub am Mittelmeer selten. Das erinnert mehr an ein Ferien- oder Erholungslager mit ein wenig Abenteuerspielplatz.


    Ganz ehrlich: ich glaube ihr habt den Arbeitsauftrag falsch verstanden. Sprecht mit eurem Dozent oder einem WiMi und dann noch mal ans Reissbrett.
    Insgesamt ist es spannend: die Schülerinnen und Schüler werden auf ein Leben in Polynesien vorbereitet - aber kennen anschliessend kaum unsere heimischen Pflanzen und Tiere. Warum? Womit ist das zu begründen? Oder wollt ihr, ergänzend zum Raubbau noch Neophyten und -zooen einbringen (ich weiß, dass es nur um ein Hirngespinst geht, aber die Idee soll ja auch umsetzbar sein, oder)? Das Ganze erinnert mich an ein Projekt aus der Zoopädagogik. Da hatten angehende Biolehrer ein Projekt für eine 9. zum Thema "Verhaltensbeobachtung" geplant. Vom Zoo aus wollten sie dann ein Expertengespräch vor der Durchführung haben. Als die ihre Idee (gruppenweise Beobachtung von Löwe, Tiger, Leopard und Gepard, ich meine 1/0 Sampling Verfahren im fünf Minutentakt über zwei Stunden) vorgestellt haben, fragte ich sie, ob sie ihre Schüler nicht leiden könnten. Auf die Frage "Warum?", antwortete ich nur, dass die meisten Großkatzen eine Gesamttagesaktivität von circa zwei bis vier Stunden haben. In der Zeit der Durchführung lag die Hauptaktivität bei "Schlafen".

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

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