Literaturtipps Trauerarbeit mit Schüler ?

  • Hallo!
    Ich bekomme nächstes SJ einen Erstklässler , dessen Mutter vor knapp 1-2 Jahreb plötzlich gestorben ist. Er hat im Moment massive Probleme, geht gegen sich selbst, redet von Tod etc. Jugendamt, KiGa arbeitet zusammen. Papa ist überfordert.
    Ich möchte mich so gut wie möglich vorbereiten und sitze demnächst ebenfalls mit am Tisch (mit KiGa etc)
    Hat jemand Literaturtipps etc ? Ich hatte noch nie einen Schüler mit einem solchen Schicksal.
    Danke
    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Literaturtipps habe ich keine für dich. Aber ich arbeite auch mit traumatisierten Kindern und kann dir nur raten, dass du dir seines Schicksals bewusst bist und ihm im Unterricht Sicherheit. Klarheit und Struktur bietest. Einige Sonderregelungen für ihn sind sicherlich hilfreich, wenn sie nötig werden.
    Da das Jugendamt bereits mit dem Fall betreut ist, ist es deren Aufgabe sich um das Wohl des Kindes zu kümmern. Dazu gehört den Vater von einer passenden Therapie für den Jungen und auch gegebenenfalls ein Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu überzeugen. Dieser kann wenige Wochen bis zu einigen Monaten in Anspruch nehmen und ist enormst wirkungsvoll.
    Bei einer wirklichen Überforderung des Vaters kann auch eine vorübergehende oder längerfristige Heimunterbringung angedacht werden. Es gibt therapeutische Heime, die eng mit den Sorgeberechtigten zusammenarbeiten und viel Elternarbeit leisten. Wenn sich der Vater stabilisiert hat, findet eine Rückführung in die Familie statt.


    Therapeutisch kannst du selbst nicht wirksam werden. Überlasse das den Profis. Selbst auf einer Schule für soziale und emotionale Erziehung (wohin er aus deiner knappen Beschreibung meiner Meinung nach gehört!) wird auf das weitere (schulische) Leben vorbereitet. Trauerarbeit wird nicht (oder nur geringfügig) durch die Lehrkräfte aufgefangen.


    So ist zumindest meine Erfahrung. Ich bin gespannt auf die Erfahrungen anderer.


    An Literaturtipps ware ich auch interessiert. Ich hoffe, dass meine Antwort den Thread nicht in eine andere Richtung abdriften lässt.

  • Vielen Dank für deine sehr informative Antwort. Der Kindergarten hat Gott sei Dank frühzeitig reagiert. Auch ein Psychologe ist damit betraut. Ich bin kein Psychologe. Aber vielleicht gibt es Literatur über Trauerarbeit. Damit man zumindest ein kleines bisschen versteht, was in dem Kind vorgeht :(

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Manchmal kommt man ja auf die naheliegendsten Dinge nicht, daher als Gedankenstütze: amazon.de --> Suche --> Trauer + Kind [Anzeige]


    Als Einstieg auch: Handreichung aus BW (Mit Buchtipps)


    Handreichung schulpsychologische Beratungsstelle Düsseldorf (mit Handlungsempfehlungen)


    Trauernetz (Buchtipps, u.a. 2 für die Grundschule)



    Das sollte dir erst einmal bezüglich der Frage nach Literaturtipps weiterhelfen. Zum "etc." kann ich mangels Erfahrung nichts beisteuern. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von immergut ()

  • Danke dir :)


    Ich dachte tatsächlich an Literaturtipps, die auf Erfahrung beruhen ;)
    Bei amazon hab ich schon geguckt ;)

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Ich hatte vor zwei Jahren eine Schülerin (die zwar deutlich älter ist als Dein Schüler), deren Vater kurz vorher überraschend verstorben ist. Diese Schülerin war zuvor schon vor emotional labil (ich arbeite an einer Förderschule) und es war nicht immer leicht mit ihrer Trauer umzugehen, ABER am Besten hat mir Offenheit geholfen.


    Gut wäre, wenn Ihr den Psychologen samt Schweigepflichtsentbindung an den Tisch bekommt. Der kann Dir wahrscheinlich mit den Erzieherinnen die besten Tipps geben (wahrscheinlich sogar besser als jedes Buch). So, wie Du den Fall darstellst, ist der Vater dahingehend sicher offen.

  • In meiner 6. Klasse ist 5 Tage vor Weihnachten der Vater eines Schülers bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der Religionslehrer der Klasse war an diesem Abend auch prompt Notfallseelsorger. Mittlerweile ist der Junge nach langer Krankschreibung und Klinikaufenthalt wieder in der Schule. Der Religionslehrer eben auch die Todesnachricht überbraucht hat, haben wir in Absprache mit ihm, der Klassenleitung und der Schulleitung uns darauf geeinigt, dass alle Probleme diesbezüglich über den Religionslehrer laufen, der seitdem mit der Familie einen engen Kontakt hält. War für uns gut, schließlich sind wir keine Psychologen usw.. Und wir thematisieren seine Probleme familärer Art nicht ständig im Unterricht. Aber nehmen ggf. Rücksicht. Ich habe ihn zum Beispiele freigestellt ob er in der 6. Klasse eine kleine Geschichte zum Thema "An awful day" schreiben möchte.

  • Ich kann aus eigener Erfahrung sagen (mein Mann ist letztes Jahr gestorben), dass Trauer nicht pauschalisiert werden kann und daher auch jeder unabhängig des Alters unterschiedlich damit umgeht. Es kann also durchaus sein, dass der Schüler Reaktionen zeigt, die Du in dem Augenblick garnicht nachvollziehen kannst. Bei uns bietet die Caritas für solche Kinder das Projekt Sterntaler an, vielleicht fragst Du da mal nach Broschüren oder Ähnlichem. Die Beratung dort ist kostenlos.


    VG Mila

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