Lehrerberuf eintönig/langweilig, da immer die gleichen Inhalte...?

  • Hallo liebe Lehrer,
    kurz zu meinem Hintergrund: Ich studiere aktuell im dualen Studium BWL (Bachelor) und habe auch ein gutes Übernahmeangebot bekommen. Allerdings denke ich, dass ich auf Dauer in der Wirtschaft nicht glücklich werde. Ich möchte gerne einen sozialen Beruf ausüben, da ich ein sozialer Mensch bin, der gerne mit Jugendlichen arbeitet.
    Daher möchte ich nun noch einmal auf Gymnasiallehramt studieren, bevorzugt 1. Fach Sozialkunde (Politikwissenschaft) und 2. Fach Englisch in Berlin.
    Ich freue mich eigentlich riesig drauf, diesen Weg einzuschlagen, habe aber eine Sorge und würde gerne eure Erfahrungen dazu hören:
    Man hat als Lehrer immer viel zu tun, klar, aber wird es irgendwann nicht inhaltlich langweilig, immer und immer wieder über Jahre den selben Stoff zu unterrichten?
    Ich kann mir gut vorstellen zu unterrichten, den Unterricht immer wieder neu zu gestalten mit anderen Methoden, Arbeitsbögen, Aufträgen - der Inhalt bleibt jedoch immer der Gleiche.
    Irgendwie habe ich davor richtig Schiss, dass das einem irgendwann zum Hals raushängt und dass man sich einfach nur noch langweilt, weil es nichts neues mehr ist.
    Neue Unterrichtsgestaltung kann ja nur bedingt Abhilfe schaffen: In Englisch müssen eben z.B. immer wieder die Zeiten und Grammatik erklärt werden, in Politik die Systeme und Prozsse.
    Wie sind eure Erfahrungen - Könnt ihr mir die Angst nehmen? Kommt man damit gut klar, oder ist das alles nach Jahren tatsächlich langweilig und eintönig...
    Vielen Dank für die Hilfe und ein schönes Wochenende!

  • Wahrscheinlich werden mir die Gymnasiallehrer jetzt gleich an die Gurgel gehen (und das womöglich auch noch zu Recht), aber ich denke: Der Berufswunsch "Lehrer" sollte überwiegend aus der Freude an der Arbeit mit Kindern/Jugendlichen erwachsen und erst in zweiter Linie aus dem Interesse an einem bestimmten Fachbereich. Die evidenzbasierte Bildungsforschung zeigt uns zwar schon, dass der Lehrer, der für sein Fach brennt, die Inhalte auch besser vermitteln kann. Wichtiger ist aber noch die Lust, eine vertrauensvolle Beziehung zu Kindern und Jugendlichen in diesem interessanten Alter zu pflegen.


    In der Sek II gibt es dann sicher auch den ein oder anderen Moment, der fachlich interessant ist. Aus dem Alltag an der Sek I kann ich aber schon sagen, dass mir persönlich die sehr niedrige fachliche Herausforderung schon nach sehr kurzer Zeit auf die Nerven gegangen wäre, wenn ich mich nicht in erster Linie als Pädagoge und erst in zweiter als Fachmann verstanden hätte.

  • Ich sage es mal so - seine eigene intellektuelle Befriedigung sollte man sich woanders suchen, dafür ist die Schule nicht da. Grundkurse und Leistungskurse sind nur leicht unterschiedliche Abstufungen des Trivialen; eine einfache Anfängerausbildung in Inhalten und Handwerk der Materie eben und das ist auch richtig so.


    Das heißt aber nicht, dass der Unterricht der Grundinhalte auf Dauer öde sein muss. Man hat als Lehrer ja die Möglichkeit, immer neue Zugangsmöglichkeiten zu den Dingen zu finden, immer neues exemplarisches Material, immer neue Lernmethoden. Das hält die Arbeit interessant und frisch.


    nele

  • Zum ersten Punkt: Lehrer als "sozialer" Beruf. Das ist nur teilweise richtig. Richtig insofern, als dass immer Menschen im Zentrum deiner Tätigkeit stehen und nicht irgendwelchen abstrakten technischen, wirtschafttlichen oder rechtlichen Sachverhalte und Prozesse. Aber "sozial" heißt als Lehrer nicht unbedingt, dass du immer der "nette Typ" bist, der den Schülern unterstützend zur Seite steht. Du musst auch bewerten, "erziehen", manchmal "Druck machen", unangenehme Gespräche führen usw. Das kann beizeiten recht anstrengend sein. Gerade als Lehrer bist du gezwungen, Schülern auch immer wieder ihre Schwächen zurückzuspiegeln, und sei es "nur" bei der Bewertung von Arbeiten, Unterrichtsbeiträgen, usw. Nicht jeder nimmt das "freundlich" auf. Kurz: Du musst immer auch am Selbstbild (und auch am Bild der Eltern von ihren Kindern) rütteln und das ist nicht immer für alle Beteiligten angenehm. Am Gymnasium kommt noch der Zwang dazu, stark fachorientiert arbeiten zu müssen, neben(!) den oben angeführten Aspekten: Du musst Curricula abarbeiten und Schüler auf Prüfungen vorbereiten. Frei entscheiden, was du wann machst, kannst du nur sehr eingeschränkt, da es zahlreiche behördliche und schulinterne Vorgaben gibt.


    Abwechslung gibt's im Beruf genug. Obwohl ich schon einige Jahre in dem Beruf bin, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, wie ein Tag ablaufen wird. Fachlich ändert sich zwar nicht viel (zu großen Fortschritten in den Fachwissenschaften wirst du als Lehrer nicht viel beitragen können, dazu fehlt dir allein schon die Zeit!), aber methodisch, didaktisch, curricula wird schon öfters gerne einmal eine "neue Sau durchs Dorf getrieben". Zudem ist "Schule" wohl eine der komplexesten sozialen Organisationen, die es gibt: Es gibt viele Akteure, die maßgeblichen Einfluss ausüben (Die Wichtigsten: Kollegen, Schüler, Schulleitung, Eltern, Schulbehörde, Schulträger), die "Hauptklientel" (=Schüler) varriert stark und stellt unterschiedlichste Ansprüche (am Gymnasium z.B. von ca. 10-Jährigen bis 20-Jährigen, mit dem "Turbofaktor" Pubertät zwischendurch der noch einmal alles durcheinanderwirbelt: Aus einer "netten" Klasse kann da schon einmal in kurzer Frist eine "anstrengende" Klasse werden). Auf dieses Spektrum musst du dich mehrmals(!) am Tag neu einstellen. Neue politische Vorgaben wie die "Inklusion" werden die Anforderungen hier noch einmal deutlich steigern!


    Was dir auch klar sein sollte: Die Arbeitsbelastung ist bei weitem nicht gleichmäßig über das Schuljahr verteilt, also definitiv kein "9-17 Uhr Job". Wenn du z.B. Abitur korrigieren musst, was am Gymnasium praktisch für die meisten Kollegen jedes Jahr der Fall ist, darfst du in dieser Zeit dein Privatleben auf Sparflamme setzen. "Entlastung" von deiner normalen Haupttätigkeit (Unterrichten und Erziehen) bekommst du nämlich im Regelfall keine. Als Ausgleich gibt es zwar relativ viele Ferien (die dann natürlich sofort den Neid der Nicht-Lehrer nach sich ziehen), um die Abitur- und sonstigen, gerade am Gymnasium massenweisen und umfangreichen(!), Korrekturen beneidet einen aber keiner... Gerade diesen Aufwand für Korrekturen kann ein Außenstehender kaum realistisch einschätzen!


    Und du stehst natürlich "vor der Klasse" permament im Mittelpunkt und damit unter Beobachtung. Eine kleine "Auszeit" nehmen, wie in vielen "Bürojobs" möglich (Tasse Kaffee trinken gehen, vor dem PC "Arbeit simulieren"), ist oft überhaupt nicht drinnen. Kaum bist du Zuhause, darfst du dann im großteils selbst-finanzierten Arbeitszimmer den Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten oder Arbeiten korrigieren. Oder du erledigst erst einmal andere Dinge (Einkaufen usw.), was dann natürlich sofort den Neid der Nachbarn auf sich zieht ("hat schon wieder Freizeit"). Dass du dann zum Ausgleich spät abends wieder am Schreibtisch sitzt, sieht natürlich keiner...


    Ok, da soll's gewesen sein für den "kleinen Einblick" in den Lehrerberuf. Ob das etwas für dich ist, musst du selbst entscheiden.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Du entscheidest selbst, ob du die immer gleichen Inhalte (die sich von Zeit zu Zeit durch Lehrplanänderungen teilweise verändern) immer gleich vermittelst oder nicht. Methodik und Didaktik gibt die genug Abwechslung. Und die Schüler sind nicht immer die Gleichen. Da ergibt sich die Abwechslung bei der Vermittlung der Inhalte von selbst.....

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Erst einmal vielen Dank für die vielen Antworten!
    Mikael: Klar, dass man nicht immer der "nette Beziehungs-Lehrer" sein kann. Mit sozial meinte ich auch eher dass man nicht nur auf verkaufen/Gewinn etc, wie in der Wirtschaft, aus ist.
    Ansonsten geht es mir bei der Frage nicht darum, dass ich selbst eine intellektuelle Befiedigung bekomme ;) Da muss man in die Forschung o.Ä., klar.
    Ich sehe den Lehrerjob auch hauptsächlich als pädagogischen/didaktischen Job, die Inhalte kommen denke ich tatsächlich eher an 2. Stelle...
    ABER: Was ich meine ist: Man muss doch tatsächlich immer wieder die gleichen Phänomene erklären, über Jahre hinweg. Natürlich kann man sich das anders gestalten, neue Methoden etc. anwenden aber im Endeffekt wird man z.B. als Englischlehrer immer wieder die Verwendung bestimmter Zeiten erklären müssen (Simple Past, Past Perfect etc.), als Politiklehrer immer wieder das Wahlsystem Bundesrepublik und Europa und als Geschichtslehrer immer wieder französische Revolution, NS-Zeit etc.
    Die Frage ist also - denkt man sich nach 3-5 Jahren irgendwann - oh man, jetzt kann ich in der Stunde zum 1000 Mal das Wahlsystem BRD erklären, schon wieder das gleiche gerede...
    Oder ist es tatsächlich so, dass - sofern man gerne mit Jugendlichen arbeitet vorausgesetzt - die Freude am Unterrichtsprozess selbst über dem inhaltlichen, sich oft jahrelang wiederholenden Stoff steht? (Wie erkläre ich, wie lasse ich dinge erarbeiten, diskutieren und nicht was erkläre ich inhaltlich)?

  • Ich arbeite zwar nicht am Gymnasium, aber bei dem was da an Fülle von anderen Aufgaben oft auf einen hereinbricht und an völlig unvorhergesehenen Situationen verbunden mit immer wieder neuen "Reformen", bin ich manchmal um ein bisschen Trott nicht böse.

  • Ich bin seit diesem Jahr über den Seiteneinstieg in NRW dabei und unterrichte somit noch nicht so lange, dass ich beurteilen könnte, ob es mit der Zeit langweilig wird. Was ich dir aber erzählen kann, sind Erfahrungen aus meiner Zeit in einem "richtigen" Beruf vor der Schule.


    Ich habe als Ingenieur in zwei verschiedenen großen Firmen gearbeitet und dort sowohl meine eigene Arbeit als auch die von Kollegen gesehen. Für mich selbst habe ich festgestellt, dass ich dort nicht jedes Jahr, sondern quasi jeden Tag die gleiche Arbeit erledigt habe. Das nannte sich dann "Tagesgeschäft". Tabelle ausfüllen, Berichte schreiben, E-Mails schreiben, die keiner liest, Bestellungen machen. Bei vielen BWL-Kollegen im Controlling war es noch schlimmer: Die haben den ganzen Tag Tabellen ausgefüllt und Sachen von A nach B kopiert. Ich habe für mich persönlich(!) in diesem zwei Firmen den Eindruck gewonnen, dass die Arbeit extrem monoton ist. Trotzdem häufen sich Überstunden an, weil der Chef noch diese und jede Tabelle braucht (die wieder keiner richtig liest) oder irgendein Kollege etwas ganz dringend brauch.


    Uxg

  • Manchmal kommt man auch gar nicht dazu die Zeiten im Fach Englisch zu erklären, weil die Klasse abdreht. :)


    Abgesehen davon:
    Bin seit 10 Jahren dabei. Kein Tag ist wie der andere. Stoff verändert sich, weil neue Schwerpunkte gesetzt werden, neue Schulbücher neue Materialien heranziehen oder, wie Mikael schon sagte, neue Säue durchs Dorf getrieben werden.


    Ich persönlich bin froh, wenn ich Stoff schon mehrfach unterrichtet habe, weil ich dann mehr Zeit für Korrekturen, Elterngespräche oder einfach etwas mehr Zeit für mich als Mensch habe. Wenn ich Abwechslungs will, dann unterrichte ich in der SEK II, was ich gerne und auch viel mache. Dort gilt dann das, war Nele geschrieben hat.


    Grüße
    Raket-O-Katz

  • ABER: Was ich meine ist: Man muss doch tatsächlich immer wieder die gleichen Phänomene erklären, über Jahre hinweg. Natürlich kann man sich das anders gestalten, neue Methoden etc. anwenden aber im Endeffekt wird man z.B. als Englischlehrer immer wieder die Verwendung bestimmter Zeiten erklären müssen (Simple Past, Past Perfect etc.), als Politiklehrer immer wieder das Wahlsystem Bundesrepublik und Europa und als Geschichtslehrer immer wieder französische Revolution, NS-Zeit etc.
    Die Frage ist also - denkt man sich nach 3-5 Jahren irgendwann - oh man, jetzt kann ich in der Stunde zum 1000 Mal das Wahlsystem BRD erklären, schon wieder das gleiche gerede...


    Ja, mhm, weiß nicht. Also, ich mache das seit rund zehn Jahren. Das ist mein Job und der ist ok. Ich kann nicht sagen, dass ich unter der ewigen Repetition leide - wie gesagt, meinen intellektuellen Ausgleich suche ich mir woanders.


    Nele

  • Ich könnte über meinen Beruf (Lehrer, Gymnasium, auch Englisch) viele Dinge sagen, die nicht alle positiv sind - aber "langweilig" (auch fachlich) gehört sicher nicht dazu.

    • Offizieller Beitrag

    was eher als die Inhalte nervtötend ist: immer neue, teitaufwändige Vorgaben vom KM :autsch:


    Ich bin nun seit insgesamt 7 Jahren dabei, und nein, nie habe ich das Gefühl gehabt, dass es eintönig sei, jedes Jahr z.B. den AcI zu behandeln. Ich mache das jedes Mal ein wenig anders, je nach Klasse.
    Als ich vor ein paar Jahren zum 4.Mal vor derselben Lektüre stand, habe ich kurzerhand einen mir noch unbekannten Alternativtext genommen, weil ich den Ursprungstext nicht mehr sehen wollte.
    Für mich schlichtes Gemüt war das genug an intellektueller Abwechslung :D
    Ansonsten kann ich nur wiederholen:
    in den vielen Momenten des absoluten, täglichen Wahnsinns bin ich heilfroh über ein kleines bisschen Wiederholung. :pfeif:
    Unseren Beruf mag vieles auszeichnen, Langweile gehört definitv nicht dazu

  • Ich erlebe auch täglich, dass ein und derselbe Stoff sogar in Parallelklassen völlig unterschiedlich vermittelt werden muss. Dabei ist die intelektuelle Herausforderung natürlich fachlich gleich, aber in allen anderen Aspekten jedesmal neu! Sogar nach 3 Jahren, in denen ich nahezu immer in gleichen Klassen eingesetzt bin, fühle ich mich oft, als wäre ich grad erst angefangen, da ich derzeit natürlich auch noch meinen Weg suche. Und der hat sich in den letzten 3 Jahren mehrfach stark verändert.


    Und nach vorher einigen Jahren Industrie und als wiss. Mitarbeiterin darf ich jetzt sagen: Ich habe noch nie so abwechslungsreich gearbeitet (allerdings auch noch nie mit soviel Druck)!
    Und ich würde es jederzeit wieder machen!

  • Ich bin seit 12 Jahren im Schuldienst und habe noch keinen einzigen Tag auch nur einen Hauch von Langeweile verspürt. Wohl aber eine wohltuende Routine, die mir hilft, Unterricht viel effizienter und zeitsparender vorzubereiten oder angemessener in schwierigen Situationen zu reagieren als noch am Anfang. Und diese Routine darf gerne noch zunehmen.
    Ansonsten fallen mir wenige Berufe ein, die abwechslungsreicher sind als unser.

  • Jetzt wo ihr es so schreibt.....
    Langeweile? Wie schreibt man das eigentlich? Und ich kenne KEINEN Gymnasiallehrer, der sich in meiner Gegenwart jemals darüber geäußert hätte...... ;)

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Diese Vorstellung war für mich einer der Gründe Gymnasiallehramt zu studieren, weil ich den ständigen Wechsel zwischen 10jährigen, die von ihrem Meerschweinchen erzählen, 14jährigen, die vor lauter Hormonen nicht geradeaus gucken können und 18jährigen, mit denen man manchmal richtig gute Gespräche führen kann so spannend finde und es mir immer so langweilig vorgestellt habe, den Stoff von "nur" 4 Grundschuljahren immer wieder zu vermitteln. (Das soll wirklich kein GS-Lehrer-Bashing sein, denn:) Mit 7 Jahren Berufserfahrung sehe ich es ein bisschen anders: man kann es sich nicht so vorstellen, dass man auf der einen Seite versucht, eine gute Beziehung zur 7a aufzubauen und sie zu erziehen und ihr auf der anderen Seite das "present perfect" beizubringen, man lernt eine Gruppe kennen und überlegt sich, wie man gemeinsam mit ihnen am besten diesen Inhalt erarbeitet, ohne sie auf halbem Weg aus Langeweile oder Überforderung zu verlieren. Das sind keine 2 getrennten Aufgaben und deswegen wird es auch nicht langweilig!

  • Vielleicht kann ich noch ein paar fachspezifische Ergänzugen geben. Prinzipiell ergibt sich unterrichtsplanerisch eigentlich weniger lagneweile, da Du v.a. im Fach Politik sehr gezwungen bist, die Unterrichtsinhalte anzupassen. Sicherlich gibt es auch "Theoriestunden", die sich nicht ändern, aber Beispiele muss man manchmal von Jahr zu Jahr ändern. Bei uns heißt bspw. ein Abiturthema "Der politische Willensbildungs- und Entscheidungsprozess am Beispiel eines Gesetzes zur Sozialpolitik". Da machst Du in einem Jahr was zum Elterngeld, im nächsten Jahr Betreuungsgeld und demnächst wahrscheinlich wieder irgendwie Gesundheitsreform. Da ist die Herausforderung geeignetes Material zu finden und entsprechend aufzubereiten und man ist froh, wenn man mal was zeitloseres zusammengebastelt hat.


    In Englisch ist natürlich der Unterstufenunterricht etwas gleichförmiger, aber auch da ergeben sich Unterschiede. Ich bin im nächsten Jahr zum ersten mal seit fünf Jahren in einer fünten Klasse. Da muss ich mich auch erst mal wieder reinarbeiten. Durch Oberstufenbelastung bin ich dann auch mal froh, wenn ich mal ein Thema "nach Buch" unterrichten kann. Wobei auch das nicht immer funktioniert, wie DoroNRW oben schreibt.


    Da ist für mich auch einer der beiden Hautpbelastungspunkte, auf die ich hier hinweisen möchte. Es ergeben sich ständig Situationen, bei denen man entweder schon vorher merkt, dass mit ein bisschen anderer Vorbereitung der Unterricht deutlich besser hätte laufen können, da man mit mehr Zeit den Unterricht besser auf die Lerngruppe abstimmen könnte (es geht immer noch besser). Andererseits gibt es dann auch wieder Stunden die, trotz guter Vorbereitung, den Bach runter gehen, weil Schüler keinen Bock haben, Du ein Problem übersehen hast etc. Damit zurecht zu kommen, finde ich manchmal ziemlich belastend.


    Einöde ergibt sich für mich vor allem bei Klausurkorrekturen oder Verwaltungskram. Da ist, auch in der Oberstufe, der Unterschied zum Hin- und Herkopieren von Zahlen auch nicht so groß, wenn ich zum 23. mal eine Inhaltsangabe zum gleichen Text sehe, oder die Noten im Zeugnisprogramm nochmal überprüfe, Unterschriften gegenchecke etc. Liegt allerdings auch daran, dass ich selbst eher unorganisert und nicht immer diszipliniert genug bin.


    Du solltest dringend ein Praktikum machen, bevor Du das Studium aufnimmst. Natürlich kannst Du da nicht erkennen, ob der Allltag Dir nach 10 Jahren noch Spaß machen würde, aber Du erhältst Einblicke mit deren Hilfe Du Probleme von denen Kollegen berichten vllt. besser nachvollziehen kannst. Außerdem - und das ist das Wichtigste - erkennst Du, ob der Beruf zu Dir passt. Die eigene Persönlichkeit ist zentral und auch hier "passen" nicht alle Lehrer zu allen Klassen/Schülern.


    Ich wünsche Dir in jedem Fall viel Erfolg beim Nachdenken über den Lehrerjob ;)

  • An dieser Stelle möchte ich auch mal eine andere Sichtweise schildern. Ich (als Gymnasiallehrer) empfinde meine Arbeit als eintönig, da ich mich intellektuell so gut wie gar nicht gefordert fühle. Es gibt zwar immer wieder gewisse inhaltliche Neuerungen und man hat auch immer mit anderen Schülern und neuen Problemen zu tun, aber daraus resultiert für mich keine Herausforderung oder Motivation.
    Dazu kommt, dass man sich hauptsächlich mit Disziplinproblemen und bürokratischen Tätigkeiten herumplagen muss, die nur Stress aber keinen Anspruch bieten.

    • Offizieller Beitrag

    hmmm.
    Dass bürokratische Verpflichtungen Stress/ Ärgernisse darstellen und keinen Anspruch bedeuten, kann ich gut nachvollziehen.
    Etliche Disziplinprobleme, so ich sie nachhaltig lösen möchte, bieten für mich jedoch anspruchsvollere Herausforderungen als z.B. in einer Bibliothek Fachfragen zu ergrübeln.
    Was generell für den professionellen Umgang mit Menschen gilt.
    Für mich jedenfalls.

    • Offizieller Beitrag

    Erst einmal möchte ich den anderen zustimmen. Generell ist unser Beruf eher nicht langweilig.


    Allerdings ergeben sich schon starke Unterschiede je nach Fach und Altersgruppe: Ich bin jetzt auch 10 Jahre im Beruf (wie so viele hier :) ) und habe in den ersten Jahren v.a. sehr viel Englisch unterrichtet, weil wir dort stärkeren Lehrermangel hatten. Zufällig haben sich manche Klassenstufen auch öfter wiederholt und irgendwann fand ich den Stoff der 5. und 7. Klassen etwas nervig, da ich ihn schon so oft unterrichet hatte. Das lag aber auch daran, dass die Schüler in Englisch in den unteren Jahren noch nicht viel können, man also noch nicht sehr flexibel ist und sehr eng am Lehrbuch arbeiten muss und auch daran, dass man viel Grammatik in diesen Jahrgangsstufen machen muss, was auch nicht die größtmögliche Abwechslung bietet.


    In meinem anderen Fach hingegen bin ich viel flexibler und es bieten sich mehr Möglichkeiten, unterschiedliche Lektüren zu lesen, andere Schwerpunkte zu setzen etc.


    Es hängt also schon auch ein bisschen vom Fach ab.

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