Frage zum Deputat

  • Hallo zusammen,


    Macht es eurer Erfahrung nach einen Unterschied ob mal ein volles Deputat hat oder beispielsweise "nur" 20 Stunden unterrichtet (oder gar nen halben Lehrauftrag hat)?


    Ich habe gehört, dass man genauso viel an der Schule ist und dann oft als Springer für Vertretungen eingesetzt wird. Wäre ja eigentlich echt mies. Man bekommt weniger Gehalt und arbeitet trotzdem so viel wie die mit nem vollen Lehrauftrag. Ist das wirklich auch an euren Schulen Realität??


    Und wie sieht es dann mit den Hohlstunden aus? Ist man dann auch wirklich nur die Zeit an der Schule, in denen man unterrichtet oder beinhaltet der Stundenplan trotzdem 27 Stunden und davon sind eben 7 Holstunden?


    Was sind eure Erfahrungen? Ich frage, weil ich mich demnächst entscheiden muss, welchen Umfang mein Deputat haben soll... .


    Danke für eine Rückmeldungen!

  • Das hängt definitiv von einer Menge Faktoren ab. Schulform, Schulgröße, Entfernung zum Wohnort, Bundesland etc.


    Bist Du z.B. an einer Schule auf der viele Stunden auf Leiste/Bändern liegen, dann werden sich naturgemäß mehr Lücken ergeben als ohne. Die Größe der Schule kann eine Rolle dafür spielen, wie oft bei anderen Kollegen Unterricht ausfällt etc. Wohnst Du sehr in der Nähe der Schule, dann kann auch mal eine Lücke von mehreren Stunden kein Problem sein.


    Zur Frage der freien Tage sollte hängt es wohl vom Bundesland ab, ab wann Anspruch auf einen (oder mehrere) freien Tage besteht. Ebenfalls vom Bundesland und ggf. auch von der Schule selbst ist die Frage des Umgangs mit der Verrechnung von Vertretungsstunden.


    Meiner Erfahrung nach, wirkt sich eine "kleine" Reduktion kaum auf das Belastungsempfinden aus. 25 Stunden nur SekI kann ähnlich belastend sein, wie 20 Stunden hauptsächlich Oberstufe etc.


    Da Dein Beitrag darauf schließen lässt, dass Du noch im Referendariat bist, würde ich Dir folgenden Tipp geben: sollte famliär oder gesundheitlich nichts dagegen sprechen, dann sollten auch Berufseinsteiger ein volles Deputat anstreben. Natürlich kann ggf. die Unterrichtsqualität darunter leiden, aber es kann nicht sein, dass der Dienstherr sich daran schadlos hält, dass Kollegen meinen, ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht werden zu können, wenn sie eine volle Stelle machen.
    Wenn jemand meint, dass er seinen eigenen Anspruch nicht soweit runterschrauben kann, dass er eine volle Stelle machen kann, dann sollte der Beruf Lehrer vielleicht nochmal kritisch hinterfragt werden.

  • Mehr Stunden bedeutet auch weniger Hohlstunden und damit weniger Vertretung.
    Natürlich kann man auch Fälle konstruieren oder anführen, bei denen es anders ist, aber allgemein gesagt stimmt das.


    Sämtliche Nicht-Unterrichtsaktivitäten (Konferenzen, Aufsichten usw.) musst du mitmachen, ob du volles Deputat oder nur 5 Stunden hast. Und dieser (nicht bezahlte) Nicht-Unterrichtsteil macht prozentual natürlich weniger aus, wenn du ein volles Deputat hast.


    Dennoch würde ich nicht direkt mit vollem Deputat anfangen, sondern mit 18 bis 20 Stunden.
    Je nach Fachkombination hast du dadurch 2-5 Klassen weniger, die du vorbereiten musst.
    Wenn du dann dein erstes Jahr hinter dir hast, kannst du aufstocken und kannst dann auf die Materialien, die du in den Klassenstufen, die du schon einmal durchlaufen, zurückgreifen.


    Falls du eine entgegenkommende Schulleitung hast, kannst du auch volles Deputat nehmen und darum bitten, möglichst viele Parallelklassen zu bekommen.

  • Kommt erstens auf die Schulform an. Wenn du am Gymnasium bist mit viel Oberstufe und Korrekturfächern können 4 oder 6 Stunden weniger Unterricht da schon einiges ausmachen (Korrekturen, Unterrichtsvorbereitung) und ggf. auch im optimalen Fall einen freien Tag pro Woche möglich machen.
    Kommt auch darauf an, was du sonst noch so möchtest im Leben!
    Die Frage ist, willst du voll und ganz nur für die Schule leben oder hast du auch noch andere Interessen, Verpflichtungen, Hobbys, Partnerschaft, Familie etc. Und wieviel wäre dir zusätzliche Zeit dafür zu haben wert?
    Ich wollte nach dem Referendariat erst einmal bewusst keine volle Stelle, da ich damals viele Deutschklassen bekam und ich mich erstmal da reinfinden und auch noch ein bisschen Zeit für mich haben wollte.


    Einerseits wirkt sich jede Stundenreduzierung auch nachteilig für die Pension später aus, andererseits sind die Stundendeputate und die Arbeitsbelastung bei vollen Stellen wirklich viel zu viel und absolut kräfteraubend. Unsere Lebenszeit ist ebenfalls begrenzt und damit kostbar und wertvoll. Leben, um zu arbeiten oder arbeiten, um zu leben...das muss jeder für sich individuell beantworten!

  • Hallo,


    in der Tat eine schwierige Frage. Ich unterrichte Deutsch und Englisch - vor allem in der Oberstufe - und habe mit einem vollen Deputat angefangen. Schwer zu sagen, ob mir der Einstieg leichter gefallen wäre, wenn ich nur 20 Stunden gehabt hätte. Denn dadurch hätte natürlich die Gefahr bestanden, dass man die Stunden wieder so intensiv plant, dass man im Endeffekt doch ein volles Deputat hat.
    Mit vollem Deputat kann man gar nicht mehr so detailliert vorbereiten. Der Unterricht läuft dennoch zum großen Teil problemlos und auch effektiv ab. Mit vollem Deputat wird man daher vielleicht 'gezwungen', den Anspruch vom Referendariat herunterzuschrauben, da man schlicht und einfach keine Zeit mehr hat. Ein paar Wochen Schlafentzug und man ist kuriert vom detaillierten Vorbereiten.
    Andererseits finde ich es auch jetzt noch (nach 1,5 Jahren mit voller Stelle) sehr anstrengend. Freizeit habe ich selten, merke jedoch, dass ich langsam aber sicher routinierter werde. Momentan sind die 13er weg. Dadurch habe ich jetzt in den letzten Wochen 5 Stunden weniger pro Woche. Dies merke ich auch, jedoch würde ich deshalb wohl nicht reduzieren, da eine Reduzierung halt doch nicht im Verhältnis zum geringerem Gehalt steht.
    Im Endeffekt würde ich auch erst einmal mit vollem Deputat anfangen. Wenn du wirklich merkst, dass es zu viel wird, kannst du ja immer noch reduzieren. Aber das muss man natürlich für sich selbst entscheiden.


    LG


    Sylvana

  • Hast du einen privaten Grund, zu reduzieren? Nur weil es irgendwie anstrengend sein könnte, würde ich es nicht tun, es gibt zu viel "Sockelarbeitszeit", die sich mit mehr Stunden nicht erhöht, auch der Aufwand durch Fahren, Arbeitszimmereinrichtung etc. bleibt ja gleich.Vor allem würde ich nicht als Berufsanfänger(bist du?) gleich auf Gehalt verzichten. Es ist doch normal, mit einer vollen Stelle ins Berufsleben zu starten.


    Ansonsten heißt weniger Stunden natürlich weniger Arbeit, wobei die konkrete Ausgestaltung dann doch sehr von der Schule und vielen anderen Dingen abhängt. Ich hatte als Teilzeitkraft immer gute Stundenpläne und in der Regel mindestens einen Tag frei.


    Mehr Stunden heißt einfach auch, dass mehr Selbstdisziplin erforderlich ist, man nicht alles bis aufs i-Tüpfelchen vorbereiten kann. Die Erfahrung zeigt, dass "Aufwand" gasförmig ist: Er dehnt sich genau in die verfügbaren Zeiträume aus. Was heißt, wenn man weniger Zeit hat, muss die halt reichen.

  • Hallo,
    ich will das Ganze mal aus einer anderen Perspektive schildern. Meine Vorschreiber haben in der Tendenz recht, wenn sie für volles Deputat plädieren.
    Ich selbst bin über 60 und gehe dem Ende meiner gigantischen Karriere entgegen. Da habe ich mir eine kleine Reduktion von 2 Stunden erlaubt, zusammen mit der 2stündigen Altersermäßigung ist das bemerkbar, eine ganze Hauptfachklasse fällt weg. Mein Fazit:

    • Wir werden Zeiten erleben, in denen noch mehr als heute gespart wird, dabei sind die Pensionen noch nicht im Focus, aber das kommt. Eine mögliche Schraube zum Drehen ist für die Herren dort oben die abgeleistete Dienstzeit. Und dann ist man froh um jedes Jahr, das man voll gearbeitet hat. Ich kann es mir erlauben, zwei Jahre früher aufzuhören, weil ich schon bei meinen 75% bin, Kollegen, die jahrelang dreiviertel gearbeitet haben, beneiden mich jetzt darum.
    • Als junger Mensch hat man mehr Kraft als im Alter, man sollte also erst powern und später dann abbremsen.


    Ciao

  • Hallo,
    Ich hätte dazu auch noch ein paar Gedanken. Ich bin schon einige Jahre auf einer halben Stelle, aus privaten Gründen eben. Das hat natürlich Nachteile, da schließe ich mich den Vorrednern an. Bei mir hat es sich im Großen und Ganzen trotzdem bewährt. Man darf sich aber nicht zuviele Illusionen machen, fast alle Schulleiter nehmen wenig Rücksicht auf Teilzeitkräfte.


    Beispiele dafür:
    Freier Tag: kann vom Schulleiter genehmigt werden, muss aber nicht. Dienstliche Belange gehen immer vor. Wenn du Glück hast, und die Fachkombination günstig ist kannst du aber darauf hoffen, dass ein freier Tag drin ist. Leider habe ich zur Zeit keinen freien Tag, wegen Klassenleitung Grundschule.
    Hohlstunden: Das muss man nicht unbedingt akzeptieren, hängt von der Anzahl der Hohlstunden ab und ob man evtl. auch mal nach Hause fahren kann. Es gilt auch, dass Teilzeitkräfte im Hinblick auf Hohlstunden nicht schlechter gestellt werden sollten, als Vollzeitkräfte.
    "Überstunden": Da muss man einfach darauf bestehen, dass diese als Mehrarbeit gelten und abrechnen. Macht kein Schulleiter gern, aber da hat jeder Lehrer einen Anspruch drauf.
    Sonstige dienstliche Aufgaben: genau recherchieren. Es gibt teilbare und unteilbare Aufgaben, auch da muss man als Teilzeitkraft darauf bestehen, dass das beachtet wird.
    Da meine Kinder aber nicht mehr so klein sind, werde ich mein Deputat bald erhöhen. Dann für die Pension hat man leider hohe Abzüge zu erwarten, wenn man lange Zeit Teilzeit arbeitet.


    Insgesamt finde ich aber, dass man ruhig darauf bestehen soll, dass auf das Niedrige Deputat Rücksicht genommen wird. Schließlich bedeutet es für die Schulleitung ja auch, dass statt einer Vollzeitkraft unter Umständen zwei Teilzeitkräfte an der Schule sind. Und d.h. Risikominimierung: zwei Klassenlehrer; wenn die Teilzeitkraft ausfällt dann entfällt weniger Unterricht ; Zusatzaufgaben werden doch immer auf alle gleich im Kollegium verteilt...
    Trotzdem, mein Eindruck: Viele Schlleiter wollen wenn möglich Vollzeitkräfte, am besten junge.
    Margret

  • Ich rate immer zu Vollzeit. Für mich ist das auch eine Art Altersvorsorge. Je mehr Vollzeit ich arbeite, desto höher ist meine Pension. Jetzt bin ich jung und fit - also arbeite ich auch Vollzeit. Ich habe mich so organisiert, dass das trotz meiner beiden Kinder möglich ist.
    Generell finde ich, dass kaum ein Beruf so wenig teilzeitgeeignet ist wie der Lehrerberuf. Die meisten unzufriedenen Kollegen findest du bei den Teilzeitkräften, weil sie dauernd das Gefühl haben, zu viel zu arbeiten für das Geld, das sie bekommen.

  • Die meisten unzufriedenen Kollegen findest du bei den Teilzeitkräften, weil sie dauernd das Gefühl haben, zu viel zu arbeiten für das Geld, das sie bekommen.


    Die meisten unzufriedenen Kollegen findest du bei den Teilzeitkräften, weil sie dauernd das Gefühl haben, zu viel zu arbeiten für das Geld, das sie bekommen.


    Da kann ich nur beipflichten. Es gibt jede Menge Diskussionsrunden hier, die das bestätigen. Und ich kenne Kollegen, die dann lieber wieder auf Vollzeit gegangen sind und sich nicht mehr ausnutzen lassen. Um den Haushalt daheim in Schwung zu halten, ist immer noch eine Haushaltshilfe billiger, als auf das eigene Lehrergehalt zu verzichten. Etwas anders ist das mit kleinen Kindern, wenn man die versorgen muss. Da ist TZ verständlicher.
    Jedoch ohne eigene Kleinkinder und als Berufsanfänger sollte man die volle Stundenzahl stemmen können und sich nicht einreden, dass man mit TZ seine Stunden dann besser und intensiver vorbereiten kann, als in Vollzeit. Solchen selbstlosen Einsatz wird dir niemand danken. Weder die Kinder, noch die Eltern, noch die Kollegen, noch die Schulleitung. Und wenn man als Berufsanfänger die volle Stundenzahl nicht schafft, wie will man dann insgesamt 30 oder noch mehr Jahre durchhalten?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe Teilzeit in allen möglichen Varianten durch. Bonzos Überlegung sollte man durchaus im Hinterkopf behalten.


    Außerdem stimmt es schon, dass man bei Teilzeit mehr macht als es vom prozentualen Anteil der Stunden her sein müsste. ABER es kann auch eine deutliche Entlastung sein, v.a. wenn man kleine Kinder hat.


    Wie sehr es hilft, hängt ab von:
    - der Schulform
    - deiner jeweiligen Fächerkombi (bei 2 Korrekturfächern schlägt der Unterschied deutlich zu Buch - man merkt deutlich, ob man z.B. 3 oder 6 Korrekturgruppen hat)
    - dem Entgegenkommen deiner Schulleitung
    - ob du auch bereit bist, bei manchen freiwilligen Sonderaufgaben mal "nein" zu sagen
    - deinem Stundenplan
    - deiner Fähigkeit, abzuschalten (nutzt du die freie Zeit, um ewig lange tolle Materialien zu erstellen und zu laminieren, wie ich es anfangs gemacht habe oder arbeitest du ganz konzentriert, bereitest vor, korrigierst und hast dann frei oder kümmerst dich um andere Dinge)

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