Vorurteile Sekundarstufe I ?

  • Guten Abend,


    ich hätte eine Frage an alle Leher die Schüler in der Sekundarstufe I unterrichten und würde mich auf Ihre Meinung freuen :):
    Und zwar könnte ich mir vorstellen Lehramt für Werkreal-, Haupt -und Realschulen in Freiburg zu studieren mit den Fächern kath. Religion, Englisch und Geschichte.


    Stimmt das Vorurteil dass es in Realschulen, aber insbesondere in den Hauptschules mehr Problemkinder gibt ?
    Mir würde deswegen abgeraten Sekundarstufe I zu studieren und stattdessen lieber Primarstufe zu wählen.


    Ich würde gerne an der PH Lehramt für die Sekundarstufe studieren, bin aber wegen dieser Behauptung unsicher.
    In der 5.Klasse war ich für ein Jahr selbst auf der Realschule bevor ich
    aufs Gymi wechseln konnte und nach meiner Meinung gab es da genauso viele
    Problemkinder wie auf dem Gymnasium.
    Ich würde deshalb sehr gerne die Meinung von euch Lehrern der Sekundarstufe I hören.
    Ich freue mich auf baldige Antworten :).
    LG,
    Charlotte

  • Stimmt das Vorurteil dass es in Realschulen, aber insbesondere in den Hauptschules mehr Problemkinder gibt ?
    Mir würde deswegen abgeraten Sekundarstufe I zu studieren und stattdessen lieber Primarstufe zu wählen.


    Man kann das nicht absolut verallgemeinern. Zwei Schulen derselben Schulform können sich in dieser Hinsicht stark unterscheiden. Tendenziell gibt es aber an den Hauptschulen mehr "Problemkinder" als an den Real- und Gesamtschulen. Am Gymnasium dann die wenigsten. Für mich wäre die Arbeit in der Hauptschule nichts. Ich würde mich daher zwischen Sek I an Real- und Gesamtschulen eineseits und Primarstufe andererseits entscheiden. Es gibt allerdings auch "Problemkinder" an Grundschulen und auch da große Unterschiede zwischen den Schulen ;)

  • Lieber Th0r5ten, danke für die schnelle Antwort. Kann ich auf wenn ich Sekundarstufe I studiert habe an Gesamtschulen unterrichten ? Ist in der Gesamtschule auch nicht Sekundarstufe II (Gymnasium) vorhanden ?

  • Hallo, ihr Lieben,
    Probleme (kann es) gibt es überall, mal sind es die Kinder, mal sind es die Eltern. Ich kann keine Empfehlung für ein bestimmtes Lehramt abgeben, da der Schulalltag von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist.
    Man sollte sich lieber fragen, welcher Lehrertyp bin ich/will ich sein/ werde ich sein...... ;)


    LG isa

  • Wie wäre es mit der Erwachsenenbildung an einer Abendrealschule, einem Abendgymnasium oder dem Weiterbildungskolleg? Da hat man eine ganz wunderbare Melange von Lernertypen und muss nicht mit kleinen Kindern umgehen!


    Nele

  • Lieber Th0r5ten, danke für die schnelle Antwort. Kann ich auf wenn ich Sekundarstufe I studiert habe an Gesamtschulen unterrichten ? Ist in der Gesamtschule auch nicht Sekundarstufe II (Gymnasium) vorhanden ?


    Das kannst Du auf jeden Fall. Du würdest dann nur in der Sek I eingesetzt. Was man überhaupt studieren kann, hängt wohl auch vom Bundesland ab. An meiner Uni hat man entweder mit dem Ziel Grund-, Haupt- oder Realschule studiert oder mit dem Ziel Gymnasium/Gesamtschule.



    Man könnte fast behaupten, dass alle Problemkinder, die irgendwann an eine weiterführende Schule kommen, vorher in der Grundschule waren oder sind ;)


    Ja klar. Aber das haben längst nicht alle auf dem Schirm. Viele glauben, in der Grundschule sitzt man nur im Kreis, die Kinder hören einem mit großen Augen zu und folgen einem aufs Wort.

  • Plattenspieler: Bist du Sonderschullehrer ? Wie kommst du darauf dass mir es gefallen könnte ? Es wäre schön wenn du mir von deinen Erfahrungen erzählen könntest und was du gerade an deinem Beruf toll findest :).

  • Verzeih mir meine klaren Worte, aber mir sind Lehrer suspekt, die von sich behaupten, sie können NUR mit Grundschülern oder "einfachen" Schülern arbeiten. Ein guter Lehrer kann mit Kindern und Jugendlichen gleichermaßen professionell arbeiten. Nicht umsonst gibt es in den meisten Bundesländern kein reines Primarstufenstudium, sondern ein Grund-, Haupt- und Realschulstudium.
    Wer an Haupt- und Realschulen baden geht, kann in meinen Augen auch kein guter Grundschullehrer sein. Das pädagogische Anforderungsprofil ist nämlich an allen drei Schulformen gleich. Ich runzele regelmäßig die Stirn, wenn mir Grund-, Haupt- und Realschulstudenten/-studentinnen sagen, sie möchten und können aber bitte nur an der Grundschule unterrichten. Dann denke ich regelmäßig: Ungeeignet!

  • Dann denke ich regelmäßig: Ungeeignet!


    Schön, wenn man so fix mit seinen Urteilen ist.


    Ich unterrichte am Berufskolleg in einigen Bildungsgängen und in anderen nicht. Das ist für mich besser und für die Klassen auch. Ich finde Grundschulkinder sehr süß, aber ich könnte dort nicht unterrichten. Es gibt doch nicht ohne Grund verschiedene Lehramtsstudiengänge. Die Kinder haben unterschiedliche Ansprüche, je nachdem, wie alt sie sind. Und manche können eben besser mit älteren. Das darf man sich gern überlegen, bevor man zu studieren beginnt.


    Allerdings erscheint mir das Kriterium mit den Problemkindern auch eher zweifelhaft, denn an der Grundschule ist man bei Problemkindern und deren Problemeltern doch noch stärker involviert. Und ob es nun mehr oder weniger sind, ist auch nicht so der Punkt; man muss sich auf jeden Fall drauf einlassen können.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ja an einer Realschule und aus meinen Erfahrungen heraus kann ich folgende Sachen dazu sagen:


    Schulen derselben Schulform können - je nach Einzugsgebiet und Schülerklientel - sehr unterschiedlich sein. Es gibt z.B. sowohl Realschulen, an denen man sehr gut unterrichten kann als auch Realschulen, in denen man überwiegend pädagogisch tätig sein muss und die Erfolge dennoch recht gering sind, weil die Schüler zu Hause extrem "schwierige Bedingungen" haben.


    Man hat in den meisten Realschulen trotzdem mehr schwierige Schüler als an vielen Gymnasien. Allerdings hat man meist weniger sehr verwöhnte Schüler mit überehrgeizigen Eltern.


    Allerdings verändert sich in den meisten Bundesländern die Schullandschaft und ich glaube, es besteht an vielen Orten die Gefahr, dass die Schulen der SekI zu "Restschulen" werden (Stichwort Schließung von Realschulen überall, Gründung von Sekundarschulen/Realschulen plus und wie auch immer sie in den jeweiligen Bundesländern heißen - bisher habe ich noch von keiner dieser Schulen wirklich Gutes gehört).


    Der grundlegende Unterschied zur Grundschule ist der, dass wir unsere Schüler auch noch in der Pubertät haben und besonders Kinder, die vorher schon schwierig waren, dann teilweise sehr schwer zu "handlen" sind. Bei uns lassen sich schwierige Schüler in der 5. und 6. Klasse meist noch gut unterrichten, ab der 7 wird es dann aber schwieriger.

  • Schön, wenn man so fix mit seinen Urteilen ist.


    Ich unterrichte am Berufskolleg in einigen Bildungsgängen und in anderen nicht. Das ist für mich besser und für die Klassen auch. Ich finde Grundschulkinder sehr süß, aber ich könnte dort nicht unterrichten. Es gibt doch nicht ohne Grund verschiedene Lehramtsstudiengänge. Die Kinder haben unterschiedliche Ansprüche, je nachdem, wie alt sie sind. Und manche können eben besser mit älteren. Das darf man sich gern überlegen, bevor man zu studieren beginnt.


    Allerdings erscheint mir das Kriterium mit den Problemkindern auch eher zweifelhaft, denn an der Grundschule ist man bei Problemkindern und deren Problemeltern doch noch stärker involviert. Und ob es nun mehr oder weniger sind, ist auch nicht so der Punkt; man muss sich auf jeden Fall drauf einlassen können.


    Berufskolleg ist ja nun was ganz Anderes, da vergleicht man Äpfel mit Birnen. Deutlich machen wollte ich, dass man NICHT Grund-, Haupt- und Realschullehramt studieren kann (wie hier in Niedersachsen) und dann anschließend sagt: "Ich gehe aber nur an die Grundschule, den Rest traue ich mir nicht zu." Das ist in meinen Augen mangelnde Eignung für den Beruf des Grund-, Haupt- und Realschullehrers. Und ja, mit diesem Urteil bin ich ziemlich fix.

  • Hm... im Seminar hat unsere pädagogische Fachleiterin mal eine Statistik aus Niedersachsen rausgekramt (bitte fragt mich nicht von wann die war/gewesen sein soll). Angeblich sind Grundschullehrer die, die am häufigsten aus dem Beruf ausscheiden, in chronologischer Reihenfolge gefolgt von Haupt-, Realschul-, Gymnasial- und Berufsschullehrern. Ich hab im Volontariat alle Schulformen und die dazugehörigen Lehrkräfte kennengelernt. Wie es weiter oben beschrieben wurde gibt es "so'ne und solche". Auch bei uns Berufsschullehrern fluchen Kollegen über das BEK und behaupten, dass die total ätzend und schwierig wären - bei anderen sind die sehr handzahm und arbeiten gut mit.
    Ich behaupte jedoch, dass die Auswahl "mit den Kindern kommst Du am leichtesten zurecht" die wahrscheinlich ungünstigste ist... das haben sich schon viele gedacht und sind kläglichst gescheitert.

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

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