Arbeitsphase Unterrichtsbesuch

  • Ich lese nun schon seit einiger Zeit fleißg im Forum mit. Nun liegt mir jedoch eine Frage schwer im Magen, so dass ich euch um Rat fragen möchte:


    Ich plane eine Unterrichtsreihe im Religionsunterricht zum Thema "Symbol Sonne". In einer der Unterrichsstunde soll es darum gehen, die lebensspendende Kraft der Sonne herauszuarbeiten, um sie letztlich in einer späteren Unterrichtsstunde auf Gott übertragen zu können. Hierzu möchte ich den Kindern in der Hinführung eine vertrocknete und eine gesunde Blume präsentieren, so dass wir die Bedeutung der Sonne herausarbeiten können. Des Weiteren möchte ich mit den Kindern gern Blumen pflanzen und dann in Form einer Stilleübung den Wachstumsprozesse nachspüren, indem wir selbst wachsen wie der Blumensamen.


    Ich finde diese Überlegungen dahingehend gut, da sie sehr viel ganzheitliches Arbeiten ermöglichen. Andereseits fehlt meiner Meinung nach noch irgendeine Arbeitsphase. Allein das Pflanzen des Samens kann ja nicht wirklich als Arbeitsphase gewertet werden.


    Wie könnte man also die Kinder zum Beispiel auf kreative Art die kraftspendende Dimension der Sonne erarbeiten bzw. zum Ausdrucken bringen lassen? Es müsste am besten ein Vorgehen sein, an dem sich letztlich wunderbar das Pflanzen der Blume und den Wachstumsprozess des Samens anschließt. Ich denke seit Ewigkeiten darüber nach, bin aber ratlos - vielleicht weil ich schon zu viel drüber nachgedacht habe... :autsch:


    Über Anregungen wäre ich seeeeeehr dankbar!

  • Hi,
    ich habe zwar keine direkte Antwort auf deine Frage, möchte dir aber was zu denken geben:
    Den Bezug von Blume zur Sonne halte ich für schwierig, immerhin liegt es doch wohl am Wasser, dass die Blume vertrocknet ist (oder die andere eben nicht).
    Die Assoziation wäre hier eher, dass die Blume vertrockent ist, weil die Sonne zu stark scheint !? Hier erscheint die Sonne doch eher negativ, das ist doch sicher nicht in deinem Sinne???
    Ich würde mir einen anderen Einstieg einfallen lassen- bin allerdings auch keine Religionslehrerin!


    Viel Glück!

  • mmmm... das ist natürlich ein berechtigter Einwand. Meine Idee dahinter war eher, dass eine Blume Licht zum wachsen braucht. Wenn ich sie fleißig gieße und in den Keller stelle, wird sich wohl nicht sooo viel tun!?

  • Und wenn man eine große, große Sonnenblume zum Beispiel nehmen würde und eine kleine, die keine wirklichen Blüten hat - wäre das dann ein möglicher Einstieg?


    Oder hinkt die ganze Stunde, wenn man Blumen pflanzt und eine Stilleübung zum Wachsen (mit deutlichem Bezug zur Sonne) macht, weil Sonne und Blume nicht so viel miteinander zu tun haben?! :)

  • Blumen und generell Pflanzen brauchen zum WACHSEN keinesfalls die Sonne. Ein unfreiwilliges Experiment dazu: Wir hatten mal übern Winter eine fast komplett kaputte Palme im KELLER stehen (fast zappenduster), die eigentlich nur ihrer Entsorgung entgegen harrte. Als wir sie im Frühjahr holen wollten, hatte der blattlose Stamm zwei frische Blättlein getrieben - die waren schneeweiß, Albinopalme. :D Licht ist für die Chlorophyllbildung wichtig. Wachsen tun Pflanzen ja auch in der dusteren Erde, z.B. Karotten, Kartoffeln....
    Lass dir doch was mit Sonnenblumen einfallen, die drehen sich ja nach der Sonne und "gucken so nach Gott hin" :hitze: :grins: . (Bloß: Kriegt man um diese Jahreszeit irgendwo ne Sonnenblume her...? *grübel...*)

  • Sähe doch einfach Kresse. Stelle eine Schale in den Schrank und die andere ans Fenster und vergleiche nach einigen Tagen. Dann hast du dein gewünschtes Ergebnis.

  • Also ich habe keine Naturwissenschaft studiert, aber ich würde behaupten, dass die meisten Blumen Licht brauchen?!?! Manche vielleicht mehr, manche weniger... Oder liege ich da jetzt total falsch?!


    Mmmm, mittlerweile denke ich schon darüber nach, eine Reihe zu einem anderen Symbol durchzuführen - wäre aber trotzdem dankbar, wenn doch noch jemand eine Idee für eine Arbeitsphase hätte?! Mal angenommen ich würde zum Beispiel einen Einstieg mit Kresse o.Ä. wählen.

  • Hallo Eva,


    hast du dich mit dem Symbol Sonne schon ausgiebig beschäftigt? Die Sonne spendet lebenskraft, dass ist korrekt. Aber soll das das Ziel der Stunde sein? Könntest du das einmal formulieren? Um welche Klasse geht es?
    Du musst darauf achten, dass du dieses Symbol nicht oberflächlich betrachtest. Es ist ein sehr geschichtsträchtiges. Ich würde es im 4. Schuljahr behandeln, wenn gleichzeitig im SU die Planeten durchgenommen werden. Weiterhin ist zu beachten, dass die aufgehende Sonne für Jesu Auferstehung steht. Also wäre Ostern ein geeigneter Zeitraum.
    Informiere dich zunächst über das Symbol. Welche Bücher hast du bereits gewälzt? Für mich steckt ganz viel Geschichtsunterricht in dieser Reihe. Wie war das damals beiden Griechen? In der griechischen polytheistischen Welt wurden die Götter nach den Planeten benannt und Sol war der Sonnengott (und schließlich einer der wichtigsten). Geh auf den Sonnenwagen von Trundholm ein (die Menschen glaubten zur Bronzezeit, dass die Sonne von 2 Pferden und auf einem Wagen über die Himmelsbahn gezogen wird). Du kannst eine Stunde zu Bibelstellen durchführen. (Jesaja 60,20; Psalm 84,12; Maleachi 3,20). Geh auf die Wochentage ein (Sonntag). Und natürlich muss auch Ostern als das Sonnenfest einen Platz erhalten. Kirchenkunde: Die Altäre blicken gen Osten etc...


    Baue dir zunächste immer eine Unterrichtsreihe auf, dann überlegst du dir, was in den einzelnen Stunde als Wissenszuwachs erreicht werden soll. Dann gehst du an die Feinplanung. Und (ganz wichtig, erzähle ich meiner Ref. auch immer wieder) wälze Bücher! Wenn du dich ausgiebig mit einem Thema beschäftigst, kommen die Ideen von ganz alleine.


    Viel Erfolg!

  • Hier erscheint die Sonne doch eher negativ, das ist doch sicher nicht in deinem Sinne???

    Da das Sonnenbild anschließend auf einen Gott übertragen werden soll, passt das doch. Oder soll dieser Sonnengott als immer nur gut dargestellt werden?


    Pausi

  • Zitat

    Da das Sonnenbild anschließend auf einen Gott übertragen
    werden soll, passt das doch. Oder soll dieser Sonnengott als immer nur
    gut dargestellt werden?




    Pausi

    :victory: Ker Pausi, es geht doch um den christlichen Gott. Den Sonnengott würde/könnte man rein aus geschichtlichen Aspekten einbauen. Und der Einwurf von Paulinchen war darauf bezogen, dass durch dieses Bild das Stundenziel nicht erreicht werden kann.
    Bevor hier aber Diskussionen ausbrechen warten wir mal auf die Antwort von Eva.

  • Hmm, vielleicht kann man ja vor bzw. nach dem Pflanzen noch "Wünsche" für die Blume oder ein kleines Gebet schreiben und diese dann mit in die Erde stecken.

  • Ker Pausi, es geht doch um den christlichen Gott.

    Ah. Ich kenne mich da nicht so aus, aber die Identifikation eines Naturphänomens mit einem Gott, kam mir nicht so furchtbar monotheistisch vor. Aber das werden die Fachleute besser wissen.


    Als religionshistorischer Exkurs war sogar mir klar, wie das passt.


    Pausi.

  • Blumen und generell Pflanzen brauchen zum WACHSEN keinesfalls die Sonne. Ein unfreiwilliges Experiment dazu: Wir hatten mal übern Winter eine fast komplett kaputte Palme im KELLER stehen (fast zappenduster), die eigentlich nur ihrer Entsorgung entgegen harrte. Als wir sie im Frühjahr holen wollten, hatte der blattlose Stamm zwei frische Blättlein getrieben - die waren schneeweiß, Albinopalme. Licht ist für die Chlorophyllbildung wichtig. Wachsen tun Pflanzen ja auch in der dusteren Erde, z.B. Karotten, Kartoffeln....

    Ähm, ja. Zum einen liefert die Sonne nicht nur Licht sondern auch Wärme. Die Pflanzen die bei Kälte wachsen, sind dünn gesät. Und die Photosynthese (für die das Licht gebraucht wird) ist auch nicht unwichtig. Damit wird nämlich die Energie der Sonne für die Pflanzen verfügbar gemacht (und im Übrigen auch für die, die sich von den Pflanzen ernähren).


    Und diejenigen Pflanzen, die Nährstoffe und Energie unterirdisch speichern, haben oberirdisch jede Menge Blattgrün. Denn die Kohlenhydrate, die in den Wurzel nzw. Stengeln unterirdisch gespeichert werden sollen, müssen auch irgendwo herkommen. Ohne Sonnenlicht passiert da nichts. D.h. ohne Sonne keine pflanzliche Nahrung (es sei denn dein Stoffwechsel gibt sich mit Albinopalmenblättern zufrieden).


    Insofern ist die Sichtweise, dass ohne die Sonne nichts wächst, nicht verkehrt. Dass diese in archaischen Kulturen einen Stellenwert eingenommen hat, der zur kultischen Verehrung oder gar Gottesidentifikation geführt hat, ist leicht nachvollziehbar.


    Aber da schweife ich wohl wieder ins Religionshistorische ab.


    Also ich habe keine Naturwissenschaft studiert, aber ich würde behaupten, dass die meisten Blumen Licht brauchen?!?! Manche vielleicht mehr, manche weniger... Oder liege ich da jetzt total falsch?!

    Man muss auch nicht alles studiert haben, um ein paar folkloristische Kenntnisse zu dem einen oder anderen Thema zu erwerben. Ein Gärtner kann dir recht gut erklären, was eine Pflanze braucht und warum. Und der hat vielleicht gar nicht studiert.


    Und nein, völlig falsch liegst du nicht, s.o. Ich würde aber den Aspekt der Sonne als Licht- _und_ Wärmespender betonen.


    Pausi

  • *Jazzy*: Ich habe mich bereits intensiv mit dem Symbol beschäftigt und habe auch deratige kirchenhistorische Bezüge gefunden, wie du sie angibst. Wie ich angeführt habe, handelt es sich bei mir um eine 2. Klasse. Mögliche Stundeninhalte wie du sie schilderst finde ich somit teilweise eher schwierig - vielleicht ein Zeichen, dass das Symbol Sonne in der 2. Klasse nichts verloren hat?! (--> Der Lehrplan liefert mir weder ein Argument dafür, noch dagegen, hier heißt es einfach, dass die SuS mit unterschiedlichen Symbolen vertraut gemacht werden sollen). Die Literatur liefert mir letztlich jedoch keine Anregung für meine Arbeitsphase, sonst hätte ich die Frage nicht gestellt ;)


    @all: Vielleicht für alle noch einmal kurz und knapp mein geplantes Vorgehen mit der gesamten Reihe. Das Ziel der Reihe soll sein, dass den Kinder die positive Bedeutung der Sonne bewusst wird, sie im übertragenden Sinne die Eigenschaften der Sonne (Wärme schenken, lebensspendende Kraft) auf zwischenmenschliche Beziehungen übertragen und letztlich mit Hilfe des Psalm 84,12 für das Gottesbild "Gott ist wie die Sonne" sensiblisiert werden.


    Mein Vorgehen ist also so geplant, dass wir erst einmal als Vorwissensaktivierung, Assoziationen zur Sonne sammeln und besprechen, dass die Sonne immer da ist, auch wenn man sie nicht sieht (--> später übertragbar auf 'Gott ist immer da'). Dann wollte ich mit den Kindern die lebensspendende Kraft (--> siehe Anfangsfrage :) ) herausarbeiten. Dieses Vorhaben dient letztlich wiederum dazu, den Psalm 84,12 zu erschließen, bzw. Eigenschaften Gottes zu erkennen. Letztlich soll es dann noch darum gehen, dass wir im übertragenden Sinne selbst Sonnenstrahlen/Sonne schenken können (Wir können Wärme spenden und Kraft geben). Am Ende der Reihe fließen dann alle zuvor erarbeiteten Inhalte im Gottesbild zusammen. Wenn von den Stunden bei den Kindern etwas hängen bleibt, dann sollten sie in der letzten Unterrichtseinheit eine wunderbare Vorstellung davon haben, was es bedeutet, dass Gott wie die Sonne ist (Psalm 84,12). - so war mein Gedankengang!!


    Was sagt ihr nun dazu? :hitze:

  • Es klang ja schon mehrfach an: Die Sonne ist kein biblisches Symbol (also weder jüdisch noch christlich) für Gott.
    Sicher, in Ps 84,12 wird Gott als Sonne bezeichnet, aber eher als Metapher, nicht als Symbol.


    Die Sonne ist vielmehr ein heidnisches Gottessymbol; ich fände es schon irgendwie ein bisschen absurd, ausgerechnet die Sonne als Symbol für den christlichen Gott zu nehmen.


    Was aber ein christliches Symbol ist, ist das Licht. Deshalb sind alle Kirchen nach Osten ausgerichtet, weil Licht das Hoffnungs- und Heilssymbol ist;


    Sonnenanbeter hat es in Kirchen hoffentlich noch nicht gegeben... ;)


    Naja, und zu Licht kann man ja ganz viel machen, auch im Kontrast zur Dunkelheit: Licht = Hoffnung, Wärme, Zuversicht, Sicherheit, Orientierung vs Dunkelheit = Angst, Kälte usw.
    In diese Richtung würde ich weiterdenken, aber ich bin kein Grundschullehrer, didaktisch und methodisch wirst Du es besser wissen als ich.


    Hamilkar



    Edit / Ergänzung: ... und "Ostern als das Sonnenfest" klingt missverständlich in dem Satz, wie Du es schreibst, Jazzy82.

  • Ich kenne die Sonne auch eher als heidnisches Symbol, teilweise wird es sogar dem esoterischen zugeordent. Ob das was im Religionsunterricht zu suchen hat?
    Aber wie die anderen sagten, ist Licht ja eigentlich das Thema. Symbole wären für mich aber eher Dinge wie Kreuz, Fisch, Brot und Wein...


    Solltest Du auf das Licht hinauswollen: Meines Erachtens gehört u.a. der Kontrast hell und dunkel dazu. Also etwas sichtbares und das Gefühl dabei.

  • Hi,
    deine Intension ist schon klar.
    Wenn du unbedingt Blume und Sonne in Verbindung bringen willst, dann fällt mit ein: Die Blume wendet sich immer dem Licht / der Sonne zu..
    Allerdings wird es schwierig, dass mit Realien darzustellen. Vielleicht musst du Fotos machen und vergleichen lassen ?!
    Ich habe auch gerade ein 2. Schuljahr (allerdings nicht Religion) und denke, du musst in der Altersstufe noch mit ganz konkreten Dingen arbeiten.
    Gott als Licht, dem wir uns zuwenden sollen ist vielleicht echt abstrakt.
    Wie wäre es mit dem Thema:" Wie kann ich ein Licht für andere sein?" (helfen,trösten, teilen, Rücksicht nehmen, beschützen,....) Die kinder könnten in der Stunde Blütenblätter mit diesen Begriffen gestalten ( je nach Leistungsniveau Bilder/ Wörter/ Sätze) und das wird dann zu einer (zwei, drei...) großen Blumen zusammengeklebt.
    In der nächsten Stunde oder als Abschluss kann dann die Überlegung angestellt werden: " Wer ist denn für mich Licht" - Eltern - Gott.
    Wie gesagt, bin selbst keine Relilehrerin, aber ich denke, das finde ich greifbar!

  • Zitat

    Wie ich angeführt habe, handelt es sich bei mir um eine 2. Klasse.

    Bin blind... Denke auch, dass das wird schwer. Bei uns wird das Symbol Brücke durchgenommen.


    Zitat

    Edit / Ergänzung: ... und "Ostern als das Sonnenfest" klingt missverständlich in dem Satz, wie Du es schreibst, Jazzy82.

    Ergänzung:


    "Ostern, das jährliche Fest der Auferstehung Jesu, ist ein Sonnenfest. Es wird am Sonntag nach derm ersten Frühlingsvollmond gefeiert und ist das wichtigste Fest des christlichen Glaubens: Jesu geht in den Tod, so wie die Sonne untergeht. Jesus besiegt den Tod und geht wie die Sonne wieder auf. Die <Christus-Sonne> zeigt uns, dass auch wir den Tod besiegen und auferstehen werden. Ds ist es, was Christen zu Ostern feiern. Auch unser Wort <Ostern> hat mit Sonne und licht zu tun. Dahinter steckt das alhochdeutsch Wort eostarun für das Morgenlicht, die Morgenröte, die am östlichen Himmel den Sonnenaufgang ankündigt. Die Wörter <Ostern> und <Osten> klingen ja auch ähnlich und sind miteinander verwandt. <Ostern> erinnert so an die östliche Himmelsrichtung, den Ort des Sonnenaufgangs, den wir besonders am Osterfest symbolisch als Ort der Auferstehungssonne ansehen."
    Oberthür, Rainer: Das Buch der Symbole: 2010: 38

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