Hallo!
Ich bin Lehrerin aus Lettland. Zur Zeit gibt es viele Diskussionen in Lettland uber das System der Auswertung von Qualitat der Arbeit der Padagogen. Die Lehrer halten das System in Lettland fur ziemlich subjektiv. Man kann 5 Stufen der Qualitat bekommen, davon hangt das Gehalt der Lehrer ab. Es gibt sehr viel Papierarbeit - die Lehrer sammeln alle Bestatigungen von Kursen der letzten 3 Jahre, schreiben Evaluation (Selbst - Beurteilung), die Schuladministration schreibt einen Bericht. Der Lehrer muss 3 Unterrichtsstunden einer Person der Schuladministration zeigen.
Wie ist es in Deutschland? Wie und wird uberhaupt die Qualitat der padagogischen Arbeit gemessen und ist das mit dem Gehalt verbunden? Wie werden die Gehalter der Lehrer unterschieden? Ich habe gelesen, dass es von der Berufserfahrung abhangig ist. Ist es so, dass die jungeren Lehrer weniger belohnt werden als die alteren?
Vielen Dank im Voraus!
Qualität pädagogischer Arbeit
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Es gibt in Deutschland kein leistungsbezogenes Gehalt (leider), kaum Aufstiegsmöglichkeiten und wenige sinnvolle Instrumente der Evaluation. Auch leider.
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Wie werden die Gehalter der Lehrer unterschieden? Ich habe gelesen, dass es von der Berufserfahrung abhangig ist. Ist es so, dass die jungeren Lehrer weniger belohnt werden als die alteren?
Da spielen drei Faktoren eine Rolle: erstens kommt es darauf an, in welcher Schulform ein Lehrer arbeitet. Der Gesetzgeber ist der Ansicht, dass die Qualifikation von den Grundschullehrern in der Primarstufe bis hin zu den Oberstufenlehrern im Gymnasium ansteigt und sieht deshalb unterschiedliche Gehaltsstufen für die verschiedenen Schulformen vor. In der Grundschule verdient man deutlich weniger als im Gymnasium. Auch die Aufstiegschancen sind entsprechend unterschiedlich verteilt - eine Schulleiterin in einer Grundschule wird immer weniger verdienen als eine einfache Gymnasiallehrerin ohne besondere Zusatzaufgaben.
Zweitens ist das Dienstalter von Bedeutung, d.h. die Zeitdauer, wie viele Jahre ein Lehrer im öffentlichen Dienst gearbeitet hat. Auf allen Gehaltsstufen gibt es alle paar Jahre eine festgelegte Heraufstufung im Einkommen. Diese Heraufstufung hat nichts mit Leistung oder besonderer Qualifikation zu tun sondern hängt wirklich nur am Lebensalter.
Drittens gibt es noch die Möglichkeit, durch besondere Qualifikation und eine Laufbahnkarrierre in der Verantwortung und damit im Gehalt aufzusteigen. Z.B. kann man als Gymnasiallehrer an seiner Schule besondere Aufgaben übernehmen und sich dann für ein Beförderungsverfahren vom Studienrat zum Oberstudienrat bewerben. Wenn man das Prüfungsverfahren besteht und sich gegen Konkurrenten im Bewerbungsverfahren durchsetzen kann, dann erhält man nach einer Bewährungszeit auch mehr Gehalt. Allerdings sind die Beförderungsmöglichkeiten an vorhandene Stellen gebunden, die wiederum von Schülerzahlen und der verwaltungspolitischen Kompetenz der Schulleitung abhängen. Man wird also nicht automatisch befördert, wenn man besondere Arbeitsleistung bietet - im Normalfall sieht es so aus, dass an einer Schule mehrere Kolleginnen und Kollegen Mehraufgaben wahrnehmen und einige von ihnen sind befördert, andere nicht.
Eine klare Leistungshonorierung gibt es in Deutschland nicht. Hauptfaktor ist Lebensalter, der Rest ist Zufall gepaart mit Durchsetzungswillen.
Nele
P.S. Realiter misst sich bei uns die Qualität der pädagogischen Arbeit in der Selbstwahrnehmung des Lehrers. Ich habe gemischte Gefühle dabei - einerseits maße ich mir einen recht guten Instinkt dafür an, wann ich gute Arbeit leiste und wann ich Scheiße baue. Andererseits halte ich Supervision und qualifiziert beurteilbare Leistungsevaluation für sehr wichtig, was professionelle Arbeit angeht. Dann wiederum traue ich dem Dienstherren nicht weiter als ich ihn werfen könnte und glaube, dass jede "Evaluation" durch die Dienstaufsicht nur dahin führen würde, die Lehrerschaft als Sündenböcke abzustempeln und durch Gehaltsreduktion Steuerersparnisse herbeizuführen. Ja, so zynisch bin ich.
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Vielen Dank fur die beiden Antworten. Ich stimme dem "P.S." zu. ...
jede "Evaluation" durch die Dienstaufsicht nur dahin führen würde, die Lehrerschaft als Sündenböcke abzustempeln und durch Gehaltsreduktion Steuerersparnisse herbeizuführen.
... So was ahnliches geschieht jetzt bei uns. Die Gehalter wurden reduziert und jetzt, wenn wir beweisen, dass wir "gute Lehrer sind", bekommen wir 5 - 10% mehr (je nach Qualitatsstufe), obwohl das weit nicht das selbe Gehalt wie vor Reduzierung ist.
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jetzt, wenn wir beweisen, dass wir "gute Lehrer sind", bekommen wir 5 - 10% mehr (je nach Qualitatsstufe),
wie wird denn nachgewiesen, dass man ein "guter" Lehrer ist? Das würde mich sehr interessieren
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Ja, genau das ist die Frage. Und Problem. Das sind die von mir erwahnten Qualitatsstufen. In Lettland seit ein paar Jahren gibt es ein Bewertungssystem der Padagogen, das wir, Lehrer, fur nicht optimal oder objektiv halten. Die Schulleitung schreibt eine Bewertung des Lehrers, der Lehrer selbst schreibt eine Bewertung ( Selbst - Evaluation), beweist die Fortbildung (Kurse, Seminare) der letzten drei Jahre , zeigt 3 Unterrichtsstunden und bekommt nachdem Punkte und dementsprechend die Qualitatsstufe (oder Grad, weiss nicht das beste Wort dafur). Also, wer den hochsten Grad hat, wird besser bezahlt. Ich habe das System sehr kurz beschrieben, das ist im Grossen un Ganzen. Naturlich, global gesprochen, um zu messen, wer ein guter Lehrer ist, reicht so eine Papierarbeit und ein paar gezeigte Unterrichte nicht.
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