Als (teilweise durchaus vehemente) Atheistin fühle ich mich in Gottesdiensten ziemlich unwohl und immer irgendwie leicht peinlich berührt. Nichtsdestotrotz bin ich bei allen kirchlichen Hochzeiten, Trauerfeiern, Taufen von gläubigen Fanilenmitgliedern/Freunden und Kollegen ganz selbstverständlich hingegangen. Es geht ja dann um sie, nicht um mich. Ich bin tatsächlich auch Patentante eines evangelischen Kindes - das gemischt konfessionelle Paar konnte das bei der katholischen Kirche nicht durchsetzen, wollten aber unbedingt mich - der evangelische Pfarrer hat es dann gemacht. Und als Patentante beantworte ich die Fragen des Lütten so neutral wie möglich und halte mich im Prinzip an das, wovon ich weiß, dass die Eltern es wünschen. Wenn er älter ist, werde ich mich auch zu meinem Glauben äußern.
Toleranz, finde ich, muss zweigleisig laufen. Die religiösen Kollegen müssen in Bio auch die Evolutionstheorie unterrichten (außer vielleicht in Utah und Missouri) und muslimischen Feiertage in die Klassenarbeitsplanung mit einbeziehen, die Gleichstellung von Frau und Mann als grundgesetzliche Voraussetzung akzeptieren usw.
Als Musiklehrer hätt ich kein Problem, so etwas wie einen Gottesdienst vorzubereiten. Mich kriegt halt keiner zum Beten und ich muss bei manchen der Dinge, die da rituell passieren, auf Durchzug schalten, behalte aber immer einen freundlich interessierten Gesichtsausdruck.
Die interessante Frage hier finde ich: wie werden eigentlich die muslimischen oder anders gläubigen Kinder einbezogen? Müssen die mitmachen?