Müssen atheistische Lehrer in ihrem Gesamtunterricht (Grundschule) Gottesdienste vorbereiten?

    • Offizieller Beitrag

    Als (teilweise durchaus vehemente) Atheistin fühle ich mich in Gottesdiensten ziemlich unwohl und immer irgendwie leicht peinlich berührt. Nichtsdestotrotz bin ich bei allen kirchlichen Hochzeiten, Trauerfeiern, Taufen von gläubigen Fanilenmitgliedern/Freunden und Kollegen ganz selbstverständlich hingegangen. Es geht ja dann um sie, nicht um mich. Ich bin tatsächlich auch Patentante eines evangelischen Kindes - das gemischt konfessionelle Paar konnte das bei der katholischen Kirche nicht durchsetzen, wollten aber unbedingt mich - der evangelische Pfarrer hat es dann gemacht. Und als Patentante beantworte ich die Fragen des Lütten so neutral wie möglich und halte mich im Prinzip an das, wovon ich weiß, dass die Eltern es wünschen. Wenn er älter ist, werde ich mich auch zu meinem Glauben äußern.
    Toleranz, finde ich, muss zweigleisig laufen. Die religiösen Kollegen müssen in Bio auch die Evolutionstheorie unterrichten ;) (außer vielleicht in Utah und Missouri) und muslimischen Feiertage in die Klassenarbeitsplanung mit einbeziehen, die Gleichstellung von Frau und Mann als grundgesetzliche Voraussetzung akzeptieren usw.
    Als Musiklehrer hätt ich kein Problem, so etwas wie einen Gottesdienst vorzubereiten. Mich kriegt halt keiner zum Beten und ich muss bei manchen der Dinge, die da rituell passieren, auf Durchzug schalten, behalte aber immer einen freundlich interessierten Gesichtsausdruck.


    Die interessante Frage hier finde ich: wie werden eigentlich die muslimischen oder anders gläubigen Kinder einbezogen? Müssen die mitmachen?

  • Die interessante Frage hier finde ich: wie werden eigentlich die muslimischen oder anders gläubigen Kinder einbezogen? Müssen die mitmachen?


    Die haben (bestimmt) Religionsfreiheit. Nur bei Atheisten wird oft nicht eingesehen, das Religionsfreiheit auch Freiheit von Religion sein kann. ;)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Nur bei Atheisten wird oft nicht eingesehen, das Religionsfreiheit auch Freiheit von Religion sein kann.

    Verstehe ich nicht. Ich denke, dass gerade Atheisten die Freiheit von Religion ganz recht ist. Viele Atheisten stören sich an der All-Gegenwart von Religion in vielen Lebensbereichen.


    Pausi

  • Ich denke, dass gerade Atheisten die Freiheit von Religion ganz recht ist. Viele Atheisten stören sich an der All-Gegenwart von Religion in vielen Lebensbereichen.


    Ja, genau das meinte ich doch. :)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ja, genau das meinte ich doch.

    Ganz ehrlich, ich weiß nicht genau, was du meinst. Du schriebst, Atheisten sähen nun gerade die Idee der Freiheit von Religion nicht ein. Dabei ist doch aber Freiheit von Religion das, was Atheisten aber gerade gerne hätten. Irgendwie sehe ich da einen Widerspruch.


    Pausi

  • Toleranz, finde ich, muss zweigleisig laufen. Die religiösen Kollegen müssen in Bio auch die Evolutionstheorie unterrichten

    Nun gerade die Vermittlung der Inhalte eines Faches, das man womöglich sogar studiert hat, als Toleranz zu verkaufen ist schon klasse. Das gehört eben zum Job dazu. Religionsausübung -- auch mittelbare -- eben nicht.


    Wer Schwierigkeiten mit der Evolution hat, sollte halt nicht Biologielehrer werden. Wer Schwierigkeiten mit (bestimmten) Religionen hat, wird aber auch nicht Relegionslehrer. Und dann sollte man ihn damit bitte auch unbehelligt lassen.


    Im Übrigen finde ich es bezeichnend, wenn es so sein sollte, dass die Vorbereitung eines Gottesdienstes nicht von den Anhängern der entsprechenden Religionsgemeinschaft bewerkstelligt werden kann, sondern andere dazu verpflichtet werden sollen.


    Praktisch hieße das für mich, dass ich bei einer entsprechenden Anweisung, religiöse Inhalte in meinem Unterricht zu behandeln, zunächst den Anweisenden auf das Problem aufmerksam machen würde. Offenbar hat er nämlich keines gesehen. Da wäre für Religionszugehörige nicht untypisch. Der Rest wird sich im Gespräch klären. Dass eventuell mein Unterricht dafür ausfällt oder gekürzt wird, nähme ich hin. Ich hätte es im Übrigen auch nicht zu verantworten.


    Kurzer Rede langer Sinn: Die Angehörigen der betreffenden Religion sollen doch bitte, wenn sie es möchten, Gottesdienste während der Unterrichtszeit und auch im Schulgebäude durchführen. Gerne. Nur möchten Sie sich dann um die Vorbereitung selbst kümmern.


    Prost!


    Pausi

    2 Mal editiert, zuletzt von Pausenclown ()

  • steff schreibt, dass bei Atheisten (in Bezug auf Atheisten) nicht eingesehen wird, dass ...

    Ah, verstehe. Das Passiv kam mir komisch vor. Er meint also, dass _gegenüber_ Atheisten nicht eingesehen werde, dass ...


    Danke.


    Pausi

    Einmal editiert, zuletzt von Pausenclown ()

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