"KInder dürfen schreiben, wie sie wollen" / Lesen durch Schreiben

  • Hallo zusammen,


    kürzlich erzählte mir eine Freundin (=Nicht-Lehrerin), dass man sich bei ihr im Dorf darüber aufrege, dass die Kinder schreiben dürfen, wie sie wollen - früher war das ja nicht so.
    Es stellte sich heraus, dass dort nach Reichen (Lesen durch Schreiben) unterrichtet wird.


    Angeregt durch diese Unterhaltung habe ich ein wenig im Internet gestöbert und bin dort unter anderem auf dieser Seite gelandet:


    http://www.t-online.de/eltern/…hode-vorteile-kritik.html .


    Dort heißt es:


    ""Varrat varn machd schbas!" Nicht selten liest man heutzutage solche Sätze in den Heften deutscher Grundschüler - statt "Fahrrad fahren macht Spaß". Der Grund dafür ist, dass an immer mehr deutschen Grundschulen nach der reformpädagogischen Methode "Lesen durch Schreiben" (LdS) unterrichtet wird. Dabei sollen die Kinder Worte so zu Papier bringen, wie sie sie akustisch wahrnehmen. Korrekturen durch Lehrer oder Eltern sind unerwünscht. Viele Mütter und Väter bringt das auf die Barrikaden, denn sie befürchten nachhaltige Rechtschreibschwächen bei ihrem Nachwuchs."


    Ich selbst hatte noch nie eine erste Klasse und kann daher nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Aber ist es nicht so, dass Kinder in der ersten Klasse grundsätzlich lautgetreu schreiben sollen (egal, ob nach Reichen oder nach der Fibel gelehrt wird)? Sprich: Das oben Kritisierte ist ein grundsätzliches "Problem" und hat erst mal nichts mit Reichen zu tun, oder?


    Und ist es nicht so, dass den Kindern bei beiden Methoden beigebracht wird, dass man "F" schreibt, wenn man "F" hört und das V nur eine Ausnahme darstellt?


    Die Kinder müssten also - unabhängig von der Methode - statt
    ""Varrat varn machd schbas!" "Farat farn machd schbas!" schreiben können.


    Oder?


    Und wie war das denn "früher"? Ich meine mich daran zu erinnern, dass wir in der ersten Klasse (vor 27 Jahren) auch lautgetreu schreiben durften.....

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich schreiben gelernt habe, jedoch war meine GS-Lehrerin vom alten Schlag und die meisten meines Jahrgangs beherrschten Rechtschreibung und Zeichensetzung.


    Was mich an diesem lautgetreuen Schreiben irritiert, ist, wie denn von dieser Vorform des Schreibens dann die richtige Schreibweise eingeführt werden soll. Gerade in Verbindung mit Englisch, was ja in der Grundschule auch einsetzt, sehe ich da einen hochgradig kontraproduktiven Effekt, weil es im Gegensatz zum Deutschen dort ja keine Laut-Schrift-Übereinstimmung gibt.


    Die Spätfolgen sieht man dann in Klasse 5 am Gymnasium, wo die Deutsch-Kollegen über nachlassende Rechtschreibkompetenz stöhnen und auch ich im Englischen zunehmend Orthographiefehler feststelle.


    Ich kann die Eltern durchaus verstehen, weil es auch mir als Lehrer nicht einleuchtet, wie man von dieser von Dir beschriebenen Schreibweise eines Tages auf die richtige kommen soll, wenn sich die falsche ja über Wochen oder Monate einprägen kann. Hardliner in der Didaktik verteufeln ja jegliches Anschreiben falscher Formen und Fakten, da Kinder dazu neigen, alles, was an der Tafel steht, abzuspeichern.
    Also einmal so und dann andersherum oder wie?


    Gruß
    Bolzbold

  • Das Für- und Wider dieser Methode wurde hier schon oft diskutiert. Da prallen Ideologien aufeinander - und besonders Kollegen aus den nachfolgenden Klassen zeigen sich wenig erfreut.
    Für lernstarke Schüler ist das motivierend - lernschwächere Schüler haben jedoch Probleme ihre Neuronen später auf die korrekte Schreibweise umzuprogrammieren. Dazu sind die Untersuchungen von Manfred Spitzer zu den hirnorganischen Prozessen, die beim Lernen passieren, durchaus beachtenswert.


    Beiträge im Forum findet man/frau hier
    http://www.lehrerforen.de/inde…2Lesen+durch+Schreiben%22
    besonders:
    freies Schreiben: pro und kontra
    völlig frei arbeiten?
    Kritik an der Methode "Lesen durch Schreiben"
    Was tun die Grundschulen im Sprachunterricht?
    Lesen durch Schreiben - Top oder Flop?
    Was ist bloß aus der Rechtschreibung geworden?!?
    Verständnisfrage: "Lesen durch Schreiben" vs. "Fibel"
    Argumente FÜR Fibeln/ GEGEN offenes Arbeiten
    Lesen durch Schreiben - was für Material??

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll


  • Und wie war das denn "früher"? Ich meine mich daran zu erinnern, dass wir in der ersten Klasse (vor 27 Jahren) auch lautgetreu schreiben durften.....

    Ich habe vor kurzem auch genau darüber nachgedacht.
    Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich früher keine Druckschrift, sondern direkt die LA gelernt habe.
    An lautgetreues, freies Schreiben kann ich mich nicht mehr erinnern, was aber nicht heißt, das es vielleicht nicht doch existiert hat.
    Letztens habe ich allerdings mein altes Diktatheft aus der 1. Klasse gefunden...
    Klar, über Diktate kann man sich ja auch so oder so streiten, aber wenn ich sehe, was wir dort leisten mussten - ich könnte das Diktat heute Mitte / Ende Klasse 2 schreiben und es wäre für die meisten noch eine riesige Herausforderung! Schon heftig, habe ich gedacht.

  • Da prallen Ideologien aufeinander...


    Das denke ich nicht. In der Pädagogik ist lange bekannt, das Umlernen viel schwerer ist, als gleich richtig lernen.
    Das wird seit einiger Zeit auch durch die Neurobiologie mit empirisch gesicherten Daten hinterlegt.
    Insofern ist dieses Konzept m.E. schlicht und einfach Murks.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • "Aber ist es nicht so, dass Kinder in der ersten Klasse grundsätzlich lautgetreu schreiben sollen (egal, ob nach Reichen oder nach der Fibel gelehrt wird)?"


    Nee, nach Fibellehrgang in Reinform dürfen die Schüler nur die eingeführten Wörter schreiben (Fu, Foto, Lala). Aber auch erst dann, wenn sie dieses Wort lesen können. Damals war man der Ansicht, dass das Wortbild sich bei den Schülern einprägt und erst dann sind die Kinder in der Lage, das Wort orthografisch richtig aufzuschreiben. Deswegen wurde auch viel pingeliger auf die Rechtschreibung geachtet. Es durfte bloß kein Wort falsch geschrieben sein, weil die Schüler sonst Gefahr liefen sich das falsche Wort zu merken.


    Heute wird zunächst lautgetreu geschrieben. Dabei wird zu Beginn der Schulzeit darauf geachtet, dass die Schüler nur Wortmaterial erhalten, welches lautgetreu verschriftet werden kann. Wenn es aber darum geht, seine Erlebnisse vom Wochenende aufzuschreiben oder einen freien Schreibanlass zu schaffen, stammt das Wortmaterial von den Schülern. Die achten natürlich nicht auf lautgetreue Wörter.


    (War das jetzt die Antwort auf deine Frage? Weiß nicht ob ich deine Frage richtig verstanden hab...)



    Warum klappt die Zitatfunktion nicht?




    Und ist es nicht so, dass den Kindern bei beiden Methoden beigebracht wird, dass man "F" schreibt, wenn man "F" hört und das V nur eine Ausnahme darstellt?


    Ja, das macht man auch. Aber erst später so ca. ab dem 2. Schuljahr. Dein Beispiel betriff die Rechtschreibstrategien. In diesem Rahmen würde man auch Lernwörter mit V reinreichen und üben lassen. Das geht aber erst, wenn die Schüler durch den "Flaschenhals" durch sind und das Prinzip der Lautschrift verstanden haben.



    Ich persönlich finde das Reichen-Konzept gut, weil Kinder ziemlich schnell in der Lage sind alle Wörter halbwegs verständlich aufzuschreiben, sobald sie das Prinzip und die Benutzung der Anlauttabelle verstanden haben. Das betrifft aber oft nur die normalbegabten Schüler, die nachher auch problemlos Rechtschreibstrategien anwenden können. Ich habe einige Kinder, die Laute aus logopädischen Gründen überhaupt nicht bilden oder isolieren können. Das macht natürlich das ganze Prinzip zunichte. Für diese Kinder wäre ein stumpfer Lehrgang wahrscheinlich sinnvoller. Allerdings würde es da vermutlich irgendwann an der Merkfähigkeit hapern...

  • Ich unterrichte auch mit Varatfarn und fil Schbas !
    Aber selbstverständlich unterrichte ich, sobald alle Kinder über das Lautieren (Schreiben, wie sie hören) das Lesen gelernt haben, jede Menge Rechtschreibung und entlasse meine Schüler am Ende der Klasse 4 mit einer für 10jährige angemessenen Rechtschreibkompetenz. Sie haben dennoch die Freude nicht verloren, auch einfrach mal draufloszuschrieben, weil es um Aussagen, Inhalte und Mitteilungen geht und nicht immer und ausschließlich nur um Rechtschreibung, denn so habe ich es auch aus meiner Grundschulzeit in Erinnerung, die noch länger als 27 Jahre her ist... :grins:


  • Heute wird zunächst lautgetreu geschrieben. Dabei wird zu Beginn der Schulzeit darauf geachtet, dass die Schüler nur Wortmaterial erhalten, welches lautgetreu verschriftet werden kann. Wenn es aber darum geht, seine Erlebnisse vom Wochenende aufzuschreiben oder einen freien Schreibanlass zu schaffen, stammt das Wortmaterial von den Schülern. Die achten natürlich nicht auf lautgetreue Wörter.


    Die wenigsten Wörter im Deutschen sind lautgetreu. Da kommen dann so sinnvolle Sätze wie "Oma ruft Lala" heraus. Das mag ja zum Üben ganz okay sein, aber wenn es darum geht, dass Kinder zum eigenen Schreiben angeregt werden sollen- und das ist immer das Argument- dann schreiben sie viel mehr nicht-lautgetreue Wörter. Das hast Du ja auch schon erwähnt. Dann ist doch das Konzept irgendwie hinfällig,oder?


  • Die Spätfolgen sieht man dann in Klasse 5 am Gymnasium, wo die Deutsch-Kollegen über nachlassende Rechtschreibkompetenz stöhnen und auch ich im Englischen zunehmend Orthographiefehler feststelle.


    Die Frage, die ich mir dabei immer stelle ist, liegt das an der Vermittlungsmethode oder daran, dass heutzutage immer mehr Schüler aufs Gymnasium gehen, die da früher nicht hingegangen wären?


    Gruß

  • Hm, ich studiere zwar auf SekI, habe bzw. musste aber dennoch sinnvoller Weise einige Seminare zum Thema Schriftspracherwerb machen und auch ein Pflichtpraktikum in der Grundschule. Die Verschriftlichung des Deutschen ist nunmal nicht lautgetreu, dafür ist sie aber hoch regulativ und - in den meisten Fällen - auch sehr logisch. Warum sollten man den SuS, die sich damit vertraut machen sollen und eine Idee davon kriegen sollen, wie das ganze grundsätzlich funktioniert, diese Logik und Regularität vorenthalten?
    Unsere Professorin sagte immer, für "schreib wie du sprichst" gäbe es nur eine Bezeichnung: unterlassene Hilfeleistung. Hinzu kommt dann noch die Anlauttabelle, die Aufgrund der Nichtberücksichtigung von gespannten und ungespannten Vokalen sowie Schwalauten etc...die Verwirrung komplett macht. Soweit wir das vermittelt bekommen haben, wird dies auch durch Untersuchungen bestätigt, und mir leuchtet es auch einfach ein, bzw. erscheint es einleuchtend.

  • Ich habe in den Osterferien u.a. die Bücher "Der orthographische Fehler", "ABC und andere Irrtümer" von Prof. Thomé (Goethe-Uni, Frankfurt) gelesen. Zu beiden Büchern gibt es hier mehr: http://www.isb-oldenburg.de/materialien.html


    Über Ursachen der schwachen Rechtschreibung stand in den Büchern folgendes: [size=10]http://skolnet.de/ursachen-fur…e-rechtschreibleistungen/


    Ich habe hier geschrieben, wie ich mir in Klasse 1 ein hilfreiches Korrigieren vorstelle: http://www.skolnet.de/fela-korrigieren


    Info zu den Texten, weil ich die Begriffe dort erwähnt, aber noch nicht erklärt habe: "Die am häufigsten vorkommenden Grapheme werden als Basisgrapheme bezeichnet. Dazu gehören auch Buchstabengruppen wie z.B. ei, au, eu, ch, sch. Orthographeme sind sprachsystematisch seltener und dadurch schwieriger."

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  • Ava, wenn ich richtig informiert bin, schließen sich das Prinzip Lesen durch Schreiben und das Erlernen von Regelwissen keinesfalls aus! Ganz im Gegenteil. Nur soll zunächst erst einmal mit der Anlauttabelle gearbeitet werden, um Kindern überhaupt das Lautprinzip beizubringen. Erst wenn die Kinder das verstehen, kann und muss mit den Rechtschreibstrategien begonnen werden. Alles auf einmal ist definitiv zu viel!


    Im lehrgangsmäßigen Schriftspracherwerb ist meines Wissens das Regelwissen der Rechtschreibung nicht so gewichtig. Das funktioniert eher über Auswendiglernen der Schreibweise von Wörtern. Daher auch die Diktatwut, die dem Lehrgang zuzuordnen ist.


    In einigen Anlauttabellen wurden kurze und lange Vokale berücksichtigt (wenn du das mit gespannt und umgespannt meinst). Was sind Schwalaute?

  • Nein, Lesen durch Schreiben und Erlernen von Regelwissen schließt sich gar nicht aus. Bei uns an der Schule lernen alle Lesen durch Schreiben und zwar mit der Anlauttabelle. Im ersten Schuljahr geht es aber schon los mit Regelwissen, z.B. in jeder Silbe gibt es einen König (Vokal) und dadurch prüfen die Kinder, ob sie nicht ggf. einen Vokal im Wort vergessen haben. Im zweiten Schuljahr kommen dann schon ganz schon viele Regeln zusammen, die wir auch alle zusammen in einem Regelheft(z.B. Verlängern des Wortes bei b, g d am Wortende, verwandte Wörter etc.)
    sammeln und die ich von da an, wo wir sie thematsiert haben natürlich auch in allen selbst geschriebenen Texten anstreiche.


    In unserer Anlauttabelle gibt es bei allen Vokalen immer Bilder zu den kurzen und zu den langen, z.B. Ordner-Osterhase, Unterhose - Uhr etc.


    Der Schwalaut hingegen ist ja nun mal meist am Ende des Wortes - insofern ist das nicht möglich, dazu ein Anlautbild zu finden. Aber damit haben meine Kinder keine Probleme. Ich thematisiere ganz früh, dass dieser Laut (wie bei Dose, Kanne etc.) als "e" verschriftlicht wird. Das "kleine gequetschte e" nenne ich das immer. Die Kinder wenden das ganz schnell an beim Schreiben.


    Ich unterrichte jedenfalls aus voller Überzeugung nach Lesen durch Schreiben mit der Anlatutabelle. Ich finde, dass das dem natürlichen Lernen nahe kommt. Nur mit einzelnen Buchstaben anzufangen finde ich unnäturlich.
    Ich habe es auch ganz deutlich gesehen, wie groß der Unterschied ist, da meint Tochter auch Schreiben mit der Anlauttabelle gelernt hat, während ihr Cousin zeitgleich mit der Fibel unterrichtet wurde. Als wir in den Herbstferien dort zu Besuch waren, verfasste meine Tochter bereits gut lesbare Briefe während der Cousin nur immer die gleichen vorgegebenen Sätze wie "Mama ruft Uta" etc. geschrieben hat.

  • Es ist sehr schade, dass eine Methode verteufelt wird, nur weil sie von manchen falsch angewendet wird. Ich mache seit Jahren LdS und möchte sicher nie mehr mit einer Fibel arbeiten. Es war aber viel Arbeit, sich damit auseinanderzusetzen, um zu verstehen, wie Reichen das gemeint hat. Wenn ich dann die Fülle unsinniger Lauttabellen sehe und Aussagen lese wie z.B. "Die Kinder dürfen immer schreiben wie sie wollen." wundert mich nicht, dass viele mit der Methode baden gehen.
    Das Rechtschreiben beginnt für mich bei der Reichenmethode von Anfang an. Ich sage den Kindern sehr früh, dass vieles leider nicht so geschrieben wird, wie man es hört. Sobald sie ein bisschen lesen können, fällt das den Kindern ja sowieso auf. Aber man kann ja nicht alles auf einmal lernen.
    Das Argument mit dem falschen Einprägen eines Wortbildes kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Warum prägen sich dann Wörter, die die Kinder x mal richtig gesehen haben nicht richtig ein?
    Schreiben lernen ist für mich ein sehr aktiver Vorgang. Die Kinder entdecken einen RS-Fall, z,B. das V oder ck oder was auch immer und schwupps findet man das in vielen ihrer Wörter wieder. Das vergeht aber auch wieder. Dabei sind die Lerner sehr unterschiedlich. Ein Kind entdeckt durchs Lesen, dass da was nicht stimmen kann, einem anderen Kind gibt man einen Tipp und wieder ein anderes Kind braucht x Übungen dazu. Auf keinen Fall darf man die Kinder völlig sich selbst überlassen. Genau das scheint aber oft zu passieren, denn sonst wäre das LdS viel besser angesehen.


    Genauso individuell wie die Schüler sind aber auch wir Lehrer. Viele Wege führen nach Rom. Warum müssen alle den gleichen nehmen? Wer lieber mit einer Fibel arbeitet, sollte das dürfen. Und wer mit Tobis und Co nichts anfangen kann, sollte auch seinen Weg gehen dürfen. Wenn die Methode nicht zum Lehrer passt, wird keiner der Beiteiligten recht glücklich damit.

  • Zitat

    Das Argument mit dem falschen Einprägen eines Wortbildes kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Warum prägen sich dann Wörter, die die Kinder x mal richtig gesehen haben nicht richtig ein? Schreiben lernen ist für mich ein sehr aktiver Vorgang.


    Was du hier beschreibst, habe ich auch in den o.g. Büchern bestätigt gefunden und hier kurz notiert: http://skolnet.de/phasen-des-rechtschreiberwerbs/


    Ich denke auch, obwohl ich selbst nicht Lesen durch Schreiben betreibe, dass die Ursachen für die zunehmend schwächer werdende Rechtschreibung komplexer sind, als sie ausschließlich in der Methode zu suchen. Thomè et al. beklagen sich vielmehr über didaktisch falsche Schreibtabellen / Buchstabellen / Anlauttabellen, siehe auch http://lrs-legasthenie.info/re…rtumer-uber-orthographie/ und weitere Ursachen.

    3 Mal editiert, zuletzt von MarekBr ()

    • Offizieller Beitrag

    Petroff: Das Problem ist weniger, dass sich die Kinder ein Wort, das sie sehen, einprägen. Das Problem ist, dass sie sich daran gewöhnen, dass man "Vater" vorne mit "F" schreibt und es so eintrainieren (weil sie es immer so schreiben). Dies hinterher wieder zu verlernen, wenn es durch das ständige Falschschreiben gefestigt ist, ist verdammt schwer.
    Außerdem gewöhnen sich die Kinder daran, dass sie nach Gehör schreiben und nicht ihr Regelwissen bemühen. Das kann funktionieren, geht in der deutschen Sprache aber nur bei einem verschwindet geringen Prozentsatz aller Wörter.


    Evtl. liegt das Problem meiner Schüler an den Lehrern, die sie im 1. und 2. Schuljahr hatten. Evtl. haben die LsD falsch umgesetzt. Kann sein. Aber auf jeden Fall ist es ziemlich schwierig, die Fehler und die Schreibgewohnheit, die sich durch LsD eingeschlichen haben, wieder rauszubekommen.


    kl. gr. frosch

  • Also ich sehe das exakt wie Frosch.
    Zunächst : meine Erstklässler schreiben ALLE zunächst wie sie hören. Und obwohl ich mit und schon ohne Fibel gearbeitet habe verfassen sowieso immer nur diejenigen, welche eine gute phon. Bewusstheit haben bis zu den Herbstferien massenhaft eigene Geschichten. Wenn man sie nur lässt. Dafür brauche ich nicht nach Reichen unterrichten. Das klappt auch so. Eben mit Anlauttabelle, die ich eh immer einführe.
    An einer Schule mit nem Haufen sprachauffälliger Kinder jedenfalls kann mir keiner erzählen, dass Reichen funktioniert ohne "Nachwehen".
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Zwerge irgendwann WISSEN wollen, wie was genau geschrieben wird und warum. Ich werde einen Teuffl tun und nicht alles genau erklären und sie DANN auch auf Fehler aufmerksam zu machen.
    Wir hatte schon etliche Dritt und Viertklässler, die nach Schulwechsel kamen - von Versch. Schulen an denen LdS gelehrt wurde. Alle hatten 2 Dinge gemeinsam: 1.waren sie eh schwach begabt und hatten so schon Probleme. 2. Null Regeln über die deutsche Sprache waren ihnen bekannt. Entsprechend schrieben sie!!!!! Katastrophe - und die gespeicherten Fehler waren drin im Hirn. Ich bin niemand, der was verteufelt. Aber.... Naja :(
    Ich habe Folgen in Klasse drei/vier gesehen ..... Arme Sek.- Lehrer.
    Aber vielleicht macht ihr das irgendwie anders als die Kollegen hier. Keine Ahnung .....

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Naja Reichen ist das eine.Aber das was hier vorgeworfen wird, ist doch genauso beim Erlernen mit Anlauttabelle. Auch da wird es Kinder geben die Vater mit F schreiben. Mit den Rechtschreibregeln fängt man so richtig doch erst ab Klasse 2 an (auch wenn man es vorher interessierten Kindern schon sagen kann). Also kleiner grüner Frosch, magst du mir mal erklären, wie du arbeitest?


    LG Anja, die Mathefrau ist, aber die es an ihren letzten 3 Schulen immer mit Anlauttabelle und nach Gehör gesehen hat (aber nicht Reichen).


    Edit: Übrigens haben wir in meinem Studium (also schon 10 Jahre her) festgestellt, dass es nur noch sehr wenige reine Fibeln gibt. Fast alle arbeiten mit Anlauttabelle/-kreis etc. und sind somit eine Mischform. Spracherfahrungsansatz wird großgeschrieben.

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