Knifflige Fragen beim Vorstellungsgespräch - wie würdet ihr antworten?

  • Also ich muss Pausenclown da Recht geben.
    Ich habe schon einige Vorstellungsgespräche hinter mir und habe mich immer ganz bewusst nicht großartig vorbereitet (hab mir nur das Schulprofil angesehen). Ich bin der Meinung, es ist wichtig, dass man authentisch rüberkommt und natürlich wirkt. Einstudierte Antworten zeigen vielleicht, dass du dich toll vorbereitet hast, sagen aber im Endeffekt wenig über dich aus.
    Ohne große Vorbereitung hat doch jeder Lehrer eine Meinung, die er/sie auch spontan vertreten kann, wenn er/sie danach gefragt wird...ein gesundes Selbstbewusstsein vorausgesetzt. Natürlich sollte man bei den Antworten die Ausrichtung der Schule nicht komplett außer Acht lassen, v.a. bei Themen die polarisieren (wie Inklusion o.ä.) - Es ist sicher nicht ratsam, mit aller Macht die eigene Meinung durchzudrücken, da ist etwas Diplomatie sicher sinnvoll, aber lügen/sich verstellen sollte man dennoch nicht.
    Generell bin ich mit dieser "Methode" immer gut angekommen und habe nun auch eine feste Stelle bekommen. Der SL dort sagte mir übrigens, dass es ihm vor allem wichtig sei, dass der Bewerber einen lockeren, aufgeschlossenen, selbstbewussten Eindruck macht. Er wolle in erster Linie sehen, dass man gut ins Team passt. Und er sagte auch, dass ich mir gar nicht vorstellen könne, wie viele stocksteife, gekünstelte Bewerber er sehen würde...
    Es gab nur eine Schulleiterin, die lieber die Variante "ich lerne alles vorher auswendig und bete es dann her" gehabt hätte und die war witzigerweise nach eigenen Angaben Bewerbungsgesprächstrainerin....soviel zum Thema Bewerbungsratgeber etc.

  • Interessant, dass man hier gleich in die Ecke "etwas auswendig daher beten" und "Musterlösungen aufsagen" gedrängt wird, wenn man für einen winzigen Bruchteil der möglichen Fragen ein paar Denkanstöße sucht.


    Herzlichen Dank an alle, die die eigentlichen Fragen beantwortet haben.

  • Ich finde es absolut nicht verkehrt, sich ein bißchen Gedanken zu machen. Aber irgendwelche Antworten auswendig lernen, soweit würde ich auch nicht gehen.. Aber sich Denkanstöße zu holen, ist doch nicht falsch. Einige müssen einfach immer gleich rummeckern... ;)

  • Schwer zu erwarten, was eine Auswahlkommission erwartet; säße ich als beteiligter Entscheider in z.B. einem schulscharfen Einstellungsverfahren an meiner Schule, was bei meinem Dienstalter und meiner Berufserfahrung ohne weiteres passieren könnte, wäre es für mich ein ziemlich großer Minuspunkt, wenn ein Kandidat erkennbar nur von außen übernommene Antworten referiert; wenn ich auswändig gelerntes anhören müsste, wäre das für mich sogar ein Ausschlussgrund.


    Nele

  • Also ich habe weder rumgemeckert noch will ich jemanden in die Ecke drängen.
    Wenn hier jemand bzgl. eines Bewerbungsgesprächs um Hilfe bittet und ich den Ansatz der Vorbereitung nicht sehr praxisnah finde, dann sage ich das hier auch und zwar weil ich der Meinung bin, dass es auch hilfreich für den Fragesteller ist, eine andere Variante aufgezeigt zu bekommen - zumal sich diese Variante in der Praxis als sehr erfolgreich erwiesen hat und Sudelnuppe selbst scheinbar noch gar keine Erfahrung mit Bewerbungsgesprächen hat.
    Leider lässt du, Sudelnuppe, keine anderen Varianten gelten, da du deinen Ansatz (trotz mangelnder eigener Erfahrung) scheinbar für den goldenen Weg hälst. Vielleicht solltest du dich anderen Ideen etwas mehr öffnen oder zumindest mal darüber nachdenken, was davon du für dich "verwerten" könntest - das heißt ja nicht, dass du alles genauso machen musst wie ich.


    Ich würde dir auch gern durch Beantwortung deiner Fragen helfen. Aber ich verstehe ehrlich gesagt wirklich nicht, in wie weit es für dein Bewerbungsgespräch hilfreich ist, wenn andere Leute hier ihre Meinung zur Arbeit im Team, etc. posten. Was hilft es dir, wenn ich dir jetzt sage, dass ich Inklusion für keine gute Idee halte, für dein Bewerbungsgespräch? (Das ist eine ernst gemeinte Frage und nicht als persönlicher Angriff zu verstehen.)

  • Aber ich verstehe ehrlich gesagt wirklich nicht, in wie weit es für dein Bewerbungsgespräch hilfreich ist, wenn andere Leute hier ihre Meinung zur Arbeit im Team, etc. posten.


    Es ist in einer Bewertungssituation (und ein Bewerbungsgespräch ist m.E. eine) nicht so schlecht, wenn man die Intention bestimmter Fragen kennt und weiß, wie man sich in einem solchen Fall geschickt verhält.


    Wenn man sich typische Fragen aus einem Bewerbungsgespräch anschaut, wie z.B. "Warum wollen Sie gerade in unserem Betrieb arbeiten?", dann wäre die ehrliche Antwort: "Weil meine berufliche Richtung passt und weil ich das Geld brauche.".
    Das man letztlich nur seine Arbeitskraft verkauft will niemand hören/wahrhaben. Stattdessen will Firma mehr oder weniger beweihräuchert werden und es wird erwartet, dass man darstellt wie toll man selbst ist und was man alles für Firma tun kann.
    Andere Fragen zielen m.E. ganz klar auf soziale Kontrolle ab, z.B. "Was haben sie für Hobbies?" etc..


    Aus solchen bzw. ähnliche Erfahrungen resultieren aus meiner Sicht die Fragen des TO.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Es ist in einer Bewertungssituation (und ein Bewerbungsgespräch ist m.E. eine) nicht so schlecht, wenn man die Intention bestimmter Fragen kennt und weiß, wie man sich in einem solchen Fall geschickt verhält.

    Das verstehe ich und das macht auch Sinn. Das meinte ich ja auch mit "diplomatischen Antworten". Aber diese geschickten Antworten muss man sich ja letztendlich selbst überlegen, verstehe daher immernoch nicht, warum die Forumsmitglieder nach ihrer Meinung zu diese Dingen befragt werden. Sudelnuppe sagt ja ganz klar, dass sie/er ganz konkret unsere Meinung dazu hören will...also nix mit Diplomatie/geschickten Antworten/Intention dahinter kennen...

  • Wobei ich der Meinung bin, dass die banale Wahrheit manchmal mehr bewirkt, als jeder Monolog über die interpretierte Bedeutung einer Frage der Art "Warum wollen sie bei uns arbeiten?" Und zwar in beiden Richtungen. Wer sich bei solchen Gesprächen verstellt, wird sich vielleicht im nachhinein in den Arsch treten, nicht ehrlicher zu sich und dem Interviewer gewesen zu sein. Egal, ob er jetzt genommen wird, oder nicht. Und andersrum wissen auch Personaler, dass Kandidaten vorstellig werden, letzten Endes weil sie morgens ihre Frühstücksbrötchen auf dem Tisch selbst bezahlen wollen.


    Als ich bei meinen Chefs vorstellig geworden bin, hab ich auf die Frage "Warum sind sie Lehrer geworden?" jedesmal die gleichen sehr persönlichen und eigentlich total kitschigen Beweggründe angegeben, ganz einfach, weil sie auf mich zutreffen. Jedesmal war aufgrund der Ehrlichkeit das Eis gebrochen und die Sache lief in die richtige Richtung.


    Wenn man die Ergebnisoffenheit solcher Gespräche nicht annimmt (aka. "ich will diese Stelle"), straft man sich u.U. hinten hinaus nur selbst.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

Werbung