Das geht nur zulasten der Schüler. Sie wiederholen schließlich eine Klasse, weil sie überfordert sind und nicht mehr mitkommen.
Es ist traurig, wie Politiker durch immer neue Regelungen versuchen, die Zahlen schön zu färben.
Bildungskommunisten schaffen das Sitzenbleiben ab !
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Sitzenbleiben, heißt es ja, ist sehr teuer. Wenn man es abschafft, dann würden ja - theoretisch - Mittel frei, die man in die individuelle Förderung stecken könnte. Aber ist das geplant?? Hat jemand eine Aussage dazu?
http://www.abgeordnetenwatch.d…895--f371865.html#q371865
http://www.abgeordnetenwatch.d…922--f371867.html#q371867
Frau Hendricks antwortet sogar manchmal.
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Bildungskommunisten
Hm, interessant. Kannst du noch Mal etwas genauer erläutern, was du unter diesem Begriff verstanden haben möchtest? Ich habe deine bisherigen Ausführungen nicht ganz nachvollziehen können.
Danke und Prost!
Pausi
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Bildungskommunismus: Definition
ZitatBildungskommunismus (vom lateinisch humanitas communis = ‚gemeinsame Bildung‘) bezeichnet pädagogische Lehren und Bewegungen, die zuerst die Wissensgemeinschaft zum Ziel haben, im weiteren Sinne das unzergliederte Schulsystem, in dem das Privileg auf Bildung aufgehoben ist und die Gewinnung und Vermittlung von Wissen rational und gemeinschaftlich geplant und durchgeführt werden soll.
ZitatDen entwickelten Bildungskommunismus skizziert Marx mit gesellschaftlichem Reichtum und dem Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“.
(Frei nach Wikipedia) -
Klingt ja gar nicht so ganz dolle schlimmm....?
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KLingt sogar ganz nett... Oh Gott!! Ich bin doch nicht etwas ein Bildungskommunist?!
(Ich liebe diese Smileys) -
Zum Sitzenbleiben gibt es Studien
Zitathttp://www.bertelsmann-stiftun…bst_dms_29361_29362_2.pdf
Im Gegensatz zu den Erwartungen, die mit dem Einsatz von Klassenwiederholungen verbunden werden, kommt die empirische Schulforschung bezüglich der Wirkung von Klassenwiederholungen zu einem überwiegend kritischen Urteil. Folgt man den zusammenfassenden Darstellungen von Tillmann/Meier (2001, S. 468 ff.) und Krohne/Tillmann (2006), so belegen die deutschen Studien, dass Klassenwiederholungen bei den Repetenten keinen nachhaltigen Effekt haben. Bereits 1972 fasst Ingenkamp seine eigene Untersuchung wie folgt zusammen: „Die Sitzengebliebenen und überalterten Schüler finden auch durch die Wiederholungsjahre durchschnittlich nicht den Anschluss an die mittleren Leistungen der glatt versetzten Schüler. Je häufiger sie sitzengeblieben sind, desto größer wird ihr durchschnittlicher Leistungsrückstand“ (1972, S. 106). Belser/Küsel ergänzen diese Einschätzung: „Ganz allgemein ist zwar im Wiederholerjahr eine Leistungsverbesserung zu beobachten, aber schon im nächsten Schuljahr, in dem neue und höhere Anforderungen
gestellt werden, sinken die Leistungen wieder ab“ (1976, S. 105). Die einzige neuere Studie, die zu dem Ergebnis gekommen war, dass Klassenwiederholer eine nahezu um 50 Prozent höhere Chance haben, einen höheren Schulabschluss zu erreichen (Fertig 2004), hält einer kritischen Überprüfung nicht stand. Was diese Studie tatsächlich belegt, ist folgendes: Diejenigen unter den in der Untersuchung befragten 18- bis 29-Jährigen, die nach ihrer eigenen Erinnerung als Zehnjährige körperlich weniger entwickelt waren als ihre Gleichaltrigen, konnten durch eine Klassenwiederholung die Wahrscheinlichkeit steigern, einen höheren Schulabschluss zu erreichen (vgl. ausführlicher Krohne/Tillmann 2006). Dieser Befund verweist also lediglich darauf, dass Klassenwiederholungen in Einzelfällen, wie z.B. bei langwierigen Erkrankungen, sinnvoll sein können.Die Einschätzung, dass Klassenwiederholungen keine nachhaltig günstigen Wirkungen haben, wird auch durch internationale Studien gestützt. Tietze/Rossbach gelangen bei ihrem Überblick über mehr als 60 dieser Untersuchungen zu einem eindeutigen Urteil: „Über alle Studien hinweg zeigen sich im Durchschnitt Vorteile der versetzten Schüler im Vergleich zu den nicht versetzten[…] Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede bei den Schulleistungen. Der Vergleich sitzengebliebener Kinder mit gleich leistungsschwachen, aber versetzten Schülern zum gleichen Alterszeitpunkt ergibt deutliche Leistungsunterschiede zuungunsten der Sitzenbleiber [...]“. Darüber hinaus gilt sogar, dass „[…] der Leistungsabstand im Verlaufe der folgenden Schuljahre noch zunimmt“ (Tietze/Rossbach 1998, S. 467).
Weder ist ein nachhaltiger Ertrag des Wiederholens einer Klasse zu beobachten, noch ist festzustellen, dass die leistungsstärkeren Schüler und Schülerinnen vom „Aussortieren“ der Schwächeren profitieren.Natürlich kennt jeder Fälle, bei denen das Sitzenbleiben geholfen hat, oder zumindest zu helfen schien: allerdings weiß auch niemand, ob und wie schnell sich diese Kandidaten berappelt hätten, oder ob sie sich viel besser entwickelt hätten, wären sie nicht sitzen geblieben.
Vom freiwilligen Wiederholen halte ich mehr als vom Sitzenbleiben.
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Wobei die Bertelsmann-Stiftung ja noch einmal eine eigene Agende verfolgt...
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Die 60 internationalen Studien, die zum selben Ergebnis kommen, vermutlich auch?
Und welche Agenda wäre das, die 60 und mehr Forschungsgruppen weltweit antreibt, Daten zu fälschen? -
Sitzenbleiben ist für die Schulen natürlich administrativ am einfachsten zu handhaben - auf die individuellen Schülerschwierigkeiten muss nicht wirklich eingegangen werden, der Sitzenbleiber wird einfach im Gleichschritttakt eine Stufe nach hinten geschoben und es geht weiter, wie gehabt.
Nele
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Die 60 internationalen Studien, die zum selben Ergebnis kommen, vermutlich auch?
Kommste schon wieder mit Fakten - hier geht es um Ideologie. Es ist bezeichnend, dass die zentralen Aussagen oft den Tenor "mir hat es auch nicht geschadet" kreisen.Nele
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"Hat mir auch nicht geschadet..." Ich sag ja weiter oben
ZitatNatürlich kennt jeder Fälle, bei denen das Sitzenbleiben geholfen hat, oder zumindest zu helfen schien: allerdings weiß auch niemand, ob und wie schnell sich diese Kandidaten berappelt hätten, oder ob sie sich viel besser entwickelt hätten, wären sie nicht sitzen geblieben.
Dass das überwiegend nicht nützt, ist dagegen mittlerweile bewiesen.
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In dem Fall glaube ich aber ehrlich gesagt lieber den realen Fällen in meiner Umgebung als groß angelegten Studien. Und da weiß ich von mindestens drei ganz echten Menschen zu berichten, die selbst sagen, dass ihnen das Sitzenbleiben gutgetan hat und dass sie, wären sie weitergeschoben worden, sich wohl auf die faule Haut gelegt hätten. Und die drei sind inzwischen alle so alt, dass sie sich durchaus selbst einschätzen können.
In diesem Zusammenhang finde ich übrigens das Flexi-Jahr, das jetzt in Bayern eingeführt werden soll, gar nicht so schlecht. Zwar steht zu befürchten, dass es organisatorisch wieder so holperig eingeführt wird wie das G8, aber der Grundgedanke dahinter- man benutzt ein Jahr um Lücken in den schlechtern Fächern aufzuholen und darf dafür bis zu 4 guten Fächern wegstreichen- den finde ich schon überzeugend. -
Ich habe gerade aktuell in meiner Klasse zwei Sitzenbleiber (Sek. 1), die die Chance nicht nutzen, genauso faul sind wie zuvor und die Klasse wieder nicht schaffen werden. Ein verlorenes Jahr.
Es sprechen gute Gründe für, aber auch gute Gründe gegen das Sitzenbleiben. Ich kann mich gar nicht für nur eine Seite entscheiden. Vermutlich ist es am intelligentesten, das Sitzenbleiben tatsächlich abzuschaffen und das Wiederholen einer Klasse auf freiwilliger Basis zu erlauben. Ich kann mir gut vorstellen, dass Lehrer den jeweiligen Schüler gut beraten können und gemeinsam mit den Eltern eine Entscheidung treffen können, die in nicht wenigen Fällen das Wiederholen der Klassenstufe nach sich zieht. Dann hätten wir vermutlich genauso viele Sitzenbleiber wie bisher (oder geringfügig weniger).Eines ist aber auch klar: Zusätzliche Gelder und Lehrerstunden, um jeden Problemfall individuell zu fördern, wird es nicht geben. Da kann die Politik noch so viel versprechen...
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In dem Fall glaube ich aber ehrlich gesagt lieber den realen Fällen in meiner Umgebung als groß angelegten Studien.
Das ist leider das Problem bei solchen Diskussionen - anekdotische Berichte werden als solide empirische Grundlage missverstanden. Persönliche Erlebnisse und vor allem Erlebnisse aus zweiter Hand unterliegen immer einem ganzen komplex von psychologisch aber auch statistisch bedingten Faktoren: sei es ein Bias bei der Wahrnehmung, sei es die (auch unbewusste) Missachtung relativierender Faktoren, sei es eine Verzerrung der Erfahrung durch statistisch bedingte Ausreisser aufgrund einer zu kleinen Menge von Datenpunkten.Die allergrößte Gefahr bei der Analyse von Realität ist nun einmal die Subjektivität des Betrachters - genau deshalb braucht man eine Untersuchungsmethode, die den Faktor "ich glaube lieber" verlässlich ausschaltet.
Hier ist ein Link zu einem Essai, der zwar anekdotische Missverständnisse in einem anderen Problemfeld betrachtet, der aber das entscheidende hermeneutische Problem im Zusammenhang von Anekdoten vs. empirisch erhobenen Erkenntnissen beleuchtet. Auch die Wikipedia enthält einen schönen Artikel über die mangelnde Evidenz anekdotischer Berichte.
Der Aspekt "Glaube oder Nichtglaube" ist nuneinmal nicht von Relevanz bei solchen Untersuchungen - man kann sich nicht aussuchen, was einem besser gefällt. Aber so lange die Diskussion um das Sitzenbleiben vorrangig ideologisch ("Bildungskommunismus") geführt wird, wird es keine rational gewonnenen bildungspolitischen Entscheidungen geben.
Nele
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Das ist leider das Problem bei solchen Diskussionen - Studienergebnisse werde selektiv wahrgenommen und multikausale und im wesentlichen unverstandene Wirkzusammenhänge werden auf griffiges Blabla reduziert. Und viele Leuten ignorieren außerdem, dass die diesen Studien zugrundeliegende Disziplin keine Wissenschaft ist, man insofern mit einem "Das ist bewiesen" nur ein grundlegendes Unverständnis von der Aussagekraft solcher Ergebnisse offenbart. Davon, dass üblicherweise Koinzidenz und Kausalität durcheinandergeworfen wird gar nicht zu reden.
Insofern ja: Wenn die Ergebnisse in den weit überwiegenden Fällen meinen realen Erfahrungen und denen meiner Mitmenschen im unmittelbaren Umfeld widersprechen, dann deutet das durchaus auf ein Problem mit den Ergebnissen hin.
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Also: Erstens habe ich nie gesagt, dass ich generell empirische Studien ablehne oder der Meinung bin, sie wären überflüssig.
Zweitens: Bei meinen Erfahrungen handelt es sich nicht um Anekdoten à la "Der Bekannte hat einen Bekannten, der jemanden kennt, der mal gesagt hat, ein Freund von ihm wäre sitzengeblieben...", sondern um direkte Erfahrungen im Bekanntenkreis.
Drittens: Ich finde, ob Sitzenbleiben wirksam ist oder nicht, ist in erster Linie vom Schüler selbst abhängig, aber dann auch von den jeweiligen Rahmenbedingungen- wie integriert er sich in der neuen Klasse, wie groß ist diese Klasse, wie wird sie betreut usw.
Fazit: Ich persönlich hänge überhaupt nicht am Sitzenbleiben, finde aber, dass es in Einzelfällen durchaus sehr wirksam sein kann. -
Dass es diese Einzelfälle gibt, hat ja auch niemand abgestritten. Ich kenne die auch.
Von den anderen, die sitzen geblieben sind, und denen es geschadet hat, erfahre ich dann wohl eher nicht 1:1, die scheitern dann halt so vor sich hin und sprechen die Ex-Lehrer eher nicht drauf an. Aber auch da kenne ich genug Beispiele aus dem erweiterten Bekanntenkreis. Diese Erlebnisse hat man oder hat man nicht. Daher sind etwas objektivere Studien mit mehr als ein paar Einzelfälen sicher hilfreich.
Und wenn aber eine große nachgewiesene Mehrheit den Einzefällen gegenüber steht, könnte es ja sein, dass die bis dato gängige Praxis mal überdacht werden müsste. Zum Beispiel in Richtung freiwilliger Wiederholung. Oder ganz anderen Konzepten.Was mich immer so ein bisschen befremdet (jetzt nicht bei dir, Hermine! ), ist, dass solches Hinterfragen oft zu solchen seltsamen Grundsatzkämpfen und ideologischen Ausbrüchen führen muss. Hife, Bildungskommunismus, alle Studien nur agendageleitetes unwissenschaftliches Blabla usw.
Geht das nicht auch mal einfach rational?
Ich bin kein Fan vom Sitzenbleiben. Da habe ich übrigen selbst erst umdenken müssen, ich hatte nämlich Fälle, denen es auf den ersten Blick gut tat. Dann später aber auch viele, bei denen es nicht gut ging. Dann habe ich mal nachgelesen. Ich lese Studen durchaus kritisch und übernehme nichts dogmatisch. Aber ich kann mich auch mal belehren lassen. Ich kenne immer noch Fälle, denen es gut getan zu haben schien. Und solche, wo das nicht der Fall ist. So. Es gibt außerdem valide Hinweise darauf (sehr viel mehr als nur eine Studie), dass es nicht effizient ist. Schlussfolgerung: Ich möchte es überdenken und Alternativen dsikutieren.Ich finde es NICHt notwendig, es zu verteufeln, hysterische Ausbrüche zu kriegen, zu behaupten, alle Sizenbleibervertreter wären Bildungsnazis, und solche, die sagen, sie könnten sich schwer von dieser Praxis trennen, das Hexenbrandmal aufzudrücken oder eine weiße Kapuze anzudichten.
Ich würde mir nur wünschen, mal ohne ideologische Schubladen diskutieren zu können. -
Z.B. hier: http://www.lehrerverband.de/ak…lsmannstudien_Dez_12.html
Aufschlussreich ist alleine die Lektüre des wikipedia-Eintrags, besonders im Hinblick auf das explizit verfolgte Ziel der Politikberatung.
Es gibt auch ein Sachbuch aus dem Campus-Verlag zum Thema aus dem Jahr 2010, die damalige Reaktion der Stiftung sprach Bände.
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Dass das tatsächliche Sitzenbleiben nur in wenigen Fällen wirklich etwas bringt, sehen ja die meisten Lehrer mehr oder weniger ähnlich. Die eigentliche Frage ist aber in meinen Augen: hat die Androhung der Nichtversetzung einen Einfluss. Beziehungsweise wie werden sich in Zukunft Schüler verhalten, die alleine aufgrund schlecher Arbeitshaltung Lücken aufbauen und die nicht mehr befürchten müssen, dass das irgendwelche mittelfristigen negativen Konsequenzen hat, weil sie ja trotz 7 mal "mangelhaft" im Zeugnis jahrelang durchgewunken werden und sie sich der Illusion hingeben, dass es ja völlig reicht sich dann im Abschlussjahr ein bischen anzustrenge, dann wird es mit dem Realschulabschluss oder dem Abi schon klappen.
Apropro Ilusionen: ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass die Bundesländer demnächst massenhaft Lehrerstellen in die Schulen pumpen um die versprochene "individuelle Förderung" umzusetzen? Die wird selbstverständlich mit Bordmitteln gemacht. Erst mal werden die Schulgesetze entsprechend geändert (weil ja die Lehrer bisher nur desshalb nicht individuell Fördern, weil sie es nicht müssen), wenn das dann nicht reicht kann man ja jedem Lehrer neben dem bisherigen Debutat noch zwei "Förderstunden" auferlegen. Oder man verlegt die Förderung in die Ferien - dann ist halt jeder Lehrer alle drei Jahre mal dran den vierwöchigen Förderkurs in den Sommerferien zu übernehmen, bei den 3 Monaten Ferien im Jahr, die Lehrer haben, ist das doch locker drin. In weiten Kreisen der Bevölkerung wird das sicher auf Zustimmung stoßen.
Die Abschaffung des Sitzenbleibens an sich ist gar nicht der Knackpunkt.
Allerdings sollte man nicht so naiv sein zu glauben, dass es dabei um die Umsetzung fachwissenschaftlicher Erkenntnisse geht. Nein, dabei geht es um Geld und darum die Abschaffung zu instumentalisieren um ganz andere Dinge zu erreichen (zum Beispiel darum, das klassische Gymnasium weiter aufzuweichen indem man immer größere Schülerströme in das Gymnasium lenkt und der Schulform gleichzeitig jede Möglichkeit nimmt überforderte Schüler irgendwann wieder an eine andere Schulform schicken zu können).
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