Einen wunderschönen guten Abend !
Ja, wer kennt nicht die Negativschlagzeilen über Deutschlands Hauptschulen ? Schüler und Eltern mit fröhlich- selbstbewusst gelebten Bildungsaversionen, hoher Migrantenanteil, unregierbare Zustände in den Schulstuben, pöbelhaftes Benehmen, Gewaltbereitschaft, Lehrer im Dauer-Burnout...
Nun gut, dass unsere Bildungskommunisten unsere Hauptschulen abschaffen wollen. Damit würde man das Hauptschulproblem ein für allemal beseitigen, weil dann die Hauptschule nicht mehr existieren wird. Verschwindet der Begriff Hauptschule erstmal gänzlich aus dem pädagogischen Bewusstsein und Wortschatz, hat man das Hauptschulproblem ein für allemal beseitigt.
Auch gut, dass ich an einer Realschule unterrichte. Eine (wenn auch nur etwas) bildungsbeflissenere und ehrgeizigere Klientel, die sich, zumindest bei uns, in der Schulstube noch einigermaßenmaßen benimmt und auch willig ist (manchmal) etwas zu lernen. Naja, Disziplin und Leistungsorientierung wären auch hier noch steigerungsfähig.
Dann dagegen die (fast) paradiesischen Zustände an den Gymnasien, auf die wir "nur" Mittelschullehrer neidisch sein müssten. Naja, Paradies in der Erwartung vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest würden wir Zustände wie in Dantes erstem Kreis der Hölle erwarten.-Das wär ja schon was.
Nun bin ich doch etwas baff, was ich von unseren Stadtgymnasien alles so höre :
Einige ehemalige Gymnasiasten haben in Klasse 6/7/8 den Weg zu uns gefunden. Und Pustekuchen, wenn man meint, dass alle diese Schüler dort leistungsmäßig versagt hätten. Nach Aussagen etlicher dieser Schüler und Eltern waren die undisziplinierten und unregierbaren Zustände in etlichen dortigen Schulstuben für einen Schulformwechsel ausschlaggebend. Skateboardfahren im Unterricht, Lehrer mit Kreide beworfen, selbst noch in der Oberstufe sowie permanenter Leistungsunwillen als "normaler" Unterrichtsverlauf und dazu noch gute bis sehr gute Noten als Belohnung.-Nein, nein, ich bin jetzt nicht in die Hauptschulspalte verrutscht !
Dazu noch eine Schulleiterin, die in (wahrscheinlich) kuschelpädagogischer Manier das Fach Glück unterrichtet.-Ein Narr, der darüber jetzt nicht schallend lacht !
Wenn ich das in letzter Zeit immer häufiger so höre, führe ich die o.g. bedenkenswerten Misstände darauf zurück, dass man dort wahrscheinlich immer häufiger Schüler vorfindet, die durch die kuschelpädagogische Sozialisation sich immer mehr zu Tyrannen entwickelt haben, die die Lehrer unter ihrer Augenhöhe betrachten, verstärkt natürlich durch schwierige und uneinsichtige vor Selbstbewusstsein strotzenden Lobby-Eltern, die ihre Kinder zur Egomanie und sozialen Geisterfahrern abrichten. Und natürlich gibt es dort auch etliche Schüler, die intellektuell am Gymnasium fehl am Platz sind und sich durch das Skateboard-Fahren z.B. im Englischunterricht profilieren müssen und trotzdem notenmäßig eine gute Ernte einfahren.
Ich kenne zwar etliche (fachlich tüchtige) Kollegen von diesen Schulen, aber ich habe in Gesprächen immer das Gefühl, dass man über solche Misstände nicht gerne und offen spricht, weil eben Gymnasium. Und was nicht sein darf, gibt es auch nicht. Wäre ja schlecht fürs Image und vor allem für die Statistik.-Für die Artikulierung solcher Misstände können ja erstmal die noch existierenden Hauptschulen herhalten.
Alles in allem : Auf der Grundlage meiner immer häufigeren Wahrnehmung bin ich von den real existierenden Verhältnissen an den Gymnasien, die ich zumindest kenne, immer mehr entsetzt. Reifen hier wirklich unsere Führungskräfte von morgen heran ?