Eine Ausbildung zum Hartz IV Empfänger

  • Idealiter.... Was meint das schon? In diesem Falle das, was du als ideal betrachtest.


    Wenn vom "Diktat des Staates" gesprochen wird, evoziert dies beim Zuhörer bzw. Leser eine negatives Bild vom autoritären Staat, der die freiheitlichen Grundrechte seiner Bürger beschneidet. Das ist m. E. ein rhetorischer Trick. Nicht bedacht wird dabei, dass ein Eingreifen des Staates durchaus zu mehr sozialer Gerechtigkeit führt bzw. führen kann.

  • Idealiter.... Was meint das schon? In diesem Falle das, was du als ideal betrachtest.
    Wenn vom "Diktat des Staates" gesprochen wird, evoziert dies beim Zuhörer bzw. Leser eine negatives Bild vom autoritären Staat, der die freiheitlichen Grundrechte seiner Bürger beschneidet. Das ist m. E. ein rhetorischer Trick. Nicht bedacht wird dabei, dass ein Eingreifen des Staates durchaus zu mehr sozialer Gerechtigkeit führt bzw. führen kann.


    Das "idealiter" und das "realiter" bezieht sich auf eine ganz andere Frage in dem Zusammenhang, aber egal.


    Nein, mir geht es beileibe nicht um rhetorische Tricks. Die Freiheit, den eigenen Lebensweg zu planen, auch angesichts des Risikos, irreversible Fehlentscheidungen zu treffen, ist für mich der entscheidende Punkt. Auch, wenn die Utopie eines mit milder aber fester Hand lenkenden Staates denkbar ist, der jedem Untertanen zu seinem Besten den Lebensweg vorgibt, der in der Summe das bessere Wohl aller bietet - das ist für mich eine grauenhafte Vorstellung.


    Der Staat hat nicht in die Freizügigkeit des Bürgers einzugreifen. Auf keinen Fall. Die historischen Gründe dafür kennst du als Geschichtslehrerin.


    Nele

  • Die Regulierung von Studienplätzen mit der Vorgabe des Lebensweges gleichzusetzen, ist m. E. etwas weit hergeholt. Auch greifst du wieder zu einem rhetorischen Trick, wenn du von Utopie und Untertanen sprichst.
    Zudem greift der Staat auf sehr vielen Gebieten lenkend ein. Das ganze Schulwesen ist staatlich.
    In den USA empfinden einige Menschen eine gesetzliche verpflichtende Krankenkasse als Eingreifen in ihre freiheitlichlen Grundrechte.

  • Aus guten Gründen wird in Deutschland der Zugang zu Studiengängen nicht vom Staat reguliert, weil das nicht Sache und Recht des Staates ist!


    Nele


    Ganz so einfach ist es aber nicht, denn immerhin finanziert der Staat letztendlich die Universitäten. Und die Höhe der Zuwendungen hängt primär von der Anzahl der Studierenden ab. Für die Universitäten entsteht dabei ein typischer Interessenkonflikt ("Moral Hazard"):


    Möglichst viele (billige) Lehramtsstudenten zulassen (der typische "Deutsch-Geschichte-LA-Student" verursacht nur einen Bruchteil der Kosten eines Medizin- oder Naturwissenschaftsstudenten), und die entsprechenden Finanzzuweisungen vom Staat kassieren, auch wenn die Studenten zu einem Großteil später nicht in ihrem angestrebten Beruf arbeiten können?


    Oder die Studenten nicht ins offene Messer laufen lassen, dafür aber auf die an die Anzahl der Studierenden gekoppelten Finanzmittel verzichten?


    Das besondere Problem ist beim Lehramtsstudium, dass dieses im Gegensatz zu ALLEN anderen Studiengängen nicht nur auf ein bestimmtes Berufsbild festlegt (das "Problem" haben die Medizin- und Jurastudenten auch), sondern dass die examinierten Studenten letztendlich einem quasi-monopolitischen Arbeitgeber ("private" Ersatzschulen sind letztendlich auch zu einem Großteil (>90%) staatsfinanziert und spielen zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle) ausgeliefert sind, der zudem nicht nur nach "Bedarf", sondern oft auch nach "Kassenlage" bzw. "Wahkampftaktik" einstellt oder eben nicht. Das ist in keinem anderen Studiengang der Fall! Ärzte und Juristen haben z.B. immer noch Ausweichmöglichkeiten (Ausland bzw. durch Standes- bzw. Gebührenordnungen geschützte freiberufliche Tätigkeiten).


    Eine Regulierung der Studienanfängerzahlen beim Lehramtsstudium wäre daher sinnvoll. Wird aber wohl nicht kommen, da die Nicht-Regulierung für den Staat handfeste Vorteile hat (größerer Bewerberpool, keine "Knappheitspreise" für Lehrer, d.h. moderate Lehrergehälter, "Flexibilität" durch Zeitverträge usw.)


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • ich frag mich immer woher diese zahlen kommen...
    ich mag ja keine ahnung haben, aber wenn ich an das ref meines mannes denke (beendet im sommer 2012)..da haben fast alle direkt eine feste stelle bekommen (sek1 nrw).

    • Offizieller Beitrag

    http://blog.gew-aachen.de/wp-c…e-Lehrer_AN_AZ_130213.pdf


    ich finde den Artikel nicht mehr, aber grob: im Sommer 300 Stellen (fürs Gymnasium oder allgemein?) Wenn ich kurz rechne, dass einige Studienseminare wie Münster 400 Refs aufgenommen haben (!!!), ich glaube mal gelesen zu haben, 3000 Refs werden fertig...
    Schulen dürfen Fächer wie Deutsch nicht ausschreiben, außer sie können groß und breit nachweisen, dass sie WIRKLICH keinen Deutschlehrer mehr haben, in Münster werden in November 100 Referendare mit Deutsch fertig.
    Juhu...


    Ich habe Gymnasium studiert, ich bewerbe mich nicht auf die Sek 1.
    und nein, ich jammere nicht, aber ich kann dieses ständige "geht an andere Schulformen" nicht mehr hören.

  • weil es erstens nicht Thema dieses Threads ist, und weil ich zweitens keine Ausbildung zumr Bäcker mache, um danach Schmied zu werden. Natürlich würde ich auch - wenns gar nicht anderes geht - ausschließlich im Sek I Bereich arbeiten. Aber ich bin nunmal zum Oberstufenlehrer ausgebildet.
    Davon mal abgesehen sieht es - zumindest in SH - auch nicht besonders rosig für Sek I Lehrkräfte aus...
    (sorry, dass ich für Chili geantwortet habe, aber mir gehen diese Tipps "Geh doch an die Regionalschule" auch etwas auf die Nerven.)

    • Offizieller Beitrag

    weil meine Fächer an reinen Sek-I-Schulen einen ganz anderen Stellenwert haben bzw. gar nicht existieren.
    weil ich bei der Bezahlung an Sek-I-Schulen und der damit einhergehenden Deputatshöhe (und den mir vermutlich nur noch übrig bleibenden reinen Korrekturfächern) nicht arbeite. (und wenn ich reduziere, um das Ganze zu bewältigen, dann kann ich direkt woanders arbeiten)
    weil an reinen Sek-I-Schulen das Klassenlehrerprinzip noch mehr vorherrscht (was ich widerum begrüßen würde), und die LehrerInnen dann sehr viel fachfremd unterrichten, damit sie 12-18 Stunden unterrichten können. Es gibt aber kein Fach, das ich mir zutrauen würde zu unterrichten, das ich nicht schon studiert habe.
    weil an reinen Sek-I-Schulen die sozialpädagogische Arbeit viel größer ist und ich das nicht in diesem Ausmaß in meinem Job will.
    weil ich dafür nicht ausgebildet wurde und ich die wundervolle Arbeit meiner KollegInnen an reinen Sek-I-Schulen respektiere und mir nicht anmaße, dass ich auch nur annähernd dort so gute Arbeit machen könnte.


    Das Ganze gilt, noch mehr, ebenfalls für das Sonderschulsystem.


    Ich bin keine Verteidigerin des dreigliedrigen Schulsystems. Aber dann auch bitte mit den passenden Qualifikationen.


    chili

  • Ich überlege und überlege... und weißt du was? Ich komm nicht drauf? Warum? Weil ichs ja noch gar nicht wissen kann. Aber eins weiß ich sicher, an einer reinen Sek I Schule werde ich mit Sicherheit nicht in der Oberstufe eingesetzt werden...

  • Kodi, ich habe immer 4 Kurse in der Oberstufe und nur 2 in der Sek I . Ich würde auf die Sek II auch keinesfalls verzichten wollen, ist einfach ein ganz anderes Unterrichten.

  • Was hier auch außer Acht gelassen wird: Wieso sollte es angehenden Lehrern besser oder schlechter als allen anderen Berufsgruppen in Deutschland gehen?


    Es ist von einem Mitforisten schon richtig festgestellt worden, dass niemand einen Persilschein bekommt der ihm versichert irgendwo unterzukommen. Dazu sind andere Dinge wichtiger: persönliche Einstellung, Fleiß, auch etwas Glück (das braucht man ÜBERALL) und natürlich das Wichtigste: Die richtigen Fächer.


    Ihr vergleicht den Lehramtsstudium immer mit einer Art Ausbildung, das ist nur bedingt korrekt aber hierzu mal ein Vergleich. Ein Industriekaufmann, der seine Ausbildung in einem Betrieb macht hat auch keinerlei Anspruch darauf in jedem Fall übernommen zu werden. Er hat aber durch die Ausbildung die Möglichkeit sich überall anders zu bewerben. Genauso sehe ich das bei Lehrern: Es gibt so viele Schulen in der ganzen Republik die als potentielle Arbeitgeber zur Verfügung stehen. Problematisch ist es natürlich wenn man vollkommen am "Markt" vorbei studiert.


    Würde ein junger Erwachsener z.B. eine schulische Ausbildung als Buchbinder oder Hufschmied absolvieren, findet dieser genauso wenig einen adäquaten Beruf - da schlicht und ergreifend die Nachfrage fehlt. Und ich glaube nicht, dass man dann dem Staat oder irgendwem die Schuld in die Schuhe schieben würde. Mir fehlt es der jüngeren Generation (bin selber 28 ) viel zu viel an Eigeninitiative und Engagement, es wird sich einfach irgendwie durchgewurschtelt und wenn was nicht läuft sind es immer die Anderen. Und für alles wird der Staat in die Pflicht genommen, auf die Idee zu kommen mal an seiner eigenen Herangehensweise zu arbeiten passiert in den wenigsten Fällen.

    • Offizieller Beitrag

    und dein junger Industriekaufmann wurde in seiner Ausbildung (zwangs-)verbeamtet und wurde aus finanziellen Gründen fast "gezwungen"* sich krankenzuversichern und steht jetzt OHNE NICHTS, weil ihm kein ALG 1 zusteht?


    Chili


    *ja, ich weiß, es wurde keiner gezwungen. Wenn der Staat mir aber die Möglichkeit macht "200 Euro GKV vs. 70-80 PKV + Beihilfe", ist ja klar, was rauskommt. Ich weiß ja, dass man keine Pistole vor der Brust hatte.

  • und dein junger Industriekaufmann wurde in seiner Ausbildung (zwangs-)verbeamtet und wurde aus finanziellen Gründen fast "gezwungen"* sich krankenzuversichern und steht jetzt OHNE NICHTS, weil ihm kein ALG 1 zusteht?


    Chili


    *ja, ich weiß, es wurde keiner gezwungen. Wenn der Staat mir aber die Möglichkeit macht "200 Euro GKV vs. 70-80 PKV + Beihilfe", ist ja klar, was rauskommt. Ich weiß ja, dass man keine Pistole vor der Brust hatte.

    Naja, eine Verbeamtung fand ja nicht statt sonst würde sich die jetzige Diskussion erübrigen. Und es gibt kein Gesetz in dem steht, dass Lehrer verbeamtet werden müssen. Das Referendariat stellt eine kleine Ausnahme dar, diese Zeit kann man eher mit der Ausbildungszeit eines normalen Auszubildenden vergleichen - vom Verdienst her. Und was meinst du wieviel ALG1 ein Auszubildender bekommt, würde er nach der Ausbildung direkt arbeitslos? Da liegt dieser noch weit unter dem was ein ALG2 Bezieher alles bekommt (Miete, Erstausstattung, 350 Euro oder wieviel im Monat Bargeld) - Also stehen beide, Referendar und Auszubildender hier auf gleicher Stufe.

  • Ein Azubi ist in der Regel aber auch Teenager und wohnt evt. sogar noch bei den Eltern und hat keine 10 Semester studiert.
    Und bitte nicht noch mal diese Alg I und II Diskussion. Nur so viel: hartz iv empfänger kriegen mitnichten irgendwas finanziert, was nicht lebensnotwendig ist. die mär vom iphone und flachbildschirm hatte - wenn überhaupt - zu zeitde der sozialhilfe einen wahrheitsgehalt (evt. nicht mal das, aber darüber kann ich keine ausssage machen).

  • Darf man fragen was du machst mcflym? Wie steht das in Kontakt zur heutigen Jugend?

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