Wie geht ihr mit Streitereien / Schlägereien um, die ihr nicht selbst mitbekommt?

  • Hallo miteinander,


    ich würde gerne wissen, wie ihr damit umgeht, wenn sich die Schüler nachträglich darüber beschweren, dass sie z.B. von einem anderen Schüler geschlagen wurden. Auf meine Klärungsversuche kommen dann natürlich Antworten wie:


    "Er hat angefangen."
    "Ich bin nur aus Versehen an ihn gekommen und dann hat er mich gleich geschlagen."
    "Ich hab ja 'stopp' gesagt und bin weggelaufen, aber er hat mich dann weiter verfolgt und geschlagen dann blieb mir ja nichts anderes übrig als zurückzuschlagen."
    "Es war keine Aufsicht da."
    "Ich hab's der Aufsicht gesagt, aber sie hat nichts gemacht."
    "Die Aufsicht hat gesagt, wir sollen es mit dir klären."


    Solche Gespräche nehmen nach der Pause oftmals viel Zeit zur Klärung ein. Von Kollegen höre ich immer wieder, dass sie auf soetwas mit "wir petzen nicht" antworten. Das mache ich bei kleinen Streitereien ohne körperliche Gewalt auch mal. Aber ich habe ein ungutes Gefühl dabei, jemanden, der andere Kinder schlägt, einfach so "davonkommen" zu lassen...


    Wie ist das bei euch?

  • Kommt immer drauf an, grundsätzlich:


    * mich interessiert nicht wirklich wer angefangen hat -- wer mitmacht muss auch mit Konsequenzen rechnen (außer ist wirklich Reflex und Schutzhandlung, aber das ist es ja nur sehr selten). Im Schulhaus und auf dem Hof ist eigentlich immer die Möglichkeit wegzugehen bzw. sich Hilfe von anderen Schülern oder Lehrern zu holen. Auf solche "der hat aber zuerst"-Diskussionen lasse ich mich nach Möglichkeit nicht ein. Wenn beide Seiten was getan haben, müssen sich auch beide entschuldigen oder die Konsequenzen tragen.
    * Verfolgungen im Schulhaus und auf dem Hof - auch da sind eigentlich immer andere Schüler oder Lehrer, die zur Hilfe geholt werden können. Da muss keiner selbst zurückschlagen (bzw. darf dann nicht damit rechnen, dass ich ihm das wortlos abnehme oder gut heiße)
    * Aufsicht hat gesagt sie sollen es mit mir klären: Ich lasse mir den Namen der Aufsicht geben bzw. schaue bei "kenn ich nicht" nach, wer Aufsicht hatte und frage nach. Als Ausrede funktionieren solche Aussagen dann nicht mehr


    Ansonsten bespreche ich mit den Kindern, wie man sich bei Streitereien verhält und wo man Hilfe bekommen kann (Lehrer, andere Kinder bitten eine Aufsicht zu suchen). Sind es immer wieder die gleichen KInder die bei mir stehen, dann drohe ich auch schonmal an, dass sie zur eignen Sicherheit die Pausen sonst nur im direkten Bereich des Aufsichtslehrers verbringen dürfen -- damit sie eben nicht mehr von anderen Kindern gejagt werden können und sich wehren müssen. Gleiches gilt für die Kinder die den Streit angeblich begonnen haben - wenn ich Bedenken habe, dass alle Kinder unversehrt von der Hofpause wieder reinkommen weil ich mich nicht auf sie verlassen kann, dann wird eben eine Weile direkt neben der Aufsicht gespielt. Ist die erste Zeit nervig - aber wenn man das einmal durchgezogen hat, erledigt sich das Problem meist für den Rest des Schuljahres.


    Streitigkeiten in der Hofpause bitte direkt bei der Aufsicht melden, die stehen dabei und können das gleich klären bzw. auch andere Kinder die es gesehen haben befragen. Wenn Kollegen das dann an den Klassenlehrer weiterleiten, dann kann ich mir zumindest sicher sein, dass da wirklich etwas vorgefallen ist, was geklärt werden muss (dann warnt mich aber die Aufsicht auch vor, dass die Schüler mit dem Thema zu mir kommen). Was auf dem Hof als zu unwichtig angesehen wurde zu melden oder die Aufsicht der Meinung war, dass es nicht groß geregelt werden muss, das bespreche im Klassenzimmer im Normalfall auch nicht mehr.

  • Hallo! Ich finde es wichtig sowas möglichst direkt zu klären. Auch wenn es Kraft + Zeit kostet.
    Beide Beteiligte lasse ich nacheinander reden, wir überlegen, wie man sich hätte besser verhalten können. Gegenseitige Entschuldigungen finde ich angebracht, um Respekt zu zeigen. Oft lasse ich auch fragen: Was kann ich dir Gutes tun? Oder lasse sie Kühlpacks für Beulen holen. Bei: Ich hab ja nur.... Antworten müssen sie sagen, wie es sich wohl für sie anfühlen würde. Das ist meist am wirkungsvollsten.
    Auch habe ich schon Entschuldigungsbriefe schreiben lassen.
    Vielleicht war dies etwas hilfreich?!

  • Ich finde solche Streitereien auch immer schwierig und lästig zu klären..."Der hat aber angefangen", "Ich hab gar nichts gemacht" usw. usw.. Bin auch noch auf der Suche, nach einer guten Methode!! Bei kleineren Streitereien sage ich, dass wir dies dann in der nächsten Pause klären müssen, bis dahin haben' s aber die meisten Kinder schon wieder vergessen oder es war dann auf einmal doch nicht so schlimm. Bei Kindern, die immer behaupten nichts getan zu haben, hilft es manchmal zu fragen "Dann lügt Schüler XY also?". Das wollen dann die meisten doch nicht behaupten und geben nach.... Entschuldigungsbriefe finde ich auch gut, effektiver wie "Entschuldige dich", denn das sagen viele Kinder, finde ich, einfach so daher ohne es wirklich so zu meinen. Pausenverbot wirkt natürlich auch immer gut :-)!
    Schwierig finde ich auch, zu erkennen, was nun wirklich "schlimm" ist und was nicht... Kinder übertreiben ja manchmal maßlos, andererseits ist es natürlich auch keine Lösung immer alle Streitereien zu verharmlosen???!


    :)

  • Ich finde das auch immer ätzend - aber notwendig.
    Befragungen führe ich nicht im Klassenzimmer durch. Da praktiziere ich lieber den "Rudi-Carell-Modus" - falls der noch ein Begriff ist ("Und dann habe ich sie getrennt voneinander befragt") - und mache mir dabei Notizen, um das Kauderwelsch am Ende in Ruhe sortieren zu können. Da stellt sich dann schon heraus, wie was abgelaufen ist - und welche Ursachen vorhandn sind.
    Streithähne müssen sich auch mit Handschlag gegenseitig entschuldigen. Oft genug ist ja nicht der 'Schläger' aus reiner Lust auf den anderen los gegangen - da gehen meist sehr schwere Beleidigungen voraus. Man erhält dabei auch einen guten Einblick in die Beziehungsstruktur der Klasse - und oft auch der Elternhäuser. Ich habe schon erlebt, dass Kinder Stellvertreter-Schlägereien für ihre Eltern austrugen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

Werbung