Disziplinschwierigkeiten in der Oberstufe

  • Hallo,


    der Titel sagt's ja schon: Was macht ihr denn bei Disziplinschwierigkeiten in der Oberstufe, insbesondere in einer Einführungsphase (Klasse 11)?
    Ich habe nämlich eine Klasse 11, die relativ laut ist. Zwar kann ich schon sagen, dass generell noch Unterricht möglich ist, der aber oft durch die Lautstärke gestört wird. Oft ist es auch so, dass ich viel länger für etwas brauche, weil ich in manchen Phasen sehr viel Zeit darein investieren muss, die Klasse wieder ruhig zu bekommen.
    Folgende 'Maßnahmen' habe ich schon durchgeführt:
    - Die Hausaufgaben werden manchmal schon zu Beginn des Unterrichts verkündet, sodass die Schüler wissen, dass alles, was wir nicht im Unterricht schaffen, automatisch zusätzlich anfällt.
    - Disziplinschwierigkeiten indirekt in die Note einfließen lassen: In dem Moment, in der der Schüler stört, kann er nicht mitarbeiten, was indirekte Auswirkungen auf die Note hat. (Im Nachhinein denke ich jedoch, dass ich in der Notengebung noch zu großzügig war.)
    - Durchführung von schülerorientierten Themen
    - Die 'Klassiker': Warten bis es leise ist (da kann man lange warten....), Ermahnungen einzelner Schüler mit direktem Ansprechen, etc.
    - Aufteilen der Klasse: Für manche Arbeiten werden einige Schüler in die Bibliothek geschickt (ist in unserer Schule erlaubt)4
    - Viel 'Schreibarbeit'


    Maßnahmen, über die ich schon nachgedacht habe, die ich im Endeffekt aber für nicht geeignet halte:


    - Zusatzarbeiten mit Unterschrift der Eltern (interessiertunsere Schüler nicht besonders. Wenn Zusatzarbeiten nicht erledigt werden, hätte ich wieder ein anderes Problem...)
    - Andere unangekündigte Tests (empfinde mich mit Deutsch und Englisch schon so belastet, dass ich mir ungern ins eigene Fleisch schneiden möchte, indem ich diese auch noch korrigieren muss. Außerdem fruchten beispielsweise Vokabeltests nicht. Die Schüler lachen sich eher über ihr schlechtes Ergebnis kaputt).


    Vielleicht hört sich das hier jetzt auch schlimmer an als es ist. Allerdings gibt es auch mal Phasen, in denen kein Unterricht möglich ist. So habe ich beispielsweise mal 15 Minuten gebraucht, um die Klasse für eine nächste Aufgabe (einfach nur einen Text lesen und Stichworte machen) ruhig zu bekommen. Ich kenne so etwas eigentlich nur aus der Mittelstufe. Ich muss zwar sagen, dass die Schüler insgesamt noch sehr pubertär sind - aber trotzdem...
    Hat vielleicht der ein oder andere noch Tipps? Bin für alles dankbar!


    LG


    Sylvana

  • Hallo Sylvana,


    in der Oberstufe gibt's da bei mir kein rumgeplänkel mehr. Ich berufe mich (in Rheinland-Pfalz) auf §97 Absatz 1 Punkt 1: Untersagung der Teilnahme am Unterricht der laufenden Unterrichtstunde durch die unterrichtende Lehrkraft. Ich ermahne meist nur ein mal vorher.


    Das kommt nicht oft vor (2-3 mal im Jahr, wobei ich fast nur Oberstufe unterrichte), aber gerade zu beginn der 11 haben einige noch nicht kapiert, was Sache ist.
    Ein mal (in 10 Jahren) war ein Schüler nicht bereit, den Raum zu verlassen. Ich hab (per Handy) im Sekretariat angerufen und gebeten, den Schulleiter zu mir rüber zu schicken. Daraufhin ging der Schüler dann doch (bevor der Schulleiter kam). Mit meinem Schulleiter gab es deshalb keine Probleme.


    Gruß
    Nitram

  • Wie läuft es denn bei den anderen Lehrern? Gibt es in der Klasse irgendwelche aktuellen Probleme? Haben die Schüler ein Problem mit dir? hast du ein Problem mit den Schülern? Welches Facj haben sie vorher? Gibt es da irgendwelche Probleme mit dem Lehrer?
    Ich unterrichte als Ref. erst das zweiten mal eine 11. Aber ich finde, es ist ungewöhnlich, dass eine 11. Klasse so unruhig ist. Ich würde tippen, dass da irgendein "Problem" ist, das man vlt. beheben kann - vlt. sogar schlicht und einfach durch ein Gespräch.
    Und ich glaube, wenn du anfängst mit allem möglichen zu drohen, dann wird es nur noch schlimmer. Ich möchte nicht als Kuschelpädagoge dastehen, aber bei älteren Schülern kann man m. E. viel über Gespräche erreichen.
    Viel ERfolg!

  • Hallo,


    vielen Dank für die Antworten!


    @ Nitram: Ich muss mal gucken, ob es bei uns ähnliche Möglichkeiten gibt. Vielleicht wäre das eine MÖglichkeit. Muss ich aber nochmal drüber nachdenken


    @ Sofie: Ich stimme dir zu, dass es ungewöhnlich für eine Oberstufe ist. Ich weiß, dass auch andere Lehrer Schwierigkeiten mit der Klasse haben - aber nicht alle. Ein ausführliches Gespräch möchte ich vorerst ehrlich gesagt vermeiden, da ich mit so etwas in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe: Die Schüler haben sich eher darüber lustig gemacht. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass es bei dieser Klasse ähnlich wäre. Persönlich habe ich kein 'Problem' mit den Schülern. Auch schwierige Klassen sind mir in der Regel sympathisch. Es ist auch wie gesagt nicht so, dass ich gar nicht mehr unterrichten könnte. Aber schon so, dass der Unterricht dort seeehr anstrengend ist.


    LG


    Sylvana

  • Hm... dann hilft vlt. nix, als gaaaanz viel Still-/einzelarbeit. längere frontalunterrichtsphasen vermeiden. am ende werden die hefte eingesammelt und benotet (vlt. nicht alle, sondern eher stichprobenartig). in den unteren klassen mache ich das auch so, dass ich in den arbeitsphasen keine fragen beantworte, wenns zu laut ist. ist für die schüler zwar doof, aber manchmal gehts nicht anders.
    auf der anderen seite kannst du die schüler ja auch mit was locken - so nach dem motto: wenn ihr 5 stunden gut mitmacht, dann machen wir was "nettes" (kann ja was mit dem unterricht zu tun haben).
    lg, sofie

    • Offizieller Beitrag

    Wenn sich eine 11.Klasse wie 8.Klässler benehmen, werden sie von mir auch so behandelt.
    Das volle Programm, inkl. Nacharbeiten am Freitag mittag. Habt ihr solche Möglichkeiten auch?


    Mich wundert, dass sie bei dir kein Interesse an Vokabeltests haben..... :ka:

  • Hallo,


    nochmals vielen Dank für die Antworten!


    Ich werde einfach mal weiter probieren...


    Sofie: Sind auf jeden Fall schon einmal gute Ideen. Werde mal schauen wie's läuft.


    @ Friesin: Nein, leider gibt es so etwas meines Wissens nicht - aber wer weiß: Vielleicht habe ich es bislang einfach nicht mitbekommen. Bin noch nicht soooo lange an der Schule. Ich werde mich also mal erkundigen. Bezüglich der Vokabeltests: Ich weiß, dass es etwas lächerlich sein mag, noch Vokabeltests in der Oberstufe zu schreiben. In der Vergangenheit hatte ich jedoch nicht sooo schlechte Erfahrungen damit gemacht, da so zumindest einige Schüler die Vokabeln gelernt haben ;)


    Naja, ich werde mal schauen, wie es sich entwickelt und vielleicht auch nochmal ausführlicher als bisher geschehen mit den anderen Kollegen in der Klasse sprechen. Vielleicht ist ein gemeinsames 'Vorgehen' möglich.


    LG


    Sylvana

  • wenn es ganz schrecklich ist und auch mit den üblichen maßnahmen (lang genug durchgehalten? oft steht am anfang erstmal ein gewisser 'löschungstrotz' und das verhalten verschlimmert sich nochmal, bevor es besser wird... wenn man in dieser phase aufgibt und die nächste maßnahme durchtestet, dann bringt das alles fast nichts...) nichts voran geht:


    alle kollegen in der klasse ansprechen, gemeinsam teamsitzung, dann mit möglichst allen oder wenigstens sehr vielen kollegen gemeinsam in die klasse und ein sehr deutliches klärendes gespräch führen: "wir wollen so nicht mehr mit euch arbeiten. euer verhalten ist inakzeptabel. deshalb muss sich was an eurem verhalten ändern:".... dann klären, was für regeln gelten, warum diese regeln gelten - lernerfolg sichern, vertretbares miteinander -, welche konsequenzen für übertretungen anstehen (früharbeit, schulausschluss, sozialdienst, miese noten...), welche vorteile regelkonformes verhalten hat und freilich auch möglichkeit für schüler, fragen zu stellen und eigene probleme anzusprechen. vielleicht klärt sich ja manches im gespräch.


    ab diesem termin rigorose durchsetzung der regeln durch alle kollegen in der klasse bei gleichzeitiger freundlichkeit und wohlwollender zugewandtheit zu den schülern. keine diskussionen über regeln oder verstöße. verstoß - warnung - weiterer verstoß - konsequenz, ruhig und sachlich und immer wieder. und wieder. und nochmal. irgendwann kapiert es auch der letzt und/oder geht. bewährt ist es, gemeinsam ein sanktionssystem anzuwenden, z.b. striche im klassenbuch, die nicht gelöscht werden.


    ist zwar alles etwas albern, aber ganz selten leider meiner erfahrung nach notwendige erziehungsarbeit. das wird schon, aber es ist eine menge (manchmal unschöne) anstrengende arbeit für alle beteiligten.

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