Horror-Klasse

  • Hallo zusammen!


    Da ich einfach nicht mehr ein noch aus weiß, melde ich mich hier zu Wort.
    Ich
    bin seit September im ersten Refjahr in Bayern an einer Grundschule.
    Ich unterrichte in insgesamt vier Klassen, drei Dritte und eine Vierte,
    In zwei meiner Dritten und der Vierten Klasse klappt eigentlich auch
    alles ganz gut. Klar sind die Kids mal unruhig oder aufgedreht, aber es
    hält sich in Grenzen.
    Das Problem ist die Klasse meiner
    Betreuungslehrerin. Eigentlich sollte man meinen eine Klasse mit nur 22
    Kindern, von denen auch nur 8 Jungs sind, wäre einfach zu handhaben. Ist
    aber leider nicht der Fall. Die Jungs der Klasse sind regelrecht
    verfeindet, das geht über so kleine Schulhofstreiterein weit hinaus, sie
    hassen sich richtig. Die meisten können nichtmal nebeneinander sitzen,
    ohne dass es ständig zu Streit und Schlägereien kommt. Die Mädchen
    zicken sich entweder an oder sind andauernd am quasseln. Es ist den
    Schülern völlig egal, was meine BL oder ich da vorne machen. Beteiligung
    am Unterricht geht gegen Null, dafür steigen meine Kopfschmerzen und
    mein Graus vor dieser Klasse von Tag zu Tag an.
    Sie haben absolut
    keinen Respekt vor keinem der Lehrer, Noten sind ihnen auch egal.
    Stattdessen beschäftigen sie sich mit anderen Dingen, quatschen oder
    prügeln sich.
    Aber das schlimmste kommt noch. In der Klasse sind zwei extrem verhaltensauffällige Kinder.
    Einer
    der Jungen, T., müsste laut unsrerer Schulpsychologin eigentlich eine
    Schule der Lebenshilfe besuchen. Sein IQ ist extrem niedrig und er kann
    mit dem Stoff einfach nichts anfangen. Klar, er bekommt
    Förderunterricht, die Noten sidn ausgesetzt und wir versuchen unser
    bestmöglichstes, ihm zu helfen und ihm den Schulalltag zu erleichtern,
    aber er kann nichtmal etwas von der tafel abschreiben. Er ist so
    unkonzentriert und ständig abgelenkt. Und wenn es ihm zu viel wird,
    fängt er an, die anderen Kinder zu ärgern oder zu belästigen, weil er
    sich auch nicht alleine mit etwas anderem, leichterem beschäftigen kann.
    Unser
    zweiter Problemfall, R.; gehört eigentlich in die Jugendpsychatrie. Die
    Psychologin vermutet eine psychische Störung oder Krankheit. Sein
    Verhalten schwankt extrem. Manchmal ist er geistig total abwesend, sitzt
    unter dem Tisch und miaut, in der nächsten Minute wird er total
    aggressiv und geht auf die anderen Kinder los; schlägt sie, tritt,
    bemalt sie, zerstört Bücher, Hefte, Kleidung oder greift die Kinder mit
    der Schere an. Wenn man zu viel zu ihm sagt, läuft er Weg. Jegliche
    Intervetion war bisher erfolglos. Die Eltern zeigen sich völlig
    uneinsichtig, wollen ihrem Sohn anscheind nicht helfen, verweigern
    jegliche Untersuchung. Die Absprache, dass sie ihn abholen, wenn er
    wieder über die Stränge schlägt, halten sie nicht ein, Hinweise und
    Verweise häufen sich, interessiert sie nicht. R in andere Klassen
    bringen geht auch nicht, weil man ihn regelrecht hinzerren müsste. Das
    ganze ging schon so weit, dass sich R einen Schal um den Hals gewickelt
    hat, den in den Schrank klemmte und sich dagegen lehnte, mit den Worten
    er bringt sich um. Es weiß sich wirklich keiner mehr an der Schule zu
    helfen. Weder meine Bl noch meine Diraktorin. Das Jugendamt ist
    natürlich auch eingeschaltet, aber so lange nichts "Schlimmeres"
    passiert, können die nichst machen. Und uns sind ja rechtlich auch die
    Hände gebunden. Ich frage mich nur, was da eigentlich passieren muss...
    Muss er erst zum Fenster rausspringen oder nem anderen Kind die Augen
    ausstechen?
    Ich bin jeden Fretiag so froh, wenn die zwei Stunden, die
    ich in der Klasse alleine halte, vorbei sind und alle noch gesaund nach
    Hause gehen können. ich weiß einfach nicht mehr wo hin mit mir und
    meinen Nerven.
    Und der rest der Kids nutzt jeden Zwischenfall
    schamlos aus, um wieder ienen Grund zum quatschen, schreinen, Drama
    machen zu haben.
    Hete war echt die Krönung. Da meine Bl auf einem
    Treffen war, habe ich ihre Klasse den ganzen tag unterrichtet. Mit dem
    Stoff, den sie mir aufgetragen hat, sind wir natürlich nicht fertig
    geworden. Ständig ein Geschreie und Getönse, Geprügel und Geschupse,
    jeder schiebst auf jeden und keiner ist in der lage mal 5 Minuten den
    Mund zu halten. In der zweiten Stunde war meine Direktorin da, weil sie
    kurz etwas besprechen wollte... das hat die Kinder überhaupt nicht davon
    abgehalten, die zeit zum reden zu nutzen. Und das in einer Lautstärke,
    dass dan meine Direktorin einen Schrei losgelassen hat. Dann war ne
    Minute still und dann gins von vorne los. ich dachte echt, ich muss im
    Erdboden versinken. Ich bin nur froh, dass die Klasse schon Schulhaus
    bekannt ist, und dass es mir in meinen anderen Klassen nicht so geht,
    sonst müsste ich echt ständig an mir zweifeln... und dass obwohl mir
    schon von verschiedenen Lehrern gesgat wurde, dass ich meine Sache gut
    machen. Aber diese Klasse treibt mich echt noch in den Wahnsinn.


    Soo, wer bis zum Schluss durchgehalten hat, vielen Dank fürs mitlesen.
    Vllt hat ja jemand noch einen Tipp, den wir noch nicht ausgeschöpft haben...

  • Hallo Eowyn,


    hört sich nicht übermäßig gut an, dennoch ein paar Dinge:


    1) Eltern: Sind alle Eltern der Klasse so drauf, dass sie nicht am schulischen Erfolg ihrer Kinder interessiert sind? Wenn ja, nicht gut – falls nicht, unbedingt sehr zeitnah einen Elternabend einberufen, Situation klar und ohne Beschönigungen schildern, Eltern zur Hospitation bitten, etc... Wichtig, dass den Eltern die Situation der Klasse ernsthaft bewusst wird, damit sie zielgerichtet ihren Erziehungspflichten nachkommen können. Außerdem helfen diese möglicherweise (durch Druck) bei...


    2) Schulleitung: Diese wäre unbedingt gefordert, beispielsweise dabei, zum Halbjahr die Klasse neu aufzuteilen, Ordnungsmaßnahmen und ebenfalls zu unterstützenden Elterngesprächen.


    3)Eltern, die sich nicht an Absprachen halten (die ihr hoffentlich schriftlich habt, sonst nachholen), bekommen bei uns ihr Kind ins Taxi gesetzt, die Taxirechnung zahlen sie selbst. (Weiß nicht, ob dieses für Grundschüler auch geht - aber warum nicht.)


    4) Jugendamt: Zu schwammig "etwas Schlimmes passieren": Antrag auf Prüfung einer Kindeswohlgefährdung oder tatsächlichen Antrag stellen. Ein Kind mit suizidalen Absichten (nicht rumlabern "ja, vielleicht ja auch nur Show... - hat er wohl nicht so gemeint...", sondern dieses so schildern) scheint doch Gefährdung genug zu sein.



    Hoffe, es hilft was!

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Also spätestens wenn ein Schüler sich was um den Hals legt und sagt er möchte sich umbringen, muss man agieren als Jugendamt. Das ist ja keine Lapalie! Und wenn was passiert, dann wirst du am Ende noch dafür verantwortlich gemacht! Die Schulleitung hat doch eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Lehrern... wo findet die denn statt in so einer extrem gefährlichen Situation?

  • Das
    ganze ging schon so weit, dass sich R einen Schal um den Hals gewickelt
    hat, den in den Schrank klemmte und sich dagegen lehnte, mit den Worten
    er bringt sich um.


    Notdienst anrufen und sagen, dass du einen Schüler mit suizidalem Verhalten hast.
    Er wird dann (auch unter Zwang) abgeholt und psychiatrisch untersucht.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Jugendamt einschalten - Kindswohlgefährdung ist hier das Schlagwort. Ob du als Refi das aber machen kannst / solltest, sei mal dahingestellt...
    Hatte mal ein ADHS-Kind, das auch öfter gesagt hat, er wolle sich umbringen. Einmal stand er auf dem Dach. Doch das reichte damals auch nicht. Irgendwann ist er mit einem Seil um den Hals vom Klettergerüst gesprungen. Zum Glück haben die Nachmittagsbetreuerinnen gleich reagiert, sonst wär der Junge jetzt tot.


    Ansonsten beschreibst du meine jetzige Klasse (die ich nun, in der 4. Klasse, doch noch "lieb" gewonnen hab). Das ständige Geschwätz, die Zickereien, die Handgreiflichkeiten - kenne ich alles zu gut. Hab die Klasse in der 2. übernommen und bin eigentlich zwei Jahre lang mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch raus gekrochen. Was uns geholfen hat / hilft:


    - Gespräche mit den Schulsozialarbeitern -> "verfeindete" Kindergruppen regelmäßig hin schicken (wenn ihr so was habt)


    - Immer wieder Konfliktlösungsgespräche, aber zu festgelegten Zeiten -> Eintragung in Streitheft, das freitags im Klassenrat besprochen wird.


    - Teilweise mein Ampelverwarnsystem (alle Kinder sind auf grün, wer auf gelb kommt, kriegt für den Tag keinen Stempel, wer auf rot ist, verliert alle gesammelten Stempel und bekommt eine Zusatzhausaufgabe -> bei 10 Stempeln gibts was aus der Belohnungskiste).


    - Und letztlich: Konsequentes Ahnden von Regelverstößen, z.T. mit nicht Ref konformen Strafen (z.B. Strafarbeiten; Pausenverbot; den Rest der Stunde stehen müssen, wenn man absolut nicht still sein / sitzen kann; Entschuldigungsbriefe an Kinder, die geschlagen / geärgert wurden; Sportverbot für Einzelne bzw. Zeitabzug von der Sportstunde für die laute Klasse; keine Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen an denen die Klasse teilnimmt -> natürlich mit Vorwarnung und abgestuftem Verwarnsystem, wobei bei "rot" dann Schluss ist;...)


    Bin kein Fan solcher Methoden und hoffe auch, das mit meiner neuen 1 wieder anders handhaben zu können, aber hier hat nichts geholfen. Stell Regeln auf und verfolg die Einhaltung konsequent. Du musst dich dann aber davon losmachen, dass alle Kinder dich mögen und als Freund haben wollen (wobei sie dich meist trotzdem mögen). Es muss klar sein, wenn ich das tue, passiert dies und das. Immer. Das dann auch durchziehen, auch, wenn dir das Kind leid tut (geht mir dann immer so, aber in der 3. Klasse sollten sie langsam in der Lage sein, Konsequenzen für ihr Verhalten zu tragen).


    Wünsch dir gute Nerven!

  • 1. Ich würde auf jeden fall das jugendamt einschalten.




    2.Zu der mangelnden Disziplin:Verwar
    ne sie zwei bis drei mal und dann setzts was. :teufel:



    Warst du bis jetzt sehr nachsichtig? Werde ein par mal richtig streng :teufel: und ab da sind sie wesentlich leiser. :engel:



    Sorry wenn die antworten falsch sind unterrichte am gymnasium. kann es deswegen leider nicht so gut vergleichen.

    • Offizieller Beitrag

    Moebius, einfach melden, dann werden solche User gesperrt, am besten nicht im Thread drauf eingehen (egal, wie sehr es einen in den Fingern juckt *g*), Bühne bieten wollen wir doch gar nicht :D

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

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