Sozialverhalten

  • Hallo,


    ich habe eine 1. Klasse und folgende Frage an euch. Meine Kinder sind vom Sozialverhalten her nicht einfach (schubsen, treten, kneifen usw.) Ob im Streit oder aus "Spaß". Aufjedenfall nicht nachgeben. Könntet ihr mir vielleicht Tipps geben, wie ich die Kinder dazu bringen kann, endlich mal mit Worten ihre Streitigkeiten zu lösen und nicht sofort zurückzuhauen? Selbstverständlich spreche ich mit den Kindern und für den Moment sehen sie auch ein, dass ihr Verhalten nicht richtig ist, aber diese Einsicht ist schnell wieder vergessen.

  • Wir haben an der Schule ein Streitschlichtungs"programm", das klärende Nachgespräch läuft nach einem festen Ritual ab.
    Bei der Klärung lernen die Kinder gleichzeitig, über ihre Gefühle und über ihre Motivation warum sie so gehandelt haben zu sprechen.
    Ich finde, bei einem großen Teil der Kinder kann man schon einiges erreichen wenn man immer wieder betont, dass sie REDEN sollen wenn ihnen was nicht passt statt direkt zuzuschlagen.
    Es ist natürlich ein längerer Lernprozess.


    Du könntest auch mal Rollenspiele mit Konfliktsituationen anspielen lassen und alle überlegen dann gemeinsam, wie die Situation gewaltfrei gelöst werden kann.

  • Danke für deine Antwort.
    So ein Nachgespräch versuche ich mit ihnen zu führen, soweit es die Zeit her gibt. Aber wenn ich wirklich regelmäßig dieses Gespräch mit ihnen führe würde, kämen wir kaum zum Unterricht. Das sie über ihre Gedanken/Gefühle sprechen sollen, sage ich ihnen auch oft genug. Dann mache ich ja bisher alles richtig :)
    Meinst du sowas wie einen Klassenrat, wo man ebenfalls gemeinsam Lösungen sucht? Ist das in einer 1. Klasse nicht zu schwierig?

  • Hallo,
    in meiner 1. Klasse ist die Situation ähnlich. Wir machen immer am Freitag eine Wochenabschlussrunde (Vorform von Klassenrat). Jeder legt sein Steinchen auf eine passende Farbe (grün (gute Woche), gelb (normal), rot (etwas war blöd, ärgerlich)). Dann frage ich nach, warum Steinchen auf rot liegen. Die Kinder erläutern mir dann ganz ausführtlich, was geschehen ist und wir überlegen falls nötig, was wir tun können und wie wir weiter damit umgehen können. Das klappt prima. Die Kinder halten sich auch an diese Vereinbarungen und erinnern sich in der nächsten Woche daran. Sie kommen prima ins Gespräch. Ich frage zum Schluss, warum Steinchen auf grün liegen. Dann werden ganz viele schöne Sachen erwähnt und damit die Woche abgeschlossen.
    Viele Grüße B. Merten

  • Ich mache in meiner 1.Klasse auch schon "Klassenrat", aber auch noch stark vereinfacht (die Variante von alem finde ich übrigends auch sehr schön, merke ich mir mal für den nächsten Durchgang...). Wir haben dazu einen Klassenbriefkasten in den die Kinder Zettelchen werfen, wenn sie etwas im Klassenrat besprechen möchten (meist steht nur der Name des Kindes darauf). Das entlastet schon mal sehr im Tagesablauf: wenn z.B. wieder so eine Pause war, nach der 5 Kinder gleichzeitig empört ankommen, weil es Konflikte gab, kann man sich erstmal auf die akuten Fälle konzentrieren, die wirklich sofort geklärt werden müssen und den anderen sagen: schreib einen Zettel, wir reden dann im Klassenrat darüber. Meistens sind die Kinder damit auch vollauf einverstanden. Am Freitag beginnen wir mit einer positiven Runde (was war in der Woche schön) , dann gucken wir, ob die Absprachen der letzten Woche eingehalten wurden und dannach verteilen wir die Zettel aus dem Postkasten wieder an die Kinder, die sie geschrieben haben. Wer dann etwas besprechen möchte meldet sich, sagt kurz worum es geht und wir suchen dann die dringlichsten Probleme heraus. Wichtig ist, dass die Kinder selbst Vorschläge machen, wie evtl. Konflikte gelöst werden können. Das ganze funktioniert zugegbenermaßen mal besser und mal weniger gut, was vor allem an der geringen Aufmerksamkeitsspanne meiner Lieben liegt, aber ich finde dennoch dass es sich lohnt! Je länger man das macht und je besser es einem gelingt sich selbst zurückzuhalten, desto öfter kommen wirklich sinnvolle Beiträge. Am Ende schreibe ich immer einen Beschlusss ins Klassenratsbuch und wir gucken in der nächsten Woche ob es geholfen hat.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Danke für eure tollen Ideen.Werde beides mal ausprobieren. Welche Unterrichtsstunde "opfert" ihr für euren Klassenrat? Ich da etwas unschlüssig, da ich bestimmte Stunden wie Mathe Deutsch wichtig und ungern ausfallen würde. Aber selbstverständlich ist das Reden über Streitigkeiten ebenfalls wichtig.

  • Welche Stunde ich dafür "opfere" kann ich gar nicht sagen (als Klassenlehrer ist man ja eh immer drin... ) aber auf jeden Fall sind Sprechen, Zuhören (Gesprächserziehung) usw. wichtige Teilbereiche des Deutschunterrichts...
    Ansonsten habe ich noch vergessen die Stop-Regel zu erwähnen. Viele Konflikte entstehen ja auch daraus, dass die Kinder nicht wissen, wie sie wirksam Grenzen setzen. Das Stop!-Zeichen ist ein vereinbartes Signal um eindeutig zu signalisieren: ich will das nicht. Idealerweise sollten die Kinder auch noch dazu sagen, was sie nicht wollen (!Stop, xy, hör auf mir die Mütze vom Kopf zu reißen..."). Das kann (und sollte) man auch immer wieder im Rollenspiel üben. Wenn das andere Kind dann trotzdem weitermacht kann es Hilfe
    vom Lehrer holen. Hilft auf jeden Fall auch weiter, braucht bei den Kleinen aber viel viel Übung.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Vielen Dank für eure tollen Tipps. Leider habe ich nicht so viele Stunden in der Klasse. Deshalb muss ich mal schauen, welche Stunde ich mir dafür aussuchen werde.

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