• Nicht, dass ich ausgepowert wäre - aber in meinem Fall (Geschichte, Englisch, Latein, 45 Jahre) wäre ein Ausstieg aus dem Lehrerberuf schlicht und einfach das wirtschaftliche Aus.


    Nele

  • Ich lese interessiert mit und will mich nun auch einklinken. Ich glaub, jeder von uns stellt sich deine letzte Frage ab und an. Aber ich glaube auch, dass es in anderen Jobs auch sch...zeiten gibt. Es war der Beruf, den ich iiiiimmmmmer - wirklich seit ich eingeschult wurde - machen wollte. Und es gibt viele grandiose Momente, die andere Dinge wettmachen. Die Ratschläge, die schon genannt wurden, habe ich mir damals auch zu Herzen genommen. Und es wird besser, wenn man wirklich konsequent an sich denkt bei aller Arbeit. Es muss auch ein Leben nebenan geben. Ich arbeite, um zu leben und ich lebe nicht, um zu arbeiten. Die Trennung ist in unserem Beruf sehr schwer. Oft ist mein Wochenende schulvereinnahmt.
    Ich wünsche mir, um 16 uhr die Bürotür zumachen zu können. Aber das geht nicht, weil die Arbeit von heute oft eben nicht auf morgen verschoben werden kann. Trotzdem staune ich beim Mut zur Lücke immer wieder, wie spontan mir immer öfter tolle Ideen aus dem Ärmel fallen und die Stunden klasse laufen. Langfristige Vorbereitungen von Einheiten schaffen auch immer wieder Luft. Und außerdem las ich letztens irgendwo... Kein Schüler erträgt sechs stunden perfekten Unterricht....
    Ich arbeite gerne und meine Schüler sind mir alle wichtig und ihr Fortkommen auch, aber ich musste auch lernen, realistisch zu arbeiten. Es geht, auch das schlechte Gewissen vergeht ( dass man das nicht haben muss, ist ja das eine, die plage desselben das andere). Die Schüler lernen glücklicherweise oft TROTZ der Lehrer ...

  • mycare2012, ich hoffe ebenfalls, dass es bald besser wird bei Deiner Tochter.


    Als Seiteneinsteiger und erfolgreicher OBAS-Absolvent (wenn auch ein recht junger, mit 33 eingestiegen) kenne ich beide Seiten und kann sagen, dass es in der freien Wirtschaft tendenziell eher schlimmer ist. Natürlich hängt auch das wieder von der Art der Tätigkeit ab und auch von der Fächerkombination. Aber, in der Schule hat man immer noch die Möglichkeit selber zu entscheiden, wie intensiv man seinen Unterricht vorbereitet, in der Wirtschaft nicht.
    Man muss sich eben wirklich von dem Ziel verabschieden, dass man bei einer Vollzeit-Stelle, alle Stunden perfekt vorbereiten kann. Ich bspw. schaue immer, dass ich im Laufe eines Schuljahres oder Halbjahres, jede meiner Lerngruppen mal mit einer richtig schön konzipierten Reihe mit sämtlichen Methoden, Spielen, Simulationen usw. beglücke. Jede Lerngruppe bekommt abwechselnd mehr Aufmerksamkeit von mir, bei den anderen muss es dann eben hin und wieder auch mal eine spontane Stunde aus dem Buch sein. Aber, auch das finden die SuS gar nicht so verkehrt, auch die wollen nicht JEDE Stunde Methodenfeuerwerk. Die SuS brauchen in erster Linie zugewandte und engagierte Lehrer und ich kann mich auch für meine SuS engagieren, wenn ich kein perfekt vorbereitetes Stundenkonzept vorliegen habe. Da wirkt dann eine nette außerschulische Aktion in einer ruhigen Phase mindestens genauso viel. Korrekturen, sicher, das ist ein Übel, vor allen Dingen in der Kombination zweier Korrekturfächer, aber, bei uns gibt es z.B. auch die Möglichkeit, sich bei entsprechender Belastung mal einen Korrekturtag zu beantragen.


    In Bezug auf die Überlegung ein Kind zu bekommen, um dann reduzieren zu können, fällt mir ein, dass dieses eine totale Milchmädchenrechnung ist. Wenn erstmal Kinder im Spiel sind, dann wird es erst richtig lustig. Ich spreche aus Erfahrung. Da kommt man nämlich immer erst an den Schreibtisch, wenn die Kinder im Bett sind und sitzt dann eher bis 24 Uhr. Außerdem muss man immer gucken, wo man die Kinder bei Nachmittagsunterricht oder Konferenzen/Sprechtage/Schul-Sportfesten usw. unterbringt und hat immer dann ein Problem, wenn man zur 1. Std Unterricht hat. Entweder hat man eine Schule/Kita, die schon um 7 Uhr öffnet, ansonsten wird es problematisch.
    In dieser Situation muss man sich noch viel mehr davon verabschieden, immer perfekt vorbereiteten Unterricht anzubieten. Und dennoch, der Lehrerberuf ist IMMER NOCH kompatibler als viele Jobs in der Wirtschaft. Da kommt man nämlich vor 17/18 Uhr nicht raus, es sei denn man hat einen Teilzeitjob mit weniger Verantwortung - aber, das ist für Akademiker ja auch nicht wirklich attraktiv.


    Fazit:
    Nein, die Arbeit in der freien Wirtschaft wird nicht besser sein, also, durchhalten, besser und schneller werden und Ansprüche runterschrauben.


    Grüsse

    • Offizieller Beitrag

    Ich möchte an dieser Stelle auch noch mal auf den genialen Anti-Burnout-Thread verweisen: Anti-Burnout, Reduktion der Arbeitsbelastung, Selbstschutz ... und mehr.
    Gib das deiner Tochter mal zu lesen.

  • ach ja...noch ne Frage brennt mir auf der Seele: Wenn dieser Job so belastend ist, warum ziehen es doch fast alle durch? Man hört so gut wie nie, dass ein Lehrer seinen Job geschmissen hat und noch etwas komplett anderes macht.... in anderen Bundesländern kann es ja nicht einmal die Verbeamtung sein, die einen davon abhält? Warum bleibt ihr in euerem Job, obwohl ihr so ausgepowert seid?? :)


    .



    Ich bin nun schon seit mehr als 10 Jahren in diesem Beruf tätig und mir ergeht es ebenso wie es beschrieben wurde. Die Ansprüche und Aufgaben, die zu erfüllen sind, sind stetig angestiegen und ich suche schon seit einiger Zeit eine Alternative - allerdings habe ich sie nicht gefunden, denn ein Lehramtsstudium mit meiner Fächerkombination war eine Einbahnstrasse. Das hat mir leider vorher niemand erklärt! Und da ich auch keinen erlernten Beruf habe, muss ich also weitermachen bis es irgendwann nicht mehr geht. Es ist keine besonders gute Situation und ich versuche, mich so weit es geht zurückzunehmen, um meine Kraft zu so lange wie möglich zu behalten, da ich für meine Familie finanziell aufkommen muss! Aber es gibt nichts und niemandem, der einem Helfen kann- keine Agentur für Arbeit, keine Vorgesetzten, kein Kultusministerium ... einfach niemanden!


    eine resignierte lisasil

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt muss ich mich doch auch mal einklinken, auf die Gefahr hin, von gewissen Kolleginnen eins auf die Mütze zu bekommen:
    Ich unterrichte jetzt seit 10 Jahren (allerdings Französisch und Deutsch), davon 7 Jahre Vollzeit und ich mache den Beruf wirklich gerne und fühle mich auch nur manchmal überarbeitet.
    Das liegt vielleicht auch daran, dass ich die Ansprüche an mich selbst runtergeschraubt habe. In die elfte in Deutsche gehe ich auch mal nur mit einem interessanten Zeitungsartikel- das ist dann meine einzige Unterrichtsvorbereitung. Außerdem unterrichte ich oft auch mal nur aus dem Buch und mache keine zu großen methodischen Verrenkungen. Und es läuft trotzdem.
    Auch wenn die Kollegen deiner Tochter lamentieren, wie sieht es mit einem Materialaustausch aus? Und mit vorgefertigtem Material? Ich ertappe mich trotz Büchern immer selbst dabei, dass ich viel zu viel Zeit und Mühe in die Unterrichtsvorbereitung stecke, obwohl es auch gute, vorgefertigte Materialien gibt.
    Vielleicht sollte deine Tochter wirklich über eine Rückkehr zum Gymnasium nachdenken- oder auch einfach nur über eine Versetzung? Meiner Erfahrung nach sind nämlich gute Kollegen und ein loyaler Schulleiter die besten Garantien für ein gesundes und schönes Berufsleben als Lehrer.
    Liebe Grüße,
    Hermine

  • Man darf keinen formalen Fehler machen, d.h. alle Termine müssen peinlich genau eingehalten werden. Die Unterrichtsstunden sind pünktlich zu beginnen und dürfen nicht vorzeitig beendet werden. Aufsichten sind immer wahrzunehmen, usw...


    Man sollte nur sehr selten krank sein. Andernfalls schickt einen der Schulleiter zum Amtsarzt. Das endet dann mit einer Verlängerung der Probezeit um ein Jahr!


    Und wo kann man sparen?


    Ganz einfach: An der Qualität des Unterrichts. Die interessiert nämlich niemanden, solange sich weder Schüler noch Eltern beschweren. Für den Fall eines überraschenden Unterrichtsbesuches durch den Schulleiter hat man natürlich immer eine ordentlich vorbereitete Stunde in der Tasche.

    • Offizieller Beitrag

    Ich stelle da mal jetzt eine gewagte These auf, die meine Schüler aber vermutlich stark unterstützen würden: Mein Unterricht ist nicht schlecht, auch wenn ich ihn manchmal nicht vorbereite. Ich bin fachlich so gut, dass ich auch aus dem Stegreif einen Zeitungstext auf dem von Elftklässlern erwarteten Niveau analysieren kann. Und mein Chef war durch einen unglücklichen Zufall schon mal in einer improvisierten Stunde von mir- erst hat er mir nicht geglaubt, dass ich sie nicht geplant hatte (außer kurz vorher im Kopf) und dann fand er es super! Natürlich bereite ich auch Stunden vor, aber besonders in korrekturintensiven und stressigen Zeiten ist das schon eine Erleichterung, wenn man weiß, dass man die Stundenvorbereitung auch mal weniger intensiv ausfallen kann.

  • Hermine, du musst aber auch bedenken, dass du das sicherlich noch nicht vor 10 Jahren gemacht hast, als du angefangen hast zu unterrichten, sondern dass sich dieses Selbstbewusstsein erst mit der Zeit eingestellt hast. Du hast dich und deine Grenzen besser kennengelernt und vor allem hast du Vertrauen in deine Fähigkeiten aufbauen können. Das alles fehlt doch einem Anfänger! Deine Einstellung und dieses Selbstvertrauen entwickeln sich eben leider nicht über Nacht - auch nicht, wenn man das irgendwo im Internet so liest. Vielleicht gehört dieser Prozess der Überforderung auch als eine Art Katharsis dazu (hach. Der Katharsisbegriff. Mein Prof aus dem 4. Semester mag es mir verzeihen..) ? Wäre natürlich traurig, aber wenn ich mal in meinen Freundeskreis blicke, muss ich feststellen, dass es allen Studierten am Anfang des Berufs so ergeht (also auch den Nicht-Lehrern).

    • Offizieller Beitrag

    Mal noch eine kleine Frage wegen der Ängste um die Verbeamtung. Ist Deine Tochter zur Zeit auf Probe verbeamtet oder hat sie einen Angestelltenvertrag? In RLP (und ich gehe davon aus, dass das auch in anderen Bundesländern so ist) kann der Lehrer bei Antritt einer Planstelle und so wie Melosine schrieb zum 31.01. immer seine Stundenzahl festlegen. Das ist sein Recht und das darf keinen Einfluss auf die Lebenszeitverbeamtung haben. Bei Stellenantritt muss sogar gefragt werden, wie viele Stunden der Kollege möchte.


    Und das, was gesagt wurde, kann ich nur unterstützen: Austausch, auf fertige Materialien zurück greifen, mit dem Buch und Arbeitsheften arbeiten, ab und an mal eine tolle Stunde machen, sich Freizeit und schöne Momente gönnen und sehen, dass man nicht nur überlebt, sondern auch lebt. Kenne das aus den ersten 2 Jahren und bin seitdem ruhiger und entspannter geworden, auch wenn ich mich selbst manchmal daran erinnern muss, dass Schule nicht alles ist.

    • Offizieller Beitrag

    Immergut, da hast du sicher Recht. Aber vielleicht hilft es der Tochter von mycare ja auch ein bisschen, wenn sie liest, dass es mit der Zeit eben doch besser wird, weil man sich mehr Selbstbewusstsein erarbeiten kann und dann doch entspannter ist.
    Achja, was die Ängste um die Verbeamtung angeht: Ich habe einen sehr netten und loyalen SL, der mir vor meiner Lebenszeitverbeamtung folgendes gesagt hat: "Jetzt machen Sie sich mal nicht ins Hemd, ich kenne so gut wie keinen, der das nicht geschafft hat- da hätten Sie schon die Schulkasse plündern oder die Silberlöffel klauen müssen!"
    Was anderes ist das mit der Stundenreduzierung: Je nach Fächern muss man die gemeinsam mit dem SL durchfechten und wenn der nicht mag, dann schaut es eher düster aus.

  • Zum Reduzieren der Stunden:
    Meine Freundin hat nach dem Referendariat (Gymn. Bayern) zunächst etwas reduziert, dann ein Kind bekommen, nach der Elternzeit hat sie nur 9 Stunden unterrichtet und ist nach nicht vollen zwei Jahren des Unterrichtens, in der Elternzeit mit dem zweiten Kind, verbeamtet worden.


    Das Reduzieren wirkt sich also sicher nicht auf die Verbeamtung aus.


    Zum Arbeitsaufwand:
    Bei mir wurde im zweiten Jahr nach den Referendariat alles wesentlich entspannter. Vor allem ab dem Zeitpunkt, wo ich mich innerlich davon lösen konnte, jede Stunde perfekt vorzubereiten und mehr Selbstsicherheit gewonnen hatte. Auch ich kann bestätigen, dass gerade mal kaum vorbereitete Stunden besonders gut laufen, da man sich weniger verkrampft an seinen Plan hält, sondern eher auf die Schüler eingeht.

  • Stimme meiner Vorrednerin zu. Ich denke dass gerade Gym.-lehrer, die einen hohen Korrekturaufwand haben , sich irgendwann von der Idee, jede Stunde müsse perfekt laufen und vorbereitet sein, verabschieden müssen . Das kommt sicher auch mit zunehmender Sicherheit im Job. Das braucht Zeit. Wenn ich mir überlege, wie viel Zeit ich in allen möglichen schulischen Kram am Schreibtisch investiere.... Wie wenig davon letztendlich aber die Vorbereitung der Stunden selbst in Anspruch nimmt. Einerseits traurig, andererseits nach über 10 Jahren in dem Job, vollem Dep. Und zwei eigenen Kindern in Ordnung so. Anders würde ich das auch nicht schaffen. Und trotzdem sitze ich jeden Abend..... Aber seit ich so "entspannt" bin habe ich das Gefühl das alles packen zu können und trotzdem meinen Schülern ordentlichen Unterricht zu bieten.
    Ich hoffe, dass deine Tochter ganz schnell an diesen Punkt kommt !!!! :)
    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

    Einmal editiert, zuletzt von Panama ()

  • Im ersten Jahr ist es sicherlich stressig gewesen, wobei das immer darauf ankommt, wie sehr einen das alles stresst. Ich habe am Anfang so manches Mal auch mal eine ausgedehnet Gruppenarbeit angesetzt, bei der gar nicht so viel rüberkam, dafür hatte ich mal ein paar Stunden Luft. Inwzischen geht es mir wie Hermine. Ich habe die gesamte nächste Woche gestern innerhalb von 3 Stunden vorbereitet, insofern arbeitet man zwar am Anfang oft sehr viel und bereitet viel vor, aber inwzischen hat sich das alles relativiert. Man muss einfach den Anfang überstehen, dann wird es besser. Und man muss sich gerade am Anfang davon verabschieden, alles toll und richtig machen zu wollen.

  • Mal noch eine kleine Frage wegen der Ängste um die Verbeamtung. Ist Deine Tochter zur Zeit auf Probe verbeamtet oder hat sie einen Angestelltenvertrag? In RLP (und ich gehe davon aus, dass das auch in anderen Bundesländern so ist) kann der Lehrer bei Antritt einer Planstelle und so wie Melosine schrieb zum 31.01. immer seine Stundenzahl festlegen. Das ist sein Recht und das darf keinen Einfluss auf die Lebenszeitverbeamtung haben. Bei Stellenantritt muss sogar gefragt werden, wie viele Stunden der Kollege möchte.


    Und das, was gesagt wurde, kann ich nur unterstützen: Austausch, auf fertige Materialien zurück greifen, mit dem Buch und Arbeitsheften arbeiten, ab und an mal eine tolle Stunde machen, sich Freizeit und schöne Momente gönnen und sehen, dass man nicht nur überlebt, sondern auch lebt. Kenne das aus den ersten 2 Jahren und bin seitdem ruhiger und entspannter geworden, auch wenn ich mich selbst manchmal daran erinnern muss, dass Schule nicht alles ist.


    Also erst einmal allerherzlichsten Dank für die vielen, vielen gutgemeinten Ratschläge!!! Ich werde den Link einfach mal an meine Tochter weiterleiten, vielleicht meldet sie sich ja selbst hier an, denn ich denke es tut echt gut sich mit anderen Leidgenossen auszutauschen und man sieht vieles nicht mehr ganz so eng! :rose:


    Jetzt kurz noch die Antwortung auf Dalynas Frage: Ja sie ist Beamtin auf Probe und hat eine Planstelle. Die Probezeit endet also mit Ende des Schuljahres 2014 - in Bayern ist das Ende Juli/Anfang August! Sie sollte sich echt mal informieren, vielleicht ist es ja wirklich kein so großer Akt (und auch kein Zeichen von Schwäche bzw. Nichtbelastbarkeit) wenn man anfangs nicht die volle Stundenzahl gibt. Ich kann mich gerade daran erinnern, dass sie an einer anderen FOS ein weiteres Vorstellungsgespräch hatte und dass dort der Schulleiter sogar von sich aus meinte, sie solle doch lieber ein paar Stunden weniger unterrichten am Anfang und dass er immer darauf achtet, dass die jungen Lehrer möglichst viele Parallelklassen haben... leider bekam diese Schule dann doch nicht die vom Direktor angeforderte Stelle zugewiesen, sondern einen Lehrer mit einem dritten Unterrichtsfach. Aber dieser Schulleiter hatte wohl seine Erfahrungen mit schwierigen Fächerkombis bei Anfängern! ;)

    • Offizieller Beitrag

    Nicht, dass ich hier groß Werbung machen möchte ;), aber ich hatte ein superstressiges Referendariat in einer Schule, die ganz entsetzlich war. Das Kollegium hat sich gegenseitig gemobbt, der Schulleiter war vollkommen rückgratlos und die Schule war in einer Gegend, in der eine Villa neben der anderen stand und ich mir mit meinem Corsa nur noch schäbig vorkam- das ist manchmal schlimmer als die sozialen Brennpunkte, weil manche Schüler einfach gnadenlos arrogant waren. Und dann bin ich durch eine Empfehlung hier im Forum gelandet und die User hier haben mich schon manches Mal unterstützt und mich durch schwierige Situationen gebracht- gerade, wenn man an der eigenen Schule nicht viel Unterstützung erfährt, dann ist so ein Forum Gold wert. Also, sag deiner Tochter, sie ist hier herzlich willkommen!
    Liebe Grüße,
    Hermine

  • off topic, aber aus Interesse:


    Die Threadstellerin ist keine Lehrerin (zumindest habe ich das verstanden, eventuell habe ich aber auch etwas überlesen). In vielen anderen Postings werden Nichtlehrer sofort auf http://www.schulthemen.de hingewiesen und das Posting dicht gemacht.
    Warum hier nicht?


    Das ist nicht bös gemeint und nicht als Vorwurf, mich interessiert einfach, wer da nach welchen Maßstäben entscheidet.


    Herzliche Grüße
    strubbelsuse

  • Das hatte ich mich anfangs auch gefragt. Nachdem es in diesem Thread jedoch um sehr spezielle Probleme einer Lehrerin geht, die auch andere Lehrer am Beginn des Beruflebens betreffen, finde ich den Thread hier besser aufgehoben als in schulthemen.de


    Zum Verfahren der Deputatsreduzierung:
    In Baden-Württemberg muss der Antrag seit 2012 zwingend online über STEWI-onlinegestellt und spätestens am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien zusätzlich als Ausdruck der Schulleitung übergeben werden. Eventuell gilt das in Bayern analog.


    Zum Thema Überlastung im Lehrerberuf:
    Die Belastung lässt sich nur durch eine 'ausgewogene Unterrichtsvorbereitung' und gute Arbeitsorganisation ertragen. Keiner würde mit seinem Fahrzeug ständig im roten Drehzahlbereich fahren, weil jedem klar ist, dass dann der Motor verreckt.


    Zum Thema Hoffnung, dass es irgendwann besser wird - ein 'Kurzroman':

    Zitat

    Endlich sah er Licht am Ende des Tunnels! Lange hatte er darauf gewartet. - Leider war es der Intercity.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Das hatte ich mich anfangs auch gefragt. Nachdem es in diesem Thread jedoch um sehr spezielle Probleme einer Lehrerin geht, die auch andere Lehrer am Beginn des Beruflebens betreffen, finde ich den Thread hier besser aufgehoben als in schulthemen.de

    Sehe ich genauso und daher finde ich eine Ausnahme gerechtfertigt. Zumal ja der Account kein Fake ist sondern von mit offenen Karten gespielt wird.


    ZU der Frage (ich weiß grad nicht mehr, wer sie gestellt hatte) Was bringt es Mycares Tochter, dass das System scheiße ist?: Sie weiß, dass es nicht an in erster Linie an ihr liegt, sondern an den Umständen. Ich bin selbst noch Referendarin (zum Glück nur noch ein paar Monate :) ) und habe das Gefühl, dass einen im Referendariat ein Perfektionismus antrainiert wird, den man niemals im normalen Lehreralltag durchhalten kann. Einen "Vorführstunden" bereite ich mindestens ein Wochenende lang vor. Alle Stunden, die ich dazwischen eigenverantwortlich abhalte (12 Stunden wöchentlich in meinem Fall), führe ich mit einem furchtbar schlechten Gewissen durch, denn ich schaffe es neben den Unterrichtsbesuchen, den Seminaren (heißt bei uns Modul) und den 1000 Ausflügen und Lesewettbewerben, die ich organisiere (die Dienstbeurteilung zählt bei uns immerhin ein 1/4 der Endnote!!), nicht für jede Stunde 3 Differenzierungsbögen vorzubereiten, den perfekt geplanten witzigen und höchst motivierenden Einstieg zu konzipieren und manchmal - jetzt wird es richtig schlimm!! - erreiche ich mein Stundeziel nicht :tot: Nur nebenbei: Ich habe ca. eine 60-Stunden-Woche, aber was tut man nicht alles für 1000 € im Monat...
    Und richtig schön wird es dann, wenn eine Stunde mal wieder so richtig zerrissen wird von den Studienleitern - da hat sich dann doch der Arbeitsaufwand gelohnt :schreien:


    Ich tippe einfach mal, dass deine Tochter ein ähnliches Referendariat hatte. Das SElbstwertgefühl ist nach dem Referendariat also gen null (daran ändern wahrscheinlich nicht mal einigermaßen gute Noten etwas) - eine super Voraussetzung also für den Berufseinstieg. Aber ich weiß ja, ich muss die Stunden einfach nur ganz ganz viel und intensiv vorbereiten, dann wird es schon klappen. Denn dies habe ich im Referendariat gelernt: Die Schüler sind nur so gut wie ihr Lehrer. Andere Faktoren - Klassengröße. sozialer HIntergrund etc . - spielen quasi keine Rolle (das zeigt ja auch die Hattie-Studie). Sind die Schüler laut, habe ihre Hausaufgaben nicht gemacht, oder schreiben sie schlechte Arbeiten, KANN nur der Lehrer dran Schuld sein :weinen:


    Ich hoffe, die Ironie wurde deutlich ;) Mein Tipp: Ohne dass man alles, was man im Ref. gelernt hat, vergessen sollte, aber: Diesen Perfektionismus MUSS man hinter sich lassen. Lehrerin ist ein harter (aber auch schöner) Job. KEIN Lehrer macht perfekten Unterricht, wie er im Ref. als normaler Unterricht präsentiert wird. Und natürlich machen Anfänger Fehler, natürlich fällt es einem jungen Anfänger schwerer als einem erfahrenen Lehrer eine "schwierige" Klasse in Griff zu bekommen. Auch fachliche Fehler kommen vor.
    Das alles heißt ja nicht, das man nicht kritisch mit sich selbst sein sollte und keine Ansprüche an sich stellen sollte. Aber ich denke, deine Tochter sollte ihr Ansprüche an sich selbst deutlich herunterschrauben. Ich hoffe, mir gelingt das nach dem Referendariat...


    LG, Sofie


    PS: Dennoch schließe ich mich der Meinung der meisten anderen an, dass es sinnvoll wäre, die Stundenzahl zu reduzieren.

  • Vieles wurde schon gesagt, aber auf ein paar bayerische Besonderheiten möchte ich trotzdem noch eingehen: Ich tippe darauf, dass die
    Tochter ein ganz gutes Referendariat gemacht hat, sonst hätte sie bei der Fächerverbindung jetzt keine Stelle. Sie weiß, wie es geht, gute oder sehr gute
    Stunden vorzubereiten und zu halten, denn das hat sie im Referendariat bereits getan. Anders als im Referendariat hat sie jetzt aber eine Korrekturmenge, die
    sie derartig erschlägt, dass sie schlichtweg die Zeit nicht mehr hat, gute Stunden vorzubereiten. Sie weiß es - und geht deshalb mit einem schlechten
    Gefühl in jede Stunde und aus jeder Stunde wieder heraus. Da ihre Zeit, die sie nicht mit Unterricht verbringt, mit Korrekturen vollgestopft ist, schwingt über
    ihr das Damokles-Schwert „unangekündigter Schulleiterbesuch für die Beurteilung“ und sie befürchtet, die Probezeit nicht zu bestehen, wenn der Schulleiter auch merkt, dass sie keine perfekten Stunden hält.




    Das ist ein Teufelskreislauf, aus dem man so schnell nicht herauskommt. Und je mehr man in Panik verfällt, umso schlimmer werden die Arbeitsergebnisse.



    Ich stelle mal eine gewagte These auf: Leute, die durch das Referendariat an permanente Kritik gewöhnt sind, tun sich später leichter mit
    den Anforderungen einer vollen Stelle. Sie haben gelernt, dass man es schaffen kann, obwohl man nicht ständig perfekte Ergebnisse abliefert. Leute, die aber
    im Referendariat überwiegend Lobesreden vom Seminarlehrer zu hören bekommen haben, sehen die eigenen Defizite und folgern aus diesen, dass es knapp werden könnte, die Anforderungen der Probezeit zu erfüllen, wenn der Schulleiter mitbekommt, was man da abliefert. Außerdem - und dies ist ebenfalls eine
    bekannte Tatsache an bayerischen Schulen - sucht der Schulleiter ja immer nach einem Grund, keine allzu guten Noten vergeben zu müssen, da er für seine Funktionsstelleninhaber mit guten Noten eine Ausgleichsmasse benötigt, die den Schnitt wieder herunterzieht. Aber Achtung: Dies gilt nicht für die Probezeitbeurteilung,
    sondern für die Regelbeurteilung alle 4 Jahre. Bei der Probezeitbeurteilung geht es nicht um Noten, sondern nur um das Bestehen, evtl. auch um das
    vorzeitige Bestehen, wenn der Notenschnitt der Einstellung in den Staatsdienst besonders gut war.



    Was kann ich der Tochter raten:



    1. Ein, zwei Jahre Deputat reduzieren.


    2. Versetzungsantrag stellen, ein miesepetriges Kollegium kostet zusätzlich Kraft, die man nicht hat.


    3. Reihen planen, nicht mehr Einzelstunden planen.


    4. Korrekturen reduzieren, wo es nur geht:


    - Bei Schulaufgaben/Klausuren nur die Mindestzeit schreiben lassen. Je länger geschrieben wird, desto größer ist die Korrekturmenge.


    - Bei Übungen nicht mehr auf die verpflichtende Abgabe bestehen. Nur Teilausformulierungen (ein Argument, nur die Sprachanalyse, etc.) einsammeln.
    Vorher im Unterricht als Schreibkonferenz überarbeiten lassen, reduziert auch Arbeit. Verbalkommentare zu Übungen
    standardisieren mit Bemerkungsbögen, auf denen dann der jeweils zutreffende Satz zu Inhalt/Sprache/Stil angekreuzt wird.
    - Bei beiden: Nicht mehr alles positiv korrigieren, sondern nur noch markieren und am Rand vermerken. Nicht hineinkorrigieren, was der Schüler gemeint haben könnte, wenn Sätze nicht eindeutig verständlich sind. Das kostet extrem viel Zeit. Unterstreichen und „Sinn?“ am Rand reicht auch. Auf keinen Fall mehr Zeit damit
    verplempern, dass Dinge, die schon am Rand geschrieben wurden, nochmal einzeln unter die Arbeit geschrieben werden usw. Spielräume dort ausnutzen, wo sie (noch)
    vorhanden sind.


    Nicht zu vergessen: ganz wichtig ist, dass man sich vor der Korrektur schon selbst darüber im Klaren ist, was da inhaltlich stehen soll (Erwartungshorizont).



    Ich wünsche ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen! Ich kann sehr, sehr gut nachfühlen, wie es deiner Tochter geht, mycare!



    Noch eine Bemerkung zu Frage, warum wir uns das gefallen lassen und nicht an die Öffentlichkeit gehen: Jeder Hinweis auf diese
    Arbeitsumstände von Lehrerseite wird in der Öffentlichkeit als das übliche Lehrergejammer abgetan. Man gewöhnt sich mit der Zeit daran, dass man diesbezüglich keinerlei Unterstützung zu erwarten hat und hält lieber den Mund, bevor man erklärt bekommt, dass das mit der Überlastung bei dem Halbtagsjob nicht sein
    kann und wenn doch, dass dann nur eine unzureichende Arbeitsorganisation dahintersteckt. Als Deutschlehrer weiß man, dass dem nicht so ist, es tut aber
    trotzdem weh. Besonders dann, wenn Freunde einem den Rücken kehren, weil man keine Zeit mehr für sie hat und sie es persönlich nehmen. Schließlich ist doch
    allgemein bekannt, dass Lehrer so viel Freizeit haben...

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