Hallo!
Ich hoffe Ihr verzeiht mir, dass ich mich als Mutter einer Junglehrerin angemeldet habe, aber ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen! Ich erhoffe mir ein paar Ratschläge, die ich an sie weiterleiten kann und dann verschwinde ich auch postwendend wieder aus diesem Forum!
Meine Tochter (27 J.) hat ihre 1. feste Anstellung und ich mach mir echt Sorgen um sie. Sie ist erst seit September an einer FOS/BOS im Dienst (studierte aber auf Gymnasiallehrerin) und ich denke sie steht jetzt schon kurz vor einem Zusammenbruch. Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, hat einige Kilo abgenommen und ist nur noch am heulen. Sie will alles perfekt machen und ist sich anscheinend selbst ihr größter Feind/Kritiker. Sie hat halt eine sehr arbeitsintensive Fächerkombination (Deutsch/Englisch) und hat nicht einmal an den Wochenenden frei, da immer irgendetwas korrigiert werden muss. Am Samstag hat man ihr (als Neuling) noch einen 4-stündigen Vorbereitungskurs aufgebürdet. Sicher hat sie dafür montags frei, aber FREI ist hierfür auch nicht das richtige Wort, da sie für dienstags 8 Unterrichtsstunden vorbereiten muss bzw. durch den langen Dienstag gleich noch den Mittwoch vorbereitet! Dann muss sie natürlich auch noch die Samstagsstunden vorbereiten bzw. 50 Deutschaufsätze aus diesem Kurs "zusätzlich" korrigieren! Sie hat sechs verschiedene Klassen (keine Parallelklassen) und als Anfänger gleich zwei Abiturklassen. Sie kommt nach dem Unterricht nach Hause, hat nicht mal Zeit sich was Gescheites zum Essen zu machen und sitzt jeden Tag bis mind. 21.00 Uhr am Schreibtisch. Sie sagt jetzt schon: Mein Leben ist vorbei...
Ich habe hier schon einiges an Tipps gelesen, aber was mir einfach nicht eingehen will (ich arbeite selbst seit meinem 16. Lebensjahr): Jeder Arbeitgeber muss sich an die Gesetze des Arbeitsschutzes halten. Er ist verpflichtet seinen Arbeitnehmern eine 1-stündige Mittagspause zu gewähren und Überstunden (die über die gesetzliche Wochenarbeitszeit von 40 Std. hinausgehen) dürfen nur "vorübergehend" angeordnet werden und nicht die Regel sein. Diese Gesetze treffen aber anscheinend alle nicht für den Arbeitgeber Staat zu!!! Meine Tochter bringt es auf einen Wochen-Arbeitszeit von mind. 60 Std.! Das kann doch nicht wahr sein? Im Kultusministerium hat - denke ich - NIEMAND auch nur einen blassen Schimmer davon, wie überlastet ihre Lehrer sind! (Warum darf überhaupt jemand zum Kultusminister ernannt werden, der NIE in diesem Beruf tätig war? In Bayern war der Kultusminister vorher bei der Eisenbahn und später beim Bayerischen Rundfunk tätig ). Man kann sich ja - wenn man noch nicht verbeamtet ist wie meine Tochter - noch nicht einmal Rat bei einem Psychologen zur Stressbewältigung holen, da dies die Verbeamtung gefährdet. Mann kann anscheinend - so habe ich den Eindruck - generell niemals vor niemandem, weder Kollegen noch Direktor - zugeben, dass man überlastet ist! Man darf alles in sich hineinfressen und ja keine Schwäche zeigen.
Man fühlt sich als Mutter so hilflos, ich weiß nicht wie ich ihr helfen kann. Ist sie ungeeignet für diesen Job? Soll sie ihre fast 9-jährige Ausbildung in die Tonne kloppen und nochmals ganz von vorne anfangen? Ihren Freund sieht sie nur am Wochenende und nicht einmal da hat sie Zeit für ihn, das macht sie ganz fertig. Wann merkt man, dass es besser ist aufzugeben? Welche Alternativen hätte sie? Wahrscheinlich keine....ich bin echt verzweifelt, mir tut sie so leid....
Danke schon Mal für die Antworten!
mycare2012