Hallo zusammen,
habe mich mittlerweile ausführlich im Forum umgesehen und bin sehr gespannt auf Eure Meinungen zu meinem "Fall".
Ich bin 26 Jahre alt und habe direkt nach dem Abi damit begonnen, Deutsche Sprache und Literatur ("Germanistik") auf Bachelor zu studieren, NICHT auf Lehramt wohlgemerkt. Ziel war, im Journalismus oder in der Wirtschaft (PR/Öffentlichkeitsarbeit) zu arbeiten. Habe das Studium dann auch in sechs Semestern durchgezogen, danach den Master angeschlossen. Diesen werde ich im laufenden Semester abschließen.
Nun habe ich nach wirklich zahlreichen Praktika in Unternehmen allerdings festgestellt, dass mir dort komplett die Identifikation mit dem Job und der Spaß fehlen. Man "arbeitet" kaum noch selber, scheucht die ganze Zeit nur Dienstleister durch die Gegend, es ist einfach unbefriedigend und die Job-Aussichten sind auch schlecht. In Workshops für Lehramts-Studenten an der Uni habe ich dagegen festgestellt, dass mir die Rolle als Lehrer durchaus Spaß macht. Als Schulform würde ich Gymnasium/Gesamtschule, also Sek.II bevorzugen. Absolviere im Juni auch ein Praktikum an einem Gymnasium, um mal zu schauen, ob ich wirklich "bestehen" kann.
Nun bieten mir die neuen Master of Education-Studiengänge (so weit ich das bisher überblicke) ja durchaus die Möglichkeit, mit meinem abgeschlossenen Fach-Master "zuzusteigen" und die pädagogische Ausbildung recht schnell nachzuholen. Während des Bachelors hatte ich als Nebenfach Geschichte, dort werde ich also auch nicht bei Null starten. Nachdem ich mir die Prognose des Schulministeriums zu Gemüte geführt habe, stellt sich bloß die Frage: Macht es Sinn, mit 26 Jahren und 12 Semestern noch einmal diesen Aufwand zu betreiben, wenn die Einstellungsperspektiven (gerade mit der Kombination Deutsch/Geschichte) derart mies sind? Stehe ich dann nach weiteren drei Jahren, die mich das Studium sicher noch kosten wird, dann nicht wieder da, finde keinen Job und habe im Vergleich zu meiner aktuellen Situation einfach nur drei weitere Jahre verschenkt? Hilft es mir vielleicht aus der Misere, wenn ich mein Nebenfach "pragmatisch" auswähle und auf Geschichte verzichte, um meine Job-Perspektiven zu erhöhen? Auch wenn ich, nicht zuletzt hier im Forum, mehrheitlich auf die Meinung gestoßen bin, dass man das studieren soll, was man später auch wirklich gerne unterrichten möchte und woran man Spaß hat. Auch ein Bundesland-Wechsel käme für mich durchaus in Frage, vielleicht sind die Einstellungsprognosen ja nicht überall so schlecht wie in NRW? Die Studie des Ministeriums zeichnet da wirklich ein sehr düsteres Bild. Nach dieser Studie können sich die Leute, die im Moment in den Lehramtsstudiengängen an den Unis sitzen und keine naturwissenschaftlichen Fächer studieren, um die paar Stellen, die es gibt, die Köpfe einhauen. In den letzten Jahren wurden demnach sehr viele junge Lehrer an Gymnasien eingestellt, wodurch der Bedarf ab diesem Jahr für längere Zeit gedeckt ist. Über andere Schulformen wird, gerade von Frauen, kaum nachgedacht - wenn in einem Seminar das Wort "Hauptschule" fällt, entgleisen da allen kollektiv die Gesichtszüge. Und ich stelle auch durchaus fest, dass diese düsteren Prognosen mehr und mehr zu einer Verbissenheit bei vielen Studenten sorgen - um die Noten wird gekämpft wie wild und es herrscht die Einstellung "Wenn ich Deutsch/Geschichte mit einer 3 abschließe, kann ich es auch direkt sein lassen.".
Viele Fragen. Ich habe halt mit 26 denke ich durchaus noch einmal die Möglichkeit, einen Richtungswechsel vorzunehmen - aber diesmal sollte der Schuss eben auch sitzen. Über Einschätzungen von Eurer Seite würde ich mich freuen.
Beste Grüße