Ich sammle bzw. suche derzeit Argumente, die dafür und dagegen sprechen, dass 'einsprachige' Eltern ihr Kind in einen zweisprachigen Kindergarten schicken. Fraglich ist ja z.B., ob die 'Immersion' ausreichend ist, um einen wirklichen Effekt zu haben etc. Was spricht eurer Meinung bzw. eures Wissens nach dafür und dagegen?
Wie sind die Erfahrungen mit dem Englischbeginn in Klasse 1?
Argumente für und gegen bilinguale Kindergärten und Englischbeginn in Klasse 1
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Hallo!
+ Andere Sprache, andere Kultur
+ hilft vielleicht (?) beim Spracherwerb, beim Wortschatz und Grammatik
+ soziales Milieu (da oft Gebühren höher)- Immersion nicht ausreichend
- soziales Milieu ziemlich geschlossen.Da wo ich wohne, gibt es solche Angebote nicht, so dass die Frage sich mehr oder weniger erübrigt. Wenn ich aber darüber nachdenke, weiß ich, dass ich davor doch wohl mehr darüber nachgedacht habe, als ich es zugegeben hätte, da ich es jetzt "vermisse" (Kinder sind nicht mal in Planung.)
Ich bin selbst keine Deutsch-Muttersprachlerin und es böten sich also 2 (bzw. 3) Möglichkeiten für mich an:
- Angebote in meiner Muttersprache. Das würde ich aber nicht als Vollzeitangebot nutzen wollen, sondern als Kinderspielgruppe, wo man gezielt mit anderen Kindern und MuttersprachlerInnen die Sprache der Mama spricht.
- Angebote in einer anderen Sprache. Ich bin sprachaffin und bin der Meinung, dass man "nicht genug" Sprachen sprechen kann. Englisch war nie wirklich meins und wenn es keinen KiGa direkt vor der Tür gibt, der auf Englisch ist, würde ich nicht unbedingt drüber nachdenken (naja, Papa darf vielleicht mitentscheiden). Ich bin eher der Meinung "eine einfache Sprache wie Englisch lässt sich von einem durchschnittlich intelligenten, durchschnittlich bis gut geförderten Kind einfach lernen". Da lieber davor Türkisch oder Russisch oder so lernen. (ich verfolge übrigens die selbe Meinung, was den schulischen Spracherwerb am Gymnasium angeht.)
- deutschsprachigIch glaube, das Ganze hängt von den Zielen (und vom Kind...) ab. und natürlich vom Angebot. Wenn 20 deutschsprachige Kinder angeblich auf Englisch den Kita-Tag verbringen, bringt es nichts. Ein paar englische Lieder mit meinem Kinder hören und singen, kann ich auch alleine.
Wenn 10 deutschsprachige und 10 türkischsprachige Kinder jeden Tag in beiden Sprachen gefördert werden, ist es was anderes.Chili
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Bei uns an der Schule gibt es in einer Klasse eine Hortbetreuerin, die aus den USA kommt und ausschließlich Englisch mit den Schülern spricht. Die Kinder dürfen natürlich Deutsch antworten. Zu Beginn war es für die Kinder seltsam, mittlerweile antworten die meisten auf Englisch. Diese Kinder haben ein viel natürlicheres Verhältnis zur Sprache als die anderen. So läuft es seit September auch im Kindergarten. Ich halte das für sehr sinnvoll, da kein Zwang vorhanden ist.
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Die Entscheidung hängt ganz maßgeblich vom Kind ab. Wenn das Kind bis jetzt in seiner Muttersprache (also vermutlich deutsch) unsicher ist- Finger weg!
Die Nachbarn meiner Eltern sind ein schwedisch-französisches Ehepaar. Jeder redet in seiner Muttersprache mit den beiden Töchtern- in der Schule sprechen sie Englisch, Französisch und Deutsch.
Die ältere Tochter genießt die Mehrsprachigkeit und kommt gut mit. Die jüngere ist total verwirrt, verdreht und verwechselt Wörter und ist schlichtweg überfordert.
Aus Sicht einer Gymnasiallehrerin, aber natürlich anderes Bundesland und andere Umgebung mit anderen Grundschulen:
Seit Englisch in der Grundschule gelehrt wird, sind die Deutschleistungen unserer Fünftklässler insgesamt deutlich schlechter geworden.
Liebe Grüße,
Hermine -
Ich brauche es nicht für ein real existierendes Kind, sondern für den Unterricht Wir haben über kindlichen Spracherwerb und Mehrsprachigkeit gesprochen und ich will mit den Schülern ausleuchten, was für und was gegen solche Kindergärten usw. spricht und bin jetzt an euren Erlebnissen bzw. Eindrücken interessiert. Ich will mit den Schülern auch besprechen, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, damit das sinnvoll ist.
Danke für eure Ausführungen! -
Äh, jetzt weiß ich nicht, ob du´s gebrauchen kannst, ich schreib´s trotzdem:
Meine Mutter hat als Kind lange Zeit in Kanada gelebt. Sie hat es sich "verkniffen", mit meiner Schwester und mir damals englisch zu reden, weil sie zu dem Zeitpunkt jahrelang (halt bis zum Kindergarten) im Prinzip unsere einzige Bezugsperson war (Vater selbständig und oft erst zum Abendessen zuhause). Ihre Befürchtung (selbst Fremdsprachenkorrespondentin, aber nicht pädagogisch "belastet" wie unsereins hier) war, dass wir mit Deutsch Schwierigkeiten bekommen könnten.
Dafür darf sie sich jetzt bei meinen Kindern austoben. Sie sehen sie (weil ein Haus weiter) beinahe täglich, haben dort englische Bücher, gucken mit ihr die Oktonauten auf englisch und sie unterhält sich mit ihnen so. Für sie ist es vollkommen natürlich, bei Oma auch mal auf englisch zu antworten (meist aber deutsch). Ab und an verlangt die Große dann auch bei uns nach Applejuice, passiert aber selten.
In einen extra Kindergarten würde ich sie nicht stecken wollen, liegt aber daran, dass wir hier op´n Dörp sind und alle Kinder, die hier wohnen und später zusammen auch in die Schule kommen, im gleichen KiGa sind. Da würde ich sie nicht rausrupfen wollen. Davon ab, dass es sowas glaube ich erst in der nächsten großen Stadt (20km in die "falsche" Richtung) gibt. -
prüfungsbedingt genau mein Thema. Und genau hier liegt das Problem, ich hab keine Zeit, mich richtig auszulassen. Daher nur kurz:
- - Frage, ob Immersion "ausreicht" - ähm...Immersion ist die umfangreichste Konfrontation mit der neuen Sprache. Also JA? (Natürlich gibt es Abstufungen der Immersion, aber grundsätzlich ist sie DAS Mittel). Man muss ja nicht nur die Fähigkeiten in der L2 schulen, die L1 wird doch auch noch weiterhin gelernt. Hab ich also eine intensive Beschäftigung mit der L2, ist es vollkommen in Ordnung, zuhause die L1 zu "praktizieren". Ich will ja das Kind nicht monolingual auf die L2 "umpolen", sondern eben mit 2 Sprachen in Kontakt bringen. Will das Kind zuhause auch mal in der L2 antworten oder damit spielen - in Ordnung. Auf keinen Fall aber sollte man das Kind vorführen "oh, zeig mal was du gelernt hast" "zeig mal, was du schon kannst". Es soll ja eben alles spielerisch sein und nicht mit Zwang. Merke auch: das Kind KANN im KiGa L2 sprechen, MUSS es aber nicht.
- - Bili KiGa ist nur sinnvoll, wenn eine Kooperation mit Grundschule und am besten sogar noch mit weiterführenden Schulen gelingt. Der Effekt des KiGa verpufft fast, wird die L2 nicht ein bisschen intensiver auch in der Schule weitergeführt
- - es müssen nicht alle Kinder in der GS-Klasse dann auch schon im Bili KiGa gewesen sein - es zeigt sich, dass die Kinder, die keine Vorerfahrungen haben im Verlauf der Grundschule auf dem gleichen Niveau stehen, wie die Kinder, die Vorerfahrungen hatten. Die Nicht-Vorerfahrung wirkt sich also als Motivation aus.
- - man braucht im KiGa natürlich Sprachvorbilder. Also muttersprachliche Erzieher, die jeweils ihre Muttersprache mit den Kindern reden
- - Verhältnis der Kinder maximal...ich muss raten, aber ich meine, es war so 60:40. Muss ich nochmal gucken
- - es zeigt sich: die muttersprachlichen Kinder der Fremdsprache (z.B. Türkisch) können am Ende der KiGa-Zeit besser Deutsch als deutsche Kinder Türkisch können. Das liegt wohl vor allem an der Umgebungssprache. Die Kinder bekommen mit, dass in ihrer Stadt hauptsächlich die L2 gesprochen wird und nicht ihre L1 und haben ein Bedürfnis, sich "anzupassen"
Wie gesagt, du findest ganz viel Literatur dazu. Auch im Internet.
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